von Heuki » Mo, 14. Nov 2005, 22:44
Moin,
da ich hier fast nur lese und inhaltlich ansonsten mangels Wissen leider nicht viel beitragen kann, ein kurzer Bericht von unserem etwas "dekadenten" Ausflug.
Oktober 2005
Schwertwale wollten wir uns immer schon mal anschauen...
Urlaubsmöglichkeiten überprüft, 01.11. bis 06.11.05!
Start in Hamburg-Fuhlsbüttel, über Oslo nach Bodö.
Weiter mit der Hurtigrute nach Svolvaer, sehr familiäre Atmosphäre zu dieser Zeit an Bord. Ankunft bei unserem Freund Arnstein in Kabelvag.
Mittwoch, 02.11.05
Dunkler Himmel, Wind in Böen von Südwest - wir bleiben "zu Haus".
Waltouren, auch oder insbesondere unter fotografischen Aspekten, sind bei solchen Wetter- / Lichtbedingungen eher aufreibend.
Nun-ja, genug Leselektüre hatten wir im Koffer.
Donnerstag, 03.11.05
Wetter besser, könnte aber windstiller sein.
Da sich die hiesigen Wetterfrösche nicht ganz einig mit ihren Prognosen waren, haben wir für einen Ausflug in den Vestfjord entschieden.
Rüber nach Svolvaer, Treffpunkt im "Baccalo" (?) neben der Touristinfo.
Eine schottische "Mitarbeiterin" des Veranstalters, wies in rund 30 Minuten alle Teilnehmer in das Thema Schwartwale ein.
Raus ging es mit der "M/S Orca", vorbei an Skrova Fyr in Richtung Festland. Auf halber Wegstrecke einen ersten Kontakt gehabt. Ein Bulle hatte sich in einem Fischernetz verfangen und trieb an der Oberfläche. Dem Blaß nach entnehmend noch relativ "munter", leichte Verletzungen an der Rückenseite erkennbar gewesen. Da wir natürlich nichts machen konnten fuhren wir weiter. Unser Guide hat die Basis informiert, diese sind dann mit Zodiacs rausgefahren und wollen den Wal aus seiner mißlichen Lage befreit haben. Ob dies nun stimmt...
Das Wetter spielte nicht so ganz mit, während über den Inseln die Sonne schien, verfolgte uns ein Wolkenwirbel recht hartnäckig.
Zweiter Kontakt mit den Gesuchten in der Höhe von Tranöy Fyr, danach weiter in Richtung Tysfjord. Mehr oder minder auf der Höhe des Tysfjordes waren mehrer Schwertwale zu sehen.
Dort auch erst Kontakt mit der Zodiac-Gruppe aus dem Tysfjord.
Während unser Captain irgendwie den richtigen Riecher zu haben schien:
Kurz mal in eine Richtung fahren und warten bis die Wale auf uns zu schwimmen (übrigens ein vorbildliches Verhalten) haben die Zodiacs eher eine "Treibjagd" veranstaltet. Mit dem Ergebnis, daß die Wale im Regelfall das Weite suchten.
Nachdem wir bereits in den letzten Jahren an verschiedenen anderen Plätzen "Whaltewatching-Touren" gemacht haben, ist mir solch ein aufdringliches Verhalten noch nicht vorgekommen. Zumal überhaupt die Koordination der einzelnen Beobachtungsboote eher als etwas chaotisch zu beschreiben war. Dies haben nicht nur wir unserem Guide zu verstehen gegeben. Vielleicht sollte man sich mal in Andenes ein paar Tips holen?
Unser Boot zog sich alsbald aus der Meute zurück und fuhr in südlicher Richtung zwecks "ungestörter" Beobachtung. Das Wetter/Licht wurde im besser...
Abends noch sehr farbenfrohes Polarlicht gesehen - also doch nicht vergeblich das 24er eingepackt.
Freitag, 04.11.05
Stürmischer Südwestwind und Dauerregen...
Ein Tag, an dem man mal ein Buch mit 600 Seiten in aller Ruhe lesen kann.
Samstag, 05.11.05
Wecken 06:00 Uhr, Himmel sternenklar, kaum Wind - neuer Versuch.
"Erster" Schnee auf den Bergspitzen, super Licht - Lofotenlike!
Wieder mit "M/S Orca" raus - ein spritziges und geschmeidiges kleines Schiff mit relativ tiefen Aussichtpunkt für die Besucher - wie gemacht für "Whale-Watching".
Diesmal Ausfahrt in Richtung Raftsund und dann quer rüber.
Nach gut 60 Minuten erster Kontakt - ruhige See, bestes Licht.
Captain schaltet bei Sichtung Maschinen ab, die Wale kommen zu uns, der Blas ist wunderbar zu hören, Reichweite zu den Walen von 5-20 Metern.
Dann wieder weiter hoch in den Vestfjord, erneutes Zusammentreffen mit den anderen Booten. Siehe da, klappt alles viel besser.
Am Abend zuvor soll es ein "Meeting" bezüglich gewisser Probleme gegeben haben...
Sonne meist im Rücken, paßt ganz gut.
Nach kurzer Absprache mit dem Captain - der weiß was Fotografen wünschen - dreht es das Boot gegen das Licht:
Dunkles Festland im Hintergrund, tiefstehende Sonne, auftauchende Wale, Blas im Gegenlicht, jepp das alleine was das Geld wert!
Den am Vortag gesehen Finnwal konnten "wir" leider nicht aufspüren.
Wieder zurück bei bestem Winterlicht.
Am Abend wieder leichtes Polarlicht.
Sonntag, 06.11.05
Schöner, leicht windiger Tag auf den Lofoten.
Rückflug mit Wideroe nach Bodö und weiter nach Hause.
Fazit: Hat Spaß gemacht!
Ein paar Tips für die Fotofreunde:
Mein Anforderungsprofil war:
Schwertwale aus der Nähe, in ihrer Umgebung (Landschaft, Fischerboote, Beobachtungsboote) und unter lichttechnisch anspruchvollen Bedingungen zu fotografieren. Wie das immer so ist, es hat halt nicht alles so geklappt...
Im Gegensatz zu Großwalen, sind Schwertwale flinke und schnelle Schwimmer/Taucher. Oft weiß man nicht wann und wo sie gerade auftauchen und dann sind sie auch schon wieder weg...
Auf die "Bullen" konzentrieren, eher zu sehen, mehr Volumen über der Wasseroberläche - bringt Erfolgserlebnisse.
Auf Gruppen achten, 5-6 Rückenflossen in der Ferne sehen einfach besser aus als nur eine. Einzelwale besser aus der Nähe fotografieren, sonst hat man auf dem Bild nur den berühmenten "Fliegensch...".
Der Autofokus an der Kamera sollte schon im Premiumbereich angesiedelt sein, ansonsten wird er eher überfordert sein.
Abhilfe schafft ein Vorfokusiieren und dann den AF abschalten.
Eine hohe Serienbildgeschwindigkeit ist nicht von Nachteil, ab 5 Bilder/Sek. bringt das ganze erst richtig Spaß.
Meine Objektivempfehlungen wären:
Ein lichtstarkes Telezoom, in etwas 2,8/(70)80-200 mm bezogen auf das Kleinbild-Format. Meistens habe ich jedoch ein 2,8/200 mit einem 1,4er Konverter kombiniert, daß in den meisten Fällen die passende Lösung war.
Bei guten Licht habe ich meist mit 100 ASA gearbeitet, bei bedeckten Himmel sind dann 400 ASA eher die untere Grenze.
Von wo fährt es sich aus besser, von den Lofoten oder direkt vom Tysfjord?
Meine ganz subjektive Meinung:
Von den Lofoten.
Allein die Hin- und Rückfahrt durch den Vestfjord ist das Geld wert, man sieht einfach mehr. Dazu sitzt man im Tysfjord "am A.... der Welt", an Wal-Freien-Tagen hat man auf den Lofoten einfach mehr Möglichkeiten zur aktiven Freizeitgestaltung.
Im Gegensatz zu den Booten aus dem Tysfjord waren unseren Fahrten bestenfalls zur Hälfte gebucht. Jeder Fotograf wünscht sich Bewegungsfreiheit, sei es um auf dem Boot den Fotostandpunkt nach belieben zu wechseln oder in aller Ruhe Speicherkarten/Filme bzw. Objektive zu wechseln.
Sind die Zodiacs "voll", dann ist gerader letzter Punkt für den Fotografen eher schlecht. Leidvolle Aussagen haben wir zu hören bekommen.
Ob die Zodiacs eine besser "Trefferquote" gewährleisten?
Letztendlich sind sie auf die größeren Boote, gerade bei höheren Wellengang, bezüglich Sichtungen angewiesen.
Wünschenswert wäre es, wenn die Veranstalter sich grundsätzlich an gewisse internationale "Regeln" bezgl. Whale-Watsching halten würden.
Dies schien zumindest an unserem ersten Beobachtungstag nicht der Fall gewesen zu sein. Ein wenig Respekt von den Tieren und deren Lebensraum wäre angemessen.
Viele Grüße
Heuki