"Heimkommen" an den Hardanger

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

"Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Julindi » Mo, 31. Okt 2022, 17:48

Sodele, endlich komme ich mal dazu, Schritt für Schritt den Bericht mit den Bildern hochzuladen.
Wie immer: da ich nicht alle Bilder umrechnen mag, gibt's die volle Dröhnung Bilder nur auf der Homepage: https://ju-cara.jimdofree.com/2022-08-hardangerfjord-5-0/. :D Los geht's!

Dieses Jahr müssen wir nicht bangen, ob wir fahren können (juhu, keine Corona-Auflagen) und somit kann die Vorfreude auch schon sehr früh im Jahr beginnen. Eine erste Trübung dieser Freude erfahren wir allerdings, als Anfang Mai die Krebsdiagnose für unseren geliebten Familienhund eintrifft. Wir versuchen alles, um unserem Schnuffel zu helfen und es schaut durch die folgende Therapie auch ganz gut aus. Und dann der Schock: zwei Wochen vor Abfahrt müssen wir unser geliebtes Familienmitglied gehen lassen… mein Seelenhund, mein Wanderpartner, mein allgegenwärtiger Schatten, der mich 11 ½ Jahre begleitet hat … einfach fort. Für die Kinder unfassbar, dass ihr „Bruder“, wie sie ihn immer nannten, nun nicht mehr da ist. Lange Zeit zum Trauern haben wir nicht, denn zwei Tage später muss meine Schwiegermutter ins Krankenhaus und verstirbt fünf Tage später. Wir sind in einem Schockzustand, einer Starre der Unfassbarkeit, der Trauer, des Nicht-Begreifens. Ich überlasse meinem Mann, ob er überhaupt fahren möchte – seine Aussage ganz klar: „Ich muss hier weg.“ So schalte ich in den „Funktionsmodus“, bin nur noch am Organisieren für Firma, Beerdigung und unsere Reise.

Donnerstag, 4.8.22 - Freitag, 5.8.22

Endlich. Wir können starten in unsere Auszeit von der schrecklichen Realität. Um 22.20 Uhr sitzen wir alle im Auto und fahren Richtung Norden, in unseren 12. Norwegen-Sommerurlaub. Nach allem, was passiert ist kann ich fast nicht glauben, dass es jetzt tatsächlich losgeht. Wir wollen einfach nur noch weg. Hinter Hamburg machen wir eine kleine Schlafpause, die wie immer im Auto wenig erholsam und ziemlich unbequem ist. Um viertel vor neun stehen wir am Parkplatz zur Schleuse Strohbrück und frühstücken erst einmal gemütlich. Da wir viel Zeit haben, gehen wir noch spazieren. Es fühlt sich komisch an, so ohne Leine in der Hand - ein seltsames Gefühl, an das ich mich erst noch gewöhnen muss - mein Hundi fehlt mir sehr. Es ist schön hier und die Bewegung nach dem langen Gesitze tut uns allen gut.

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Punkt 12 stehen wir am Fährterminal der Colorline und können auch bald auf die Fantasy auffahren. Unsere Kabine ist schon um 13 Uhr bezugsbereit und so beschließen wir, uns erst einmal auszuruhen und uns auf den bequemen Betten auszustrecken. Erst wollen die Kinder natürlich nicht, aber mithilfe eines Hörspiels klappt es dann doch und sie schlummern sogar noch ein Stündchen ein. Später schnappe ich mir die beiden und gemeinsam schlendern wir über das Schiff. Mein Mann ist einfach zu kaputt. Auf dem Sonnendeck ist einiges los, dort lassen wir uns Pommes und Kaffee schmecken und gehen noch in den Taxfree-Shop – natürlich Freia-Schokolade kaufen.

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Dann wird Papa geweckt und zusammen genießen wir nochmals die Sonne an Deck. Der Hunger treibt uns zu Pizza und Salat ins italienische Restaurant, ein leckeres Eis beim Laden gegenüber gönnen wir uns auch noch. Mit vollen Mägen spazieren wir an Deck über das Schiff, die Kinder machen „Windsurfing“ an der Reling, bevor wir uns in die Kabine verziehen, um vor dem Schlafengehen noch Mensch-ärgere-dich-nicht zu spielen und zu lesen. Hundemüde schlummern wir alle schnell ein - trotz des spannenden ???-Hörspiels.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Julindi » Mo, 31. Okt 2022, 17:52

Samstag, 6.8.22

Ausgeschlafen wird mit Begeisterung der Vorhang aufgerissen… Land in Sicht: Norwegen! Endlich!

Um viertel vor neun schlemmen wir am wie immer super leckeren Buffet, das fast keine Wünsche offen lässt. Kurze Zeit später können wir bei Sonnenschein den Oslofjord genießen - es ist herrlich!

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Dieses Mal sind wir nach dem Anlegen der Fähre schnell on the road - es geht nach Westen, erst auf der E18, dann auf der E134. Auf dieser Strecke kommt man direkt an der wunderschönen Stabkirche Heddal vorbei, 2014 waren wir zuletzt hier und nutzen diesmal natürlich die Chance, sie noch einmal anzuschauen - der „Dom unter den Stabkirchen“ ist beeindruckend.

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Weiter geht es über das Haukelifjell, wegen zwei Baustellen müssen wir die Tunnel umfahren und das Ledebil führt uns über die alten Fjellstraßen, was uns natürlich nichts ausmacht, es ist landschaftlich viel reizvoller als die E-Straße.

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In Røldal angekommen kann ich endlich einmal die kleine Stabkirche besichtigen - wir sind sicherlich schon 5 Mal daran vorbei gefahren und konnten aus verschiedenen Gründen nicht halten. Von außen ist die im Jahre 1250 erbaute Kirche eher unscheinbar, auffällig im Innenraum sind allerdings die aufwändigen Rosenmalereien und das Kruzifix, dem Heilkräfte zugeschrieben wurden, was der kleinen Kirche im Mittelalter viele Pilger bescherte. Angeblich schwitzt das Kreuz jedes Jahr am 6. Juli, weshalb auch heute noch Pilgertouren hierher organisiert werden.

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Die letzte Fähre heute auf unsere Insel geht um 20 Uhr - also müssen wir leider den Låtefossen rechts liegen lassen, denn in Odda müssen wir noch einkaufen und etwas essen.

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Um viertel vor neun erreichen wir das Ferienhaus - gerade jetzt in einer Zeit, die uns durch die Ereignisse einen komplett neuen Alltag beschert, ist es beruhigend, zum bereits 5. Mal in dieses Haus zu kommen. Es ist eine Art Heimkommen, alles ist vertraut - als wir die Tür öffnen und im Ofen das Feuer prasselt, ist Gemütlichkeit garantiert (denn draußen ist es frisch und es regnet leicht). Wir laden schnell aus und lassen den Abend ganz gemütlich ausklingen.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Julindi » Mo, 31. Okt 2022, 17:55

Sonntag, 7.8.22

Erst einmal wird gegammelt. Die Kinder scheinen jedoch ausgeschlafen zu sein und ärgern uns im Bett, bis wir aufstehen. Nach dem Frühstück beginnt mein Mann mit dem Richten der Angeln. Die Kinder springen schon am kleinen Hafen herum und entdecken eine Feuerqualle, die ich dann unbedingt aus den Algen befreien muss. Nach der Rettungsaktion gehen wir drei noch auf Schafsuche… irgendwo müssen die doch sein. Es regnet und wir freuen uns darüber total - immerhin kam bei uns in der Pfalz seit Wochen kein einziger Tropfen vom Himmel und wir hatten am Abfahrtstag satte 39 Grad! So sind uns die 14 Grad mit Regen wirklich herzlich willkommen! Wir laufen auf dem weitläufigen Gelände Richtung Wald, der Weg führt an mehreren Weiden vorbei, doch wir finden weder Schafe noch Rinder. Nachdem wir ein verschlossenes Gatter passiert haben, meckert es plötzlich neben uns - ein Ziegenkopf schiebt sich neugierig hinter einer Hecke hervor und kurz darauf sind wir von 9 Ziegen umringt, einige lassen sich streicheln und kuscheln sich an uns ran.

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Wir laufen weiter bis zum hinteren Strand - der perfekte Ort, um Steine übers Wasser springen zu lassen. Ich genieße die frische Luft und diese wunderbare Stille.

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Auf dem Rückweg rennen die Ziegen plötzlich mit Karacho auf uns zu - ein erst einmal bedrohlich wirkendes Gehabe, aber als sie bei uns ankommen wollen sie nur schnüffeln. Schnell merken wir, dass wir mit Löwenzahn bei ihnen keine Punkte sammeln, also laufen wir weiter. Auf einmal, Getrappel hinter uns: wieder die Ziegen und wieder mit Vollgas zu uns - kurz vor uns bremsen sie ab und beginnen untereinander mit Bocksprüngen zu kämpfen – und wir stehen mittendrin in diesen Kämpfen … irgendwie Zeit für uns, zu verduften!

Zu Hause gibt’s erst einmal was zum Knabbern und nach einem ausgiebigen Plausch mit Laila, der Vermieterin, geht es los auf unsere erste Bootstour. Es regnet den ganzen Tag, ein angenehmer gleichmäßiger Regen. Wir packen uns wetterfest ein und sind froh, dass wir unsere Angelkleidung für alle um einen Regenhut erweitert haben. Der ist heute wirklich angebracht - nach ein paar Minuten rinnt das Wasser in Bächen vom Hut herunter… heute hat yr.no recht: Heavy Rain throughout the day.

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Wir wechseln nach Angelmisserfolgen ein paar Mal die Stelle, um dann zwei ordentliche Fische an Bord zu holen: einen Wittling und einen Leng. Mittlerweile sind wir soooo nass, die Kinder haben Schrumpelhaut an den Fingern wie nach 2 Stunden baden.

Daheim angekommen versuche ich, trocken zu werden. Kennt ihr das, wenn man so sehr nass ist, dass man sich auch mit einem furztrockenen Handtuch nicht trocken bekommt? Die Haut ist irgendwie porentief durchnässt.

Nach dem Filetieren ist es zu spät, um die Fische noch zu grillen, also gibt‘s Nudeln und wir alle sind früh im Bett. Mein Mann und ich merken, dass wir durch den emotionalen und physischen Stress ein enormes Schlafbedürfnis haben.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Andrea.t77 » Di, 01. Nov 2022, 12:39

Hallo Jule!

Du hattest mir ja von Euren Schicksalschlägen schon geschrieben. Das jetzt wieder zu lesen, treibt mir doch den Kloß in den Hals.

Schön, dass du dich jetzt an den Reisebericht machst. Tolle Bilder, starke persönliche Eindrücke. Ich reise gerne mit. Wir waren ja zur gleichen Zeit da und unsere Reise ist doch um einiges anders verlaufen, als geplant.

Danke fürs Mitnehmen :wink:
LG, Andrea
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon syltetoy » Do, 03. Nov 2022, 11:10

Hallo Julindi, da hat es euch aber echt heftig getroffen, das tut mir sehr leid.
Es ist richtig das ihr trotzdem in den Urlaub gefahren seit, ein wenig Ablenkung ist nicht verkehrt.
Vielen Dank das du uns sicherlich wieder einen schönen Reisebericht schreibst.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Julindi » Fr, 04. Nov 2022, 8:59

Danke für Eure lieben Kommentare :D

Montag, 8.8.22

Auch heute lümmeln wir in den Tag hinein (was man als Mutter so als Lümmeln bezeichnen kann… um 8.30 Uhr sitzen die Kinder mit „Hunger“ am Tisch - aber halb neun empfinde ich schon als einen Hauch von Luxus).
Es hat aufgehört zu regnen, die Sonne und die Wolken treiben kleine Spielchen auf Fjord und Bergen - hier schaue ich gerne bei einem Espresso auf der Terrasse zu. Immer wieder an diesem Ort genieße ich diese Momente so unheimlich, könnte Stunde um Stunde hier in der Stille sitzen und zusehen, wie sich Licht, Schatten und Wolken verändern.

Gegen 10 geht mein Mann joggen und wir übrigen drei wollen zu den Rindern. Tatsächlich finden wir sie in Zaunnähe und können die Neugierigen unter ihnen mit Klee und Löwenzahn locken.

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Freddy, Flecki und Goldie (so wurden die zotteligen Rinder von meinen Kindern getauft) sind die ersten, bald folgen noch ein paar der großen schwarz-weiß gestreiften Rindviecher, sodass meine Kinder mit dem Pflücken von Grünzeug kaum hinterher kommen. Es macht ihnen so viel Spaß, so kommen Rinder und Kinder auf ihre Kosten.

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Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir zum Inselkaufmannsladen und decken uns mit dem Nötigsten ein. Auf dem Rückweg zum Haus biegen wir mal rechts ab nach Gjuvsland - da waren wir noch nie. Hier gab es eine wasserbetriebene Sägemühle, deren „Ruine“ noch zu finden ist. Viel kann man nicht mehr sehen, es ist aber ein hübsches Fleckchen Erde. Direkt neben der Säge plätschert ein kleiner Wasserfall, der über ein paar Felsen ins Meer fließt - richtig idyllisch.

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Daheim angekommen gibt‘s einen Snack und wir legen eine kleine Ruhepause auf der sonnigen Terrasse bei mittlerweile 22 Grad ein - da ich gegen das „Kinder-vor-den-Fernseh-hocken“ bin, gibt es eine Leseaufgabe und danach ein Hörspiel.

Gegen vier starten wir bei extrem ruhiger See wieder mit dem Boot, diesmal Richtung Furebergfossen, meinem Lieblingswasserfall. Auf der Hinfahrt fuhren wir hier vorbei und konnten nicht anhalten, da wir ja die letzte Fähre erreichen mussten. Die Bootsfahrt zum Fossen macht das wieder wett, vom Wasser aus hat man nochmal einen ganz anderen Blick als von der Straße. Einfach herrlich, wie er da so kräftig, oben dreigeteilt hinabdonnert und im Fjord mündet.

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Ein Weilchen bleiben wir hier, dann fahren wir Richtung Sild, um dort die Angeln auszuwerfen, die Fische sind aber zu faul zum Beißen. Einen kräftigen Zuppler, der sich aber losreißt haben wir noch, fahren dann aber wegen des aufkommenden Windes nach Hause. Außerdem müssen ja Grill und Fische für‘s Abendessen vorbereitet werden. Der Leng schmeckt richtig lecker muss ich sagen, die Kinder bevorzugen dann aber doch Würstel und Huhn.

Heute Abend sitze ich wieder beim Lieblingspanorama draußen und freue mich über diese wunderbare Stille, die nur ab und an durch ein Piepsen eines Vogels durchbrochen wird. Ich bin sehr sehr dankbar hier zu sein.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Canadier » So, 06. Nov 2022, 10:00

Ich bin dann auch noch schnell zugestiegen! :lol:
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Julindi » Mo, 07. Nov 2022, 9:20

Canadier hat geschrieben:Ich bin dann auch noch schnell zugestiegen! :lol:

Klar, ist noch Platz :D

Dienstag, 9.8.22

Eigentlich wollte ich den Wecker stellen, um die Fähre am Vormittag nach Rosendal zu bekommen. Mein Mann ist davon wenig begeistert, also bleibt der Wecker aus und ich sitze in Ruhe auf der Terrasse. Möwengekreische, das „Gackern“ einer Amsel, Wassergeplätschere und hin und wieder mal ein Boot. Es ist einfach schön, dass hier so wenig passiert, gerade, weil bei uns die letzten Wochen so nervenaufreibend waren. Man kann hier förmlich spüren, wie sich Körper und Geist beruhigen (klingt kitschig, ist aber so!).

Die Kinder müssen nach dem späten Frühstück unbedingt noch Freddy, Flecki und Co besuchen, bevor wir dann um 11.40 Uhr die Fähre nach Årsnes nehmen. In Rosendal besuchen wir das Folgefonnsenteret, mit interaktiver Ausstellung zu Hardangerfjord und dem Folgefonna (Eintritt mit Familienkarte 275 NOK). Man beginnt im „Kinosaal“, dort werden 4 Naturfilme à 15 Minuten gezeigt. Zwei davon schauen wir uns an, einen über die Entstehung Norwegens und einen über die Fauna des Hardangerfjords. Sehr interessant, allerdings ist das Ganze auf Englisch und ich muss für die Kinder übersetzen, was auf die Dauer ganz schön anstrengend ist (bin ja kein Simultanübersetzer).

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Wir verbringen die folgende Zeit in der Ausstellung an diversen Bildschirmen, Schubladen, Fernrohren und Schaukästen. Den Kindern macht es Spaß, auch wenn sie auf unsere Übersetzung angewiesen sind.

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Zuletzt landet man im Bootsbaumuseum, das alte Werkzeuge und Pläne zum Schiffbau zeigt.

Nach dieser kurzweiligen Ausstellung schlendern wir am Hafen vorbei hinüber zu Elins Matgleder und essen was Leckeres. Dort kann man auch viele Produkte von Elins Hofladen, wie Cider, Marmeladen oder Gebäck kaufen. Bis wir fertig sind, ist es bereits kurz nach drei, die Fähre um 15.15 Uhr schaffen wir also nicht. Da die nächste erst in knapp zwei Stunden geht, wollen wir noch ein bisschen laufen und fahren zum Fossberg-Parkplatz. Wie 2018 möchten wir zum Hattebergfossen wandern, damals sind wir allerdings von unten an den Wasserfall heran gelaufen, dieses Mal kommen wir von oben. Leider müssen wir feststellen, dass der schöne kleine Trampelpfad, der über Stock und Stein und durch ein Wäldchen verlief, nicht mehr existiert. Alles wurde durch einen Schotterweg ersetzt und alle Bäume am rechten Ufer des Falles abgeholzt. 2018 mussten wir uns durch etwas unwegsames Gestrüpp unseren Weg bahnen, um zum Wasserfall zu gelangen. Diesen Trampelpfad gibt es nun nicht mehr… gefällt mir nicht. Zudem hat der neue Schotterweg zwar teilweise Stufen, teils aber auch 25-Grad-Gefälle - bei nassem Schotter eine reine Rutschpartie… bin mir nicht sicher, ob sich die Gemeinde damit einen Gefallen getan hat.

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Aaaaber: der Wasserfall ist natürlich wunderschön und durch den andauernden Regen der letzten Wochen auch gut gefüllt. So - was man runter läuft, muss man natürlich auch wieder hoch laufen… oben angekommen haben wir immer noch ein bisschen Zeit und so spazieren wir einfach weiter in das Hattebergtal hinein - echt idyllisch muss ich sagen, nur die Schafe und der Fluss sorgen für ein paar Geräusche. (Dieser Weg ist für Kinderwägen/Rollstuhlfahrer übrigens sehr gut geeignet.)

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Wieder zuhause fängt es an zu nieseln, die drei ??? lösen den nächsten Fall und der Abend endet für mich und meinen Mann gemütlich auf der Terrasse (nachdem er vom Ufer aus leider ohne Erfolg geangelt hat). Immerhin hören wir den Blas eines Wales - natürlich ein Schweini - und sehen ihn dann auch direkt unterhalb des Hauses vorbei ziehen. Der erste Schweinswal dieses Urlaubes.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Julindi » Mo, 07. Nov 2022, 9:32

Mittwoch, 10.8.22

So kann der Morgen beginnen: windstill, 17 Grad, wolkig mit ein paar Sonnenstrahlen - dazu der Espresso und die Ruhe auf der Terrasse!

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Mein Mann geht joggen und kehrt nicht wieder zurück… nach zwei Stunden beschließen wir, ihn mal suchen zu gehen, denn so lange ist er nie unterwegs! Das Wetter wird immer besser, die 20-Grad-Marke ist geknackt und somit machen wir bei der Suche einen richtig schönen Spaziergang. Wie ich es mir schon dachte, hat er sich mit den Nachbarn (im Haus 800 m weiter) verquatscht… da sag mal noch einer was von Tratsch“weibern“…

Nach dem Brunch wird erst noch bei mittlerweile 25 Grad auf der Terrasse entspannt, während die Kinder noch ausgiebig toben. Bei Bombenwetter rüsten wir uns für den nächsten Boattrip. Unterwegs entdecken wir noch ein paar Schweinies - auch wenn es kleine Wale sind, ich freue mich immer total sie zu sehen. Nachdem trotz drei ausgeworfener Routen nichts beißt, freuen sich die Kinder umso mehr über das plötzliche Gewicht an ihren Angeln… um beim Raufholen zu merken, dass sie sich gegenseitig gefangen haben. Es dauert einige Zeit, die Schnüre und Haken zu entwirren und so beschließen wir, lieber noch einen kleinen Ausflug auf die Insel Sild zu machen. Der Wind hat ordentlich zugelegt, die Anlegebucht der Insel liegt jedoch total windgeschützt auf der Ostseite. Traumwetter auf der Trauminsel - sowas Herrliches!

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Auf der Insel schaukeln die Kinder ein wenig, dann laufen wir ein bisschen herum und halten Ausschau nach Pfifferlingen, finden aber kaum welche. Später sehen wir einen Mann mit einem ganzen Eimer voll… okay, der war schneller. Unterwegs finden wir einen Liegebaum und Schlafmoos, eignet sich beides wunderbar für eine Pause.

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Auf der Ostseite der Insel bringt mein Mann den Kindern noch das Angeln mit der Wurfangel näher, aber gefangen wird auch hier nichts… äußerst schwierig dieses Jahr (auch die Nachbarn haben nichts gefangen). Egal, der Ausflug hierher war einfach wieder toll und vielleicht kommen wir die Tage nochmal her.

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(Übrigens wurden Teile des Filmes „Die Wikinger“ von 1958 hier auf der Insel gedreht, Lailas Familie hat sogar beim Aufbau der Kulisse geholfen).

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Vergleich: Screenshot aus "Die Wikinger" von 1958 zu heute...

Zurück im Haus schmeißt mein Mann den Grill an, ich kümmere mich um den Rest des Essens und bald mampfen wir gemütlich unser Abendessen, leider ohne Fisch.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon gudrun55 » Mo, 07. Nov 2022, 13:00

Hallo Julindi! Wie schön, wieder mit dir und deiner Familie reisen zu können! Die Bilder und Beschreibungen sind so schön und wohltuend :D Danke für deine Mühe! liebe Grüße, gudrun55
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon syltetoy » Mo, 07. Nov 2022, 15:56

Dein Schreibstil ist sehr schön erfrischend, ich freue mich auf eine Fortsetzung.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Andrea.t77 » Mi, 09. Nov 2022, 12:12

Sooo schön entspannend Eure Tage. Und die tollen Farben :wink:

Das mit den Erklärungen auf Englisch und gleichzeitig versuchen zu hören und den Kindern es zu übersetzen, hatten wir im Bärenpark auch.

Ich freue mich auf die nächsten Tage.
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Julindi » Do, 10. Nov 2022, 9:10

Danke für euren netten Rückmeldungen :D

Jetzt geht's weiter mit meinem Highlight des Urlaubs - es lohnt sich ein Blick auf die vielen vielen Bilder der HP !!

Donnerstag, 11.8.22

Der Guten-Morgen-Kaffee auf der Terrasse (bei bereits 17 Grad um halb acht) darf natürlich auch heute nicht fehlen. Und wie soll es anders sein - der einzig frühe Vogel bin mal wieder ich (ich und der kleine Zilpzalp, der hier immer vorbei kommt). Die andern muss ich aus den Betten werfen und mit dem Geruch von Spiegelei an den Frühstückstisch locken. Um 9.40 Uhr geht die Fähre nach Årsnes, ab hier fahren wir Richtung Nordrepollen. Unterwegs werden wir an einer Tunnel-Baustelle angehalten, wir sollen warten, weil sie jetzt gleich noch ein „bisschen sprengen“. Erlebt man auch nicht alle Tage. Ab Nordrepollen führt eine Straße ins Gebirge (einspurig, sehr schmal, wenige Ausweichmöglichkeiten). Parkziel ist das Jukla Kraftwerk, um von dort aus zum Botnabrea zu wandern. Eigentlich wurde die Wanderung nicht für Kinder empfohlen. Man läuft zunächst zwar einen Kilometer eine Schotterstraße bis zum See Botnajørna hoch, muss hier jedoch zwei Flussläufe queren. Und in der Beschreibung heißt es, man solle mit Kindern doch stattdessen lieber zum Juklavatnet weiter laufen… hmmmm.

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Ich warne meinen Mann vor, dass wir die Kinder über den Fluss tragen müssen. Gesagt getan, meinen Rucksack nehme ich auf die Bauchseite, die Tochter kommt auf den Rücken. Was echt harmlos und niedrig aussieht ist dann doch tiefer und die Strömung stärker als gedacht und natürlich läuft mir das Wasser von oben in die Schuhe. Mein Mann packt den Sohnemann und so landen zumindest die Kinder trocken auf der anderen Seite.

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Weiter geht es um den See an der Nordseite herum zu dem schon von weitem sichtbaren Schneefeld, das aus der Ferne betrachtet total winzig aussieht. Steht man direkt davor ist es dann doch größer als gedacht und lädt zu einer kleinen Schneeballschlacht ein.

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Eigentlich verläuft der sogenannte „Pfad“ meist über Geröllfelder. Also wie auch letztes Jahr bei der Trollkirchenwanderung: jeden Schritt mit Bedacht setzen. Nach dem See folgt ein relativ steiler Anstieg über Geröll und Steine, zu meiner Freude direkt an einem Wasserfall entlang. Wir gelangen nach Botnane, einer Art Bergkessel, der irgendwie nicht idyllischer sein könnte. Wir setzen uns oben auf einen Felsen und schauen in eine saftig grüne, von kleinen Wasserläufen durchzogene Ebene, auf der Schafe weiden. Im Hintergrund schroff ansteigende graue Felswände, ein Wasserfall, der durch eine Eisschicht hervorsprudelt… wunderschön.

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Aber es geht weiter. Jetzt folgt ein richtig steiler Aufstieg über ein weiteres Geröllfeld: Klettern ist angesagt. Nach weiteren Schneefeldern erreichen wir einen Bergrücken und wandern hinunter zum Gletscherfluss, der Gletscher selbst ist hier noch nicht zu sehen.

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Erst, als wir „um die Ecke“ laufen zeigt er sich: der Botnabrea. Das Foto, das ich von ihm gesehen habe muss wohl einige Jährchen her sein, Klimawandel lässt grüßen - auch er ist stark zurückgegangen.

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Im Schatten (in der Sonne ist es einfach zu warm) machen wir ein kleines Picknick. Es ist wunderwunderschön hier, herrlich diese Einsamkeit. Blauer Himmel, klare Luft, bestes Gletscherwasser und das einzig wahrnehmbare Geräusch ist das sprudelnde Wasser, das unter der Eisschicht hervortritt. Mir ist schon klar, dass diese Wanderung absolut nicht populär ist… total unbequem zu diesem Gletscher zu gelangen :lol:

Wir aber sind allesamt hellauf begeistert! Natürlich füllen wir unsere Flaschen noch mit Gletscherwasser, bevor wir den Rückweg antreten.

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Über Geröll herunter klettern ist doch etwas schwieriger, als herauf klettern. Aber wir schaffen es alle und werden unterwegs noch von einem Schmuseschaf begrüßt.

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Wieder unten vor dem Fluss müssen wir feststellen, dass der Wasserstand höher als zuvor ist. Diesmal stehe ich bis zu den Knien im Wasser und habe logischerweise wieder nasse Füße (Kinder werden wieder getragen), sodass nun jeder Schritt von Schmatzgeräuschen begleitet wird. Gut, dass es jetzt nur noch die Schotterstraße hinunter zum Auto geht. Ich bin wieder ganz stolze Mama, weil meine Kinder die als mittelschwer eingestufte Tour so gut gemeistert haben. Und die Zeitangabe von drei Stunden haben wir auch geschafft!

Die Zeit reicht noch für einen kurzen Einkauf in Rosendal, um die Fähre um 17.20 Uhr zu erwischen.

Daheim essen wir gemütlich und als Tagesabschluss wird noch etwas mit der Wurfangel vom Felsen aus geübt.

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Einfach ein herrlicher Tag!
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon Andrea.t77 » Do, 10. Nov 2022, 14:21

Hallo Jule.

Highlight? Absolut nachvollziehbar :super:

So ein wunderschönes Fleckchen Erde. Und wenn die Kinder die Wanderleidenschaft teilen... :verliebt:

Ich glaube, wir wären nicht durch den Fluss gelaufen...
Aber es hat sich ja gelohnt - für Euch das schöne Erlebnis und für uns alle die tollen Bilder. Auch die auf der Homepage.

LG, Andrea
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Re: "Heimkommen" an den Hardanger

Beitragvon volkermuenster » So, 13. Nov 2022, 16:40

Moinsen Jule,

jetzt bin ich bereits seit Tagen immer mal wieder hier in diesem Bericht am lesen und schauen und habe noch gar nicht geantwortet!

Das geht doch wohl nicht. :-).

Also mein herzliches Dankeschön für diesen Bericht und die Fotos.

Ganz Klasse - jetzt möchte ich auch sofort wieder los Richtung Norden.

Gruß
Volker
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