hobbitmädchen hat geschrieben:Liegewagen klingt klasse! Besser als Flugzeugsitz

Oder Schlafsitz im Zug.
Wir warten gespannt auf Deinen Bericht

Danke, Hobbitmädchen. Heute hab ich endlich die Muße:
Sooooooooooooo… lang ist´s her. Nein… es ist teilweise alles noch wie gestern. Wo fang ich nur an? Mmmh… (Am Ende des Eintrages, der nun etwas länger geworden ist, findet ihr den Link zu meinem Blog über die Zeit in Norwegen, der Blog wird die nächsten Wochen aktualisiert, bin da nicht so die fleißigste)
Also: letztendlich bin ich auf einer kleinen Insel gelandet, die zu Vesterålen gehört: Litløy. Dort baut eine der stärksten Frauen, Elena, die ich je getroffen habe, einen Leuchtturm und die dazugehörigen Gebäude, zu einem Guest House / Hotel um. Und ich hatte dort die Gelegenheit, mehrere Wochen, das Wetter, das Meer, die Lofoten und das Gras zu beobachten. Akute Gefahr der Tiefenentspanntheit. *G*
Die Fahrt mit der deutschen, schwedischen und norwegischen Eisenbahn war schön. Einen Teil der Strecke – Stockholm – Gellivare – kannte ich von einem früheren Urlaub. Die Nachtfahrt von Köln nach Kopenhagen war ruhig und ich hatte das Abteil für mich alleine. Die leichte Aufregung ließ mich nicht gleich einschlafen und auch später wechselten sich Schlaf- und Wachphasen munter ab. In Kopenhagen ging es dann nach einer guten Stunde Aufenthalt weiter gen Stockholm.
Zwischen Malmö und Lund musste der Zug in einen Bus umsteigen, was kurz den Pulsschlag erhöhte; schließlich galt es den Nachtzug zu erreichen; der Puffer von etwas über einer Stunde reichte nur hin und wieder zur Beruhigung; da kommt dann doch das Deutsche Gen hin und wieder in mir durch. Dabei weiß ich doch, dass es einfach klappen muß und wird. Und wenn´s nicht klappt, dann fällt mir auch kein Himmel auf den Kopf. Irgendwann kam jemand vom Zugpersonal und hat bei jedem abgefragt, welche Anschlußzüge man denn habe. Also. Alles paletti und unter Kontrolle. Letztendlich blieben mir für das Umsteigen ungefähr geschätzte und gefühlte 10 Minuten; mit Gepäck. Rollkoffer, großer Rucksack und noch eine kleines Handgepäcksstück und ich erreichen nach ungefähr geschätzten und gefühlten 5 Minuten den Nachtzug. Der Stockholmer Bahnhof zählt nicht zu den kleinen der Eisenbahnwelt. Der Kreislauf freute sich; endlich kommt hier Bewegung in die Sache. Mit ein paar Minuten Verspätung rollte der Zug dann gen Norden, mein Schlafplatz war schnell eingerichtet, das Gepäck verstaut und nun konnte ich mich ganz dem Takt des Zuges widmen und wieder runterfahren. Die Nacht war ein bisschen unruhig. Das Abteil, wie der Zug überhaupt, war gut gefüllt.
In Kiruna wird der Zug geteilt und ich nahm die Gelegenheit für ein Zigarettchen und ein paar Knipsereien war. Die Wintersonne schickte ihr sanftes Licht in den Schnee und ich stand in einer Welt voll Glitzer. Unbezahlbare Momente. Vorher hatte mir ein Norweger, der in Narvik lebt und in der Mine gearbeitet hat, die Welt erklärt und dass Kiruna bald verschwinden werde. Vom langsam fahrenden Zug konnte man auch ein paar Blicke auf Rentiere erhaschen. Der small talk war eine recht willkommende Abwechslung und ich brauchte wenig zu erzählen; der jung gebliebene Rentner war redselig und freute sich, sein Englisch an die Frau bringen zu können.
Die Fahrt von Kiruna nach Narvik zählt evtl. zu den etwas spektakuläreren Eisenbahnfahrten in Europa, vielleicht sogar der ganzen lieben Welt. Eine klassische Winterlandschaft zog langsam an mir vorbei. Zugefrorene Seen, zwei Langläufer mit großen Rucksäcken, in den Bergen dann eine Landschaft aus schwarz und weiß. Ein paar Kilometer nach Riksgränsen änderte sich nicht die Landschaft an sich, sondern (fast von mir so erwartet) das Klima. Eher nass und grau als trocken und weiß. Ich glaube es hat auch ein bisschen geregnet.
In Narvik angekommen blieb ich am Bahnhof. Ich hatte keine Lust, das ganze Gepäck durch die Gegend zu schleifen (erwähnte ich den Rollkoffer? Rollkoffer und Winter – eine hervorragende Kombination *G*) und es gab keine Möglichkeit sein Gepäck zu verstauen und schon gar nicht die Menge, die ich mit mir rumschleifte – die Leute der Info, etc. waren auf einer Schulung. Nun ja. Muß auch mal sein.
Ein paar andere warteten mit mir und dies war wohl der langweiligste Part der ganzen Reise. Das muß man halt aussitzen. Irgendwann kam der Bus Richtung Sortland und nach einem weiteren Umsteigen landete ich schließlich in Sortland. Dort im Hotel in den Jugendherbergsteil eingecheckt; kurze Nachricht an Litløy geschickt, dass ich angekommen war und am nächsten Tag den Bus nach Bø nehme. Das wurde alles bestätigt. Ein Imbiss versorgte mich mit einer warmen fast food Mahlzeit, was recht lecker war. Es regnetet und windetet. Es lag ein bisschen Schnee hier und da, sehr viel Rollsplit und vereiste Straßen und Bürgersteige hier und da. Ein schöner Mix aus Müdigkeit, Nässe und Kälte. Brrrr…
Am nächsten Morgen ging´s dann zurück zum Busbahnhof und der Bus stand auch schon bald bereit. Nun ging es 90 Minuten durch Vesterålen und was ich da so gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen. Eine abwechslungsreiche und nun auch durchaus verschneite Landschaft begrüßte mich. Schön. Kann man sich mal merken. So träumte ich vor mich hin und bemerkte gar nicht, dass der Schnee plötzlich verschwunden war. Tz… da hatte ich doch tatsächlich den Übergang verpasst. Die geschlossene Schneedecke war verschwunden.
Das grau-gelbe Gras beherrschte nun die Szenerie. Ich mag diese Farbe des Grases irgendwie. Hatte das so zum ersten Mal 2010 zwischen Weihnachten und Neujahr auf dem Schotterhaufen gesehen. Ach ja... Ísland… ähem… zurück zum Thema.
In Bø hält der Bus an der Bibliothek, wo ich auf Gijsbert und Sam traf. Es mussten schnell noch ein paar Sachen erledigt werden und dann ging´s aufs Boot. In den Überlebensanzug gequält, auf die Bank gesetzt und dann begann der Ritt. Windstärke 12, die Wellen gegen unsere Richtung, Regen und Hagel. Willkommen. *G* mein Steißbein tat die nächsten Tage noch ordentlich weh. Die Überfahrt dauert bei gutem Wetter ca. 15 Minuten, jetzt waren es wohl so um die 30. Die Einkaufstaschen und mein Gepäck machten ebenfalls den einen oder anderen Hüpfer. In der Abenddämmerung erreichten wir dann den Anleger. Elena begrüßte uns. (Elena sagte später, dass es mit der Überfahrt hart an der Grenze war.) Ich stell mich in manchen Dingen etwas tollpatschig an und brauchte aus eigener Vorsicht, etwas, um vom schaukelnden Boot auf den schaukelnden Anleger und dann auf die Brücke zu kommen, der Abstand zwischen Anleger und Brücke schwankte zwischen 1m und 20cm. Höhö. Der Überlebensanzug und meine Ungelenkigkeit an sich trugen ihres dazu bei. Kam mir wie ein übergewichtiges Teletubbie vor. Hihi. Aber dann war´s geschafft. Am Bootshaus pellte ich mich aus dem nassen Anzug und atmete erst mal durch. Die anderen kümmerten sich um den Einkauf, etc. Elena und Gijsbert befestigten das Boot auf der ruhigeren Seite des Anliegers. Die Brücke wurde hochgekurbelt – ich erhielt gleich eine Einweisung und dann ging´s die vielen, vielen Stufen hoch zum Haus.
So war nun die Anreise von der Millionenstadt am Rhein auf die Insel, mit ihren damals aktuellen vier Einwohnen und zwei Katzen am 68ten Breitengrad im Nordatlantik.
Danke für´s Lesen.
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