von Isa.I. » Mi, 24. Mär 2010, 20:04
@ Steff
Hab nochmal in meinem Reisebericht nachgestöbert.
Aaaalso. Das schiff ging um 8.45 ab Sörvogen durch den Moskenstraumen nach Vaeröy und kommt eineinhalb Stunden später, also 10.15 Uhr an, kostet pro Person 63 NOK, die Räder offenbar nichts.
Ich kopier mal den Originaltext aus meinen Aufzeichnungen rein:
Um 10.15 Uhr kommen wir an in Veröy – ja, was ist das – wo sind wir gelandet. Ist das Schiff etwa in die verkehrte Richtung gefahren, sind wir in einem russischen Gefangenenlager gelandet – oder sind wir tatsächlich immer noch in einem der reichsten Länder der Erde? Fragen über Fragen.
Wir fahren sämtliche Straßen in Veröy-Stadt ab, ständig halten wir an, Andreas' Kamera klickt und klickt unaufhörlich. So marode Motive, soviel Verfall, soviel Schmutz, soviel Unordnung. Für mich als Mezzogiorno-Erprobte generell ja kein „Problem“, aber das hätte ich niemals in dem so reichen zivilisierten Norwegen vermutet, wo ja alles angeblich immer so schön ist und so anheimelnd und so bunt und so lieb und so toll.
Wieder diskutieren wir dies und das, wie schon so oft. Süden und Norden, wo liegen die Unterschiede? Soooooo viele Unterschiede gibt es auf den ersten Blick wohl gar nicht. Überall wie erwähnt Unrat, Bausünden, Löcher in den Straßen, Verfall, Rost, aufgegebene aber nicht abgerissene Bauten. Die Mentalitäten scheinen stellenweise doch identlisch zu sein. Kein Wunder vielleicht, dass man so viele Italienische Wohnmobile hier sieht? Nein, das führt zu weit …
Als wir all das grausliche Zeug abgeklappert haben und alles abgelichtet war, strampeln wir in Richtung Nordland, der Ortschaft an der nordwestlichen Ecke der Insel. Vorher kommen wir noch zunächst an einem (schlechten) Coop vorbei und kaufen etwas (schlechtes) Brot und Käse ein, für die Vesper unterwegs. Schade, denn nur wenige hundert Meter später gibt es noch einen SPAR-Laden, der wie immer wohl besser sortiert ist, und vielleicht auch etwas besseres Brot hätte …Eine größere Enttäuschung ersparen wir uns, man möchte aber raten, eher diesen Laden zur Deckung des Proviantes für den Tag aufzusuchen, man kommt zwangsläufig daran vorbei, wenn man die Kirche sucht – und findet, die auch an der Straße in Richtung Nordland liegt.
Die Straße überwindet einen kleinen Pass – und als wir um die Ecke biegen – halten wir schnell mal wieder den Atem an – es offenbaren sich zwei Büchtchen, die von karibischer Schönheit sind und unser erstes Ziel für eine Rast sein werden.
Heiß ist es und wir liegen auf der Picknickdecke in der Sonne auf dem feuchten Sand, der während der Flut-Zeiten „Meer“ ist, verzehren ein wenig Proviant und geniessen die Wärme. Nur zum Rumlümmeln sind wir aber nicht übers Meer gefahren und so besteigen wir wieder unsere Radln und treten weiter nach Nordland, machen hier und da ein Bild, wieder Verfall, aber diesmal nicht in SO grossem Ausmaß. Klar, wenn ich hier wohnen müsste, würde mich auch der Inselkoller packen. Und mit dem Niedergang der ganzen Fischereigeschischte, um die sich auf den gesamten Lofoten ja alles, aber wirklich auch alles dreht, sind auch die besseren Zeiten zu Ende gegangen.
Am neuen Flugplatz waren wir ja schon, als wir das alte Hafenzeugs in Veröy-Stadt besichtigt hatten, jetzt kommen wir zum alten Flugplatz, der ein Campingplatz sein soll. Alles mit großen Steinen verbarrikadiert, man kann von aussen nicht hineinsehen. Gegenüber ein toller Strand mit einer noch tolleren Szenerie. Heissa, hier mit dem Wohnmobil bei gutem Wetter ein, zwei Tage zu stehen, das wäre was!! Wenn wir vom Berg runterkommen, werden wir hier baden!!
Pah – und dann schließt sich noch ein tollerer Strand an – bei Mitternachtssonne hat man wohl volle Sicht auf diese – hinaus ins Nordmeer, im Hintergrund die Lofotwand, vor der malerisch die kleinere Insel Mosken aufragt, dazwischen wie Steine so große Inseln, über allem Sonne, türkises Wasser. Das Herz geht einem auf. Links neben uns ragen die Berge auf, um diese herum müssen wir zum Vogelberg. Also Fahrräder abgestellt, die mitgebrachten Wanderschuhe angezogen und los geht’s.
Schier kann man sich nicht sattsehen, und doch – da draussen über dem Meer tut sich was. Hatte so sich seinerzeit der Tsunami in SO-Asien angekündigt – war das auch so eine drohende Wand, die langsam näher kam??
Wir gehen weiter auf dem schmalen Steig immer am Hang entlang. Wir sind schon gleich bei den Felsen, auf denen die NATO-Überwachungsstation steht, als die Wand bedrohlich zu werden scheint und haben doch noch 2 Std. Wanderung bis zum Vogelberg alleine hin vor uns. Das ganze dann zurück und auch mit dem Rad noch zurück bis in den Hauptort und den Hafen, das Schiff geht um 22.45 Uhr zurück, von da her keine Hast.
Es ist die beste Entscheidung, die Tour abzubrechen und umzudrehen. Als wir unten an unserem Strand ankommen, herrscht bereits Nebelsuppe mit nicht mal mehr 50 m Sicht. Vögel hätten wir da auch keine mehr gesehen – und einen Weg schon dreimal nicht. So haben wir wenigstens unser Leben in keinster Weise gefährdet und uns auf sichereres Terrain zurück begeben. Schade, dass es aus dem Bad nichts mehr wird.
Im Reiseführer steht, dass es auf dem Camping ein Pub gibt, da wollen wir wenigstens einkehren, bevor wir zum Hafen zurückradeln. Na bravo, auf dem vermeintlichen Camping sieht es ja vielleicht aus – das ist kein Campingplatz mehr, das ist eine Ansammlung von Gerümpel, alles wild verstreut und keine Menschenseele auszumachen. Ein paar Karnickel hoppeln herum, ein Hund liegt da vor einem Gitter-Käfig und schaut uns mit grossen Augen an, als wir unsere Räder vorbeischieben. Privatgelände, das wir sofort wieder verlassen.
Ein Gebäude des aufgelassenen Campingplatzes entpuppt sich später noch als kleine aber sehr feine Schokoladenfabrik, die wohl auch einen Besuch lohnt (ich persönlich mach mir nichts aus Schokolade, aber wir haben Leute getroffen, die voll des Lobes waren)