Beside the Road

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Beside the Road

Beitragvon Kumulus » Sa, 28. Sep 2019, 20:06

Hallo und guten Abend. Ich werde die kleine Atempause von Julindi mal nutzen, um mit meinem Bericht über meinen diesjährigen Urlaub mal anzufangen.

Nach "On the road", "On the road again", "Back to the road" und "Hit the road" habe ich für dieses Jahr folgenden Titel gewählt:


Beside the Road

Anreise:

„Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub“ war mein Resümee Ende August letzten Jahres, als ich mit meinem Golf und nach einem wunderschönen Campinghüttenurlaub bis hinauf zu den Lofoten wieder zurück war. Ich hatte festgestellt, dass ich mit dem Pkw sehr flexibel und zudem auch sehr wirtschaftlich reisen kann, aber auch, dass Hüttencamping in gewisser Hinsicht „einsam“ macht. Deshalb hatte ich versucht, in diesem Jahr das für mich richtige Gefährt zu nutzen, um Campingurlaub, „wildes Campen“, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bekommen, nämlich einen

VW Caddy Maxi mit einer eingebauten Campingbox


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Also wieder mal etwas Anderes und eine neue Herausforderung. Ich war gespannt, ob mir diese Form des Roadtrips gefallen wird.


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Wie in den Vorjahren hatte ich die Fähren Kiel-Göteborg (Stena Line) und Kristiansand-Hirtshals (Fjordline) bereits im November gebucht und damit einen günstigen Preis gesichert. Zusätzlich wurde von mir die Passage Svolvær – Kristiansund mit der Hurtigrute gebucht und bezahlt.

Schnell noch ein kurzer Blick auf die Straßenkarten und gleich nach meinem allerletzten Arbeitstag konnte es losgehen. Wie gewohnt liegt mein Urlaub mit 30 Fahrminuten in Kiel nahezu direkt vor der Tür. Und es ist in der Tat für mich ein besonderes Feeling, an Bord zu gehen, die Kabine zu beziehen und die Ausfahrt aus der Kieler Förde zu genießen.


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Später noch ans Abendbüfett und dann doch ab in die Koje !

Einen Hinweis vom letzten Jahr möchte ich an dieser Stelle wiederholen: Jeder Reisebericht, jedes Bild und jeder Hinweis hier im Forum sind mir Inspiration für meine eigenen Unternehmungen. Das führt natürlich dazu, dass später auf meiner Reise Ziele angesteuert werden, die von euch schon mal auf dem SD-Chip gebannt und hier veröffentlich waren. Der Vollständigkeit halber für meinen Reisebericht kann ich diese Wiederholungen natürlich nicht weglassen. Seht bitte darüber hinweg oder genießt es als Erinnerungen und Sehnsuchtsmomente.


1. Tag – 04. Juni 2019

Schweden begrüßt mich und alle anderen Passagiere sehr freundlich. Nach einem guten Frühstück geht’s noch kurz auf‘s Sonnendeck, um das Einlaufen in die Göta zu beobachten.


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Wie in den Vorjahren ist es immer wieder schön. Besonders beeindruckend die Fahrt unter der grün-türkisenen Älvsborgsbron. Wenige Minuten später liegt die M.S. Scandinavica bereits am Anleger und alles hastet zum Autodeck und zu den Fahrzeugen.


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Ich habe mal wieder das Glück in der falschen Schlange zu stehen – die Ausschiffung dauert unendlich. Aber damit nicht genug; der Zoll nimmt es besonders gründlich und schaut in jedes Fahrzeug und prüft dabei vermutlich illegale Einwanderung. Aber das ist nur eine Vermutung von mir. Auf alle Fälle braucht es über eine Stunde bis ich aus dem Hafenbereich herausfahren kann.


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Mein erstes Etappenziel ist die Festung Bohus bei Kungälv, nur knapp 25 Kilometer von Göteborg entfernt.


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Die Festung Bohus ist ein nordisches Kulturerbe, bereits über 700 Jahre alt und soll von einem norwegischen König errichtet worden sein. 14 Mal haben schwedische, dänische und norwegische Streitkräfte den Platz erfolglos belagert; die Festung war immer uneinnehmbar.


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In den dunklen Kellerlöchern haben Gefangene die furchtbarsten Qualen gelitten und im Burghof gibt es noch den Brunnen, der ein Ergebnis der Schufterei von zum Tode verurteilten Gefangenen ist.


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Seit zwei Jahrhunderten ist die Festung eine Ruine und steht unter schwedischere Verwaltung. Der Besuch kostet 100 SEK und lohnt auf alle Fälle. Besonders, wenn man sich, wie ich am Vormittag nahezu alleine auf dem Gelände frei bewegen kann. Schön sind dabei die mittelalterlichen Klänge, die aus Lautsprechern in den Innenhof der Festung gespielt wird.


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Nach so viel Kulturgeschichte geht’s erst einmal über den phantastischen Inlandsvägen (E45) nach Norden und mit einem Abstecher erneut nach Bästnas und zum „Ivanssons Bilskrot“.


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Dieser Schrottplatz hatte mich bereits im vergangenen Jahr so sehr fasziniert, dass ich ihn in diesem Jahr noch einmal, und zu einer etwas anderen Jahreszeit, besuchen wollte.

Gleich am „Eingang“ hängt für alle gut lesbar und sehr verständlich eine kleine „Bedienungsanleitung“ oder Benutzungsordnung:


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Übersetzt heißt das so viel wie:

„Als Besitzer dieses Ortes möchte ich ein paar einfache Regeln aufstellen!

Dieser Ort wird nicht belästigt. Behandeln Sie den Ort mit Respekt, wie Sie es in einem Museum tun würden.
Die Häuser sind unbegrenzt! Wenn ich jemanden in einem der Gebäude finden würde, wäre ich be-schissen oder schlimmer!

UNTERLASSEN SIE!! Zerstörungen oder störe diesen Ort auf irgendeine Weise. Die Menschen kommen aus allen Ecken der Welt, um diese AREA zu sehen - also wollen sie die gleiche Erfahrung wie Sie!

Wenn du Müll mitgenommen hast, nimm ihn bitte mit, wenn du gehst! Wir haben schon genug.
Wenn Sie jemanden sehen, der Teile / Autos usw. auswählt, RUF MICH AN!! oder senden Sie mir eine SMS. Ich kenne die Leute, die das Recht das haben zu tun! KEIN ANDERER !!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt!
Mit freundlichen Grüßen“


Aber nun zu den Autos: auch dieses Mal bin ich überwältigt von der Kraft der Natur, die sich ihr Terrain Stück für Stück zurück holt und die einstigen „Herrscher der Straße“ langsam überwuchern.


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Ich kann mich gar nicht daran satt sehen und finde immer wieder interessante Ein- und Ausblicke.


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Schnell noch ein Beweisfoto VW alt und neu und zurück geht’s auf den Töckfors Camping-platz am Årjäng. Hier hatte ich im letzten Jahr eine kleine Campinghütte und war mit dem Platz und den Einrichtungen ganz zufrieden. In diesem Jahr nutze ich natürlich mein Auto zum Übernachten und finde einen schönen Platz mit Blick auf den See!!


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So, das war der Auftakt - demnächst geht's peu á peu weiter. Aber ihr müsst noch tapfer sein; die nächsten beiden Tagen bin ich noch in Schweden unterwegs.

Gruß
Martin
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Kumulus
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Re: Beside the Road

Beitragvon skandinavian-wolf » Sa, 28. Sep 2019, 21:14

Danke fürs Mitnehmen, Martin,
Schon gespeichert - wegen dem Schrottplatz.
Passt sicher in eine der nächsten Reisen rein.

Nun musst Du nur noch den doppelten Beitrag löschen (lassen).
Viele Grüße
Uwe
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Re: Beside the Road

Beitragvon gudrun55 » Sa, 28. Sep 2019, 21:23

Da geht es ja direkt mit dem nächsten Bericht weiter, wie schön und vielen Dank Martin! Ich bin sehr auf deine Erkundungen und Erlebnisse gespannt :D

Kumulus hat geschrieben:Einen Hinweis vom letzten Jahr möchte ich an dieser Stelle wiederholen: Jeder Reisebericht, jedes Bild und jeder Hinweis hier im Forum sind mir Inspiration für meine eigenen Unternehmungen. Das führt natürlich dazu, dass später auf meiner Reise Ziele angesteuert werden, die von euch schon mal auf dem SD-Chip gebannt und hier veröffentlich waren. Der Vollständigkeit halber für meinen Reisebericht kann ich diese Wiederholungen natürlich nicht weglassen. Seht bitte darüber hinweg oder genießt es als Erinnerungen und Sehnsuchtsmomente.


Das ist bei mir genauso, und ich freue mich über jedes Foto, egal, ob ich den Ort kenne oder nicht. Die Fotos sind ja auch selten identisch, also immer irgendwie neue Eindrücke.

An Bohus Fästning hatten wir voriges Jahr auf der Rückreise übernachtet, ich fand den Stop auch sehr lohnenswert. Auch ein Spaziergang durch den Ort mit den schönen alten Häusern und dem Park kann ich nur empfehlen.

Ich habe nun auch angefangen, meinen diesjährigen Reisebericht zu schreiben, aber das dauert noch was...

Jetzt freu ich mich erstmal auf deine und Julindis Fortsetzungen :bounce:
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Re: Beside the Road

Beitragvon Gudrun » Sa, 28. Sep 2019, 21:24

Jetzt geht's los!
Bin gespannt, wie Du mit dem Auto zurecht kommst. Ist ja auch unsere Art zu reisen. Und natürlich bin ich gespannt auf Deine Abenteuer.

Grüße Gudrun
Gudrun
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Re: Beside the Road

Beitragvon Fjellpolo » So, 29. Sep 2019, 9:38

Ein toller Anfang! Dieses Jahr bist du ja sehr früh unterwegs gewesen: Ich bin gespannt, wieviel Schnee noch liegt - und natürlich auf die Mitternachtssonne!
Das mit der Bohus Fästning (+ evtl. Ort) werde ich mir auf jeden Fall merken: Die können wir vielleicht vor der Rückreise von Göteborg nach Kiel besichtigen, wenn wir rechtzeitig kurz vor Göteborg sind. Wie lange dauert es bis dahin wohl noch zur Fähre?
Ich freue mich auf die Fortsetzung!
Herzliche Grüße, Claudia
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Re: Beside the Road

Beitragvon Kumulus » So, 29. Sep 2019, 17:33

Vielen Dank für die freundlichen Kommentare.

@Fjellpolo: Von Bohus Festning bis zur Fähre in Göteborg sind es etwa 30 Fahrminuten. Und der Besuch dieser alten Kultstätte lohnt sich wirklich; auch für Kinder, die dort "Ritterspiele" machen können.

@Gudrun55: Ich hatte selber auch vorgehabt, mir den Ort Kungälv anzuschauen. Insbesondere die Kirche soll sehr schön sein. Und dann gibt es dort noch einen kleinen Wanderweg, der als "Pfad der Liebe" bezeichnet wird. Allerdings hatte mir die extrem lange Wartezeit beim Ausschiffen so viel Zeit gekostet, dass ich den Stadtbesuch bei einer anderen Gelegenheit nachholen werde.

@Gudrun: Ich war selber gespannt, ob mir diese Form der Reise gefällt. Heute - nach dem Urlaub und weiteren Kurzreisen kann ich sagen: Das passt!!

Doch jetzt geht es erst einmal weiter:


2. Tag – 05. Juni 2019

Der Tag begrüßt mich mit leichtem Regen, der aber im Verlauf des Vormittags nachlässt. Die Nacht zuvor war kalt, aber das Schlafen im Camper ausgesprochen bequem. Ich geh mich duschen (ist im Preis inclusive), räume mein Schlafstätte auf und beiseite (ist ein wenig Rödelei) und frühstücke erst einmal ausgiebig, bevor ich mich auf die Weiterfahrt zurück zum Inlandsvägen und in den Norden begebe.


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Auf dem Weg mache ich einen kurzen Boxenstopp an der Kirche Karlanda, die 1776 erbaut und 1778 fertiggestellt wurde. Bis heute wurde sie mehrfach restauriert.


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Mich wundert, warum so eine große Kirche mitten in der Walachei und nicht in einem der nächsten Ortschaften steht? Denn vorher und hinterher sowie in alle Himmelsrichtungen sind nur Wald, Wald, Wald.


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Leider ist die Kirche verschlossen und die Friedhofsgärtner, die ringsherum Grab- und Wegepflege betreiben möchte ich nicht fragen. Schnell noch Nutzung der „öffentlichen Einrichtung“ und weiter geht’s. Es ist im Übrigen meine Feststellung, dass die WC-Anlagen an Kirchen meist frei zugänglich und dazu noch penibel gepflegt sind. Nur mal so als kleiner Tipp!

Meine Weiterfahrt führt mich nach Arvika, dem Hauptort in der gleichnamigen Kommune in der Provinz Värmland. Der Ort hat (laut Wiki) knapp 14.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Dort besuche ich das von dem schwedischen Rallyefahrers Per Eklund initiierten Automobilmuseum.


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Dieses kleine Museum setzt mich ins Staunen, was dort liebevoll zusammengetragen und ausgestellt und gepflegt wird.


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Auf einer Fläche von 1.400 qm auf zwei Etagen sind dort über 100 Fahrzeuge ausgestellt, darunter auch echte Raritäten, wie dem Mercedes 370 S Cabrio aus dem Jahr 1931.


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Der Motorsportler Per Eklund hat dort seine eigenen Rennwagen gestiftet und unzählige Pokale zur Dekoration zur Verfügung gestellt.


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Dieses Automobilmuseum ist echt sensationell und es lohnt einen Abstecher. Aber so langsam muss ich anfangen, Kilometer zu machen, wenn ich Pfingsten im Nordland verbringen will. Also fahre ich schnurstracks auf die E45 und weiter immer nach Norden; zunächst bis nach Sveg.


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Ich tanke, kaufe im ICA noch ein paar Kleinigkeiten und genieße in dem dortigen Imbiss einen leckeren Hot-Dog !
Anschließend geht’s zu meinem Abendquartier am Svegssjön in einem kleinen Waldgebiet. Traumhaft schön dort.


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Den Platz hatte ich über die App von „Park4Night“ ausfindig gemacht und fand ihn ganz ansprechend. (GPS: N 62°6’23.364” E 14°6’9.45”)


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So verbringe ich den Abend mit einem Spaziergang am Ufer und im angrenzenden Wald, mit Grillen, Mücken vertreiben (hielt sich aber in Grenzen), Füße ins Wasser halten und genieße die absolute Stille, die hin und wieder von ein paar Vogelstimmen unterbrochen wird.

Genauso habe ich mir meinen Urlaub in dem neuen Gefährt vorgestellt; Idylle pur und ganz ohne Campingplatz. Dies wäre mit einem Gespann kaum möglich.

Fortsetzung folgt!
Schönen Sonntagabend
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Kumulus
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Re: Beside the Road

Beitragvon hobbitmädchen » Mo, 30. Sep 2019, 9:26

Oh, schön dass Du uns mit auf die Reise nimmst! Bin schon gespannt wie es weitergeht!

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Lat fredstanken fylle ditt heile sinn, og lat ikkje tvilen få trengje seg inn.

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Re: Beside the Road

Beitragvon syltetoy » Mo, 30. Sep 2019, 13:23

Herrlich, ich freue mich auf die Fortsetzung..der Start ist schon mal sehr gut gelungen.
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Re: Beside the Road

Beitragvon Dixi » Mo, 30. Sep 2019, 16:34

Hallo MArtin,

Vielen Dank für das Einstellen des Reiseberichtes.
Bin gespannt wie es weiter geht und wie komfortabel Dein neues "Mobilhome" ist.

Viele Grüße
Dixi
Meide Orte schöner Erinnerungen !
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Re: Beside the Road

Beitragvon Kumulus » Mo, 30. Sep 2019, 16:59

3. Tag – 06. Juni 2019

Der Morgen begrüßt mich sehr sonnig und sommerlich mit 19 Grad und lässt auf einen schönen Tag hoffen. Während ich meinen Kaffee mache gibt es eine kurze „Katzenwäsche“ und etwas Frische aus der Deo-Spraydose. Das muss für’s Erste reichen.


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Ich frühstücke direkt am Strand – herrlich!!

Gegen 09:00 Uhr geht’s aber schon weiter; gestern hatte ich knapp 480 Kilometer geschafft. Heute sollen es mindestens noch einmal so viele werden. Und zwar inklusive eines kleinen Umwegs über dem „Flatruet“ und Schwedens höchstgelegener Passstraße.


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Mein Navi führt mich schnell aus dem Wald heraus; kurz vor der Einfahrt in die Straße 84 darf ich diesen alten Ford A bewundern.


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Aber ich halte mich nicht lange auf und setze meinen Weg fort. Kurz vor Hede leitet mich mein Navi rechts von der 84 ab auf den Särvsjövägen in Richtung Särvsjö und weiter in Richtung Messlingen und Mittådalen. Ein fataler Fehler! Denn gleich hinter Särvsjö beginnt eine Schotterpiste vom Allerfeinsten.


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Schlagloch an Schlagloch und ich habe das Gefühl, diese elendige Strecke nimmt kein En-de. Dabei sind es später gerade mal „nur“ rund 20 Kilometer, die ich so zurücklegen muss. Doch vorher mache ich noch eine kleine Pause an einem Rast- und Badeplatz am Stor-Lidtjärnen. Ein schöner Platz, der sicherlich auch gut für eine Übernachtung geeignet ist.


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Durchgeschüttelt von den vielen Schlaglöchern erreiche ich nach einer gefühlten Ewigkeit den Flatruetvägen, der die beiden Ortschaften Funäsdalen und Ljungdalen im nordwestli-chen Härjedalen verbindet und damit über das Gebirge Flatruet führt. Mit 975 Metern ü. M. ist der Flatruetvägen Schwedens höchster Pass.


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Hier oben gedeiht nur noch eine karge Vegetation und der Blick reicht fast bis zum Horizont. Trotzdem ist dieses Hochplateau sehr einladend. An der höchsten Stelle gibt es an einem großen Parkplatz einen Gedenkstein mit unzähligen markierten kleinen Steinen von ehemaligen Besuchern. Was am Polarsirkelsenter im Saltdal die unzähligen Steinmännchen sind, sind hier die kleinen handschriftlich signierten Steine am Gedenkstein.


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Die Gegend ist wirklich faszinierend. Und ich habe sogar Glück mit dem Wetter. Wenig Wind und Temperaturen um die 26 Grad. Das soll für diesen Bergpass schon etwas Besonderes sein; normalerweise soll es hier recht windig zugehen.


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Ich mache einen kurzen Spaziergang und unterhalte mich mit ein paar Schweden, die hier im Fjell in einem kleinen Zelt übernachtet haben, um seltene Vögel zu beobachten, wie zum Beispiel den „Mornellregenpfeifer“. Na ja, so hat jeder sein Hobby.


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Nach einer Kaffeepause geht es wieder bergab und in Richtung Åsarna, um dort wieder auf den Inlandsvägen zu gelangen. Unterwegs sehe ich diesen schön gelegenen Rastplatz am Storjön, der sicherlich auch gut für eine Übernachtung taugt. Es gibt hinter der Schutzhütte sogar ein Plumpsklo.


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Der Abstecher über den Flatruetvägen war anstrengend aber hat sich gelohnt. Nun bin ich wieder auf der E45 und kann bis Wilhelmina wieder „Kilometer fressen“. Doch ganz so schnell geht es leider nicht. In der Nähe von Svenstavik erreicht mich ein heftiges Gewitter mit Regen aus allen Kübeln. Auto fahren geht nur noch im Schritttempo; die Straßen ver-wandeln sich in Sekundenschnelle in rutschige Bahnen. Aber genauso unverhofft, wie das Unwetter kam ist es auch gleich wieder vorbei. Und sofort ist die Sonne wieder da und die Temperaturen klettern schnell auf 25 Grad. Die Weiterfahrt macht wieder Freude.


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In Östersund beschließe ich eine kleine und verspätete Mittagspause und freue mich über das McDonalds-Schild, das schon von Weitem gut sichtbar ist. Dort hatte ich vor zwei Jahren schon einmal gegessen und den Imbiss gut in Erinnerung. Also schnell von der Europastraße runter und rasch in das Gewerbegebiet.
Kaum bin ich im Store fällt mir auf, dass es keine Bedienkräfte mehr am Tresen gibt. Alles geht an einem großen Bildschirm, auf dem man mit Touchscreen sein „Menü“ zusammen-stellt und bestellt, anschließend eine Abholnummer zugeteilt bekommt und dann auf den Aufruf wartet. Wie beim Arbeitsamt.
Das ist mir zu blöd! Ich beschließe zu alt für solch einen unpersönlichen „Mist“ zu sein und gehe.


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(Willkommen im Land von Greta Thunberg - :D )

Im Supermarkt nebenan hole ich mir an der Warmtheke ein halbes Hähnchen mit Brot und fahre zu einem schönen Rastplatz direkt am Storsjön. Ein toller Platz – empfohlen von „Park4Night“. Ich bestätige die gute Bewertung!


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Nach dem guten Menü geht’s die letzten Kilometer bis zu meinem Abendquartier in der Nähe von Wilhelmina. Für mich war es ein erlebnisreicher Tag – sogar mit vom Sturm umgestürzten Bäumen quer über die E45. Deshalb mache ich am Rastplatz „Meselefors“ kurz vor Wilhelmina „Feierabend“ und richte mich für die Nacht. Andere Wohnmobilisten tun das auch.


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So dicht an der Straße ist eigentlich nicht mein Ding. Aber der Rastplatz ist schön angelegt und vermittelt ein klein wenig Abgeschiedenheit mit Blick auf den Ångermanälven, der mit seiner Länge von 490 Kilometern der wasserreichste Fluss Schweden sein soll.


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Abends treffe ich mich noch mit Freunden, die von Norwegen aus nach Schleswig-Holstein zu einem Verwandtenbesuch über Pfingsten unterwegs sind. Viel Zeit haben wir nicht, aber ganz konspirativ tauschen wir Badischen Rotwein gegen Rentiersalami aus. Na, hoffentlich hat das der Zoll nicht mitbekommen.
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Re: Beside the Road

Beitragvon Gudrun » Mo, 30. Sep 2019, 17:07

Ich weiß nicht, wo ich beim Kommentieren anfangen soll. Deshalb belasse ich es bei einem sehnsuchtsvollen Säufzer. Soooo schön.

Grüße Gudrun
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Re: Beside the Road

Beitragvon Kumulus » Di, 01. Okt 2019, 19:44

4. Tag – 07. Juni 2019

Ich habe eine ruhige und schöne Nacht verbracht. Der Rastplatz ist zu empfehlen. Sogar mit warmen Wasser auf den Toiletten. Allerdings nutze ich für meine Versorgung mein eigenes Wasser aus dem Kanister. Ist mir doch etwas lieber als Wasser aus dem Klo.

Der Tag war wieder sehr sonnig und schön – sogar am späten Abend waren es noch 22 Grad.

Heute will ich endlich über die Grenze nach Norwegen und mache mich deshalb kurz vor 09:00 Uhr auf den Weg. Dabei habe ich vor, über die „grüne Grenze“ bei Skalmodal zu fahren und nicht die E12 über Storuman bis nach Mo i Rana. Ich biege also hinter Wilhelmina in Richtung Kittelfjäll und Dikanäs sowie wenige Kilometer in Lövliden in Richtung Nästansjö ab und hoffe auf eine wunderschöne Strecke durch die „Pampa“ und entlang des Vojmsjön! Eine fatale Entscheidung!! Mehr als die Hälfte der Strecke waren Schotterpiste und Schlaglöcher. Von Nästansjö bis kurz vor Dikanäs nur Schotter, Schotter, Schotter und Schlaglöcher ohne Ende – 60 Kilometer lang, bis ich kurz vor Dikanäs den Sagavegen erreiche. Die erlaubten 70 km/h waren nirgendwo zu fahren. Und interessante Punkte oder Viewpoints gab es auch nicht. Ich denke, meine „Tante Google“ hat mich mit ihrem Routenplaner auf eine falsche Fährte gelockt. Nächstes Mal aufpassen!!


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In Dikanäs mache ich einen kurzen Abstecher zur Kirche; lohnt aber nicht. Die Kirche ist abgeschlossen und auf dem Kirchhof und am Platz davor werde ich argwöhnisch von Einheimischen beobachtet. Na ja, zwei Tage vor Pfingsten wird alles schön gemacht.


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Ein paar Meter weiter treffe ich auf den Gemischwarenladen „Hamrebys, Dikanäs Sport & Special AB“ – sensationell.


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Im Fenster am Eingang hängt bereits der Hinweis „Der Laden, der fast alles hat“!


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Und das trifft zu – alles was man je gebrauchen könnte ist hier vorhanden. Für den Haushalt, für die Landwirtschaft, für’s Angeln und für die Jagd, für die Tiere und für die Kinder und sogar Geschenkartikel, wenn man mal eingeladen wird. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass in den dortigen Haushalten überall dieselben Nippes-Sachen stehen; gekauft bei Hamreby!


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Ich brauche nichts - ich kaufe nichts, sondern fahre den Dikanäsvegen weiter in Richtung norwegischer Grenze. Kurz vor Kittelfjäll mache ich am Rastplatz Sagostigen eine weitere Pause, bewundere dort den Wasserfall am Fluss Våjmån und laufe ein Stück auf den dort für Kinder angelegten „Märchenpfad“.


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Doch schließlich drängt es mich nach Norwegen. In der Ferne kann ich bereits die schneebedeckten Gipfel sehen. Also nichts wie hin. Da kann mich auch die Elchkuh am Straßenrand nicht aufhalten.


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Gegen 12:50 Uhr ist es dann auch soweit – ich bin in Norwegen, nachdem ich kurz vorher noch in Skalmodal den kleinen Wasserfall vom Skalvattnet in die Vapsälven bestaunt habe.


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Die Straße bleibt schön – auch in Norwegen. Allerdings ist es dort die reinste Berg- und Talfahrt mit Kurven ohne Ende. Echt anstrengend und vor allem „Spritfressend“. Mein guter schwedischer Schnitt (5,4 L/100 km) ist dahin. Na ja, war auch ungewöhnlich, so ein geringer Verbrauch für den Caddy.
Zwischendurch zwei sehr schöne Wasserfälle, die durch das Schmelzwasser aus den Bergen besonders kräftig sind. Besonders lohnend der Røykjeforsen oder Stikkelvikfossen am Røssvatnet.


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Die Wanderung hinauf zum Wasserfall ist einfach und auch für Kinder gut machbar. Park-möglichkeiten an der Brücke über die Stikkelvikelva und dann nördlich der Brücke links die Straßenböschung hoch und dem Trampelpfad folgen. Nach ca. 1 Kilometer erreicht man den Wasserfall. Eine schöne kleine Pause auf der Strecke, die man nutzen sollte, wenn man schon mal hier vorbei kommt und vor allem, wenn der Frühling so wunderschön ist.


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Das Frühjahr hat schon was. Vor allem, weil die Natur noch frisches, zartes Grün bietet, denen sich das Gelb vom Löwenzahn entgegenstellt.


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Ich erlebe den Frühling in diesem Jahr also zum zweiten Mal und hoffe, dass ich nicht auch ein zweites Mal mit meiner Pollenallergie zu kämpfen habe.

Den Abschluss des Tages bietet das Korgefjell mit seinem grandiosen Panorama.


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Ich beschließe, über Nacht zu bleiben. Die Landschaft ist schön, die Sonne richtig heiß und meine Lust auf Fahren hält sich für heute in Grenzen.


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Schönen Abend
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Re: Beside the Road

Beitragvon Gudrun » Di, 01. Okt 2019, 20:27

Da werden Erinnerungen wach. Das Kittelfjäll, der Sagavägen sind meine Landschaft. Danke fürs Mitnehmen.

Grüße Gudrun
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Re: Beside the Road

Beitragvon Kumulus » Di, 01. Okt 2019, 20:29

Gudrun hat geschrieben:Danke fürs Mitnehmen.




Sehr gerne, Gudrun. Und die Reise fängt ja gerade erst an; lehn dich zurück und genieße.
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Re: Beside the Road

Beitragvon Gudrun » Di, 01. Okt 2019, 20:36

Ich werde schon bemerken, ob und an welcher Stelle wir uns nichtsahnend begegnet sind. Allerdings sind wir erst am 10.06. gestartet.

Grüße Gudrun
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