Wo sich Lidl etabliert

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen

Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Jürgen Wulf » Mi, 25. Feb 2004, 22:21

Ach, übrigens:

Lidl hat auch in Deutschland richtig zugeschlagen. Aldi-Nord und Aldi-Süd locker abgehangen und Netto, plus und wie sie alles heißen, 90 Mio Umsatz abgenommen.

2003 war wohl das Lidl-Jahr! Übrigens sind die Arbeitsbedingungen bei Lidl in D auch nicht viel besser! Irgendwo kommt der Preis ja her :wink:

Viele Grüße aus Bremen

Jogi
heerrsteitdedejimmerheersteit!
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Kerstin i Norge » Do, 26. Feb 2004, 9:41

hallo Schnettel

Bei Lidl ist es im Moment aktuell, welche Methoden sie haben. Was weiss ich denn über andere Ketten ? Nix. Soll ich erst nen Spion vorschicken, der mir über sämtliche Machenschaften berichtet, bevor ich nen Fuss da in den Laden setze ? Soll ich z.B. auch nicht ins Krankenhaus gehen, weil wenn ich von hören sagen weiss, dass da das Arbeiten kein Zuckerschlecken ist ? Soll ich um Hotels nen grossen Bogen machen ( von denen weiss ich genug, hab lang genug in der Branche gearbeitet - für den Gast sichtbar oft huiiii und hinter den Kulissen pfui, wenn man mal von der miesen Bezahlung absieht und unbezahlte Überstunden meist die Regel sind - ich hab z.b. zum ersten Mal in meinem Leben ne Überstunde bezahlt bekommen, als ich in der Industrie anfing. Und verdiene als Industriesekretärin 500 Euro mehr als ich als Geschäftsführerin im Hotel verdient hab) ? Soll sich jetzt jeder schämen, der nen Markenware Pulli kauft und eigentlich weiss wo er produziert wird und was der Endlohn für den Arbeitnehmer ist ???

Klar, kann man alles verweigern... wenn das dann jeder macht, wird sich aber kaum was am System ändern : aber es stehen noch mehr auf der Strasse. Denn bevor da oben in den Geschäftsführeretagen jemand ne Rutine ändert, wird halt die Bemannung heruntergesetzt. Und dann wieder jemand neu angestellt.

So ist diese Welt nunmal.

Als ich noch in Deutschland wohnte, hab ich oft bei Aldi eingekauft. Bei Lidl nicht, weil die nie da waren, wo ich war, ob nun im In-oder Ausland.
Bei Aldi war mein Einkaufswagen für nen 100 DM Schein voll, bei z.B. Edeka definitiv nicht mal zur Hälfte gefüllt. Soll ich da freiwillig mehr bezahlen, nur weil ein Edeka Angestellter vielleicht ein glücklicheres Leben führt als ein Aldi Angestellter (ich weiss nicht ob er ein besseres Leben führt ???).

Und ich weiss, dass man sich seinen Job nicht immer aussuchen kann ( mein Mann ist im Moment arbeitslos - so mal ganz am Rande). Und da schau ich noch mehr in meine Geldbörse, bevor ich mir um Lidl Angestellte Sorgen mache.


lg

Kerstin
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Arne.R. » Do, 26. Feb 2004, 10:51

@Kerstin:
Helt enig! :super:
Arne
Der Haushaltstipp (Nr. 1378):
Fleckenentfernungmittelflecken gehen mit Teer weg!
Arne.R.
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Schnettel » Do, 26. Feb 2004, 12:04

Hallo Kerstin,
ich habe dir ja gar nicht wiedersprochen... Denn leider ist es nunmal so.
Ich finde es nur insgesamt traurig, dass eben solche krassen Auswirkungen selbst vor Norge nicht halt machen, wo immerhin das Einkommen und die Arbeitszeit noch einigermaßen geregelt waren.
Klar, weiß keiner, was bei RIMI oder anderen Ketten oder sonst irgendwelchen Arbeitgebern läuft, egal ob in D oder N oder sonstwo.
Aber, wenn sich gar niemand aufregt über das, was zumindest bekannt wird, und alles einfach so hingenommen wird, gibts auch in N bald deutsche Verhältnisse. Und das will doch keiner wirklich, oder???
Ob man die Entwicklung aufhalten kann, bezweifle ich natürlich. Das Kapital ist nun mal stärker als der kleine Mann.
Aber wenigstens ist noch die norwegische Regierung in dieser Hinsicht etwas sensibel. Dass es viel nützt, glaube ich trotzdem nicht.
LEIDER...
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Kerstin i Norge » Do, 26. Feb 2004, 12:19

huhu Schnettel

abhängig von der Branche gibbet diese "deutschen" ( wieso eigentlich deutsch ?, das ist international so, in Frankreich hatte ich mehr Arbeitsstunden als in Deutschland, in England auch) Verhältnisse auch in Norwegen schon lange. Und so "locker-ruhige Kugel-mediteran" wie der norwegische Arbeitsplatz gerne hingestellt wird, ist er nicht. Das steht und fällt mit der Branche, mit den Kollegen, dem Chef, den Kunden etc. Sind halt alles Menschen :wink:

lg

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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Bjørn » Do, 26. Feb 2004, 13:00

Schnettel hat geschrieben:wenn sich gar niemand aufregt über das, was zumindest bekannt wird, und alles einfach so hingenommen wird, gibts auch in N bald deutsche Verhältnisse. Und das will doch keiner wirklich, oder???


also, es tut mir ja unsäglich leid, aber ich kann mit den DEUTSCHEN Verhältnissen absolut gut leben. Wenn ich mit was Probleme habe, dann mit Halbwahrheiten und Pauschalierungen, wie oben geschehen.

Es ist in unserem Lande sicher nicht alles im Lot und das will ich auch gar nicht verteidigen. Wir müssen verteufelt aufpassen, daß uns so manches nicht noch mehr aus dem Ruder läuft. Aber mit Gutmenschen-Gehabe kommen wir da alles andere als weiter.

Sicherlich gibt es in D Personalstrategien, wie bei Lidl oder Mc. Kotz. Doch stellen diese bei weitem die Ausnahme dar. Noch gelten hingegen bei uns Rahmeneckwerte wie Tarifautonomie, Gewerkschaften und eine wachsame Judicative.

Wenn ich demhingegen mal an der Oberfläche kratze, was im übrigen EG-Raum angesagt ist (Kinderarbeit in Portugal, Italien und Spanien, Mind. 48 Std-Woche in GB, erhebliche Ungleichbehandlungen der Geschlechter in Belgien und F, und und und) da lobe ich mir wieder unsere Verhältnisse. Und was teilweise in N abgeht, darüber können dir Kerstin und andere Realisten, wie auch mh ein Liedchen trällern.

Und schließlich erinnert mich dieses Zitat verteufelt an eine Tendenz, die gerade in einem anderen Strang deutlich abgestraft wurde; nämlich der, daß einige in Sachen N den verklärten Tunnelblick haben und gleichzeitig alles in den Boden stampfen, was D anbelangt. Diese Sichtweise hilft uns und evtl. Auswanderungshungrigen nun mal wirklich nicht weiter

findet
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Schnettel » Do, 26. Feb 2004, 20:53

Bjørn hat geschrieben:also, es tut mir ja unsäglich leid, aber ich kann mit den DEUTSCHEN Verhältnissen absolut gut leben. Wenn ich mit was Probleme habe, dann mit Halbwahrheiten und Pauschalierungen, wie oben geschehen.

Dann weiß ich nicht, was für deutsche Verhältnisse du kennst. Aber egal - man hat nun mal nicht die Erfahrungen des anderen und jede Meinung ist subjektiv. Vielleicht muss man hier auch noch trennen nach Ost und West, Nord und Süd???
Ich habe auch lediglich Tendenzen genannt. Wenn das als Pauschalisierung aufgefasst wird....


Bjørn hat geschrieben:Es ist in unserem Lande sicher nicht alles im Lot und das will ich auch gar nicht verteidigen. Wir müssen verteufelt aufpassen, daß uns so manches nicht noch mehr aus dem Ruder läuft. Aber mit Gutmenschen-Gehabe kommen wir da alles andere als weiter.

Habe nie behauptet, dass in N alles Gold ist, was glänzt....
Habe lediglich angemerkt, dass das, was Norwegen sich bis jetzt an "Gutem" erhalten hat, bei solchen Entwicklungen wie Lidl - sollten diese auch in N Alltag werden - auch den Bach runter gehen...


Bjørn hat geschrieben:Sicherlich gibt es in D Personalstrategien, wie bei Lidl oder Mc. Kotz. Doch stellen diese bei weitem die Ausnahme dar.

Das meinst du jetzt nicht wirklich ernst, oder????
Solche Firmen wie Trigema oder Weleda sind wohl eher die Ausnahmen. Ich betreue rund 80 Betriebe in Deutschland von Hamburg bis München, von Saarbrücken bis Cottbus (klar, das ist sicher nur eine ganz ganz klitzekleine Auswahl - aber wenn ich dies mit den Erfahrungen meines Freundes- und Bekanntenkreis, Presse, Funk und Fernsehen vergleichen kann, doch ein guter Querschnitt) - da ist kein einziger dabei, den ich als "mitarbeiterfreundlich" bezeichnen würde. In D wirst du schief angeguckt, wenn du Kinder hast - weil man ja "ausfallen" kann. Du wirst vom Arbeitgeber gefragt, was du für Hobbies hast - aber nicht, weil man sich für die Freizeit des Mitarbeiters interessiert, sondern um abzuwägen, ob man was "gefährliches" macht. Mit 40 ist man viel zu alt. Du sollst möglichst unter 30 sein, aber "20 Jahre Berufserfahrung" haben etc. pp. - Und DAS behaupte ich jetzt wirklich pauschal - denn alles andere ist die Ausnahme...
Die Auswahl an Arbeitskräften ist eben groß. Und das wird in Norge auch so kommen... Die Arbeitslosigkeit steigt und steigt...


Bjørn hat geschrieben:Und was teilweise in N abgeht, darüber können dir Kerstin und andere Realisten, wie auch mh ein Liedchen trällern.

Ich weiß. Deren Beiträge lese ich auch immer gern. Sind eben konstruktiv.
Du kannst mir glauben, dass ich meine Meinung nicht aus einem Hochglanzprospekt habe. Mein Lebensgefährte hat bereits längere Zeit in Norge gelebt, jetzt seit einiger Zeit wieder, ist dort auch viel rum gekommen, der kann auch ein Liedchen trällern. Und das ist auch nicht durchweg ein Loblied... Wir haben viele Bekannte in Norge, lesen auch die Presse und das Forum hier und halten auch sonst Augen und Ohren offen...
Nur weil ich einen negativen Fakt aus D anspreche, der in N lange nicht so schlecht ist, aber droht, es zu werden - habe ich doch keinen Tunnelblick oder die rosarote Brille auf oder sonstwas...

Ich habe lediglich EINEN Fakt von vielen angesprochen. Soll man hier bei jedem Thema, was diskutiert wird, immer erst ALLE Vorteile und ALLE Nachteile jedes Mal aufzählen, nur damit man anderen nicht auf den Schlips tritt und um bei dem eigentlichen Thema, um das es geht, nicht als UNrealist da zu stehen?????
Hier ging es LEDIGLICH UM LIDL, DEREN PERSONALPOLITIK UND DIE DROHENDEN AUSWIRKUNGEN - um nichts anderes...


Bjørn hat geschrieben:Wenn ich mit was Probleme habe, dann mit Halbwahrheiten und Pauschalierungen...


DU pauschalierst nicht????



Aber schließlich lebt die Diskussion von verschiedenen Meinungen. Und nicht immer ist eine andere Meinung deshalb eine falsche, weil sie nicht der eigenen entspricht...
Oder?

Euch allen noch einen schönen Abend!
Viele Grüße,
Schnettel
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Thies » Sa, 28. Feb 2004, 1:37

Sag mal SChnettel,

wenn ich Deinen anderen Beitrag richtig verstanden habe, dann hattest Du Dich bei LIDL in Norwegen beworben und eine Absage kassiert. Das Dir das nicht gefällt, mag ich verstehen.

Aber sich deshal über LIDL derart aufzuregen ist wohl nicht ganz so angemessen. Solange sich LIDL an die in D und N geltenden Gesetze hält und dazu gehört auch die Einhaltung der arbeitsvertraglichen Regeln, ist es völlig legitim was sie tun.

Es gilt als ganz angemessen, dass man sich über den künftigen Arbeitgeber informiert und in dem Fall hättest Du DIch doch gar nicht bei LIDL bewerben dürfen, schon wegen der moralischen Verwerflichkeit und natürlich wegen der so garstigen Arbeitsbedingungen.

So gesehen kannst Du doch froh sein, dass LIDL Dich nicht eingestellt hat. So bleibt Dir eine bittere Erfahrung erspart und Dein Lebenslauf weniger erklärungsbedürftig.

Ich stelle übrigens niemanden ein, der nicht hinreichend informiert ist.

Ich glaube auch nicht daran, dass sich die Menschen im Land mit den meisten bezahlten Feiertagen, Urlaubstagen und zwischenzeitlich einem der niedrigsten BSP innerhalb der EU nahezu täglich zu Tode arbeiten. Einige mögen dies tun, aber die Masse ist es nicht.


Gruß

Thies
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Schnettel » Sa, 28. Feb 2004, 12:00

Thies hat geschrieben:...in dem Fall hättest Du DIch doch gar nicht bei LIDL bewerben dürfen, schon wegen der moralischen Verwerflichkeit und natürlich wegen der so garstigen Arbeitsbedingungen.

So gesehen kannst Du doch froh sein, dass LIDL Dich nicht eingestellt hat. So bleibt Dir eine bittere Erfahrung erspart und Dein Lebenslauf weniger erklärungsbedürftig.


Ja, genauso ist es auch!!!
Ich hatte mich bei Lidl in D beworben, als bekannt wurde, dass sie sich in N etablieren wollen. Lidl sagt ja nicht von sich aus, dass man mit 30 zu alt ist und dass ein Bewerber mit Familie unerwünscht ist. Die kleben ihre Personalpolitik nicht an die Litfasssäule und Insiderquellen kenne ich nicht.
Da die Absage sehr undurchsichtig war und die "offiziellen" Gründe zu mir nun überhaupt nicht passten - von wegen "nicht die passende Ausbildung, keine Praxis, fehlende Auslandserfahrung", hatte ich mich zunächst auch sehr gewundert und geärgert, da ich mit Lidl einen geeigneten Einstieg wähnte. Aber der "Ärger" war schnell verflossen, als ich diese Beiträge in der norwegischen Presse las... Im Gegenteil. Aber selbst wenn ich zum Vorstellungsgespräch gegangen wäre und das dann erfahren hätte - nein danke.
Aber diese Diskussion hier hat ja gar nichts damit zu tun, dass ich mich dort mal als potenziellen Arbeitnehmer angeboten hab. (Dann müsste ich mich ja über einige Firmen mehr aufregen... - Das ist gar nicht der Punkt.)
Und auch mit Lidl im speziellen nicht. Denn das ist mit Sicherheit auch in anderen Firmen so. Sicher auch in norwegischen, nur eben noch nicht so ausgeprägt. Von Lidl ist es halt bekannt geworden. Aber, wenn genau das dann auf Gleichgültigkeit stößt, wo soll das dann noch hingehen...?
Die Kollegen ausspionieren, ja kein Wort zuviel wechseln, sich auf moderne Art und Weise versklaven lassen (müssen) - das hat für mich nichts mit Arbeitskultur zu tun. Hier wird Motivation verstanden als "wenn du dies und jenes tust oder nicht tust - dann wirst du nicht bestraft".
Je mehr suchende Arbeitnehmer "auf dem Markt" sind, umso besser "funktioniert" das ja auch...
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Bjørn » Mi, 10. Mär 2004, 14:32

Thies hat geschrieben:Aber sich deshal über LIDL derart aufzuregen ist wohl nicht ganz so angemessen. Solange sich LIDL an die in D und N geltenden Gesetze hält und dazu gehört auch die Einhaltung der arbeitsvertraglichen Regeln, ist es völlig legitim was sie tun.


Hei Thies,
damit hast du zwar grundsätzlich recht, andererseits jedoch, muß ganz klar festgestellt werden, daß sich LIDL (wie auch andere Discountketten) eben nicht immer an dem in D üblichen Standard orientieren.

Die Gewerkschaft Verdi hat in diesem Zusammenhang aktuellerweise erheblich interveniert:
http://www.verdi.de/0x0ac80f2b_0x00a93075
Durch die in D angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt werden derartige Tendenzen natürlich entscheidend verstärkt, da sich gleichzeitig damit auch das (Selbst)verständnis der Arbeitsrechtsmoral des, juristisch so gerne zitierten "unbeteiligten Dritten" verändert.

Es hängt aber letztlich immer von den jeweils gültigen regionalen Rahmengesetzen und deren Überwachung ab, ob bzw. inwieweit so etwas aus dem Ruder laufen kann

meint
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Thies » Mi, 10. Mär 2004, 20:54

Die Gewerkschaften müssen auch brav darauf achten, dass alte Feindbilder bestehen bleiben und sie nicht Gefahr laufen ihre Existenzberechtigung zu verlieren.

Ich habe nicht alles auf der Seite von verdie nachgelesen, aber wenn man genau liest, dann beklagen sie sich u.a. darüber, dass eine 20 Stunden-Mitarbeiterin bei ALDI lediglich zwischen 830 und 1050 Euro monatlich verdient. Das sind bei einer regulären Arbeitszeit von 40 Wochenstunden (ohen jedwede Mehrarbeit) immerhin 1.660 bis 2.100 Euro. Das waren mal so um und bei DM 3.246,68 bis DM 4.107,24. Das ist nun so schlecht nicht.

Man darf hierbei nicht vergessen, dass diese Stellen nicht selten an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehen, die keine Berufsausbildung haben oder nur eine mit relativ geringer Qualifikation. Ich kenne Hochschulabsolventen, die derzeit mit Startgehältern von 2.000 bis 3.000 Euro ihr Berufsleben beginnen.

Verdie beklagt weiterhin, dass lediglich der blanke Tarif gezahlt wird. Mit anderen Worten, dass was vereinbart wurde und stellt empört fest, dass es darüber hinaus nix gibt. Nun, das mag karg klingen, aber es ist eigentlich genau das, was man unter EInhaltung von Verträgen versteht.

Es gibt aber einige Menschen, die tun sich schwer damit, die Realität zu erfassen. Die Verteilungsmasse ist in diesem Land derzeit ein wenig gering und dann ist (insbesondere leistungsfreie) Umverteilung etwas schwerer. Die Jobs bei ALDI sind in vielen Regionen nicht gerade unbeliebt.

Ich gestehe aber ein, dass ich als Freiberufler mit Gewerkschaften nicht sehr viel anfangen kann. Ich war aber, wenn ich die AUsbildungszeit mit rechne, rd. 20 Jahre angestellt, kenne lange ARbeitstage und nächtelange Sitzungen und Verhandlungen. Auf die Uhr hat man dabei nicht immer geschaut. Die Kirche darf aber schon im Dorf gelassen werden.

Gruß

Thies
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Arne.R. » Mi, 10. Mär 2004, 21:56

Ist ja irgendwie ziemlich off-topic geworden, finde ich. Trotzdem mal ein Kommentar von mir:
Die starrköpfige Vogel-Strauß-Haltung der Gewerkschaften, die übrigens schon lange nicht mehr die Mehrheit der Arbeitnehmer vetreten, hat in nicht geringem Maß zu der gegenwärtigen Situation in D beigetragen. Denn was die Gewerkschaften betreiben, fordern, durchsetzen, nützt heutzutage doch größtenteils nur noch denen, die (noch) einen Job haben, aber viel weniger denen, die einen suchen. Und letztere sind schon viele und werden immer mehr, während erstere immer weniger werden. Die Zeiten haben sich geändert. Was früher gut und richtig war, ist es heute nicht mehr so ohne weiteres. Da nützt kein Jammern, es nun mal so. Aber die Gewerkschaften wollen das nicht zur Kenntnis nehmen.

Bei SAS in DK und N gibts demnächst wohl mehr Arbeit bei gleichzeitiger Gehaltskürzung (für N ist derzeit die Rede von 30 - dreißig! -Prozent weniger!). Ja, richtig gelesen: vom <ironie>"Arbeitnehmerparadies Norwegen"</ironie> ist hier die Rede. In D ist es doch undenkbar, so einen Vorschlag überhaupt auf den Tisch zu legen. Lieber wird weiter gejammert, der Untergang des Abendlandes beschworen, und jeder vernünftige Vorschlag (kaputt-)diskutiert, verwässert, und schließlich blockiert. Diese Reformunfähigkeit in D war vor 2 Jahren übrigens auch ein Grund für mich, D den Rücken zu kehren. Ich fühle mich jeden Tag aufs Neue bestätigt, wenn ich Nachrichten aus D lese. Bin ich froh, daß ich da raus bin.

Niemand wird gezwungen, bei Lidl zu arbeiten, oder? Und niemand wird gezwungen, bei Lidl zu kaufen. Weder in D noch in N.

Gruß,
Arne

PS: Bei den geschilderten Arbeitsbedingungen - wenn das denn stimmt - würde ich allerdings auch nicht gerne bei Lidl arbeiten wollen. :wink: Aber immer noch besser als arbeitslos.
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Alsterix » So, 23. Mai 2004, 3:06

Wo sich Lidl etabliert...
die Bauplaetze waren jawohl schon weitgehend bekannt, an aktueller Information waere beizutragen dass die Eroeffnung Nummer 1 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Sarpsborg, ganz genau in Grålum sein wird. Dieser wird zum einen Testmarkt und ist zum anderen zur Ausbildung/Schulung der neuen norwegischen Mitarbeiter vorgesehen.
Vom Stand der Bauarbeiten her duerfte Ålesund Nummer Zwei sein.
Grålum ist inzwischen soweit, dass theoretisch innerhalb von zwei Wochen eroeffnet werden koennte, praktisch weiss wohl nur ein sehr kleiner Kreis von Lidl-Strategen, wanns da wirklich losgehen soll.
Und wer wie ich die Baustelle erlebt hat kann schon da die Lidl-typische Vorgehensweise sehen : Ob`s noetig oder auch nur sinnvoll ist nahezu alle Einrichtung, Baustoffe usw. aus Deutschland oder anderswo in Europa zu importieren und dann auch noch durch (ost-)deutsche Monteure etc.
zusammenzimmern zu lassen darf man doch wohl in Frage stellen.
Von Gewerkschaftskollegen aus dem Handelsbereich und von den Spediteuren und Lieferanten her weiss ich, teils aus eigenem Erleben, dass bei Lidl in D neben Schlecker die miesesten Arbeitsbedingungen herrschen (selbst Aldi ist da weit angenehmer).
Der norwegische Lebensmittelmarkt mag Alternativen erfordern und mehr Vielfalt und guenstigere Preise waeren vielen norwegischen Konsumenten ganz bestimmt recht - aber ausgerechnet Lidl in diesem Zusammenhang zu nennen heisst Lidl absolut verkennen. Die Lidl-Strategie ist logischerweise auf Erzielen einer marktbeherrschenden Stellung gerichtet und teilweise guenstigere Preise als die Wettbewerber sind ganz besonders bei Lidl auf Kosten der Lieferanten und der eigenen Mitarbeiter herausgepresst worden. Langfristig kann und sollte so etwas dem Kunden ganz und gar nicht gleichgueltig sein.
Wohlgemerkt - ich bin nicht vollstaendig gegen die Ansiedelung von Lidl in Norge, aber ich halte es fuer noetig dass die Kommunen, die Politik, die Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, Presse etc. gerade Lidl dabei ganz besonderes Augenmerk schenken und Lidl&Co ueberall da kraeftig auf die Finger hauen, wo das noetig ist, beispielsweise zum Schutz norwegischer Landwirtschaft und anderer einheimischer Produktion.
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Alsterix » So, 18. Jul 2004, 20:54

Wie schon von trolljenta an anderer Stelle angemerkt :

Seit einigen Monaten hat Lidl in Vinterbru suedlich von Oslo ein riesiges Zentrallager gebaut,
ganz vorsichtig geschætzt mindestens doppelt so gross wie das schleswig-holsteinische Zentrallager bei Neumuenster. Wenn man die Dimension sieht, wird man ahnen kønnen was da
auf Norge zukommt, da ist der Begriff "Invasion" sicher nicht so ganz falsch. Und wer in
Deutschland in den letzten Jahren mal zugeguckt hat wie fix bei Lidl son Supermarkt neu
zusammengezimmert wird .....Wo 6 Monate vorher noch Urwald war kannste einkaufen !
Ich denke die ersten Erøffnungen werden nur noch ganz kurz auf sich warten lassen.
Das Zentrallager ist fast fertig, nur noch keine Ware drin.
Und was mir vor allem auffiel :
Bei den Lidl-Aktionsangeboten ist mir letzte Woche in Frankreich erstmals ein Artikel untergekommen mit (nachtræglich aufgedruckter) Pruduktbeschreibung in norsk !

Bei dem Zentrallager darf man dann ja schonmal gespannt sein, ob da nach normaler deutscher
Discounter-Praxis die auslændischen Liefer-Lkws von den Fahrern selbst entladen werden muessen oder genug Lagerarbeiter beschæftigt sind, dass der Empfænger Lidl das macht... :x :x :x
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Re: Wo sich Lidl etabliert

Beitragvon Bjørn » Mo, 19. Jul 2004, 9:44

Alsterix hat geschrieben:Und was mir vor allem auffiel :
Bei den Lidl-Aktionsangeboten ist mir letzte Woche in Frankreich erstmals ein Artikel untergekommen mit (nachtræglich aufgedruckter) Pruduktbeschreibung in norsk !


Noch wesentlich sympatischer wäre mir der Lidl, wenn er sein Angebot teilweise im Gegenverkehr ausrichten würde, d.h.: im Gegenzug in D auch eine kleine, typisch norwegische Warenpalette, wie Tineprodukte, Flatbröd, Lefse, Molte-Syltetöy und andere Leckereien anbieten würde.

Ich weiß ja, daß das illusorisch ist - aber träumen darf man doch noch - oder ?

Verträumte Grüße
Björn
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