68,68°Nord

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Re: 68,68°Nord

Beitragvon syltetoy » Sa, 11. Nov 2023, 21:08

Oh wie schön ! Da bin ich direkt mit dabei. Du schreibst so herrlich unterhaltsam und deine Fotos sind wunderschön.
Vielen Dank
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Andrea.t77 » Mo, 13. Nov 2023, 12:45

Hallo Jule,

ich hatte schon "Angst", dass Ihr dieses Jahr gar nicht in Norge wart :lol:
Umso überraschter und voller Freude hab ich gerade deinen Bericht entdeckt.

Vielen Dank, dass du dir wie immer die Mühe machst. Lese- und Fotovergnügen pur :wink:

LG, Andrea
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mo, 13. Nov 2023, 19:24

Wie schön, dass noch einige mit aufspringen :D Danke für die netten Kommentare!! Da macht das Schreiben noch mehr Spaß!
Wie immer gilt: mehr Fotos auf der HP :-)

Donnerstag, 10.8.23

Dadurch, dass wir hier komplett die Zeit vergessen und (inklusive Kindern) immer total spät im Bett landen, schlafen alle auch entsprechend lange. Und natürlich bin ich immer als erstes wach (bei zu langem Liegen meldet sich halt immer mein Rücken) und genieße das Panorama-Yoga in vollen Zügen! Mein Käffchen trinke ich dann allerdings schon in Gesellschaft. Eigentlich wollte mein Mann joggen gehen, ich sehe aber, wie ihm die Motivation förmlich aus dem Gesicht springt, so schlage ich ihm stattdessen eine kleine Wanderung vor. Also brunchen wir und fahren zu einer Halbinsel hier in der Nähe. 45 Minuten Fahrzeit später stehen wir am Ausgangspunkt zur Wanderung zum Keipen. 2 Stunden für 3,4 km zum Gipfel und zurück laut Vorgaben. Wir laufen einfach mal los, eine echte Wegmarkierung gibt es nur zu Beginn, dann teilt sich der Weg, wir folgen einfach einem der ausgetretenen Pfade. Zunächst laufen wir durch ein herrliches Birkenwäldchen mit lauter urig gewachsenen Bäumen, gefolgt von der kargen Blaubeerlandschaft oberhalb der Baumgrenze. Unterwegs immer wieder herrliche Ausblicke auf die gigantischen Gipfel der umliegenden Berge.

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Oben (auf dem Bergrücken) kommen wir an einen See - von hier aus sehen wir links einen kleinen Gipfel und rechts einen größeren. Wir entscheiden uns, nach rechts zu laufen und gehen immer weiter und weiter (mittlerweile haben wir schon 3 km hinter uns, also irgendwas stimmt nicht mit den Vorgaben … oder mit dem von uns gewählten Pfad, wahrscheinlich sind wir einfach komplett anders gelaufen).

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Und wie das so ist: man sieht das Ziel, es sieht nah aus… aber wir laufen und laufen und laufen: es ist doch weiter weg als gedacht. Egal, wir haben ja Zeit! Unterwegs gehen wir auf einem schmalen Pfad entlang, links von uns stürzt die Felswand steil ins Meer hinab. Ein Kolkrabe beäugt uns erst kritisch, um sich dann weiter seiner Beschäftigung, dem Beerenabzupfen, zu widmen. Endlich klettern wir die letzten Meter hinauf. Oben werden wir mit einem phantastischen Blick belohnt. Es hat unterwegs angefangen zu nieseln und hier ist es ziemlich windig, die Kinder wollen aber trotzdem hier und jetzt die von mir als Köder versprochenen Kekse essen. Zurück entdecken wir einen viel kürzeren Weg zum Parkplatz. Unten sind wir also vergleichsweise schnell. Eine richtig tolle Kurzwanderung (knapp 6 km) mit sensationellen Aussichten!

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Wenn wir schon mal auf dieser Halbinsel sind, fahren wir noch die Viertelstunde zu deren Spitze mit ihrem weißen Sandstrand in Hufeisenform. Ein wunderbarer Strand, wie schade, dass es zu kalt zum Baden ist.

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Wir kraxeln noch auf den Felsen herum und entdecken mal wieder Zeugen des 2. Weltkrieges. Immer wieder unglaublich, welches Ausmaß dieser Wahnsinn hatte … sogar so weit im Norden.

Es beginnt ganz leicht zu regnen und wir machen uns auf den Rückweg zur Hütte. Dort essen wir etwas (es ist mittlerweile schon 18 Uhr) und die drei Angler machen sich nochmal auf zur Mole nach Borkenes, um vom Ufer zu angeln. Denn leider können wir unser Boot immer noch nicht nutzen. Auch heute mögen uns die Makrelen - es wird erfolgreich geangelt. Und als wäre das nicht genug, kommt noch ein netter Norweger vorbei, der gerade mit seinem Boot vom Meer kommt, und schenkt uns noch zwei Seelachse (er wollte uns noch mehr schenken, aber wer soll das alles nur essen?).

Ich erkunde in der Zwischenzeit unsere Uferlinie, über eine Stunde gehe ich über die großen und kleinen Steine, finde schöne Schneckenhäuser, Seeigelskelette, tote Quallen und leider auch etwas Müll.

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Begleitet werde ich von jagenden Seeschwalben, dem Geplätscher von Wasser, Kuhglockengeläut und dem leicht schmatzendem Geräusch des Seetangs, wenn er von den Wellen bewegt wird. Ich genieße diese Ruhe, diese Stille, beobachte kleine Fische und krabbelnde Krebse im kristallklaren Wasser. So entspannend!

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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mi, 15. Nov 2023, 10:11

Freitag, 11.8.23
Bedingt durch spätes Insbettgehen und einer nächtlichen Störung der Tochter, schlafen wir alle länger. Ich brauche aber wohl nicht zu erwähnen, dass ich - als ich kurz vor neun aufstehe, alleine mein Terrassen-Yoga mache… das Wetter ist perfekt, 20 Grad mit Sonne-Wolken-Mix.

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Mein Mann ist motiviert zum Joggen, von meinen Kindern sehe ich bis halb elf (!!!) nichts – sie werden groß! Wir brunchen gemütlich und überlegen, was wir mit diesem gammelig begonnen Tag so machen könnten. Die Angel-Bande will angeln, gestern haben wir bei Elgsnes tolle Felsen mit Panorama-Blick entdeckt und beschließen, es später von dort aus zu versuchen. Da es keinen Sinn macht, bei Ebbe zu angeln, schauen wir auf die App und sehen, dass wir vor 17 Uhr da gar nicht hinfahren brauchen. Wir lesen und spielen Federball… während wir spielen schauen wir immer mal wieder auf’s Wasser - und da ist er plötzlich, der Zwergwal!! Direkt in Ufernähe vor unserem Haus, ich kann den grauen Rücken mit Finne erkennen und sogar seinen Blas hören. Wir sind in heller Aufregung und rennen runter zum Wasser… aber leider taucht Zwergi nicht mehr auf - dafür entdecken wir, wie uns eine Robbe aus sicherer Entfernung aus dem Wasser heraus beobachtet. Bernd kommt noch vorbei, gibt uns einige Tipps und stellt leider fest, dass der gerade „reparierte“ Motor noch immer einfach aus geht, also nimmt er ihn wieder mit. Spätnachmittags grillen wir die leckeren Makrelen, der geschenkte Seelachs wird im Ofen zubereitet. Ist das lecker! Und es geschieht ein Wunder: Sohn isst Makrele und Tochter Seelachs. Ich bin total perplex!

Um 18 Uhr starten wir Richtung Elgsnes (sehen unterwegs noch ein paar Rentiere) und stehen kurz nach sieben auf den Panorama-Felsen mit Blick nach Westen auf die Vesterålen.

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Schöne Lichtspiele gibt es hier, meckernde Möwen, jagende Seeschwalben und eine kleine Familie Eiderenten, die die Uferlinie abtaucht. Wieder ist es absolut still. Nur sanfte Naturgeräusche um uns herum - das liebe ich so an Norwegen! Hier ist es super zum Angeln, tolle Dorsche und Seelachse werden mit Stolz von den Kindern alleine aus dem Wasser gezogen. Und das alles mit herrlichem Blick auf die untergehende Sonne, die die Wolken von rosa bis orange einfärbt.

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Damit wir im Extra noch einkaufen gehen können, packen wir kurz nach neun zusammen.
Wieder ist es halb zwölf, bis die Kinder im Bett sind - naja, es sind ja Ferien.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Andrea.t77 » Mi, 15. Nov 2023, 14:16

Hallo Jule,

sooo schön, deine Fortsetzungen...

Ja, unsere Kinder sind auch immer erst so spät im Bett, wenn es im Sommer im Norden so lange hell ist :D
Und morgens nicht raus :lol:

LG, Andrea
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Do, 16. Nov 2023, 12:51

Huhu - jetzt kommt eines meiner Urlaubs-Highlights: Andøya :verliebt: mit vielen Bildern auf der HP.

Samstag, 12.8.23

Ich muss schon sagen: diese Aussicht ist bombastisch - und wie in unserem „Standard“-Ferienhaus am Hardanger kann man hier minütlich wechselnden Lichtspielen zusehen… auf diese Weise kann ich meinen Kaffee doppelt genießen! Heute muss ich packen für unseren 2-Tages-Trip nach Andøya, morgen steht die Walsafari an. Diese startet morgens um 11 Uhr, bereits um viertel nach neun soll man dort sein, das wäre bei den 2 1/2 Stunden Anfahrt nicht machbar, also haben wir uns entschieden, das Ganze mit einer Übernachtung zu verbinden. Vorgestern Abend habe ich die Safari (nachdem ich Wetter und Wind abgecheckt habe) und auch unsere Übernachtung im Grønnbuene Rorbu Hotel gebucht (alle Hütten auf den Campingplätzen waren schon ausgebucht).

Um 12 Uhr geht die Fähre von Refsnes nach Flesnes, wir fahren auf Andøya natürlich die Landschaftsroute auf der Westseite der Insel und sind absolut begeistert.

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Wunderschön ist es hier… und irgendwie ist fast nichts los. Unterwegs halten wir am architektonisch gelungenen Aussichtspunkt Bukkekjerka, erkunden die Umgebung und gehen natürlich auch auf die Panorama-Toilette („Pipi with a view“ :wink: ). Immer wieder unterwegs faszinieren die spitzen Felsformationen, die fast direkt aus dem Meer aufsteigen. Das hat einen ganz besonderen Charme!

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Weiter fahren wir durch Bleik (hier ist schon deutlich mehr los) und dann zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Erst hatte ich überlegt, zum berühmten Måtind zu laufen, doch diese Wanderung ist mit 4 Stunden veranschlagt, das würde heute zu lange dauern (es ist jetzt schon kurz nach drei). Vorgabe bei der von mir anvisierten Wanderung zum Røyken für die knapp 4 km sind zwei Stunden (das hätte mir ja zu denken geben müssen…). 440 hm - es war von Anfang bis zu Ende einfach nur STEIL! Nicht einen einzigen (!) Schritt kann man auf einer ebenen Fläche gehen. Kein Wunder, dass wir niemandem begegnen. Es ist richtig heftig anstrengend, die Kinder brauchen ein paar Pausen (und ich auch!), haben aber dann doch wieder den Ehrgeiz, oben anzukommen. Meine Güte, zwischendurch hab ich selbst keine Lust mehr, der Weg führt einfach nur durch Geröll und bietet keinerlei Abwechslung, keine schönen Bäume, Felsformationen oder ähnliches. Aber wir kämpfen uns durch und unsere Anstrengung wird mit einem Blick bezahlt, der einfach nur göttlich ist.

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Wir haben eine Rundumsicht über Andenes bis Senja, können das Festland und die gesamte Insel Andøya sehen - am tollsten ist natürlich der Blick auf den Strand von Bleik mit seiner vorgelagerten Insel, die wir Haifischflosse nennen.

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Einfach nur klasse, alle werden mit Keksen, Äpfeln und Schoko belohnt. Und außerdem sind die Kinder mächtig stolz, dass sie es geschafft haben (und mein Mutterstolz ist natürlich auch wieder ganz groß dabei). Die Dauerbelastung der Knie macht den Abstieg nicht minder anstrengend, die ebenen Stellen zur Entlastung fehlen ja komplett. Man sind wir froh, als wir wieder am Auto sind.

Von hier aus sind wir in 10 Minuten im Hotel in Andenes und checken ein. Die Rorbuer liegen (logischerweise) direkt am Wasser, wir haben zwei Doppelzimmer nebeneinander, alles sehr neu, sauber und gemütlich – ich bin richtig begeistert.

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Wir ruhen uns kurz aus und gehen dann um die Ecke Pizza essen.

Die Kinder pochen darauf, dass wir auf dem Berg versprochen hatten, noch an den tollen Strand zu gehen, den wir von oben gesehen haben. Das ist eine gute Idee, die Sonne ist gerade am „Untergehen“ (sie geht ja nicht so ganz unter), als wir ankommen - wir spazieren am Sandstrand entlang, die Kinder malen und schreiben eifrig in den nassen Sand und beginnen zu bauen und zu buddeln.

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Eine ganze Weile bleiben wir hier, genießen das phantastische Licht, die schöne Stimmung… dann fahren wir zurück in unsere schöne Unterkunft und schlummern gemütlich ein.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Andrea.t77 » Do, 16. Nov 2023, 13:48

Einfach nur :verliebt:
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Mainline » So, 19. Nov 2023, 13:51

Hallo Jule,

vielen Dank für deinen schönen und stimmungsvollen Reisebericht. Es ist seit langem mal wieder ein Bericht, bei dem ich mir denke „da musst Du auch mal wieder hinfahren“ :-)
Einen schönen Sonntag und viele Grüße
Gerhard
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mo, 20. Nov 2023, 10:27

Danke für die netten Komplimente :D

Jetzt geht es weiter - ein ganz wichtiger Tag in meinem Leben... mit der Walsafari habe ich mir einen Kindheitstraum und Herzenswunsch erfüllt... wenn ich darüber schreibe, bekomme ich fast Pipi in die Augen...
(Wieder viele Bilder auf der HP)

Sonntag, 13.8.23
Heute geht natürlich Wecker, es ist halb acht, um viertel nach neun müssen wir bei der Walsafari einchecken. Ganz bewusst frühstücken wir mit Bedacht (zu oft habe ich von schrecklichen Mageninhaltswiedergaben bei Walsafaris gelesen): es gibt Banane, Apfel und Zwieback. Wir packen alles zusammen, räumen die Zimmer (Checkout per Telefon) und schlendern rüber zur Walsafari Andenes. Wir werden freundlich empfangen, bekommen unser Ticket und eine halbe Stunde später beginnt die Führung, die von einer Biologin geleitet wird. Wir lernen allerlei über die Wale, ihren Körperbau, Verbreitungsgebiete und Vorlieben, über die Gegebenheiten der Insel Andøya mit dem vorgelagerten Bleik-Canyon, bestaunen das riesige Skelett eines Pottwals und können auch jederzeit Fragen stellen. Nach der kurzweiligen Führung geht es ab auf‘s Boot, den Kutter „Reine“. Die Sonne scheint, es sind 18 Grad (gefühlt 25), die See ist schön ruhig. Trotz der augenscheinlich ebenen Wasseroberfläche schaukeln wir durch die Dünung hoch und runter. Zur Vorsicht kauen wir alle ein Superpep-Kaugummi.

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Was soll man sagen, bei so einer Safari starrt man meist einfach nur auf die nicht sehr spannende Wasseroberfläche. Eine erste wunderschöne Ablenkung vom Starren ist eine Schule von 30-40 Rundkopfdelfinen, die miteinander schwimmen, mit ihren Flossen auf die Wasseroberfläche klatschen und kunstvoll aus dem Wasser springen.

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Es ist so schön ihnen zuzusehen, nicht nur die Kinder sind begeistert, ich habe ein Dauergrinsen im Gesicht. Diese Tiere sind wunderschön. Mit auf dem Boot sind Biologen, die auch auf andere Tiere, wie beispielsweise die kleinen Papgeientaucher oder auf die uns stets begleitenden Eissturmvögel aufmerksam machen. Jederzeit stehen sie für Fragen zur Verfügung, was ich auch gerne nutze.

Unter dem Boot sind Mikrofone angebracht, mit denen die Crew die Unterwassergeräusche wahrnimmt, sie lauschen, ob sie die ausgesendeten Klicklaute der Pottwale (die sie beim Jagen aussenden) hören. Und da sind sie! Jetzt wird es spannend. Leider sehr weit entfernt sehen wir einen Pottwal auftauchen. Der Blas ist gut zu sehen, aber eben sehr weit weg. Wir folgen aber kurz darauf einem anderen Wal, der aktiv seine Laute von sich gibt. Wir fahren und fahren… und es passiert nichts. Den Kindern ist natürlich voll langweilig. Kein Wunder, wir sind mittlerweile schon drei Stunden auf dem Wasser, davon vielleicht 20 Minuten Spannung … und nun folgen wir seit einer Stunde diesem Wal, der einfach nicht auftauchen mag. Ich beruhige die Kinder: der Pottwal muss bald an die Oberfläche kommen - denn normalerweise (das haben wir vorhin gelernt) tauchen sie ca. 45 Minuten, „unser“ Wal ist also schon eine ganze Weile drüber…

Es dauert noch ein bisschen - aber dann taucht er auf, ganz in der Nähe. Und es ist soooo herrlich. Nach dem Auftauchen müssen sich die Wale erholen und ihre Muskeln durch Atmung erneut mit Sauerstoff füllen, um wieder abtauchen zu können. (Vor dem Abtauchen wird nämlich die Luft aus den Lungen raus gepustet, den Sauerstoff beziehen die Wale unter Wasser ausschließlich aus den Speichern in den Muskeln).

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Also haben wir Zeit, diesen Giganten zu beobachten, wie er sich an der Oberfläche ausruht und bläst (Pottwale haben ihr Blasloch links und nicht in der Mitte… was man hier alles lernt… :) ). Während wir ihn beobachten kommt mir der Gedanke, wie klein dieser große Koloss im riesigen Meer doch wirkt… und wie klein wir wiederum sind… da kommt etwas Ehrfurcht auf.

Nach circa 15 Minuten atmen taucht unser Wal bilderbuchmäßig ab, „gewarnt“ werden wir durch den Ausruf „diving“ vom Kapitän, sodass wir uns alle auf die Ansicht der Fluke vorbereiten und Fotos machen können.

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Alle an Bord klatschen, lachen, freuen sich. Welch ein Erlebnis!! Einfach überwältigend, es berührt mich ganz tief – Gänsehaut!!. Ich bin selig, und die Kinder sagen wortwörtlich: „dafür hat sich die Langeweile zwischendurch total gelohnt“. Wir sind alle hellauf begeistert. Jetzt drehen wir ab Richtung Andenes, auf dem Rückweg gibt es Gemüsesuppe und Brötchen. Jetzt merke ich erst, welchen Hunger ich habe. Die gesamte Überfahrt über gab es Tee, Kaffee und Kekse, was ich mir aus Angst vor Übelkeit verkniffen habe, jetzt gönne ich mir das volle Programm. Die Suppe tut gut, denn obwohl es heute recht warm ist, ist der Fahrtwind richtig kühl.

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Die Rückfahrt ist total kurzweilig und bietet unheimlich schöne Ansichten auf Andøya, wie die spitzen und abgerundeten Berge, die schroff aufsteigen, oder die Gebirge, die sich im Hintergrund im Dunst sich abzeichnen… Bei der Anfahrt auf Andenes sieht man im Hintergrund imposant die Gipfel von Senja, sieht toll aus!

Total glücklich kommen wir am Hafen an, springen ins Auto und machen uns auf die 2 ½-stündige Heimfahrt. Diesmal fahren wir an der Ostseite der Insel entlang, auch wunderschön… wer braucht schon Kanada, schießt es mir durch den Kopf, als wir gerade eine Straße fahren, die durch beidseitig aufragende Berge gesäumt ist. Man, wie ich das alles hier genieße!

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Auf der Fähre von Flesnes nach Refsnes (es ist schon 19.30 Uhr) essen wir noch was und kommen erschöpft, aber unheimlich zufrieden wieder am Ferienhaus an. Ein total gelungener 2-Tages-Ausflug! Andøya – absolutes Hightlight!
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon syltetoy » Mo, 20. Nov 2023, 11:56

Was für ein tolles Erlebnis für die ganze Familie, wieder wunderschön beschrieben und bebildert, Dankeschön <3
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Ingo Martin » Mo, 20. Nov 2023, 22:26

Hallo Jule,
ich bin begeistert und freue mich für euch, dass ihr bei der Wal Safari schönes Wetter hattet und das Erlebnis, einen Pottwal und Delfine zu sehen. Euer Ausflug war wunderschön. Andoya hat was.

Wir waren 2011 in Andoya, wollten natürlich auch eine Walsafari in Andenes mitmachen.
Am 11. und 12. Juni 2011 sind wir vom Stave Camping früh nach Andenes gefahren, die Ausfahrten wurden immer wieder zeitlich verschoben und letztlich abgesagt. Zu viel Wind und Wellen waren der Grund. Wandern war angesagt.

Deine Bilder haben mir das damals entgangene Erlebnis wieder geschenkt. Danke dafür.

Und weil die Träume einen Pottwal zu sehen seit damals in mir waren, haben wir dieses Jahr am 20. Mai in der Straße von Gibraltar eine Wal Safari gebucht und den Traum erlebt.
Zuerst sahen wir Grindwale, danach viele Delfine und dann einen Pottwal
Mitten in der Straße von Gibraltar.
Rechts Afrika, voraus Gibraltar, links Spanien. Und viel Schiffahrt zwischendrin.

Ich will Deinen schönen Ausflug und euer Wal-Erlebnis mit ein paar Bildern von unserer Wal Safari garnieren.
Das Erlebnis, Wale und Delfine zu sehen, war so groß, dass ich mich nicht zurückhalten kann, Deinen Bericht zu ergänzen.

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Ich freue mich schon auf eure weitere Reise, dieses Mal ja ganz weit in den Norden.
Ingo
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Andrea.t77 » Mo, 20. Nov 2023, 23:13

Sooo schön. Ich freue mich sehr für Euch, dass Ihr dieses Glück hattet! Und die Ehrlichkeit der Kinder - herrlich :D
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Canadier » Di, 21. Nov 2023, 10:08

Eine "Whale Watching Tour" steht bei mir auch immer noch auf der To-do-Liste.
Wir haben auf Vancouver Island zwar schon eine gemacht aber die ging "nur" zu den Orcas.
Obwohl die auch super war, und einige Orcas wirklich fast Auge in Auge mit uns geschwommen sind,würde ich sehr gerne auch mal die etwas größeren besuchen.
@ Ingo: Du schriebst das du das in der Straße von Gibraltar erlebt hast!Kannst du mir sagen ob es diese Touren auch im März gibt bzw. sich zu der Zeit dort Wale aufhalten?
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Wollina » Di, 21. Nov 2023, 10:30

Wieder ein sehr beeindruckender Reisebericht.

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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Di, 21. Nov 2023, 12:20

Hei hei ihr Lieben,
herzlichen Dank für die netten Rückmeldungen :D

@Ingo: das mit der Absage der Safari in Andenes ist wirklich sehr schade. Ich hatte tagelang bevor ich gebucht habe die Wind- und Wettervorhersage gecheckt und dann einfach unsagbares Glück gehabt. Danke für die schönen Fotos Eurer Safari - jedes Walfoto zaubert mir immer ein Lächeln ins Gesicht - für mich sind dies absolut besondere Lebewesen! :D
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