Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon nautiker » Do, 02. Mai 2024, 0:12

(Grün-)Donnerstag, 28.03.

Nachtrag zum Nordkapp: Der kleine Abstecher belief sich mal eben auf 1.000km. :shock:
Ein wenig wir ein grandioses Fest - zuerst der Rausch, danach dann der Kater...

Der morgendliche Blick aus unserem 'Wohnzimmerfenster' über den Fjord Richtung Breivikeidet (der Campingplatz ist in Terrassen angelegt, man kann also schön gucken).

Bild

Die Sanitärräume sind groß und sauber, nach den letzten beiden Tagen Katzenwäsche nutzen wir das weidlich aus. Eigentlich wollten wir noch etwas die Gegend um Svensby 'erfahren', aber wir haben zu sehr gebummelt und müssen zügig los zur Fähre.

Nicht viel los heute Morgen...

Bild


Ich will euch nicht langweilen, aber das Wetter ist...

Bild


Bild


Panorama gibt's auch:

Bild


Ich bin jetzt wieder einige Zeit am Steuer, daher wenige Bilder von tagsüber. Unser Ziel ist diesmal klar - wir wollen es bis Senja schaffen, aber über die umständliche Route: Zunächst fahren wir 'zurück' nach Tromsø, dann weiter nach Kvaløya, zuletzt die Fähre Brensholmen-Botnhamn.

Kurze Pause auf Kvaløya in der Nähe der Felsritzungen unweit des Ryatunnels (ein Tipp hier aus dem Forum, herzlichen Dank dafür an dieser Stelle!), dann kehren wir doch wieder um, um die 'Inlandsroute' zu fahren.

Bild


Kurzer Fotostopp am Ersfjordbotn (wir lassen wenig aus... :roll: ) - mit uns steht hier ein 18-Sitzer Bus auf dem Parkplatz, die Gruppe fotografiert sich ausgiebig untereinander. Das ganze Gelände zeigt Spuren wiederholter, intensiver Nutzung durch Touristen.

Bild

Insgesamt ist es hier spürbar touristischer geworden - zum einen versetzt uns das einen kleinen Stich, denn wir wollen ja im hohen Norden die große Weite und Einsamkeit erleben, zum anderen sind wir uns bewusst, dass wir selbst auch nur Touristen auf der hektischen Durchreise sind und anderen durchs Fotomotiv latschen (ganz zu schweigen den Einheimischen, denen wir ab einer bestimmten Dosis auf den Keks zu gehen beginnen).

Und ein wenig kommt natürlich auch ein Effekt zum Tragen, den wir vor ein paar Jahren auf Island schon bemerkt haben: Wenn in Rom eine 30köpfige Touristengruppe an der Kreuzung steht, fällt das kaum auf. Quillt dieselbe Gruppe auf Island vom Parkplatz zu einem schönen Wasserfall, dann meinen wir, das die Authentizität des Ortes gehe unter und das alles ganz schrecklich ist. Wir sind alle etwas eitel.

Aber tatsächlich, alles um uns boomt: Als wir zuvor am Flughafen vorbeifuhren landete just in jenem Moment wieder eine Eurowings aus Deutschland, kurz darauf kommt uns ein normalgroßer Reisebus mit Touristen auf Tagestour entgegen. Auf einer shipspotting-Website finden sich in Nordnorwegen zu diesem Zeitpunkt drei große Kreuzfahrtschiffe, darunter auch 1-2 von Aida (welche genau habe ich vergessen/verdrängt, eines war die Aidasol, meine ich).

Kvaløya ist auch gut bebaut - kein Wunder, mit dem Auto ist man ratzfatz in Tromsø: Natürlich führt jedes Sträßchen zu einem Häuschen, das ist bei uns in Deutschland nicht anders. Tromsø (Kernstadt) ist in den letzten 10 Jahren um 10.000 Menschen gewachsen, das ist eine Steigerung von satten 130% (die ganze Kommune sogar 150%). Der Lehrer, den wir vor ein paar Tagen im Bus getroffen hatten, schimpfte sehr: Die Mieten würden dermaßen steigen, man müsse einfach aufs Land ziehen (und wieder steigt die Zersiedlung...)

Die Inlandsroute ist schön. Sämtliche Ausweichbuchten sind von Einheimischen zugeparkt, die bei dem tollen Wetter mit ihren Ski unterwegs sind...

Bild


Und natürlich bummeln wir wieder, und wieder wird es spät, und wieder hetzen wir dem Fähranleger entgegen. Kurz vor Brensholmen erhaschen wir einen Blick auf das offene Nordmeer - zu diesem Zeitpunkt steht glasklar fest, dass wir für einen kurzen Abstecher nach Sommarøy keine Zeit haben werden - next time... :nixwissen:

Bild


Die Fähre liegt schon am Kai. Kurzer Schreckmoment: Die Warteschlange ist ziemlich lang, die Fähre nicht übertrieben groß... Am Ende schaffen wir es, aber hinter uns ist nur noch Platz für bestenfalls zwei normale Pkw - das war knapp (es hätte tatsächlich noch eine spätere Überfahrt gegeben, aber wir wollten nicht in der einbrechenden Dunkelheit fahren).

Bild

(Link anklicken)

Die 'Skutvik' ist Jahrgang 1972 und damit ein wenig älter als ich. Der Salon und das Deck erinnern intensiv an die Hurtigruten-Schiffe der 'alten Generation' - hach :verliebt:

Das Wetter hat sich etwas zugezogen, dafür ist der Wind nicht besonders stark (fast mild), das Wasser ist ruhig und es gibt es tolle Lichteffekte:

Bild


Bild


Wir haben den Durchblick!

Bild

(meine Frau und meine Tochter sehen Tiere im Wasser - ziemlich groß, aber leider weit weg... Seehunde? kleine Wale?)

Blick zurück, ich konnte mich nicht entscheiden: :D

Bild


Bild

(weit hinten ein toller Fels - Tussøya?)


Wir sind auf Senja. Heute ist wieder Freistehen angesagt. Wir passieren mehrere Plätze, aber keiner ist geeignet (Vieles, was auf google vielversprechend ausschaute, können wir beim ersten Augenschein streichen: nicht geräumt, offizieller Ausweichpunkt o.ä.) Wir sind unterwegs Richtung Husøy - wenn es der letzte Platz auf der Liste nicht ist, dann müssen wir runter in den Ort.

Wir haben Glück, der Platz, unmittelbar vorm Tunnelportal gelegen, ist reichlich groß, kein ausgewiesener Ausweichplatz und hat einen traumhaften Blick über den Fjord bis nach Fjordgård...

Bild

(Link anklicken)

Und weil es so schön ist, noch mal als 360°-Panorama incl unserem Wohnmobil

Bild

(Link anklicken)

Aufgrund der Feiertage herrscht wenig Verkehr auf der kleinen Straße, aber nicht 'nichts' - auch mehrere Sattelschlepper donnern noch vorbei, die wohl die fischverarbeitenden Betriebe in Husøy ansteuern. Insgesamt aber doch eine ruhige Nacht. Wolken am Himmel und eine sehr schwache Aurora-Prognose beduten, dass wir auch heute Abend wieder kein Polarlicht sehen werden - *seufz*
nautiker
 
Beiträge: 30
Registriert: Mi, 13. Mär 2024, 23:28

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Julindi » Do, 02. Mai 2024, 9:00

Welch herrliche Bilder :D ... was hattet ihr für ein geniales Wetter - Schneebilder mit Sonne - einfach der Knüller!!
Reiseberichte mit Fotos auf http://www.ju-cara.jimdo.com
Julindi
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1452
Registriert: Do, 20. Sep 2007, 15:31
Wohnort: Speyer

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon syltetoy » Do, 02. Mai 2024, 16:49

Ganz tolle Fotos und ein schöner Bericht, vielen Dank
syltetoy
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1959
Registriert: Do, 20. Okt 2011, 11:26

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Andrea.t77 » Do, 02. Mai 2024, 22:40

Was für ein Wetterglück - so tolle Fotos.
Schnee und Sonne ist einfach eine unschlagbare Kombination :verliebt:

Ich habe nur bis hier gelesen und erst beim Kommentar schreiben bemerkt, dass es ja noch weitergeht...

wenn es irgendwann langweilig wird, sagt Bescheid,
Nö, nö, alles gut.

dann baue ich etwas mehr Drama ein :wink:
Obwohl... :lol:

Und jetzt lese ich gespannt weiter :wink:
---
Überwiegend als Familie: 4 Standortreisen, 2 Ferienhaus-Rundreisen, 2 Auto-Zelt-Rundreisen, 2 Kurztrips Oslo (Colorline, Hotel), 2 Kreuzfahrten
Andrea.t77
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1173
Registriert: Fr, 25. Apr 2003, 17:41
Wohnort: Magdeburg

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Andrea.t77 » Do, 02. Mai 2024, 23:07

Und aufgeholt.
Da habt Ihr ja einen tollen Zeitpunkt auf der Fähre erwischt.

Ich bin von den Bildern ebenso begeistert wie Ihr es beim Fotografieren wart.
Danke und ich freue mich auf die Fortsetzung.

LG,
Andrea
---
Überwiegend als Familie: 4 Standortreisen, 2 Ferienhaus-Rundreisen, 2 Auto-Zelt-Rundreisen, 2 Kurztrips Oslo (Colorline, Hotel), 2 Kreuzfahrten
Andrea.t77
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1173
Registriert: Fr, 25. Apr 2003, 17:41
Wohnort: Magdeburg

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon nautiker » So, 05. Mai 2024, 3:06

Andrea.t77 hat geschrieben:
dann baue ich etwas mehr Drama ein :wink:
Obwohl... :lol: :



nur für's Protokoll: Forumsteilnehmerin andrea.t wünscht sich mehr Drama *Geräusch von Stift auf Papier*
:nixwissen: :cry: :roll:
nautiker
 
Beiträge: 30
Registriert: Mi, 13. Mär 2024, 23:28

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon nautiker » So, 05. Mai 2024, 3:08

Langfredag, 29.03.

Wir wachen morgens auf und das Wetter ist...

Bild

:nixwissen:

Da wir ohnehin schon kurz vor Husøy sind, fahren wir auch noch die letzten Kilometer.

Bild


Wir bleiben allerdings nicht lange, so richtig animiert uns der Ort nicht zum Verweilen. Am Ortseingang befindet sich auch der Campingstellplatz, eine unscheinbare Schotterfläche mit Blick auf die Fischfabrik. Wir sind nicht traurig, hier nicht übernachtet zu haben. Ich verstehe das Dilemma, das es in Norwegen mit den Freistehern gibt, aber ich kenne aus Ländern wie Frankreich z.B. hilfreichere Ansätze, dass man sich als Kommune bemüht, den Besucherinnen und Besuchern attraktive Plätze anzubieten. Just saying.

Kommen wir zu unserem eigentlichen Hauptproblem: Wir sind jetzt schon 3 1/2 Tage mit unserem 'Bobil' unterwegs. Viel Fahrerei, tolle Landschaften, aber für die Kinder ist das inzwischen alles ziemlich einerlei. Wir haben uns ein paar Mal die Füße vertreten, aber ehrlich muss man eingestehen: Die Möglichkeiten zu Aktivitäten sind begrenzt. Wir fahren nicht Ski, auch nicht Schneemobil. Winterwanderwege sind de facto nicht vorhanden (völlig ok so) und einfach losstapfen ist auch keine Lösung. Schneeschuhe wären vielleicht ein Ding, aber weder haben wir welche, noch wüssten wir, wo wir gefahrlos hinlaufen könnten (in den Lyngen-Alpen zB wurde an jeder Ecke darauf hingewiesen, sich über die aktuelle Lawinengefahr zu informieren). Die KInder lieben den Schnee, aber der Schnee ist Mist (Bild vom Vortag):

Bild


Auf dem Rückweg von Husøy passieren wir den/das zugefrorene Storvatnet. Gestern Abend war das Wetter mäßig, aber einige Wintersportler waren hier noch unterwegs, u.a. auch mit einem Schneescooter. Heute ist das Wetter fantastisch und wir beschließen anzuhalten.

Bild


Eine extrem gute Entscheidung. Der Schnee taugt zwar immer noch nicht für eine Schneeballschlacht oder zum Bauen - aber er ist locker und nicht verfroren. Die Kinder spielen wie junge Hunde, wir haben den ganze See für uns :D

Bild


Bild


Auf der anderen Seeseite erspähen wir einen zugefrorenen Wasserfall. Wir haben keine Eile, also ziehen wir los...

Bild


NIcht vergessen: Zwischendurch auch nach unten gucken! Die Oberfläche hat ein schönes Muster.

Bild


Angekommen. Es sieht so leicht aus, aber es wird immer steiler und glatter. Die Kinder erreichen mit Mühe die untersten Zapfen, ich versuche es gar nicht erst bis dahin...

Bild

Bild


Plötzlich: Lawinen!

Bild

Glück gehabt! :wink:

Lawine, von der Seite aufgenommen:

Bild


Blick zurück von halber Höhe. Die Kinder haben sich ihre Belohnung vedient und rutschen/kugeln vergnügt zum See hinunter...

Bild


Irgendwann geht es dann doch weiter. Blick in den Ørnfjorden/Øyfjorden.

Bild


Die Tunnel sind auch cool (teilweise mit Toren, wie beim Nordkapptunnel, gegen das Eindringen von Schnee/Feuchtigkeit).

Bild


Mefjorden

Bild


Bild

(Link klicken)


Narrenhände haben wichtige Warnschilder entstellt, auf skandalöse Weise! Das ist nicht witzig! :shocked!: :nixda:

Bild


Das ist am Rastplatz/Aussichtspunkt Tungeneset, und der Blick auf das Oksen-Massiv (die 'Teufeszähne') ist wirklich spektakulär.

Bild


Die Kombination Eis/Fels ist an diesem Tag allerdings deutlich tückischer als die Wellen, die sehr harmlos sind. Nach unten gucken: Schöne kleine Eisflächen, aber eben nicht ungefährlich...

Bild


In der Nächsten Bucht, bei Steinfjord, gibt es einen Sandstrand. Kann man es erkennen? Da machen sich zwei tatsächlich an den Versuch, ins Wasser zu gehen... :roll: (waren gestern mit uns auf der Fähre. Franzosen)

Bild


Bergsfjord

Bild

Wir befinden uns hier auf dem 'Nasjonalen Tursitveg Senja' - und man merkt es: War eben an der Tungeneset schon viel los, so lassen wir den Aussichtspunkt Bergsbotn einfach links liegen - der kleine Parkplatz quillt über und ständig kommen weitere Autos. Und nicht nur 'normale' Mietfahrzeuge, auch Wohnmobile sehen wir immer häufiger. Man fühlt sich ein wenig wie in einem Riesen-Freiluftpark. Wie viele der Besucherinnen und Besucher Einheimische oder Auswärtige sind lässt sich nicht ermessen, jedenfalls sind es viele. Yay! :x Wir können nicht meckern, sind selbst Teil des Besucherstroms...

Wir fahren noch weiter bis Gryllefjord. Schade, dass die Fähre nach Andenes nur im Sommer fährt* - da wir noch zu den Vesterålen wollen, wäre das ein echter game-changer für uns gewesen, so steht uns nun ein Riesen-Umweg über Land bevor. Ich hätte gerne noch den Süden Senjas mit dem Ånderdalen-Nationalpark erkundet, aber wieder stellt sich die Frage, wie wir uns das Areal erschließen wollen, und so ziehen wir weiter.
*angeblich ist wohl eine Ausweitung des Fährbetriebs geplant, vielleicht ist es also in Zukunft anders...

Auf der Fv86 Richtung Finnsnes befinden wir zum allerersten Mal, dass der Straßenzustand nicht in die Kategorie 'easy/piece of cake' fällt - viel Eis, wir müssen vorsichtig fahren, aber Dank unserer Spikes keine echte Herausforderung.

Bild


letztes Bild für heute, schon hinter Finnsnes:

Bild


Es zieht sich zu, das Wetter für morgen ist einhellig 'schlecht' vorhergesagt, wir machen uns nichts vor: Unsere Glückssträhne ist erst einmal vorbei. Wo wollen wir als nächstes hin? Lofoten oder Vesterålen? Eigentlich müssen wir uns entscheiden, beides lässt die begrenzte Zeit nicht zu, aber wir scheuen uns noch, uns festzulegen. Sicher ist nur, dass wir erst einmal Richtung E10 müssen - wir pirschen uns zunächst über den Fv84 an.

Freistehen? Es gäbe ein paar Plätze, aber die Entscheidung fällt für einen Campingplatz auf Dyrøya, u.a. weil wir allmählich eine Waschmaschine benötigen und nicht sicher sind, wann wir das nächste Mal auf eine treffen werden.

Kaum stehen wir am Eingang des Campingplatzes, werden wir von einem der Gäste begrüßt: Freundlich weist er darauf hin, dass der Platz eigentlich gar nicht geöffnet sei, außer für Dauercamper wie ihn, aber wolle den Eigentümer gleich mal anrufen und fragen, was sich machen ließe - kurz darauf zeigt er uns, wo wir stehen können. Ein unscheinbares Fleckchen ohne Aussicht, aber das soll heute keine Rolle spielen. Dafür haben die anderen eine gute Sicht aus uns: Es sind sicher über ein halbes Dutzend Dauercamper-Pärchen da, durchgehend im Rentenalter, teilweise mit riesigen Wohnwagen-Schlachtschiffen...

Wir bekommen die Einrichtungen gezeigt. Alles tiptop sauber und geräumig - empfehlenswert. Kurze Irritation wegen des Bezahlens: Nur über App, bekommen wir gesagt! Wir haben aber inzwischen ein Schild gefunden das uns anweist, das Geld einfach in einen Umschlag zu stecken und in einen Briefkasten zu werfen. Ja, aber nur norwegische Kronen, keine Euros, bekommen wir gesagt! Ja, was denn sonst? Dafür haben wir doch Geld umgetauscht. Ist das echt ein Thema, dass viele Touris mit Euro zu bezahlen versuchen?

Die Dauergäste sind freundlich und redselig - ein wenig haben wir das Gefühl, hier für willkommene Abwechslung gesorgt zu haben. Andere 'auswärtige' Gäste gibt es nicht. Wir werden in die Kaminhütte eingeladen - dort wird das Feuer auf ganz traditionelle Weise entzündet: Mehrere richtig dicke Scheite werden zu einem großen Haufen übereinander getürmt und dann mit einer halben Flasche Brennspiritus getränkt, zuletzt ein, zwei Streichhölzer - voilà! Dann werden Würstchen gegrillt...

Es ist gut, dass wir bei erfahrenen Campern untergekommen sind, wir haben nämlich ein kleines Problem. Wir haben seit heute scheinbar einen eingefrorenen Abwassertank. Die Sache ist: Wir erzeugen bewusst extra wenig Grauwasser. Bislang haben wir folgende Praktik angewandt: Bei jedem Spülgang wird ein Eimer unter das Ablassventil gestellt und fängt das Abwasser auf, das wir dann in leere 5l-Kanister füllen und bei nächster Gelegenheit korrekt entsorgen. Etwas umständlich, nicht immer ganz einfach, aber unserer Ansicht nach ein gutes Vorgehen.

Heute Mittag jedoch standen wir ungünstig und haben aus Bequemlichkeit das Spülwasser in den Tank laufen lassen. Auf dem Campingplatz nun stellen wir fest: Aus dem Tank kommt nichts raus. Wir lassen heißes Wasser nachlaufen, aber nur der Tank füllt sich immer weiter. Und wenn das über Nacht jetzt auch noch friert? Eine riesige Eisbombe im Fahrzeugbauch? Vielleicht hilft Salz? Zu wenig. Frostschutzmittel? Haben wir nicht, ist jetzt auch alles etwas spät. Wir beschließen, die Profis um uns zu fragen. Gemeinsam verkörpern sie das geballte Wissen einer dreistelligen Zahl von Jahren an Campingerfahrung. Die Herren sind begeistert. Man bräuchte nur eine beheizte Halle... Oder geht es vielleicht auch mit einem Heißluftgebläse? Das Ventil, von der Fahrt dick von außen vereist, wird begutachtet, dann wird noch einmal der Ventilschlüssel angesetzt - und alles ist auf einmal nur noch halb so wild: Wir hatten das Ventil nur nicht weit genug öffnen können, mit etwas unsanfter Gewalt läuft es wieder...

Unsere Erleichterung ist groß, bei den Einheimischen gibt es jedoch leichtes Stirnrunzeln: Warum wir das Ventil überhaupt geschlossen hätten? Wir sollten es einfach immer offen lassen! Wir begreifen jäh, warum sämtliche der Dauerwohnmobile hier auf riesigen Eisflächen stehen - kann es sein das...? Kommt für uns jedenfalls nicht in Frage!

@andrea: gut so mit Drama?
nautiker
 
Beiträge: 30
Registriert: Mi, 13. Mär 2024, 23:28

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Gudrun » So, 05. Mai 2024, 8:41

Wieder sehr kurzweilig, Dein Bericht. Und auch dramatisch, besonders der letzte Akt.

Grüße Gudrun
Gudrun
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 12843
Registriert: Di, 27. Okt 2009, 17:35

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Wollina » So, 05. Mai 2024, 12:41

Der Bericht auch zum Schmunzeln. Dauercamper, die auf einer riesigen Eisfläche (im eigenen Land) stehen. :wink:

wollina
Wollina
 
Beiträge: 64
Registriert: Sa, 27. Apr 2013, 18:37

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon syltetoy » So, 05. Mai 2024, 16:04

Sehr schön. Immer wird ja geschrieben das man keine Kronen braucht, aber da sieht man mal wieder das man ruhig welche dabei haben sollte :wink:
syltetoy
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1959
Registriert: Do, 20. Okt 2011, 11:26

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon jonn68 » Mo, 06. Mai 2024, 9:56

Weiterhin toller Bericht, weiterhin sehr schöne Aufnahmen dabei, das mit Ablaufentil machen einige so im Winter, wir stellen immer einen Eimer drunter.

Fährt man öfters im Winter sollte den Abwassertank und die Rohe mit Heizmatten und Heizbänder versorgen.
jonn68
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 250
Registriert: Mi, 12. Aug 2020, 15:23
Wohnort: Trøndelag

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Julindi » Mo, 06. Mai 2024, 11:43

Sehr schöne Fortsetzung!! :D
Und ein bisschen Drama braucht es bei jeder guten Story :wink: :lol:
Ich bin gespannt, was es wird - ich hoffe auf die Vesteralen :D :D
Reiseberichte mit Fotos auf http://www.ju-cara.jimdo.com
Julindi
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1452
Registriert: Do, 20. Sep 2007, 15:31
Wohnort: Speyer

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon nautiker » Di, 07. Mai 2024, 23:51

danke wieder für das viele Feedback und sorry, dass ich so lange mit der Fortsetzung habe warten lassen (es nimmt doch etwas mehr Zeit in Anspruch als gedacht... :roll: :lol: )


Gudrun hat geschrieben:... auch dramatisch, besonders der letzte Akt.


naja, unangenehm war es, von einem Drama erwarte ich noch etwas mehr... :lol:


Wollina hat geschrieben:Dauercamper, die auf einer riesigen Eisfläche (im eigenen Land) stehen.


Auf dem Campingplatz wurde uns noch einmal in besonderer Weise vor Augen geführt, wie nützlich Spikes an den Schuhen sein können (wir hatten natürlich keine... :roll: )


syltetoy hat geschrieben:Immer wird ja geschrieben das man keine Kronen braucht, aber da sieht man mal wieder das man ruhig welche dabei haben sollte :wink:


Wir hatten uns vom Bankomaten 2.000 NOK auszahlen lassen. Im Nachhinein wäre es auch bei uns u.U. komplett mit Karte möglich gewesen, aber im Endeffekt waren wir zufrieden, in einigen Situationen gezielt Bargeld einsetzen zu können.


jonn68 hat geschrieben: wir stellen immer einen Eimer drunter.


wir ja normal auch, 1x nicht aufgepasst... :flenner:


Julindi hat geschrieben:Und ein bisschen Drama braucht es bei jeder guten Story :wink: :lol:
Ich bin gespannt, was es wird - ich hoffe auf die Vesteralen :D :D


ja, rückblickend sind die großen und kleinen Katastrophen (und wie man sie bewältigt hat) _immer_ spannender als zwei Wochen gutes Wetter und gute Laune ('gähn'), aber wenn man mittendrin steckt, ist es dann trotzdem erst einmal nicht so spaßig (s.u.) :x :roll: :lol:
nautiker
 
Beiträge: 30
Registriert: Mi, 13. Mär 2024, 23:28

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon nautiker » Di, 07. Mai 2024, 23:52

Påskeaften, 30.03.

Wir wachen morgens auf und das Wetter ist überraschend --- grau. Naja, es war ja auch grau vorhergesagt, aber es ist trotzdem eine Umstellung für uns...

Direkt am Campingplatz ist ein gefrorener Wasserfall, hier können die Kinder (im Gegensatz zum Vortag) bequem die teils armdicken Eiszapfen befühlen. Ich versuche ein paar Bilder, aber es ist schwierig, weil der Maßstab fehlt.

Bild


Bild


Bild


Wir brechen gegen halb zehn auf, fast alle anderen Gäste sind noch in ihren Wagen, daher ein stiller Abschied.

Blick auf den Fjord bei Brøstadbotn

Bild


Und kurz bevor wir Richtung Fv84 abbiegen ein letzter Blick zurück Richtung Senja. Bei besserer Auflösung könnte man in der Ferne das Hurtigrutenschiff Nordnorge erkennen - ein kurzer Moment der Freude für uns, denn vor 20 Jahren sind wir dem Schiff von Hammerfest nach Svolvær gefahren.

Bild


Kurz darauf biegen wir auf den kleineren Fv848 ab - wir werden uns über Inseln, Tunnel, Brücke, Fähre Harstad annähern, dort gegen Mittag noch einmal Verpflegung aufstocken und dann letztendlich entscheiden, wie es weitergehen soll.

Kleines Zwischenspiel: Ich schaue einmal nach, wie es gerade am Nordkapp aussieht - immerhin soll gerade ein Schiff von Aida im Hafen von Honningsvåg liegen. Puh, die haben mein Mitgefühl: So eine lange Anreise, und dann nur grau und Betrieb wie auf einem Bahnhof... :x :roll:

Bild

(Link klicken)

Die Straße ist schneefrei, aber in einem ungewohnt mäßigen Zustand: Sehr uneben, viele Schlaglöcher, die Bankette teilweise abgerutscht - wir fahren notgrdrungen langsamer, als wir wollen, denn schließlich müssen wir wieder eine Fähre erreichen...

Bild


Das hier müsste jetzt kurz hinter Løksebotn sein - sicher ein toller Anblick, wenn die Schneeschmelze mal richtig loslegt.

Bild


...und hinüber nach Andørja:

Bild


Bild


...bis zum Fähranleger/Campingplatz Sørrollnes auf Rolla, der eine irgendwie beruhigende Tristesse ausstrahlt

Bild


(Nachtrag: kurz zuvor noch bei Forså ein interessantes Haus passiert, aber keine Zeit/Möglichkeit zum Halten gehabt, daher 'posthum' bei Google Streetview nachgeforscht. Man sieht ja mit der Zeit einiges an Blockhäusern, aber dieses hatte echt die dicksten Bohlen, die ich seit langem gesehen habe - das Bild gibt es leider nicht gut genug wieder...)

Bild

(Link klicken)


Wir sind nun auf der Fähre nach Harstad (genau genommen: Stangnes). Das Wetter ist nicht gut, aber auch nicht wirklich schlecht, von der Stimmung her hat es sogar seinen Reiz. Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir dieses Wetter komplett durchgehend hätten haben können (oder sogar noch schlechter). Zu 95% haben wir auf dieser Reise Wetterdusel, 5% Wetterglück haben wir uns mit Fahrerei selbst erzwungen.

Bild


Bild


Wir sind zum ersten Mal in Harstad, der Ort spricht uns überhaupt nicht an. Ich äußere ungern Kritik an Ländern, in denen ich zu Gast bin, aber irgendwie gibt es da eine große Lustlosigkeit, etwas zu gestalten. Sind die Leute damit zufrieden? Das trifft auch nicht nur auf Harstad, sondern auf viele Orte in Norwegen zu. :nixwissen:

Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher zur Kirche nach Trondenes machen, aber das Wetter wird jetzt immer schlechter und wir haben ja noch eine Fähre zu erwischen (Refsnes-Flesnes)! :x

Habe ich gesagt, dass wir spät dran sind? Natürlich müssen wir genau _jetzt_ an einer Herde Rentiere vorbeikommen (müsste ca. bei Hemmestad gewesen sein; 60 Sekunden Fotostopp)...

Bild


Wir nehmen unsere letzte Fähre, allmählich ist alles komplett grau in grau:

Bild


Der Wetterbericht für die Lofoten ist deutlich besser als der für die Vesterålen, mit etwas schwerem Herzen biegen wir in Langvassbukta Richtung Süden/E10 ab, wohl wissend, dass für den Besuch beider Inselgruppen eigentlich keine Chance mehr besteht. Es ist ca 15:30 Uhr. Unsere Idee ist, heute ohne weitere Unterbrechungen noch möglichst weit auf die Lofoten zu kommen, z.B. an den Strand von Eggum oder Unstad - dann hätten wir eine gute Ausgangsbasis.

Zwanzig Minuten später können wir unsere Pläne ad acta legen: Das Wohnmobil macht plötzlich ungewohnte Fahrgeräusche. Wir halten mitten auf dem E10 an...
Zuletzt geändert von nautiker am Di, 07. Mai 2024, 23:56, insgesamt 1-mal geändert.
nautiker
 
Beiträge: 30
Registriert: Mi, 13. Mär 2024, 23:28

Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon nautiker » Di, 07. Mai 2024, 23:55

Bild

Ich bin kein Auto-Fachmann, aber wir sind uns ziemlich sicher, dass wir mit dem Reifen nicht weiterkommen werden...

:evil: :evil: :evil:
nautiker
 
Beiträge: 30
Registriert: Mi, 13. Mär 2024, 23:28

VorherigeNächste

Zurück zu På tur i Norge

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste