Moin.
Grundsätzlich musst du deine gesamte Diabetes-Ausstattung inkl. Reserven mithaben. In Norwegen gibt es kaum Ersatz zu kaufen. Selbst Teststreifen zu bekommen, erfordert Geduld. Bis du einen Arzt gefunden hast, der dir das Notwendige verschreibt, ist der Urlaub halb rum. Insulin lässt sich auf solchen Reisen sehr gut in einer kleinen Thermosflasche aufbewahren.
Es gibt da eigentlich keine Besonderheiten. Genau wie bei der deutschen Küche gibt es in Norwegen Gerichte, in denen Kohlenhydrate versteckt sind. Einige landestypische Gerichte und deren Inhalt findest du unter
http://norwegen-freunde.com/start_rezepte.htm . Dort kannst du die Kohlenhydratbomben schon etwas kennen lernen. Falls du deinen Mellitus nur mit Tabletten therapierst, hast du natürlich ein Problem. Unregelmäßige Mahlzeiten ohne zu wissen was da einem serviert wird. Fakt ist aber auch, wie in Deutschland kann dir keiner sagen, was der Koch in dein Essen gemixt hat. Nicht viele Köche wissen, wie viel BE sie pro Portion produzieren.
Gewonnen hast du, wenn du eine Basis/Bolus Therapie machst. Für nicht eingeweihte eine kurze Erklärung. Der Körper braucht als Treibstoff Glukose, Zucker, welcher aus Kohlenhydrate produziert wird. Beim Verdauungsprozess erzeugt die Bauchspeicheldrüse genau die richtige Menge Insulin um den Körperzellen die Aufnahme der Glukose zu ermöglichen. Kein oder zu wenig Insulin im Körper hat zur Folge, dass die Glukose nur im Blut zirkuliert, vom Körper nicht aufgenommen und über die Nieren ausgeschieden wird. Sichere Folgen sind Schäden an den Nieren, Leber, Augen, Durchblutungsstörungen, Nervenschäden usw..
Eine Therapie mit Tabletten bedeutet, zu genau festgelegten Zeiten Tabletten nehmen, zu festen Zeiten eine genau definierte Menge an Kohlenhydrate aufnehmen. Z.B. um 7h 2 Scheiben Brot ( 2 BE ), um 10h einen Apfel ( 2 BE ) usw.. Die Berechnungseinheit ist BE = Broteinheit, 12 Gramm Kohlenhydrate sind eine BE. Lässt man eine Mahlzeit aus oder isst zuviel, ist der Blutzuckerspiegel zu niedrig oder zu hoch. Zu niedrig hat Unterzuckerung zur Folge, bis zur Bewusstlosigkeit/ Koma. Auch unvorhergesehene körperliche Anstrengungen verändern den Blutzuckerspiegel rapide, man unterzuckert.
Bei der Basis/ Bolus Therapie spritzt man sich eine bestimmte ausgetestete Menge Insulin in die Bauchdecke.
Die Basis wird als Grundversorgung alle 12 oder 24 Stunden benötigt.
Zu jeder Mahlzeit, ob nun Müsli mit Milch, Pizza oder Pasta, Hamburger oder Döner spritzt man sich den Bolus nach dem Essen. Auch 5 Gängemenüs oder Büfetts kann man so locker überstehen.
Wenn es also nicht geschmeckt, oder noch mal nachgeordert hat, die richtige Menge an Insulin hat der Körper.
Man muss nur wissen, wie viel Kohlenhydrate ist in welcher Speise und Menge.
Und das muss und kann man lernen. Vor dem Essen ist lediglich eine Bestimmung des Blutzuckerspiegels nötig um evt. zu korrigieren. Das ganze Gewese um teure Diabetikerprodukte aus Supermärkten und Reformhäusern ist überflüssig. Auch in dem Zeug sind Kohlenhydrate und häufig als Zuckerersatz ist Fruchtzucker enthalten. Nur sind sie schon auf der Inhaltsangabe als BE ausgewiesen. Bei Getränken wie Cola etc. nimmt man einfach die Lightversion oder statt reinem Zucker in den Kaffee Süßstoff. Der Süßstoff wird in der norwegischen Gastronomie in roten 2er Tütchen mir der Aufschrift Rød gereicht.
Warum ich das alles schreibe? Immer wenn ich die Gelegenheit habe, möchte ich klarstellen, dass auch Leute im Restaurant sitzen, die mit dem Blutzuckermessgerät sich testen und nach jedem Speisegang mittels Pen oder Spritze sich Insulin in die Bauchdecke spritzen, keine Fixer oder bedauernswerte Menschen sind.
Es sind einfach Genießer, die häufig besser wissen, was sie essen.
Hilsen
Uteligger