Eine etwas längere Geschichte zum Freitag den 13. und gleichzeitig eine Anregung für andere Norwegen-Freunde, Ihre eventuellen „Freitag, d. 13.-Erlebnisse“ kund zu tun!
„ Freitag, d. 13. “ oder „ Endlich – das norwegische Autokennzeichen! “
Um es gleich vorauszuschicken, diese Geschichte hätte auch durchaus in Deutschland oder in einem x-beliebigen Land auf dieser Welt passieren können und ist nicht frei erfunden!
Unser VW Campingmobil Multivan „Hannover Edition“ mit dem „ehemaligen“ amtlichen Kennzeichen MI-NO 77 ist quasi verzollt und bei den norwegischen Behörden unter ZE 99047 registriert. ENDLICH !
Doch nicht so schnell – ich will alles der Reihe nach erzählen!
Eigentlich begann diese Geschichte , die dreieinhalb Stunden währte und mir sicherlich graue Haare wachsen ließ, bereits Freitag vor einer Woche, d. 6.9.02.
Nachdem wir von dem „Troms og Finnmark Tolldistrikt “(Zollbehörde) grünes Licht erhalten haben, dass unser VW Bus als Flyttegod (Umzugsgut) Zoll-,MwSt. und Einmalabgabenfrei eingeführt bzw. betrieben werden könne, dachte ich, ich könnte morgens mal so zwischen 8.30 und 9.45 Uhr das Auto beim Zoll vorgeführt und anschl. beim „Biltilsynet des Statens vegvesen“ (TÜV und Straßenverkehrsamt zugleich) umregistriert haben. Aber - PUSTEKUCHEN !
Das geht nicht soooooooooooo einfach, sagte der nette, junge Mann vom Straßenverkehrsamt, fügte aber gleich hinzu, dass er das noch einmal vorsichtshalber per Telefonat mit dem Zoll abklären wolle. Oh, dachte ich, super Service!
Es hätte mich andererseits eine andere Verfahrensweise auch stark verwundert, denn der Zoll hat mir in ihrem Schreiben vom 20.08.02 den Verfahrensablauf genau beschrieben. Dennoch - wo ein Wille ist, meinte ich, da ist bestimmt auch ein „anderer“ Weg! Kanskje !
Der Wille hatte sich vorher ja auch gezeigt! Denn –
Am 9. Juli 2001 sind wir mit Sack und Pack samt Campingmobil nach Norge umgezogen (Ankunft in Tromsø 15.7.).
Nichts gemacht mit Zollanmeldung, lediglich unseren Hund und den wollten die noch nicht einmal sehen, oder innerhalb einer Woche die „Kjøretillatelse” (Fahr- und Betriebsgenehmigung für ein auslandsregistriertes Fahrzeug) beantragt. Vielmehr am 17.10.01 dem Zoll mitgeteilt, dass ich nun den Wagen als Umzugsgut deklarieren möchte. Mein Freund meinte, dass ich dann eigentlich illegal hier herumgefahren wäre. Ich sehe da dennoch nach genauem Studium der alten und neuen Gesetzesparagrafen Möglichkeiten. Eine gewisse Karenzzeit von 3 Monaten ab Registrierungsdatum beim „Folkeregister“ (Einwohnermeldeamt), das war übrigens am 23.07.01, scheint drin zu sein. Eine Garantie auf nachträgliche Einstufung des Fahrzeuges als Umzugsgut kann allerdings nicht gegeben werden. Dies wird immer eine Entscheidung der örtlichen Zolldienststelle bleiben.
Ende Mai 2002 dann die entschuldigende Antwort der Zollbehörde, dass die Bearbeitungszeit 10 Monate ab Antragstellung dauern könne und die „Kjøretillatelse“ bis 28.06.02 erteilt werde. Nett, ikke sant !
Doch nun zurück zu der Aufforderung der Zollbehörde, den Wagen bei ihnen vorzuführen und dies bis zum 31.09.02. Zuvor sollte ich aber die „Vrakpant“ (Verschrottungsgebühr) in Höhe von NOK 1.300,- bezahlen oder bar bei Ihnen an der Kasse.
Also, an diesem Freitag, d.6.9.02, war ein anderer Bearbeitungsweg für den netten, jungen Mann hinter dem Schreibtisch nicht möglich. Desverre !
Stattdessen hatte er mir einen Einzahlungsschein für die „Årsavgift“ (Jahresgebühr) rübergeschoben: NOK 1.155,- für ein halbes Jahr bis Ende 2002, obwohl schon 2 ½ Monate vorüber sind! Der Wagen müsse noch vorher versichert werden und der Beitrag bezahlt sein, bevor die Registrierung vorgenommen werden könne. Er hat mir auch sofort ein paar Versicherungsgesellschaften auf einen Zettel geschrieben. Takk!
Ach ja, und das Auto müsse noch zur Kontrolle. Schnell begriff ich, dass es an diesem Tag mit dem „norske skilt“ nichts werden würde.
Also gut: „Wann kann ich kommen?“, fragte ich ihn.
„Am nächsten Freitag haben wir noch 2 Termine frei. 14 und 14.30 Uhr“, antwortete er. Ich sagte, ich könne mir ab 12 Uhr freinehmen und fragte sofort, ob 14 Uhr von der Zeit her ausreichen würde, um Zoll, Registrierung und Schildanfertigung über die Bühne zu bringen.
Ingen problem !
Er machte mich darauf aufmerksam, dass ich mir ein „Prøveskilt“ (rotes Nummernschild) hier holen müßte, bevor ich zum Zoll fahre, weil ich die deutschen Nummernschilder dort abgeben müsse. Würde auch nicht lange dauern. OK!
Mir war in der darauffolgenden Woche noch nicht bewußt, dass ein Freitag, d. 13. auf mich zukommt und mir einige Nerven rauben sollte. Daraus ist ersichtlich, dass ein Tag, wie Freitag der 13., mir nichts ausmacht bzw. mich in irgendeiner Weise tangiert, geschweige denn in Panik verfallen läßt.
Ich hatte also am Montag per Nettbanking Årsavgift und Vrakpant bezahlt und mich am Donnerstag, also einen Tag vor dem 13., für eine Autoversicherungsgesellschaft entschieden. Im übrigen wird dem Statens vegvesen online sofort mitgeteilt, dass das anzumeldende Fahrzeug versichert wurde.
Der nächste Tag begann eigentlich wie immer, mit der Ausnahme, dass unser Joshua (9 Jahre alt) um 8.30 Uhr von der Mutter eines ehemaligen Klassenkameraden abgeholt werden sollte, diese um 7.40 Uhr allerdings anrief, zu diesem Zeitpunkt lag Joshua noch in seinem warmen Bett, und sagte, sie käme bereits um 8.00 Uhr. Entsprechend groß war die Hektik!
Der Vormittag in der Klinik war ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Pünktlich fertig, Tasse Kaffee mit den Helferinnen getrunken, ein Stück Schokoladenkuchen gegessen, den ich am Vortag spendiert hatte, und dann zur Polizei gefahren, um ein paar Papiere für unsere Aufenthaltsgenehmigung abzugeben.
Dort von 11.50 – 12.10 Uhr auf heißen Kohlen gesessen, bis ich an der Reihe war. Danach zum Zoll, Ankunft kurz vor
½ 1 Uhr, um es doch ohne Prøveskilt zu versuchen.
Mensch, es war doch nur eine dreiminütige Fahrt vom Zoll bis zum Straßenverkehrsamt!!
Thilo, der ein paar Tage zuvor beim Zoll auch etwas zu erledigen hatte, berichtete mir von einem absolut sturen Zollbeamten, der nicht ab und zu gäbe. Dessen weibliche Kolleginnen allerdings wären sehr kooperativ. Na, da war ich ja froh, denn ich wollte mich sowieso nur mit meiner Sachbearbeiterin treffen.
Doch was sollte ich hören, meine Sachbearbeiterin war an dem Tag leider nicht da, doch ihr Kollege. Und tatsächlich, der Typ entpuppte sich als der sture und bornierte Zollbeamte, vor dem mich Thilo bereits gewarnt hatte.
Dieser verwies mich auf ihr Schreiben und fragte mich, ob ich denn nicht lesen könne! UPS !!
Ich bedeutete ihm, dass ich sehr wohl lesen könne, aber ihm doch gleich nach der Umregistrierung die „norsk vognkort“ vorzeigen könne und deshalb noch mit den deutschen Kennzeichen gerade mal eben rüberfahren könne, denn das Auto sei mit gültiger Versicherung unterwegs. NEI !
Die Bestätigung ohne Aushändigung der Nummernschilder würde er mir nicht geben.
Also rüber zum Straßenverkehrsamt - um 12.40 Uhr „Kølap“ (Wartenummer) für ein rotes Nummernschild mit der Nummer 222 gezogen - große Freude, denn 219 war an der Reihe. Prima, dachte ich mir, „ da har jeg god tid!“.
Und so saß ich da und wartete und wartete ....... . 4 versch. Dienste mit den entsprechend verschiedenen Nummern waren im Angebot und so wanderten diese Zahlen immer weiter und weiter... ,
nur die Nummer 219 nicht. Die schien sich irgendwie auszuruhen.
Um 13.10 Uhr entdeckte ich den Kunden mit der Nummer 220, der mir gegenüber auf dem Sofa saß. Der war mittlerweile auch ein wenig angefressen, denn der wartete bereits seit 12.15 Uhr ohne das sich weiteres tat.
Ich begann unruhig zu werden, denn ich hatte ja diesen 14 Uhr Termin und Schilder wollte ich ja schließlich auch noch haben. Das Amt schließt nämlich um 15.15 Uhr. Na ja, bis dahin sollte das doch kein Problem sein, oder?
Ich paßte einen günstigen Augenblick ab und ging zum Informations-schalter und erklärte dem freundlich dreinschauenden Mann, dass sich seit einer Stunde die Nummer 219 für „Prøveskilt/Skilter” nicht weiterbewegt. Er murmelte etwas, was sich so anhörte als ob momentan keiner diese Rubrik bearbeiten würde. Ich hielt ihm vor Augen, dass ich zum Zoll müsse und danach um 14 Uhr einen Kontrolltermin hätte. Er wolle sehen, was sich machen läßt und ich solle mich noch einen kleinen Augenblick gedulden, entgegnete er mir mit einem Ausdruck des wirklichen Bedauerns.
Und schwupps..., genau um 13.30 Uhr >> 220 ! ENDLICH !
Kurze Zeit später war ich dann auch endlich an der Reihe und um 13.54 Uhr hieß es : KONTANT ELLER MED KORT ?
Widerwillig mußte ich NOK 150,- für eine dreiminütige Fahrt mit einem roten Nummernschild bezahlen.
Danach raste ich zum Zoll, nahm dort die MI-NO 77 Schilder ab und rannte hoch in den 2. Stock zu diesem netten Zollbeamten.
ALT I ORDEN !! Gott sei Dank !
Doch HALT! Er müsse noch kontrollieren, ob die Vrakpantsgebühr auch tatsächlich einbezahlt worden ist.
HERREGUD ! , da war der Stempel der Sparebank 1 Nord-Norge in zweifacher Ausfertigung auf dem Überweisungssträger doch nicht zu übersehen. Die Minuten liefen nur so davon.
Um 14.10 Uhr stand ich dann vor der Kontrollhalle.
„Wieder einer der sich verspätet!“ Mit diesen Worten begrüßte mich der Prüfer und forderte mich auf in die Halle zu fahren. Im freundlichen Ton begannen wir gemeinsam den Fahrzeugbrief bzw. –schein zu studieren, um die Daten auf die norwegische „vognkort“ zu übertragen.
Wo stehen die Maße des ausgebauten Innenraums? Vet ikke !
Also, Maßband raus, Hubdach hoch usw. usw. ........ .
Wo ist die Fahrgestellnummer eingraviert? Ingen peiling ! Bruksanvisning? Nei, desverre! Det ligger hjemme!
Also, rauf auf die Hebebühne - da ist sie ja!
Zul. Gesamtgewicht? Geht nicht so eindeutig aus den Papieren hervor, ist mir noch gar nicht aufgefallen.
Also, raus aus der Halle, Vorderachse und Hinterachse wiegen und zurück in die Halle.
Gas- und Elektroinstallationen müssen noch bei einem Fachbetrieb bzw. Elektriker gutgeheißen werden.
Um 14.57 Uhr hieß es dann wieder: KONTANT ELLER MED KORT ? Zipp, die Karte durchziehen und NOK 400,- waren für den Prüfer bezahlt. Jetzt müßte ich noch einen „Registreringskølap“ ziehen und den Wagen aus der Halle fahren.
Zurückgekommen, bemerkte ich die „dicke Luft“ im Raum. Der Sachbearbeiter, der mich noch vor einer Woche serviceorientiert behandelt hatte, blaffte den Prüfer und mich an, warum er denn länger arbeiten müsse, nur weil ich über eine halbe Stunde zu spät gekommen sei. Wir sagten, dass es nur 10 Minuten waren und außer.. . Er ließ mich nicht ausreden, denn er wolle nicht mit mir darüber diskutieren. Ich ließ mir das nicht gefallen, wurde leicht aufbrausend und laut, wobei ich auch Zustimmung von anderen bekam, und setzte mich ins Wartezimmer.
Dann endlich war ich an der Reihe, übrigens der letzte Kunde, und entsprechend griesgrämig füllte der Sachbearbeiter meine vognkort auf dem PC aus. Einige seiner Kollegen, die im übrigen sehr gut drauf waren und rumwitzelten, waren noch anwesend. So langsam entspannte sich die Lage und ich meinte, dass das Wochenende ruhig kommen könne. Danach noch einen kleinen Spruch draufgesetzt und auf diesen verflixten Freitag den 13. geschimpft und dann war die Freundlichkeit fast wieder da.
Dann, .. KONTANT ELLER MED KORT ? ... zipp die Karte durch und mit NOK 255,- waren die norwegischen Nummernschilder mit der Aufschrift ZE 99047 um 15.51 Uhr in meinen Händen.
Tusen takk !
Ha det bra!
GOD HELG !
In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Restsonntag!
Hjertelige hilsen fra Nord-Norge
Dirk