Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon Kotlett » Di, 18. Jun 2024, 13:00

Schade und traurig, aber schon mal vielen Dank für die Infos! :)

Das setzt der anfänglichen Immobilien Euphorie dann schon mal einen gesunden Dämpfer. Erklärt aber einiges. Als komplett Außenstehendem bietet sich da von den Anzeigen her dann doch ein deutlich anderes Bild, da lässt man sich ohne hintergrundkenntnisse schnell blenden, besonders wenn man die Mentalität dahinter gar nicht kennt.
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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon jonn68 » Mi, 19. Jun 2024, 7:32

Kotlett hat geschrieben:Schade und traurig, aber schon mal vielen Dank für die Infos! :)

Das setzt der anfänglichen Immobilien Euphorie dann schon mal einen gesunden Dämpfer. Erklärt aber einiges. Als komplett Außenstehendem bietet sich da von den Anzeigen her dann doch ein deutlich anderes Bild, da lässt man sich ohne hintergrundkenntnisse schnell blenden, besonders wenn man die Mentalität dahinter gar nicht kennt.


Lass Dich nicht kirre machen, das was hier teilweise geschrieben wird, ist total übertrieben, es gibt im Regelfall immer einen sehr guten Zustandsbericht, der genau beschreibt, was man zu tun hat und was nicht. Diese Berichte sagen Dir genau was auf Dich zukommt. In Deutschland kaufst du Regelfall ein Haus wie die Katze im Sack, solch detailierte Informationen bekommst du generell in Deutschland nicht.

Und wenn du ein wenig handwerklich begabt bist, kann man sehr viel selber auch lösen und die Handwerker sind auch nicht mehr teurer als in Deutschland.
Hier schreiben einige, die seit Jahren nicht mehr in Deutschland gewohnt haben, die haben keine Ahnung mehr, wie schlecht und teuer es in Deutschland geworden ist, deine Erfahrungen im Gesundheitswesen zeigen es, ich habe einen Freund, der selbst als Privatversicherter mit einem schweren Bandscheibenvorfall seit 8 Wochen keinen Termin beim Physiotherapeuten bekommt, weil es niemanden mehr gibt.

Norwegen ist nicht das Land wo Milch und Honig für umsonst fliesst, das muss einem klar sein, aber wer sich einbringt, arbeiten will, die Sprache lernt und die Natur und Land liebt, kann hier glücklich werden.

Ich denke du musst Dir klar werden kannst du mit deinen gesundheitlichen Beschwerden dort leben, denn in Deutschland hast Du dir ein Netzwerk aufgebaut, dieses musst du in Norwegen komplett neu aufbauen und das wird nicht einfach sein. Aber das gilt für Deutschland auch, wenn du umziehst genauso.
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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon Kotlett » Mi, 19. Jun 2024, 9:50

Danke für deine Antwort.

Das mit dem Zustandsbericht ist ja eine tolle Sache. Du hast Recht, davon könnte man in Deutschland nur träumen. Wir haben uns hier teilweise Häuser angeschaut... *Kopfschüttel*
250+k aber jeder Raum vor Schimmel schwarz bis unters Dach (nicht übertrieben!), selbiges undicht, keine Heizung etc etc. Und das war kein Einzelfall.
Von verborgenen Mängeln wird natürlich in der Regel gar nicht berichtet - die bekommt man dann als Überraschung obendrein.

Das mit der Vernetzung und dem Gesundheitssystem: ich muss auf jeden Fall jetzt klären, ob ich da rein technisch überleben kann, Stichwort Ärzte und Medikamente. Ein Netzwerk habe ich jedoch auch hier noch nie gehabt. Nur eine ärztliche Anlaufstelle / Krankenhaus. Ansonsten war das bei mir eh schon immer eher eine Einzelkämpfer-Geschichte. Was das angeht, sehe ich das also eher entspannt.

Wenn eine grundsätzliche Überlebensfähigkeit da oben gegeben ist, sehe ich als viel größeres Problem die Thematik mit der Jobsuche an. Gerade für mich als jemanden ohne jegliche Qualifikationen.... Da werden die Norweger nicht vor Freude im Quadrat springen. ;)

Meine ersten Schritte sind zur Zeit erstmal norwegisch zu lernen und parallel hier in D einen Job zu finden, um mir auch selbst zu beweisen ob, wie lange und wie schwer ich körperlich arbeiten kann. Ich habe über 20 Jahre lang programmiert, aber als Autodidakt natürlich auch dafür keine Zertifikate und möchte zudem jetzt in
praktischen Branchen arbeiten, wie erwähnt z.B. Logistik/Bau/Landwirtschaft.
Dort dann natürlich primär "nur" als Fahrer o.ä., da ich mir über meine körperliche Leistungsfähigkeit natürlich keine Illusionen machen muss.

Ohne persönliche Kontakte in Norwegen, die einem da ein bisschen unter die Arme greifen, stelle ich mir das auch sehr schwer vor mit der Jobsuche. Du bekommst ja selbst in Deutschland potentiellen Arbeitgebern nur sehr schwer vermittelt wie die Situation bei dir aussieht, was du kannst und was nicht (meine Erfahrung). Entweder es wird einem gar nichts zugetraut oder das genaue Gegenteil, und es herrscht völliges Unverständnis darüber, dass man mit 30% Restlungenfunktion nicht "mal eben" Zementsäcke schleppen kann.
Zumindest nicht sehr weit ... :lol:
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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon Særling » Mi, 19. Jun 2024, 10:19

Nochmal: Lass das Thema Hauskauf erstmal beiseite, das ist wirklich Dein letztes Problem.
Ein Haus kann man nach ein paar Jahren immernoch kaufen, falls es mit dem Auswandern geklappt hat.

Und das Auswandern hängt letztlich schlicht am Geld, und zwar nur daran.
Irgendwie muss man seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Wie das geschieht, ist im Grunde egal.
Sei es ein sehr üppiges Erbe, das für die geplante Aufenthaltsdauer ausreicht,
sei es eine ausreichend hohe monatliche Rente,
irgendwelche sonstigen monatlichen Einnahmen,
oder eben bei den allermeisten ganz einfach eine bezahlte Arbeit.

Ohne Nachweis der nötigen finanziellen Mittel wird man spätestens nach 6 Monaten das Land verlassen müssen.

Und genau da solltest Du anfangen.

In Deinem Fall zwar erst nachdem Du grundsätzlich sichergestellt hast, dass Deine medizinische Versorgung prinzipiell möglich ist, aber auch diese ist ohne eine legale Niederlassung in Norwegen (also bei Erteilung der P-Nummer) nicht möglich.

Also nochmal ganz deutlich:

Mach Dir um Häuser, Baustandard und Immobilienkauf keine Gedanken.
DAS ist wirklich nicht wichtig am Anfang!

Ein fester Job mit ausreichend hoher Bezahlung ist DIE ERSTE PRIORITÄT.
Ohne diesen wird es mit dem Auswandern nichts.
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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon Kotlett » Mi, 19. Jun 2024, 11:16

@Særling: hab ich auch so verstanden und geplant! :)

Trotzdem war/ist es interessant, über das andere Thema etwas zu erfahren, wenn auch erst für die ganz ferne Zukunft. Hilft aber ALLES, nach und nach ein Bild zu zeichnen und dieses Land besser zu verstehen....und somit auch besser abzuschätzen, worauf man sich eigentlich einlässt oder einlassen will.

Wie bereits oben beschrieben - das Thema Job ist dann direkt nach der gesundheitlichen Versorgung jetzt die erste und wichtigste Priorität. Und für mich persönlich bedeutet dies erstmal Sprache lernen und Arbeitserprobung hierzulande, bevor ich da oben real auf Jobsuche gehen kann. Korrigiert mich gerne, wenn das falsch ist.

Ah, bezüglich "Nachweis der nötigen finanziellen Mittel ": geht es NUR um Einkommen, oder zählt auch z.B. Erspartes?
(Heißt: man hat z.B. nur ein geringes Einkommen, aber ein bisschen was zur Seite gelegt etc.)
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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon Særling » Mi, 19. Jun 2024, 11:31

Kotlett hat geschrieben:Wie bereits oben beschrieben - das Thema Job ist dann direkt nach der gesundheitlichen Versorgung jetzt die erste und wichtigste Priorität. Und für mich persönlich bedeutet dies erstmal Sprache lernen und Arbeitserprobung hierzulande, bevor ich da oben real auf Jobsuche gehen kann. Korrigiert mich gerne, wenn das falsch ist.


Das halte ich für eine gute und vernünftige Vorgehensweise.

Kotlett hat geschrieben:Ah, bezüglich "Nachweis der nötigen finanziellen Mittel ": geht es NUR um Einkommen, oder zählt auch z.B. Erspartes?
(Heißt: man hat z.B. nur ein geringes Einkommen, aber ein bisschen was zur Seite gelegt etc.)


Erspartes geht genauso, solange es genug ist.

Das läuft dann über die Schiene "Person mit eigenen Mitteln".

Dazu muss man pro Jahr (!) mindestens 158621 Kronen vor Steuern nachweisen können.
Weiterhein muss man (wenn man nicht arbeitet, und keine P-Nummer hat) eine private Krankenversicherung nachweisen.

Es gibt auch eine Kombination aus Einkommen und Erspartem, aber da fragt man besser das UDI direkt.
Soweit ich weiss gibt es für diesen Fall keine fest beschriebene Regel.
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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon Kotlett » So, 05. Okt 2025, 11:23

So, hier mal ein kleines Update. Den Titel müsste man jetzt eigentlich ändern. :wink:

Den CE "Lappen" habe ich mit viel Einsatz, Engagement und Durchhaltevermögen mittlerweile absolvieren "dürfen" (kpl. selbst finanziert, inkl. sämtlicher Gutachten etc. :roll: ) und arbeite seit etlichen Monaten nun als LKW-Fahrer in Vollzeit (220+ Std. / Monat) hier in Deutschland. Ändert nichts an unseren Auswanderplänen, sondern ist - im Gegenteil - alles Teil des Masterplans. 8)

Nächstes Jahr wollen wir definitiv den Versuch starten. Erst nochmal in Urlaubsform hochfahren, um die Lage - unter diesen ganz neuen Voraussetzungen - abzuchecken. Mit Behörden sprechen, sich bei Firmen initiativ und persönlich vorstellen, etc.
Wenn das Ganze dann in irgendeiner Form Früchte trägt oder zumindest nicht völlig hoffnungslos aussieht, wird relativ zeitnah hier alles auf Eis gelegt und dann soll es für mehrere Monate für eine konkrete Jobsuche nach NO gehen. Finanziell können wir währenddessen für eine längere Zeit von Erspartem leben.

Ich beabsichtige, dies mit einem Wohnwagen umzusetzen. So hat man sein mobiles Heim erstmal dabei und wäre autonom unterwegs, bis sich etwas Festes ergibt. Campingerfahren sind wir, da schon oft und regelmäßig mit einem Campingbus unterwegs in ganz Europa & Skandinavien. Warum dann noch ein Wohnwagen? Weil: zuverlässiger durch moderneres Zugfahrzeug (unser Bus ist ein Oldie), mehr Platz und beim Abstellen hat man das Auto separat für den Alltag - zum einkaufen, um zur Arbeit zu gelangen etc. So zumindest mein Gedanke.

Fraglich ist nur, ob es realistisch möglich wäre, die ersten Monate dort im Wohnwagen zu leben? Welche rechtlichen Hürden gäbe es? Denn grundsätzlich gehe ich davon aus, dass es erstmal ein paar Monate oder zumindest Wochen dauern wird, bis man einen passenden Job (und damit Ort) gefunden hat. Und aus meinen bisherigen Erfahrungen in der Logistikbranche bin ich mir auch im Klaren darüber, dass der erste Job nicht unbedingt lange Bestand hat.
Es wird immer viel Versprochen, doch zeigt sich dann sehr schnell der Unterschied zwischen gutem Arbeitsplatz und Ausbeuterbetrieb. Der "Fahrermangel" (= in Wirklichkeit eigentlich "Bezahl- und Arbeitsbedingungsmangel") in Deutschland kommt ja nicht von ungefähr.
Wie groß dürften also die Chancen sein, von einem potenziellen Arbeitgeber da Unterstützung zu erhalten? Ein einfaches "kannst dich da hinten in die Ecke stellen und die Anschrift hier angeben" wäre mir persönlich ja für den Anfang schon genug...?

Wie schaut grundsätzlich der Arbeitsmarkt für (deutsche) LKW-Fahrer da oben aus?
Was ich bisher im Internet - aus nicht immer ganz aktuellen Quellen - zusammen suchen konnte, war: grundsätzlich, wie auch in D, gesucht - wenn auch natürlich nicht in gleicher Anzahl. Besonders Umzugswillige, langfristig Interessierte seien Mangelware. Selbstverständlich ist mir auch klar, dass ich noch nicht viel Erfahrung mitbringe und daher potenzielle Arbeitgeber erstmal überzeugen muss. Warum ich aber der Überzeugung bin, trotzdem ein sehr geeigneter Kandidat zu sein, erläutere ich dann gerne persönlich. :wink:

Arbeitet hier vielleicht jemand in der Logistikbranche und kann mir da aktuelle, realistische Einsichten geben?
Da ich jetzt schon oft gehört und gelesen habe, dass schriftliche Bewerbungen aus dem Ausland oft gar nicht erst beantwortet werden, beabsichtige ich, einfach eiskalt in die einzelnen Firmen rein zu laufen und mich persönlich vorzustellen (natürlich mit einer entsprechend professionellen Bewerbung unterm Arm :wink: ).

Ist bestimmt unkonventionell, aber mit dem Standardplan bin ich in meinem Leben noch nie weit gekommen... :lol:


Tusen takk!
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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon ChristianAC » Fr, 10. Okt 2025, 9:59

Kotlett hat geschrieben:
Fraglich ist nur, ob es realistisch möglich wäre, die ersten Monate dort im Wohnwagen zu leben? Welche rechtlichen Hürden gäbe es?


Grundsätzlich ist das mit dem Wohnwagen kein sonderliches Problem. Zumindest um erstmal einen Job zu finden
und anzufangen.

3 Monate kannst du dich so in Norwegen aushalten, wenn du dich bei der Polizei als arbeitssuchend registrierst auch
bis zu 6 Monate bevor du wieder ausreisen musst.

Hast du in der Zeit einen Job gefunden kannst du dich beim Skatteetaten registrieren und bekommst erstmal eine D-Nummer.
Hier ist dann auch erstmal Schluss und du musst mit Einschränkungen bei der Krankenversicherung leben, da du
normalerweise mit einer D-Nummer zB keinen Hausarzt bekommst. Aber dein längerer Aufenthalt in Norwegen ist durch
den Job gesichert.

Wenn das mit dem Job klar ist, wirst du dich parallel um eine Wohnung bemühen, um vom Campingplatz wegzukommen.
Hast du eine Wohnung, kannst du dann wieder zum Skatteetaten und von der D-Nummer auf die P-Nummer und damit
auf die volle Registrierung übergehen.
Hintergrund des Ganzen ist, dass der Campingplatz nicht als Wohnadresse anerkannt wird. Eine "richtige Wohnadresse"
ist aber Voraussetzung für die vollständige Registrierung in Norwegen.
Zur Sicherheit solltest du in der Zeit bis du deine P-Nummer hast, dann auch noch die private Krankenversicherung aus
Deutschland behalten, denn erst mit der P-Nummer bist du vollständig und vollumfänglich im norwegischen System.
ChristianAC
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Re: Auswandern und LKW-Schein trotz erschwerter Bedingungen?

Beitragvon Kotlett » Sa, 11. Okt 2025, 16:16

Vielen Dank für die Infos, das war schon mal super hilfreich! :)
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