Hi Simone,
wir waren im August 2001 für zwei Nächte südgehend auf der MS Vesteralen. Daher von mir mal einige Infos zum Schiff.
Die Erinnerungen an die MS Vesteralen sind nicht gerade berauschend - insgesamt fand ich das Schiff zum ko...

. Sorry, wenn sich jemand auf den Schlips getreten fühlt (sicherlich hat jeder hier "seinen" Favoriten), nur meine Meinung

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Gewählt hatten wir die Vesteralen damals, weil wir uns immer viel auf den Decks aufhalten und gerne viele verschiedene Foto-Standpunkte an Deck haben.
Der erste Eindruck vor Ort in Nesna war ja auch noch vielversprechend: Endlich ein Schiff, was nicht die Anmutung eines "schwimmenden Blechkastens" hat (Foto 1):
Auch das Beladen mit PKW ist bestens, das Autodeck ähnlich geräumig wie auf den Schiffen der neuen Generation (Fotos 2 & 3):
Aber dann gings los: Allein schon der Zugang zum Schiff über die Gangway: Eine Zumutung, besonders für Gäste des höheren Alters. Je nach Hafen - teils fast 35 Grad Neigung - gestaltet sich das Ein- und Aussteigen eher wie eine Kletter-Tour in den Alpen denn als ein bequemer Zugang zu einem Schiff (Foto 4):
Dann die Außendecks (mal überspitzt dargestellt): Überfüllt mit scharfen Ecken und Kanten von Kränen, Stahlstreben, etc., ist man als Passagier mehr damit beschäftigt, beim Gang über Deck seinen Kopf zu schützen als die Aussicht zu genießen (Foto 5):
Wenn man dies nach der ersten Beule schnell geregelt bekommt, so fangen die verschiedenen Levels schon nach kurzer Zeit an zu nerven: Mehr oder weniger permanent ist man am Treppensteigen, wenn man so wie wir gerne der Standort an Deck wechselt (siehe Foto 6 & 7, hier das Schwesterschiff MS Narvik im Raftsund):
Ebenfalls als nervend empfand ich, daß das Vorderdeck unterhalb der Brücke ausschließlich zu erreichen ist, indem man in das Schiff hineingehen muß, dann die schicke Aufgabe hat eine massive Stahltür zu öffnen und dabei über eine überaus große Schwelle - die dürfte wohl 25 cm hoch und 20 cm breit sein - steigen darf: Wirklich fast nicht zu bewältigen für ältere Semester.
Ok, wenn man über all diese Kritikpunkte hinwegsehen mag, dann die Innenräume.
Grandios ist m.E. der Rauchersalon, der hat wirklich Charme (Foto 8 ):
Aber bereits im sogenannten Panoramasalon trübt sich die Freude wieder rasch ein: Bestenfalls als höherwertiger Schnellimbiss mit großen Fenstern zu beschreiben, ist die Bezeichnung Panorama nicht so ganz angebracht. Flair hat das Teil überhaupt nicht, zumal die vorhandenen Plätze bei schlechtem Wetter nicht mal der Hälfte der max. Passagierkapazität Platz bieten (auch der Rauchersalon ist schnell überfüllt, bleiben dann nur noch die Plätze im Bereich der Cafeteria). Und ob ich gerne stundenlang in eng beieinander stehenden Stühlen - die besser in ein Restaurant als denn in einen behaglichen Panoramasalon passen - sitze und die herrliche Landschaft bestaune, lasse ich einmal dahingestellt sein. Das Foto 9 spricht für sich:
Jetzt zu den Kabinen. Wir hatten die Kabine I 200. An für sich eine nette und geräumige Kabine für drei Leute, zwei Betten unten und eines zum Herunterklappen oben (Foto 10):
Was aber für meine Begriffe gar nicht geht, sind die netten Mosaik-Fliesen und die wirklich drittklassige Dusche mit klasse Duschvorhang im Bad - stets war bei uns beim Duschen das ganze Bad komplett "unter Wasser". Ebenfalls bemerkenswert sind die unverdeckten Rohre (Foto 11):
Alles in Allem würde ich Hurtigruten empfehlen, die MS Vesteralen und vermutlich auch die MS Narvik möglichst bald an die Strände Indiens zum Ausschlachten zu verbringen, als weiterhin die Mehrzahl der Gäste ein für allemal zu vergraulen. Die Gespräche in unserer doch recht kurzen Zeit an Bord sprachen Bände: Von den Gästen, die eine ganze Strecke (also Rundreise, etc.) gebucht hatten, wollte ein Teil nie wieder ein Postschiff-Reise unternehmen und ein großer Teil nur noch auf einem Schiff der neuen Generation.
Ok, es mag den einen oder anderen geben, der die Schiffe der mittleren Generation mag und liebgewonnen hat - ich zähle jedenfalls nicht dazu.
Dann lieber die vertraute, persönliche Atmosphäre an Bord der Lofoten oder gerne auch den Luxus der "schwimmenden Blechkästen" a la Finnmarken oder Mitnatsol.
Auch wenn diese modernen, schnörkellosen, seelenlosen Schiffe in den Augen anderer Leute noch so dämlich aussehen: Wenn ich dort an Bord bin, sehe ich das ja nicht und kann mich stattdessen richtig wohl fühlen

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Gruß