Im Campingbus an die Barentssee

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Mainline » Sa, 25. Mär 2023, 19:34

Ich habe ganz optimistisch den Schweizer Wassersack in die Sonne gelegt, denn ich möchte heute duschen. Die Nachbarn sind noch in ihren weißen Bobils und rühren sich nicht. Die Gelegenheit ist günstig, Wassersack auf die geöffnete Heckklappe legen, nackig machen und los: oh, ah, yip yip yip, brrr… nun bin ich hundert Prozent wach! Ist anscheinend doch nur knapp über dem gefühlten Gefrierpunkt.

Wir werden wieder von der Sonne, beziehungsweise den hohen Temperaturen im Bus geweckt. Es ist heute ziemlich windig, darum frühstücken wir im Windschatten hinter dem Bus.

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Berlevåg

In Berlevag gehen die Frau und ich getrennte Wege. Sie schlendert durch kleine Lädchen und ich versuche an der großen Mole dem Meer etwas Essbares abzuringen.

Die Hafenmole erweist sich heute als kein guter Ort zum Angeln. Also wechsele ich meine Werkzeuge und fotografiere ein wenig im Ort. Am Hafen wird gerade ein Fischkutter entladen, was für lautstarke Aufregung bei den zahlreichen Möwen sorgt.

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Im Gegensatz zu meinem misslungenem Angelversuch, war die Frau in Berlevåg erfolgreicher. In einem Geschäft für Glas Deco hat sie ansprechende Geschenke gefunden, die sie sogleich sicher in der hintersten Ecke vom Bus verstaut. Vom restlichen Geld hat sie sich noch ein Eis gegönnt, was ja angesichts des Wetters durchaus angemessen ist.


Pottwal am Straßenrand

Nachdem wir Berlevåg wieder verlassen haben, kommen wir zu der Stelle mit dem verendeten Pottwal. Wir halten am Straßenrand und haben das Gefühl jeden Moment kippt der Bus um. Ist aber halb so schlimm, denn der verträgt noch mehr Schräglage.

Der junge Pottwal liegt wohl schon eine Weile hier am Ufer. Sein markanter Unterkiefer wurde offenbar bereits als Trophäe entnommen. Die Fotos in der Lokalzeitung zeigten ihn jedenfalls noch mit vollständigem Unterkiefer.

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Moltebeeren

Einige Kilometer weiter finden wir einen Platz zum Verweilen. Hier haben wir Blick auf das Meer, eine kleines Wasserbassin und etwas Grün.

Beim Erkunden der Umgebung entdeckt die Frau ein kleines Feld mit Moltebeeren. Da werden erst einmal ein paar Fotos geschossen. Als ich hinzukomme, überlegen wir, welche wohl die reifen Beeren sind? Die gelben oder die etwas mehr roten? Kurze Geschmacksprobe – es sind eindeutig die gelben!

Wir pflücken und naschen ein paar Beeren. Dann nehmen wir doch ein Schälchen und sammeln einige. Es ist noch ein Rest vom Joghurt da, den mischen wir unter die Beeren und schon genießen wir ein leckeres Dessert! Ich gehe gleich nochmal los, um noch ein Schälchen voll zu sammeln. Das kommt in die Kühlbox, für später.

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Übernachtungsplatz

Dieser Platz ist so schön und die Sonne scheint, da bleiben wir glatt hier. Es ist noch früh am Tag, wir haben gerade mal 50 km geschafft, aber jetzt kann sich der bereits in der Sonne liegende Wassersack richtig aufwärmen. So kommt die Frau in den Genuss einer warmen Dusche. Viel angenehmer als bei mir heute morgen. Zum Abendessen braten wir (gekauftes) Fischfilet und essen frisches Brot dazu. Am Abend beobachten wir lange den Sonnenuntergang. Beim Fotografieren fährt sogar ein Postschiff ins Motiv.

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Viele Grüße und einen schönen Sonntag.
Gerhard
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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Gudrun » Sa, 25. Mär 2023, 20:02

Was für ein schöner Tag!

Grüße Gudrun
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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Kumulus » So, 26. Mär 2023, 15:25

Gudrun hat geschrieben:Was für ein schöner Tag!


Dem kann ich nur beipflichten. Tolle Bilder und bestimmt ein erlebnisreicher Tag.

Danke für's Teilen.
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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Steffen15 » Mo, 27. Mär 2023, 21:47

Hallo Gerhard,
ich muss mich jetzt auch mal bedanken für die Spitzen-Fotos von einer sehr interessanten Reise - in diesen nördlichen Gefilden waren wir gerade noch nicht
Was ich besonders toll finde ist, dass Du auch den Camping Alltag mit so einem kleinen Bus anschaulich schilderst, z.B. die Episode mit dem Duschen. Ok, früher bei Zeltreisen waren wir auch schon Pioniere der Solarenergienutzung, indem wir den schwarzen Wassersack hinter Front- oder Heckscheibe plaziert haben. Natürlich hat man dann erst am Nachmittag etwas warmes Wasser. :)
Wir waren bisher immer nur mit "weißer Ware" unterwegs - so ein roter Bus ist viel fotogener. Ich hatte auch schon immer mal darüber nachgedacht, meinen PKW durch so ein Teil zu ersetzen. Dummerweise weiss ich nach Deinen Schilderungen genau, dass er den Komfortansprüchen meiner Frau nicht gerecht wird... :(
Letzte Norwegenreise https://lofotenreise.jimdo.com
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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Mainline » Di, 28. Mär 2023, 20:09

Immer noch Sonnenschein! Die Sonne geht hier irgendwann um 23 Uhr unter und um 2 Uhr wieder auf – nicht viel Zeit für Schlaf im kühlen Bus! Weil wir hier alleine stehen, lassen wir uns Zeit mit dem Frühstück und machen Rührei mit Speck. Danach lasse ich die Drohne steigen und steuere sie für ein paar Luftaufnahmen zu dem gestrandeten Wal.

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Båtsfjord

Die Fahrt von Berlevåg nach Båtsfjord führt uns über weite Flächen arktischer Tundra. Zumindest stelle ich es mir so vor. Ich mag diese karge Landschaft mit ihrem weiten Blick und den vielen kleinen Seen.

Båtsfjord finden wir trotz des schönen Wetters nicht so ansprechend. Aber immerhin haben wir einen weiteren Gullideckel in unserer Fotosammlung. Nach weniger als einer Stunde sind wir schon wieder unterwegs. Zur Mittagszeit rasten wir mit Brot und Rekesalat an einem der vielen Seen.

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Auf der Rückfahrt halten wir an der Webcam von Statens Vegvesen und warten bis wir zu sehen sind.

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Tana Mündung

Die Frau möchte gerne diese ‚Straße ins Nichts‘ fahren. Diese ist bei Høgholmen und führt auf 3 Kilometer Länge über eine Sandbank. Von der Piste aus sehen wir Rentiere und Schafe. Nach einer Rechtskurve endet sie auf einer Landzunge.

Nach Norden ist das Ufer sehr flach und lädt ein, mit den Füßen ins Wasser zu gehen. Auf dem Wasser fahren kleine Motorboote, die Sonne bruzzelt und es gibt Sandstrände. Typisch arktische Zone halt.

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Kaffeepause am Strand

Für den Kaffee überqueren wir in Tanabru den Fluss und pausieren im Flussbett des Tanaelv. Weil es in der prallen Sonne noch so heiß ist, suchen wir etwas Schatten. Ganz in der Nähe badet ein junges Paar vergnügt im Wasser.

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Dialog am Strand:
Frau: „In Finnland heißt Fluss ‚Joki‘ und hier heißt es ‚Elv‘, richtig?“
Ich: „Ja, Elv bedeutet Fluss und halb zwölf heißt großer Fluss“!



Es geht der Sonne entgegen, erst auf der [98], dann weiter auf der [886] Richtung Mehamn. Die Strecke ist ziemlich rumpelig und die Sonne blendet ungemein. Wir folgen einer schmalen Schotterstraße gen Osten und finden einen passenden (geschotterten) Übernachtungsplatz. Die letzten Sonnenstrahlen erwärmen uns den Abend im Bus.

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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon syltetoy » Mi, 29. Mär 2023, 13:16

Das Flussbett am Tanaelv ist ja wirklich ein Traum, herrlich der Sandstrand.
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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Wollina » Mi, 29. Mär 2023, 17:33

Wunderschöne Fotos, für mich Erinnerungen, vor allem da wir durch Absturz des Computers alle Fotos verloren haben. Wir waren damals in der Kirche von Batsfjord. Das Glasfassade an der Altarwand war beeindruckend.

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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Wollina » Mi, 29. Mär 2023, 17:52

Ich habe mich geirrt, verloren haben wir die Fotos aus Norwegen 2010.
Leider kann ich kein Foto einfügen. noch nie gemacht.

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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon MarkusD » Do, 30. Mär 2023, 20:34

Wollina hat geschrieben:Ich habe mich geirrt, verloren haben wir die Fotos aus Norwegen 2010.

Die etwas gnadenlose Antwort darauf lautet (sie stammt nicht von mir, sondern von der Technikzeitschrift c't) „Kein Backup, kein Mitleid“. https://www.heise.de/select/ct/2019/21/1570539881346783

Ich hoffe du hast Humor und nimmst mir den Spruch nicht krum. In der eigenen Familie und bei Freunden habe ich schon die eine oder andere externe Festplatte in Betrieb genommen und einfache Skripte gebaut die man nur mit Doppelklick mal starten muss, damit man wenigstens ein Backup hat. Dazu braucht es keine Extra-Software, im Gegenteil, Bordmittel von Windows reichen aus.

Wollina hat geschrieben:Leider kann ich kein Foto einfügen. noch nie gemacht.

Das ist kein Hexenwerk. Eine Anleitung hier: viewtopic.php?f=6&t=33578

„Einfügen“ kann man nur Fotos die man selbst irgendwo anders bereits hochgeladen hat. Nebenbeibemerkt finde ich das aus Sicht der Forumbetreiber auch eine sehr gut Entscheidung. Denn würde man hier Dateien hochladen können, dann hätte das jede Menge trouble zur Folge für die Betreiber. In anderen Foren gibt es gefühlt 1.000 Regeln was man alles hochladen darf und was nicht. Da stehen einem die Haare zu Berge. So muss jeder das was er hier zeigen will selbst wo hoch laden und gut. Aber auch das ist keine Raketentechnik. Auch dazu gibt es einen Thread: viewtopic.php?f=6&t=14769

Und wenn noch Fragen zu dem Thema sind, einfach fragen.

Gruß, Markus
MarkusD
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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Wollina » Fr, 31. Mär 2023, 12:02

Deine Antwort ist korrekt, nehme ich nicht übel. Habe auch externe Festplatten zum Speichern. Aber irgendwie vor lauter Reisen ein paar Reisen vergessen auf die externe Festplatte zu bringen. Ich freue mich jetzt über die Reiseberichte und schaue die Fotos mit dem Gedanken: ...achja, da waren wir auch. Wenn man älter wird, ist, nimmt man es gelassen.

Und wie gesagt, älter, mit Cloud nichts am Hut, auch wenn man von überall darauf zu greifen kann.

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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Wollina » Fr, 31. Mär 2023, 12:02

Deine Antwort ist korrekt, nehme ich nicht übel. Habe auch externe Festplatten zum Speichern. Aber irgendwie vor lauter Reisen ein paar Reisen vergessen auf die externe Festplatte zu bringen. Ich freue mich jetzt über die Reiseberichte und schaue die Fotos mit dem Gedanken: ...achja, da waren wir auch. Wenn man älter wird, ist, nimmt man es gelassen.

Und wie gesagt, älter, mit Cloud nichts am Hut, auch wenn man von überall darauf zu greifen kann.

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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon volkermuenster » Sa, 01. Apr 2023, 10:55

Moin Gerhard,

klasse Fortsetzung wieder! Danke.
Gut haben mir die Drohnenaufnahmen der nordischen Küste gefallen. Das steigert meine Vorfreude auf meinen diesjährigen Sommertrip ins fast unermässliche (und auch unerträgliche :-)).

Komisch - beim Tana Fluss habe ich folgende Bilder gemacht:

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Fast gleich mit deinen. :lol:

Das freut mich irgendwie.....

Schönes Wochenende.
Volker
"Man wird nie ein neues Land entdecken, wenn man immer das Ufer im Auge behält."
(Volksweisheit)
Unterwegs in meinem Theodor-Sunlight T60
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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Mainline » Sa, 01. Apr 2023, 12:59

Finnmark südwärts

Kjøllefjord

In der Nacht hat es am Bus mehrmals laut geknallt, der Wind hat das Dachzelt gegen das Gestänge geschlagen. Hat sich angehört wie Maschinengewehrsalven, – sagt die Frau. Ich bin schließlich aufgestanden und habe das Aufstelldach geschlossen, auch wenn es hauptsächlich zu Beruhigung der Frau war. Egal, um 9 Uhr sind wir reisefertig und auf geht’s nach Kjøllefjord zum Einkaufen und Angeln.

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Die heutige Nahrungsbeschaffung übernehmen wir also gemeinsam. Die Frau bezahlt dafür im Supermarkt mit Karte und ich am Fjord mit Geduld und Ausdauer: Zwei Fische für das Mittagsmahl! Solchermaßen ausgerüstet verlassen wir Køllefjord und düsen wir weiter nach Gamvik.


Slettnes Fyr

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Der Leuchtturm Slettnes Fyr am Ende der Straße von Gamvik ist der nördlichste Leuchtturm auf dem europäischen Festland. Gleich nach Ankunft bereiten wir uns aus den frischen Fischfilets leckere Fischburger zu. Sie sind delikat. Zum Dessert schlemmen wir Moltebeeren mit Joghurt. Dabei sitzen wir auf einem Felsen unterhalb des Leuchtturms und schauen aufs Meer. Tolles Urlaubsfeeling!

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Hinter Gamvik halten wir in der Sonne mit Blick auf die Küste und schlürfen unseren Kaffee. Dann konsultieren wir die Landkarte und suchen den für uns angenehmsten Heimweg. Wir haben unseren Aufenthalt in der Finnmark schon ziemlich in die Länge gezogen, daher bleibt immer weniger Zeit für unsere Rückreise. Zur Freude der Frau buchen wir heute für die Rückfahrt eine schöne Kabine auf der Strecke Oslo – Kiel. Somit steht unsere Abreise fest.

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Für die kommende Nacht stellen wir uns wieder an den Platz von gestern, damit schließt sich für heute der Kreis.


Zurück nach Finnland

Heute ist es soweit, wir verlassen die Finnmark und fahren gen Süden. Wir wollen bis ins schwedische Övertorneä und sind bereits um 8:45 Uhr unterwegs. Bis Karasjok geht es ohne Halt durch, da kaufen wir noch ein paar norwegische Chips, nutzen noch kurz die Entsorgungsstation für Wohnmobile und schon geht es weiter nach Kautokeino. – Sofern uns vorher nicht der Sprit ausgeht! Ich lasse den Bus schon eine Weile immer mal rollen und bemühe mich möglichst konsequent 80 – 90 km/h zu fahren, das ist besonders sparsam! Zwischendurch gibt’s noch eine kurze Pause, allerdings nur Brote, denn die lästigen Pieksviecher sind wieder da. Bis Kautokeino schaffen wir es, tanken hier aber nur 20 l, denn im nahen Finnland ist der Kraftstoff deutlich günstiger.

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‚Trevor‘, unser Navi, gibt Anweisung, in welche Richtung die Reise geht. Bis die Frau einen Ort auf der Karte gefunden hat, der auch nur annähernd so geschrieben wird, wie ‚Trevor‘ es gesagt hat, vergeht viel Zeit. Wer soll sich denn bei solchen Namen zurechtzufinden: Gouvdageaidnu!

In Finnland wird es noch doller, weil alle Buchstaben scheinbar doppelt vorkommen: Moottorikelkkarata. Egal, das ist an der Straße 21, und passt zur Kaffeepause! Innen im Bus wird es vom Kaffee kochen warm, daher beeilen wir uns, um draußen in der leichten Brise kurz durchzuatmen. Aber wirklich nur ganz kurz wegen der lästigen und allgegenwärtigen Picksviecher!

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Der Grenzübertritt nach Finnland erfolgt ohne Kontrolle. In Enontekiö wird vollgetankt, der Kilometerstand zeigt 1088 km mit einer Tankfüllung.

Hier im Norden Finnlands fällt uns auf, dass immer, wenn Straßenlaternen auftauchen, es sich um eine Ortsdurchfahrt handelt. Warum sonst sollte die Straße plötzlich beleuchtet sein? Häuser sieht man keine, nur vermehrt Einfahrten.


Campingplatz Övertorneä

Um 20 Uhr sind wir in Övertorneä auf der schwedischen Seite des Torneälv, und fahren auf den örtlichen Campingplatz. Eine ruhige Nacht – endlich richtig lange duschen!

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Bei uns gibt es Cheeseburger und die bereiten wir in der Campingplatzküche zu, weniger Gespritze bei uns und abwaschen mit viel heißem Wasser ist auch cool.


Durch Schweden

Aufstehen, Frühstück ist fertig! Heute brauchen wir uns nur anziehen und schon können wir losgehen. Die Frau hat bei der Anmeldung ein Frühstück mitgebucht. Wir scheinen die einzigen Gäste zu sein. Egal, es ist alles da: Kaffeevollautomat, O-Saft, Milch, Joghurt, Cerialien, Schinken, Käse, Honig, Marmelade, Brötchen, Weißbrot, Obst, Rührei extra für uns zubereitet! Wir haben so richtig geschlemmt, mit heißer Schokolade und von allem was probiert. Auch die Moltebeerenmarmelade war sehr lecker!

Zur Abfahrt fängt es an zu Tröpfeln, da wird die Frontscheibe wenigstens wieder mal sauber: Von wegen es gibt weniger Insekten! Musst nur mal durch Skandinavien fahren, da ist es nur so am Prasseln auf der Scheibe!

Da es gestern so gut lief, lassen wir es heute ruhiger angehen, also entspanntere Pausen! Frau sucht die Plätze raus, folglich bin ich sehr skeptisch. Doch der erste Platz für die Mittagspause liegt am Strand an der Ostsee bei Sikea (nördl. Umea), da gibt es nix zu meckern! Die holprige Anfahrt durch den Wald ist auch zu schaffen und schon laufen wir barfuss am Strand entlang und vertreiben uns die Zeit.

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Platz am See

Nach anderthalbstündiger Rast fahren wir zum nächsten Halt. Da die Frau das Kommando zum Abbiegen gibt sind die Abfahrten von der Schnellstraße gelegentlich tückisch. Dabei hat sie sich echt bemüht, es rechtzeitig Anzusagen (noch 50 Meter!), aber bremsen ist Programm. Glücklicherweise konnte ich es jedesmal verkehrskonform umsetzen.

Für’s Kaffeepäuschen stehen wir an einem See südlich von Örnsköldsvik (zwischen Umea und Sundsvall) auch an der [E4]. Man kann hier schwimmen, es gibt Umkleidekabinen und sehr liebevoll dekorierte Plumsklosetts. Der Weg ist teilweise mit Schlaglöchern versehen, aber fahrbar.

Ab hier wenden wir uns gen Westen, über die [335] nach Solleftea und von da über die [87] Richtung Östersund. Die Frau sucht diesmal den Übernachtungsplatz aus und findet einen See östlich von Bispgåden mit einem laaaangen geschotterten Weg dahin. Ihr geplanter Stellplatz ist leider ungeeignet und nach meinem fachmännischem Blick auf die Karte („Wo hast du denn deeen Platz gefunden? Ach so, einfach irgendwas angeklickt…“) fahren wir bis zum Ende des Sees und da findet sich eine Nische am Seeufer. Die Frau ist erleichtert. Der Bus wird geparkt und unser heutige Tag hat sein Ende wieder um 20 Uhr gefunden.

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Zur Flatruet

Die Nacht war sehr ruhig, die Sonne steht am wolkenlos blauen Himmel und wir wollen draußen frühstücken. Wir bereiten alles vor, ich koche schon mal Kaffee, Frau holt die anderen Utensilien beisammen, da kommt doch tatsächlich ein Auto mit Bootsanhänger! Die möchten auch prompt hier durch und ihr Boot zu Wasser lassen. Okay, Bus umparken, Tisch und Stühle beiseite räumen, alles passt, Boot kommt ins Wasser, Auto samt Anhänger wird abgestellt, Angler ab ins Boot und raus auf den See – Frühstück wird fortgesetzt. Puh, solch aufregende Momente vor dem ersten Kaffee!

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In Östersund wird getankt und in Brunflo eingekauft. Dann suchen wir uns rasch am Rand eines Feldes einen Pausenplatz. Im COOP haben wir nämlich ein fertig gegrilltes Hähnchen erstanden, dass will jetzt schnell verzehrt werden! Es schmeckt total lecker, ist äußert üppig und mit dem knusprigen Baguette eine abgerundete Mahlzeit. Die weitere Fahrt mit viel Sonne und einigen fernen Wolken ist jetzt nicht so spannend. Dafür finden wir einen schönen Rastplatz am See bei Lillbörtnen. Ich kann in dem See sogar noch eine Runde schwimmen/baden.

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Unser heutiges Etappenziel ist die Flatruet, das ist mit knapp 1000 m Schwedens höchste Passstraße. Sie ist allerdings noch für viele andere ein Tagesziel. Hier stehen bestimmt 30 Wohnmobile, Wohnwagen, Kastenwagen und Co. Naja, da passen wir auch noch hin!

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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Kumulus » Sa, 01. Apr 2023, 13:31

Das ging jetzt aber "Schlag auf Schlag" - eben noch am nördlichsten Leuchtturm Europas und jetzt bereits am höchsten Pass Schwedens. Und alles bei sonnigem Wetter und durch traumhaft schöne Landschaften. Beneidenswert.
Danke
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Re: Im Campingbus an die Barentssee

Beitragvon Mainline » Sa, 01. Apr 2023, 14:07

An der Flatruet

Wir sitzen beim Frühstück im Bus mit offener Schiebetür und aufgeklapptem Dach, da hören wir ein brummendes Geräusch. Einer der Wohnmobileigner hat draußen seinen Stromgenerator aufgebaut! Der Mann kommt mit einer Müslischale und stellt diese in die Mikrowelle im Staukasten und drückt auf Start; das Aggregat erhöht den Geräuschpegel, nach ein paar Minuten wiederholt sich das ganze, dann wird alles wieder abgebaut und verstaut – so eine Aufwand für zwei Schalen Müsli! :evil:

Røros

Jetzt fahren wir Richtung Norwegen. An der Grenze gibt es eine kurze Kontrolle des Impfcodes und des Personalausweises – fertig. Bis Røros flutscht es und wir finden am Grubenmuseum einen Parkplatz. Dann ziehen wir los, jeder für sich. Frau fotografiert ein wenig und bummelt durch die Geschäfte, ich schaue mir das Umfeld der Grube an.

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Nach zweieinhalb Stunden treffen wir uns wieder am Bus und unsere Reise geht weiter. Zwischen Tolga und Tynset pausieren wir an einem Fluss und brutzeln unsere letzte Schneckenbratwurst zum norwegischen Brötchen.

Auf meiner Onlinekarte hatte ich schon seit einiger Zeit eine Route in Norwegen markiert, die als Gravel road in Ost-West Richtung durch Rondane führt. Von Alvdal über die Reinslia Taubanestasjon nach Folldal.


Mautstraße

Auf geht’s! Für die Nutzung des „Bomveien“ ins Høstdalen sind 80,- NOK fällig, die vor der Schranke mit Kreditkarte bezahlt werden. Zu Beginn ist alles easy. Anscheinend bekommen die zahlreichen Hütten stärkere Stromleitungen und schnelles Internet, denn links und rechts der Weges stehen Baufahrzeuge und große Kabeltrommeln. Nach einigen Kilometern wird der Fahrbahnbelag etwas grober, denn wir befahren jetzt eine Gravel road.

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Aber dann bemerkt die Frau, dass die Strecke auf ihrer Landkarte (bisher mit einer weißen Straße gekennzeichnet) jetzt nur noch mit dünnen roten Strichen markiert ist… „Kein Sorge, das passt schon“, beruhige ich sie.

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Hmmhmm, der Weg wird tatsächlich sehr holprig und immer schmaler. Aber es gibt jetzt kein Zurück, deshalb Augen (fast) zu und durch. Wir schaukeln hin und her, gelegentlich knirscht, schabt und knarzt es an der Motorschutzplatte. An den kurzen, aber mit ca 25% recht steilen Anstiegen drehen die Räder durch. Nach einigen hundert Metern kommt plötzlich eine Hütte in Sicht und der Weg wird besser.

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Reinslia Taubanestasjon

Wir stehen jetzt an den Resten der „Reinslia Taubanestasjon“ und kochen uns erst einmal einen Kaffee. Eine kurze Kontrolle des Unterboden bestätigt mir, dass die Montage der Motorschutzplatte eine gute Idee war. Drei Motorradfahrer mit Geländemotorrädern schauen etwas erstaunt unseren Bus an, einer von ihnen fährt langsam um uns herum, um den Bus von allen Seiten zu betrachten. Zum Glück sind die uns nicht auf dem letzten Abschnitt entgegen gekommen.

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Die Weiterfahrt gestaltet sich nun einfacher und an einer Weggabelung nehmen wir den kürzeren Weg zurück in die Zivilisation. An der 1955 gebauten historischen „BP-Bensinstasjon“ in Grimsbu erreichen wir den Fv29 und haben wieder ordentlichen Asphalt unter den Rädern.

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Grimsdalen

Nach kurzer Fahrt auf der 27 biegen wir in Richtung Grimsdalen ab. Hier wird die Maut per App und Kennzeichenerfassung bezahlt. Die nicht asphaltierte Straße lässt sich gut fahren. Am Naturcampingplatz Fjellcamping beenden wir die heutige Tour. Es setzt ein leichter Regen ein, die passende Zeit um den Abend mit einen Film (Harry Potter) auf dem iPad ausklingen zu lassen.

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Nächtlicher Platzwechsel

Heute ist wohl das erste Mal, dass wir morgens im Bus nicht da aufstehen, wo wir am Abend eingeschlafen sind.

Zwischen Mitternacht und ein Uhr bin ich mit einem sehr unguten Gefühl in der Brust aufgewacht und konnte nicht mehr zur Ruhe kommen. Weil ich keine Besserung verspürte und wir hier kein Telefonempfang hatten, räumten wir schließlich die Vordersitze frei und fuhren vom Platz. Es ist eine stockfinstere Nacht ohne Sterne oder Mond oder sonstige Lichtquellen. Es regnet etwas, manchmal zieht Nebel auf oder vielleicht sind es Wolken, denn hier ist es ja über 1000 m hoch.

Für die knapp 40 Kilometer die wir zurücklegen, brauchen wir über eine Stunde. Am Bahnhof von Dovre haben unsere Telefone wieder Netzverbindung, was die Frau etwas beruhigt. Wir bleiben für den Rest der Nacht hier, es ist inzwischen schon nach drei Uhr.

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Peer Gynt Vegen

Gegen 8 Uhr werden wir von den quietschenden Bremsen eines Zuges geweckt. Mir geht es wieder gut. Draußen ist es feucht, wir fahren erstmal Richtung Ringebu auf der [E6] und beratschlagen dann weiter. Fahren wir in die Berge gen Osten zur [3] oder doch lieber gen Westen auf dem Peer Gynt Vegen, der wegen des Wetters verschmäht wurde. Wir sind nur gut 3 h von Oslo entfernt, also schei… auf das Wetter, der Peer Gynt Vegen ist es. Da die neue E6 Maut kostet, fahren wir auf der parallel verlaufenden alten E6. Doch Pustekuchen, die kostet auch Maut! Bei Tretten biegen wir ab auf die [254] und von da nach Skei. Die Straße geht nahtlos über in den Peer Gynt Vegen. Fast nahtlos, von gut ausgebaut und geteert auf schmaler und festgefahrener Dreck. Also ohne Schotter der normale Untergrund für Naturwege. An einem Aussichtspunkt hoch oben halten wir für die Mittagspause – und vertrödeln den restlichen Tag im warmen Bus mit Film gucken, Schlaf nachholen und Lesen. Es regnet immer mal wieder, aber dafür sind hier keine Pieksviecher!

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Heimreise

Die Sonne will nicht so recht, es gibt viele Wolken, aber es regnet nicht, zumindest nicht heute Morgen. Wir frühstücken mit offenem Dach und dem Blick über das Tal. Ohne Regen hat man eine herrliche Aussicht. Schnell noch ein paar Fotos , dann geht es pünktlich um 9 Uhr Richtung Oslo. Erst über die [254] nach Segalstad Bru, von da die [255] bis Lillehammer und dann auf die [E6] mit vollen 100 km/h gen Süden! Es flutscht und kostet bis Oslo ca. 200,- NOK Maut, dafür sind wir wie geplant um 12 Uhr am Colorlinekai. Das Einchecken dauert, die Formalitäten sind erstaunlich simpel, Buchungsnummer und Personalausweis, ab in die Warteschlange – und da warten wir noch eine Stunde.

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Mit Blick auf den Oslofjord auf der Sonnenseite sitzend, schauen wir auf die vorbeiziehenden Schiffe und freuen uns über diesen durchaus gelungenen Urlaub, der so gar nicht geplant war: Für diesen Sommer 2021 stand Island auf der Agenda, doch die im Dezember 2019 gebuchte Fähre nach Helsinki musste wegen der Corona Pandemie mehrfach umgebucht werden.

Die ursprünglich geplante schnelle Durchreise entpuppte sich als gemächliche Reise nordwärts, denn Finnland hat hübsche Flecken zu bieten: Badeseen, Strände, lauschige abgelegene Naturplätze zum Übernachten.

Hier noch ein kurzes Zitat aus dem Skandinavien Reiseführer von 1996: „…die Landschaftsbilder sind von erhabenem Ernst; wo nur ein Hügel über die Waldspitzen emporragt, da öffnet sich eine ergreifende, unberührte Weite. Die stets wiederholte und doch abgewandelte Szenerie von Wald und Wasser läßt den Menschen ruhig und bescheiden werden vor dem Schweigen oder Brausen der Natur; man ist inmitten eines festlichen Glanzes, wenn die Sonne ihr Farbenspiel beginnt und weiße Wolkenballen über den Himmel ziehen…“

Nach fast 6500 Kilometern ist unsere Sommerreise 2021 beendet. Und die Piekser sind mittlerweile auch alle abgeschwollen, abgeheilt und verblasst.

Viele schöne Reisen wünscht Euch
Gerhard
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