Hallo!
Ich habe Informationen aus erster Hand was Lidl Norwegen als Arbeitgeber angeht, zumindest die oberen Etagen.
Jede Führungskraft muss einige Monate nach Deutschland zur "Grundausbildung". Da darf dann der künftige Abteilungsleiter wochenlang Regale einräumen und den Boden wischen. Von morgens früh bis abends spät. 8 Stunden-Tage gibt es nicht. Dies ist eine ganz einfache Methode festzustellen ob derjenige denn Stehvermögen hat. Man braucht es wirklich.
Zurück daheim geht es dann erst richtig los. Arbeitsbeginn wie gehabt allerdings verschiebt sich der Feierabend stark nach hinten. 19 Uhr ist normal. Lidl startet ja gerade erst, daher ist alles neu, spannend und interessant. Wie lange das so bleibt muss man abwarten. Was wohl nervt ist die Leitung. Jedes kleinste Detail wird von der Zentrale in Deutschland vorgeschrieben und kontrolliert. Ganz allgemein kann man sagen, dass es sehr einfache Mechanismen gibt. Lidl bevorzugt nicht nur Mitarbeiter unter 30 weil man sie besser ausbeuten kann, sondern auch weil diese generell weniger Arbeitserfahrungen haben und besser in die entsprechende Form gebracht werden können. Wie hat es derjenige ausgedrückt, was das Stundenkonto angeht: "Man fängt jeden Tag bei Null an."
Auf der anderen Seite scheut Lidl keine Ausgaben. Wochen- bzw monatelanges Wohnen im Hotel in Oslo, Firmenfahrzeug (gut gemeint zumindest, für die Steuer kann die Firma ja nix), Tankkarte, Notebook usw. Was man halt so braucht.
Die Gehälter sind erstaunlicherweise niedriger als in Deutschland. Die Anfangsgehälter sind für die Osloer Verhältnisse sogar mager. Die Steigerungen pro Jahr ansehnlich, als Karotte vor der Nase sozusagen. Das Arbeitsklima ist sehr steif, ausgesprochen deutsch. Naja, es arbeiten auch sehr viele Deutsche dort..
Meiner Lidl-Quelle war das Ganze nach ein paar kurzen Monaten schon zuviel. Aber no hard feelings, im Gegenteil, es gab noch einen vergoldeten Handschlag. Nette Abfindung, so stellt man sicher, dass nicht allzu viel geplappert wird.
In Norwegen werden viele Horrorgeschichten über Lidl verbreitet. Dass die Mitarbeiter kontrolliert werden ob sie evtl klauen z.B. Ich versteh die Aufregung nicht so ganz. Einer (deutschen) Untersuchung zufolge geht fast ein Drittel des Schwundes im Laden auf die Mitarbeiter zurück. Warum also nicht belegen, dass der Joghurt gekauft ist?
Kerstin hat geschrieben:Rema, Rimi, ICA und co freuen sich jedenfalls diebisch über die ganze Lidl Negativpresse.
Im Gegenteil, Lidl bedankt sich. So eine Werbekampagne wäre schweineteuer gewesen. Es ist noch kein einziger Laden eröffnet, doch die Firma ist jetzt schon bekannt wie ein bunter Hund. Aus reiner Neugier werden alle hingehen. "Ob das Bier wirklich weniger als 10 NOK kostet?" Sollte die Milch 20% billiger sein wird man ihr auch sicher verzeihen, dass sie nicht von Tine ist.
Welchen Kunden interessiert es, wie es bei Rema hinter den Kulissen zugeht? Keinen. Wenn Lidl die Türen öffnet, wird es ähnlich sein. Da können Rimi und ICA jammern wie sie wollen, ich an deren Stelle würde schonmal die Preisauszeichnung überdenken...
Gruss Patricia