
"Wie ich einmal einen Waschsalon-Besitzer dazu brachte, sich mehrfach zu bekreuzigen und augenrollend gen Himmel zu starren" oder "Kleine Gebrauchsanweisung für die Vaskeri in der Thorvald Meyers gate":
- der Laden könnte auch in einer Liste der Osloer Museen auftauchen. Denn die Maschinen haben allerspätestens in den frühen 60-er Jahren die Fabrik verlassen. Sinnigerweise trägt der Boss ganztägig einen blauen Monteurs-Anzug! Allerdings: die Geräte sind entsprechend top gewartet und funktionieren tadellos. Nur: Schleudern ist nicht. Dazu gibt es eigene, noch altertümlichere Geräte, die ich (Jahrgang 1965) nur noch vom Hörensagen kannte. Also erst mal rein mit dem schweren Jeanskram und Klappe zu. Dann die filmreife Bekreuzigungs-Szene - denn die lieblos und unsymmetrisch verstauten Klamotten brachten die Maschine völlig aus dem Rhythmus. Um ein Haar hätte ich naiver Tor ihm die Maschine abgeschossen, erklärte mir ein sichtlich erleichterter Chef Minuten später. Als es dann doch noch mal gut gegangen war.
Darum, Wanderer kommst Du nach Grünerløkka, berücksichtige unbedingt: Stets die nasse Wäsche andächtig und mit viel Fingerspitzengefühl entlang der Schleudertrommel-Wände drapieren! Jede Abweichung davon kann Schadensersatz-Ansprüche in ungeahnter Höhe nach sich ziehen.
Unterm Strich ist der Laden aber für jeden bedürftigen Oslo-Touristen einen Abstecher wert, der Chef blieb trotz meiner Eskapade hilfsbreit. Waschen kostet 35 NOK, Trocknen 20 NOK. Und die Wartezeit kann man mit einer der zahlreichen daumendicken Yellow Press-Zeitschriften überbrücken. Farbfotos vom einheimischen Hochadel satt.