........ein Jahr Auszeit?.....ein Bericht

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen

........ein Jahr Auszeit?.....ein Bericht

Beitragvon Nordmichel » Di, 03. Feb 2004, 12:29

hei Leut´s

......für jüngere Norwegen-Fans, sicher sehr interessant.

Viel Spass beim lesen und anschliessendem Surfen.

tschau der Nordmichel


Bericht:

Eine Kiste Käse für ein tolles Foto

Nachwuchsfotograf Daniel Strietzel lernt ein Jahr an einer Art
Hobbyschule
in Norwegen
Von Daniela Pfeiffer

Immer wieder zieht es vor allem junge Leute nach der Schule für längere
Zeit
in die große weite Welt. Wir stellen Ihnen Weltenbummler aus dem
Landkreis
vor, die die Heimat verlassen, aber nicht vergessen haben. Heute:
Daniel
Strietzel aus Ebersbach. Seit August ist er in Norwegen.

Ein Jahr nur seinem Hobby frönen. Und zwar den ganzen Tag lang. Diesen
Luxus
leistet sich nicht jeder. Daniel Strietzel aus Ebersbach tut es. Und
geht
dafür sogar Sonnabend zur Schule. In Norwegen.

Denn dort gibt es eine ganz besondere Art Schule: Eine Hobbyschule
gewissermaßen. Nach 13 Schuljahren können norwegische Jugendliche ein
Jahr „Auszeit“
nehmen und sich ganz und gar ihrem Hobby widmen. Sei es Volleyball,
Philosophie, Theater, Golf, Fotografie, Kunst oder Reiseleben – jedes
noch so
ausgefallene Hobby ist im Angebot. Damit Norwegens Jugend weltoffen
erzogen wird,
steht die „folkehogskole“ (zu Deutsch: Volkshochschule) auch
Jugendlichen aus
aller Herren Länder offen. „Außer mir kommt noch mein Zimmergenosse
Mathias aus
Deutschland, die anderen sind aus China, Russland, von den Philippinen,
aus
Polen und Estland“, sagt Daniel.

Sein großes Hobby ist die Fotografie. „Hier kann ich ein Jahr lang
lernen
und mich ausprobieren. Und habe dabei noch tolle Lehrer, zum Beispiel
einen
Zeitungsfotografen.“ Daniels Talent und die gute Ausbildung in Norwegen
haben
schon Früchte getragen. Als er kürzlich an einem norwegischen
Fotowettbewerb
teilnahm, belegte er den zweiten Platz. „Dafür gab es ein Weckradio,
einen
Rafting-Gutschein, einen Regenschirm, eine Kiste Käse, ein Buch und
eine
Urkunde“, zählt der 19-Jährige auf.

Für seinen Traum, der nach eigener Aussage zurzeit in Erfüllung geht,
hat
Daniel Strietzel lange gespart. Denn so ein Jahr Hobby ist natürlich
nicht
billig. Je nachdem welchem Hobby man nachgeht, kostet ein Schuljahr
zwischen 5
800 und 8 300 Euro. „Wir Fotografen mit unserer ganzen Ausrüstung
zählen zur
gehobenen Preisklasse.“ Das Geld hat sich der 19-Jährige alles selbst
erspart.
„Nur wenn ich am Wochenende zur Disko gehe, nehme ich das Geld von Oma
und
Verwandtschaft“, sagt Daniel Strietzel.

Warum Norwegen? „Man sagt ja, wer dieses Land einmal gesehen hat, kommt
nicht mehr davon weg. Das gilt auch für mich.“ 1998 reiste Daniel mit
seiner
Familie per Wohnmobil quer durch Norwegen. „Mittlerweile sind die
vielen Berge
und Fjorde für mich zwar recht normal geworden, aber es gibt immer noch
genug
Faszination und Grund, hier zu bleiben.“

Gemeinsam mit seinen Mitstudenten wohnt Daniel im zur Schule gehörigen
Internat. Die Schule ist christlich, und es wird viel Wert auf
gemeinsame
Aktivitäten gelegt. „Wir essen zum Beispiel alle zusammen Abendbrot,
und in der
Schule wird täglich zusammen gesungen“, erzählt Daniel. Gemeinsam
werden außerdem
die unterschiedlichsten Unternehmungen gemacht, Gletscherwanderungen
zum
Beispiel.

Das Verhältnis zu den Lehrern beschreibt Daniel als sehr locker. „Sie
nehmen
sich immer Zeit, hören einem zu, unterstützen jede neue Idee.“ Jeden
Tag
gibt es außerdem eine Direktorstunde, in der die Schüler Wichtiges mit
dem
Schuldirektor besprechen können.

Norwegisch ist inzwischen

kein Problem mehr

Unterrichtssprache ist Norwegisch. Das ist für Daniel inzwischen kein
Problem mehr. Um das Deutsche nicht ganz zu verlernen, schreibt Daniel
Tagebuch.
Aber nicht im Geheimen unter der Bettdecke, sondern für alle lesbar im
Internet. Zu finden über die Seite des Gymnasiums Ebersbach, wo Daniel
2002 sein
Abitur machte. Fotos und wöchentliche Berichte sollen den
Daheimgebliebenen
Einblicke in seine Erlebnisse in Norwegen geben. Ein bisschen Eigennutz
ist auch
dabei: „Damit ich nicht jedem immer das Gleiche erzählen muss.“

Demnächst schnuppert Daniel, der bereits ein Praktikum bei der
Sächsischen
Zeitung hinter sich hat, norwegische Zeitungsluft. Während seine Klasse
auf
zweiwöchige Studienreise nach Ägypten fährt, bleibt Daniel „daheim“, um
ein
Praktikum bei der lokalen Zeitung zu machen. „Ich darf als einziger zur
Zeitung
und das norwegische Zeitungssystem kennen lernen“, freut sich Daniel.
Im Mai
geht sein Schuljahr im hohen Norden zu Ende.

Deutschland bezieht Daniel nach eigener Aussage „nicht ernsthaft in
seine
nähere Zukunftsplanung ein“. Durch seine Zeit in Norwegen sei ihm erst
recht
„Weltluft ins Hirn geblasen“ worden. „Norwegen war ein großer Traum von
mir.
Ich hätte nie gedacht, dass er in Erfüllung geht. Und nun habe ich Lust
auf
mehr.“ Gleichzeitig beruhigt er aber Freunde und Verwandte zu Hause:
„Im Sommer
werde ich auf jeden Fall erst mal heimkommen.“

Dann will Daniel seine Englischkenntnisse ausbauen. Irgendwann möchte
er
mindestens drei Sprachen perfekt sprechen. Ob aus ihm mal ein großer
Fotograf
werden soll, weiß der Ebersbacher noch nicht. „Der Sinn meines
Auslandsstudiums
war, zu sehen, was ich aus meinem Talent machen kann und wie gut meine
Bilder sind. Dieser Sinn wurde erfüllt.“

Daniels Internet-Tagebuch:

http://www.mitglied.lycos.de/abi2002hge/norge.html

Sächsische Zeitung, 2.2.2004
Nordmichel
 
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