von Norbert Kloss » So, 12. Feb 2012, 0:55
Hallo Lumen,
so, dann will ich mal berichten. Inspiriert von deiner Frage 4 fällt mir spontan eine kleine wahre Geschichte ein, die sich genau so zugetragen hat. Wenngleich nicht in Norwegen sondern auf Island, dort, wo es Beauftragte im Straßenbau gibt, die darauf achten sollen, dass beim Neubau einer Straße oder Tunnels die Trolle nicht gestört werden.
Im Jahr 1993 bereisten meine Frau, meine Tochter, zu diesem Zeitpunkt noch keine 8 Jahre alt und ich in Island die Wüste Ódáðahraun. Unweit des Berges Herðubreið, der Burg Asgard, nach der germanischen Mythologie der Sitz des Gottvater Odin, machten wir eine Rast und stellten den Geländewagen nur etwas abseits der Piste ab. Es war still, wir waren allein und für Island so absolut untypisch, es blies nicht der leiseste Lufthauch und obwohl es nicht wirklich warm war, die Sonne schien mit ganzer hochsommerlicher Kraft vom Himmel. Man stelle sich das Ódáðahraun wie folgt vor: Bimsstein so weit das Auge reicht und dazwischen Lavagestein urzeitlicher Vulkanausbrüche, ganz spärliche Vegetation und sonst nichts. Einzig der Tafelvulkan Herðubreið stach hier schon markant ins Auge. Inmitten dieser Steinwüste interessierte sich meine Tochter für die Oberflächenbeschaffenheit des Vulkangesteins. Fast schon vorsichtig berührte sie damals die grobe, löchrige Oberfläche eines Steines, der bestimmt 3,5 Meter in die Höhe reichte. Wie gesagt, wir waren allein und noch immer blies kein Wind als sich urplötzlich und ohne ein vorheriges Anzeichen ein Stück aus dem Felsen löste, dass in etwa die Größe der Faust meiner Tochter hatte und diese an ihrem Unterarm traf. Meine Tochter war mehr erschrocken als das sie verletzt gewesen wäre, ihr dicker Fleecepullover hat sie wohl vor größerem Schaden bewahrt. Sofort glaubte ich - und ich bin wirklich nicht besonders empfänglich dafür an der Existens von Trollen zu glauben - einer Trollbehausung zu nahe gekommen zu sein. Es gab einfach keiner erklärbaren Grund für dieses Phänomen des Felssturzes. Hätte doch die Erde gebebt, kommt ja in Island eigentlich in mehr oder weniger großer Kraft täglich vor, ich hätte eine Erklärung darin gesehen. Aber es war still und alles absolut unbewegt. Halte mich nicht für spleenig, ich bin mir aber sicher, dass diejenigen Menschen auf Island, die als Medium zwischen den Welten agieren und Kontakt zu vermeindlichen Trollen aufnehmen können, hier eine Behausung derer vorgefunden hätten. Eigentlich glaube ich nicht an Trolle aber dieses für mich bis heute unerklärliche Ereignis erlaubt mir die Toleranz zu besitzen, das Trolle wohl in der Mythologie ihren Status als leibhaftige Wesen einnehmen und es Menschen gibt, die nicht nur daran glauben, sondern tatsächlich schon welche gesehen und mit denen kommuniziert haben.
Nach dieser wahren Geschichte möchte ich dann noch auf deine Fragen eingehen:
1. Schon bei den Reisevorbereitungen zur Reise nach Island habe ich von Trollen gehört und Filmberichte gesehen, damals war ich 31 Jahre alt.
2. Es waren Filmberichte aus Island, eben jene Berichte, in denen es auch um die Beauftragten des Straßenbauwesens ging, die dafür Sorge zu tragen hatten, dass beim Straßenneubau keine Trolle gestört werden durften. Titel der Sendungen habe ich nicht mehr im Kopf.
Desweiteren habe ich, allerdings erst nach meinen Reisen nach Island, das Buch "Asgard - Eine Reise in die Götterwelt der Germanen" von Walter Hansen gelesen. Dort wird nach den Orten die in der Mythologie beschrieben werden gesucht - und sie werden gefunden! Also kann es doch keinen Zweifel an der Mythologie und derer geben, die dort wirken? Als Märchenbuch würde ich "Asgard - ..." allerdings nicht bezeichnen.
3. Außer den Berichten aus Island habe ich vorher noch nichts derartiges gesehen.
4. Wenn man der Geschichte oben Glauben schenken kann, dann ja.
5. Meine Tochter, die war als Hauptbeteiligte bei der o. g. Geschichte dabei. Ob die aber heute noch an den Einfluss eines Trolles glaubt?
6. Ich reise vollkommen vorbehaltlos in den Norden. Niemals würde ich jemanden der an die Existens von Trollen glaubt seinen Glauben ausreden wollen.
7. Ich komme aus Deutschland.
8. Ich glaube nicht.
9. Wenn es keinen Brauchtum in Bezug auf Trolle gibt, warum sollten sie dann wichtig für Deutschland sein?
10. Ich glaube, sollte es Trolle geben, dass diese ähnlich gestrickt sind wie die Menschen. Warum sollten sie nur gut oder nur schlecht sein?
11. Ich habe keine Vorstellung von der realen Gestalt eines Trolles, daher kann sich ein Bild derer schwer verändern.
12. Kurz und knapp - nein.
13. Die Frage beantwortet sich mit der Antwort zu Frage 8 von selbst. Wo es keinen Trollbrauch oder -kult gibt wird wohl auch nichts damit angekurbelt.
Ich hoffe ein wenig zur Studie beigetragen zu haben und grüße aus Soest
Norbert