Wir konnten einigermaßen ruhig schlafen, der Straßenlärm begann erst wieder im Morgengrauen.
Weil das Wetter nicht zum aufstehen eingeladen hat, haben wir noch eine Schlafstunde bis 09:00 Uhr eingelegt. Die Sanitäreinrichtungen waren um diese Zeit zu wenig, der CP ist zwar nicht voll belegt, die Hütten schon. Am Lokus haben sie angestanden, entsprechend war die Geruchsbelästigung.
Wir frühstücken unter der Markise bei 15 Grad draußen, ganz schön kühl. Gestern Nachmittag hat die Sonne noch runtergebrannt, der Wetterwechsel wirkt krass. Nach dem Frühstücken und aufräumen fahren wir auf der E 16 nach Flam. An der Pier liegt ein Kreuzfahrer der Viking Linie namens Viking Star und verstinkt mit blauen Abgasen aus dem Kamin die ganze Flam-Bucht.

Mir ist unverständlich, dass das Verbrennen von Schweröl auf Kreuzfahrtschiffen erlaubt ist. Hier wird giftiges, teigiges Schweröl zuerst auf 60 Grad erhitzt, verbrannt und ungereinigt durch den Kamin entsorgt.
Im Zentrum von Flam, es besteht aus Bahnhof, Pier und Parkplätzen für die Buskolonnen, die die Touris befördern, sind wir stehen geblieben.


Gerti hat weitergehende Informationen im Tourist-Office eingeholt, ich habe zwischenzeitlich größte Zweifel, dass eine Flam-Bahnfahrt meine Erwartungen befriedigt.
Massen von Touristen werden in Pulks zu den bereit stehenden Waggons der Flam-Bahn geleitet. Gerti sprach davon, dass die vorbestellten Tickets Vorrang haben, wir wären auf der Warteliste auf die nächsten Züge, wenn wir fahren wollten.

Weil ich auf diesen Trubel nicht eingestellt war, haben wir Flam in Richtung Gudvangen verlassen.
Wir fahren zuerst einen 5,5 Kilometer langen Tunnel hoch, danach einen 12,4 Kilometer langen Tunnel nach Gudvangen runter.
Flam und Gudvangen liegen jeweils am Ende von Fjorden.
Entsprechend ist auch in Gudvangen, eingerahmt von 1.000 Meter hohen Bergwänden, viel los.
Ein paar Hotels, eine Tankstelle mit Buttik, Restaurant/Cafeteria, Wohnmobil-Entsorgung und Bus-Waschplatz. Das Wasser des Ver- und Entsorgungsplatzes fließt z. T. gleich ins angrenzende Erdreich, und der Rest (ungeklärt?) in den nahen Naeroyfjorden.
Er ist ein schmaler und spektakulärer Seitenarm des Sognefjord, er zählt zu den Highlights in Norwegens Fjordregion und gehört (natürlich) auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir wandern, mit Regenschirmen bewaffnet, durch das kleine Örtchen, bewundern schöne, blumenbestandene Vorgärten. Ein dauernder Fährverkehr ist zu beobachten, Autos und Touristen werden durch die Fjorde befördert. Alles ist auf Massentourismus ausgelegt. Nichts für uns.





In einem Touristen-Shop hat Gerti für unsere Enkelin einen ganz lieben kleinen Elch-Rucksack entdeckt, der sofort erstanden wurde. Ein Souvenir für die Kleine, gekauft an einem regnerischen Freitag am Naeroyfjorden.
Und über dem Treiben dort unten im Tal weht über eine 1.000 Meter hohe Felswand das „Brautkleid“, drei zarte (Wasser-) Schleier wehen von der Kante herunter. Und heute sind auch genügend wolkige Regentropfen dabei.
Nach einer Stunde in Gudvangen sind wir wieder in den 5 Kilometer langen Aufwärtstunnel zurück bis auf 333 Meter über NN gefahren, gleich danach links abgebogen und wieder 6 Kilometer auf Fjordhöhe runtergefahren. Unser Ziel war die 1147 errichtete, mit 3,7 Meter Breite kleinste Stabkirche Norwegens in Undredal.
Wir stellten das Auto vor dem Ort ab und durchstreiften es, gingen am Fjord entlang und machten eine Kaffeepause im Hafen-Kaffee.






Danach fuhren wir wieder bergauf zur E 16, entlang am rauschenden Bach, der dampfte. Und schon wieder ging es 11,4 Kilometer im Tunnel abwärts nach Flam, das wir links liegen ließen.
Der stinkende Kreuzfahrer lag immer noch an der Pier, dessen Passagieren wir überall begegneten.
Zum Abschluss unserer heutigen Besichtigungstour bei Regen fuhren wir noch nach Aurland. Am Fluss haben wir gelesen, dass es eine Lachs-Seuche (Parasiten) geben soll und Fischer sich selbst, die Angelschnüre und Rollen desinfizieren sollen, bevor sie nach Erwerb der Fiskekort den Lachsen und Seeforellen nachstellen.
Mit dieser Maßnahme soll die Ausbreitung der Seuche verhindert werden. Aurland ist sicher bei Sonnenschein ganz schön, bei Regen hat es uns zum Abschluss noch in die Kirche gezogen, deren nordische Schlichtheit uns gefiel.
Bei der Rückkehr zum Wohnwagen hat es immer noch geregnet, unter der Markise war es wenigstens trocken.

Ich habe mit dem Reisebericht begonnen, die Bilder von der Kamera runtergeladen und im Internet nach dem Wetter der nächsten Tage geforscht.
Nichts wirklich Erfreuliches für Ausflüge in Sicht. Morgen vielleicht noch ab Mittag, dann am Sonntag wieder Regen.
Gerti hat die Bordküche angeworfen und Putengeschnetzeltes mit Nudeln auf den Tisch gezaubert. Der Regen plätschert, während ich noch am Reisebericht sitze und sich der CP füllt, munter aufs Dach.
Leonard Cohen singt mit sonorer Stimme seine Balladen, sie erinnern mich an mein Alter mit 20+ Jahren, sie waren Begleiter schöner Nächte... Was einem so alles einfällt, bei Regengeprassel!? Oder ist es das Geräusch des kleinen Heizlüfters, das mich stimuliert?