
Auch bei mir geht's jetzt weiter...
Mittwoch, 31.07.19
Rainer, der Regen (so hatten wir mal vor Jahren in einem sehr verregneten Sommerurlaub in Norwegen den Regen getauft) ist über Nacht geblieben und ihm habe ich es zu verdanken, dass das Rauschen des gegenüber liegenden Wasserfalls sehr kräftig geworden ist. Richtig toll sieht er wieder aus, der Fossen - und er hat über Nacht drei kleine Geschwisterchen bekommen. Bei so einem Wetter kann man gar nicht anders, als gemütlich!! Deshalb sitze ich diesmal morgens mit Kuscheldecke draußen und trinke mein Tässchen Kaffee.
Erst mal muss der Hund noch raus - eingepackt in Regenklamotten mache ich mich auf den Weg - ich liebe Regenspaziergänge! Als ich die "Hauptstraße" entlang gehe, kommen aus jeder Ritze des Hangs Bächlein geflossen, es sprudelt, rauscht und blubbert von überall her.
Nachdem wir uns beim Frühstück mal wieder so richtig viel Zeit gelassen haben, machen wir uns erneut auf den Weg nach Balestrand. Unterwegs sehen wir von allen Bergen zahlreiche neue kleine Wasserfällchen fließen, die sich wie Adern vom Berg herunterziehen, es sieht toll aus. Da es ja heute eigentlich nur regnet, haben wir beschlossen, das Aquarium in Balestrand zu besuchen. Hier werden ausschließlich im Sognefjord heimische Arten gezeigt. Es ist ziemlich düster bei den Aquarien, am Eingang bekommt man eine Taschenlampe und es liegen Mappen in verschiedenen Sprachen bereit, die erklären, was in welchem Becken zu sehen ist. Es ist sehr interessant, ich finde es aber schade, dass die Scheiben der Becken nicht gerade sauber sind und man kaum etwas erkennen kann. Wir geben uns alle Mühe, die angekündigten Fische zu finden, was uns nicht immer gelingt. Am meisten beeindruckt sind die Kinder vom großen Hummer, der gerade etwas frisst.
Nach diesem Besuch kaufen wir noch kurz ein, laufen dann rüber zu Gekkens Restaurant und essen etwas. Mit sehr gefüllten Bäuchen brauchen wir einen Verdauungsspaziergang und laufen mit Rainer zusammen nochmals zur Sankt Olaf’s Kirche. Von dort aus geht es weiter Richtung Badeplatz und danach zum Hügelgrab von König Bele mit Statue, ein Geschenk Kaiser Wilhelms II. Direkt daneben befindet sich ein Grabhügel aus der Wikingerzeit.


Auch bei Regen hat das kleine Örtchen mit seinen Holzstegen und -häusern, mit seinen Blumen, Obstbäumen und 1a gemähten Rasen seinen Charme (außer natürlich die bereits erwähnte architektonische Fehlplanung).
Wir machen uns mit Rainer auf den Heimweg ... der Fv 13, der von Balestrand nach Vetlefjorden führt, ist stellenweise - wie so viele norwegische Straßen - eng, kurvig und unübersichtlich. Jetzt mit Regen und nasser Fahrbahn sollte man meinen, dass alle hier langsamer und vorsichtiger fahren. Wir fahren gerade langsam um eine uneinsichtige Kurve, sehen eine LKW mit Anhänger entgegen kommen und bleiben an einer etwas breiteren Stelle stehen. Ich weiß nicht, wohin der Fahrer gerade geschaut hat, aber wohl nicht auf die Straße - er bremst viel zu spät... vor lauter Schreck macht er eine (unnötige) Vollbremsung, der Anhänger gerät ins Schlingern, zieht die Zugmaschine kurz mit und kippt dann um - der Laster hängt mit dem Hinterteil in der Luft, der Anhänger liegt im Hang in den Obstbäumen. Niemandem ist etwas passiert. Der (sehr junge) Fahrer telefoniert und die entgegen kommenden (norwegischen) PKWs fahren langsam vorbei - neben dem Laster ist zur Leitplanke gerade noch so viel Platz, dass Autos vorbei fahren können. Wohnmobile und Co haben keine Chance. Nachdem wir uns vom Schock erholt haben, fahren auch wir vorbei. Der Stau wird immer länger und ich bin heilfroh und dankbar, dass wir diesem LKW nicht direkt in der Kurve begegnet sind, dann wäre das womöglich nicht so glimpflich ausgegangen. Das zeigt mal wieder, dass man diese Straßen nicht unterschätzen darf! "Daheim" beginne ich (leider) schon mal damit, die ersten Dinge zu sortieren und zu packen. Bei prasselndem Regen lese ich passend zu nordischen Gefilden eine Pippi Langstrumpf Geschichte nach der anderen vor.
Gegen Abend verabschiedet sich Rainer, das Meer liegt total ruhig da und nach dem Abendessen sticht "die Crew" nochmals in See, so kann ich zumindest für ein Stündchen die Ruhe auf der Terrasse genießen.
-- Im Nachhinein haben wir übrigens von unserem Vermieter erfahren, dass die Straße für 5 (!) Stunden gesperrt war - und dass es hier schon öfter mit sehr jungen LKW-Fahrern schlimme Unfälle gegeben hat. --