Nachdem ich während meiner Studentenzeit mehrere Jahre mit dem Zug durch Skandinavien gereist war, sollte es nun einmal mit dem Auto nach Norwegen gehen.
Ein neues Jahrtausend war angebrochen, ich hatte mein Studium beendet, hatte im Januar meinen ersten richtigen Job angetreten, ein Auto war vorhanden, also was sollte mich aufhalten?
Doch halt, alleine würde es vermutlich nicht so viel Spaß machen.
Mein Kumpel S. war damals auch an Norwegen interessiert, und ich weiß nicht mehr, wer zuerst auf die Idee kam, doch gemeinsam zu fahren: Es würde mehr Spaß machen, und man hätte auch den Vorteil, daß sich die Kosten mehr oder minder halbieren würden.
Also, gesägt tun getan, und so machten wir uns an die Planung - wobei, viel war da nicht zu planen: Der Zeitraum wurde abgesteckt, die Fähre von Hirthals - Kristiansand gebucht und das war es schon: Der Plan war, sich einfach treiben zu lassen und spontan zu entscheiden, wohin es gehen sollte. S. war glücklicherweise Besitzer eines Zeltes, so daß wir wirklich komplett unabhängig sein würden.
Ein kleine Besonderheit war allerdings S. Musikgeschmack: Er war ein Liebhaber des Heavy Metals, und hier besonders der Ausprägungen Dark-, Black-, und Death-Metal (ja, ich weiß, wieviele Metal-Varianten gibt es? - Soviele wie es Bands gibt). Obwohl ich auch gerne etwas härtere Musik höre, nervt mich die Dauerbeschallung mit Metal doch etwas, besonders in seiner nicht ganz so melodischen Ausprägung. Und eigentlich klingt das ja eh alles gleich (gut, diesen Satz würde ich jetzt in Wacken nicht unbedingt äußern wollen).
Also was tun, ein Kompromiss musste her.
Dieser bestand zuerst einmal in der klaren Regel: Der Fahrer bestimmt die Musik! Desweiteren einigten wir uns auf eine Death-Metal-CD pro Tag. Glücklicherweise hatten wir, Niedersachsen der frühen 90er, die wir waren, noch einige Aufnahmen des Frühstyxsradio dabei, auf die wir uns sehr schnell einigen konnten.
Nachdem dieses geklärt war, stand der Fahrt nichts mehr im Wege. So packten wir an einem Sonnabend das Auto mit Zelt, Schlafsäcken, Isomatten und Campingstühlen, besorgten uns noch Grundnahrungsmittel bei ALDI (a.u. auch eine Palette Tuborg), und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
Anmerkung: Da ich leider in der Zwischenzeit den Kontakt zu S. verloren habe, konnte ich ihn auch nicht fragen, ob er mit diesem Bericht einverstanden ist. Daher werde ich konsequent anonymisieren und ihm auf den Bildern maskieren. Ich denke, die Guy Fawks Maske täte ihm gefallen - sie würde gut zu seinen damaligen Ansichten passen und es ist auch eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden.

9.7.2000 - Mit Empyrium durch Dänemark
Am frühen Morgen ging es also im südlichen Niedersachsen los Richtung Norddänemark, wo wir die Nachtfähre gebucht hatten. Ankunft in Kristiansans sollte so gegen 4 Uhr morgens sein, was wir dann erstmal machen wollten hatten wir noch nicht weiter geplant.
Das Auto war auf jeden Fall ordentlich gepackt, wir hätten sogar noch Platz gehabt.

Ohne Probleme ging es Richtung Norden, wir waren entspannt, denn die Fähre sollte ja erst um 22:00 gehen. Es blieb sogar noch Zeit für eine Pizza als Abendessen, ich meine, es war in Aalborg, könnte aber auch in Aarhus gewesen sein.
Je weiter nördlich wir kamen, desto leerer kam uns die Gegen vor. Lebt eigentlich jemand im nördlichen Dänemark oder gibt es da nur Ferienhäuser (wenn man die Dicke der dänischen Ferienhauskataloge anschaut, könnte man meinen, daß ganz Dänemark nur aus Ferienhäusern besteht).
Das Wetter war gut, ein bißchen windig vielleicht, aber nicht wirklich stürmisch.
Etwa um 20:00 kamen wir am Terminal in Hirthals an, und dort erfuhren wir, daß die Überfahrt wegen zu starkem Wind abgesagt war. (Mmh, ist es schlau, im Skagerak Fähren einzusetzen, die ab Windstärke 6 nicht mehr fahren können?). Nun gut, was tun? Angebot von Color-Line war: entweder einen Tag später fahren, oder morgen früh von Frederikshavn nach Larvik mit einem normalen Fährschiff. Hotel in Frederikshavn bezahlt Color-Line + 2 Gutscheine zur freien Benutzung auf dem Schiff.
Die Antwort fiel nicht schwer: Auf nach Frederikshavn! Und wir hatten nebenbei sogar unser Übernachtungsproblem gelöst.
Wir waren auch nicht die einzigen, die diesen Angebot annahmen, der Verkehr Richtung Frederikshavn war doch dichter als man um diese Uhrzeit in dieser Gegend an einem Sonntag annehmen sollte.
Also kein Zelt oder Auto zum Übernachten, sondern ein richtiges Bett - Hätte schlimmer kommen können, und wir waren ja maximalflexibel.