Jugendamt in Norwegen

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen

Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Trishi » So, 27. Feb 2005, 9:21

Hallo, ich denke darüber nach, nach Norwegen auszuwandern. Alles, was ich bisher über Norwegen erfahren habe, hat mich in meinem Entschluss nur bestärkt. Heute allerdings las ich einen Artikel einer Norwegerin, in dem sie es anprangerte, dass in Norwegen vielen Eltern die Kinder unter fadenscheinigen Gründen genommen werden. Sei es, dass die Wohnung nicht sauber genug ist oder anderes. Eine Möglichkeit, sich zu wehren, gibt es nicht. Kann mir jemand sagen, ob das den Tatsachen entspricht? Ich habe nämlich zwei kleine Kinder und habe nicht vor, sie zu verlieren. Vielen Dank. Link zum Artikel: http://www.nkmr.org/deutsch/leserzuschr.htm
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Jürgen Becker » So, 27. Feb 2005, 20:01

Hei Trishi,

ich habe auch Familien mit Kindern in Norwegen kennen gelernt, die unter „sozialer Obhut“ standen, aber behördliche Übergriffe/Überreaktionen gab es nie, sodass ich vermute, dass Prof. Haslev Skånland (sie ist auch Vorsitzende des Nordic Committee for Human Rights) mit ihren Kollegen aus Schweden und Dänemark zu den engagierten Leuten gehört, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschenrechtsverletzungen oder Fehlleistungen innerhalb der Sozialsysteme Skandinaviens zu publizieren/aufzuzeigen und anzuprangern, um beharrlich Lösungen für solche menschlichen Fehlleistungen je Einzelfallproblematik zu suchen und vor allen Dingen, die Verantwortlichen für solche Übergriffe zu sensibilisieren.

Das Thema ist m. E. sehr komplex und die Erarbeitung von individuell geeigneten und nachhaltigen Lösungen für die betroffenen Familien und Kinder ist sehr zeitintensiv, sodass Ungerechtigkeiten/Fehlleistungen in irgendeiner Richtung fast immer vorprogrammiert sind; und das gilt für alle Länder.

In den nachfolgenden Links wird die Problematik noch etwas tiefer behandelt mit Beiträgen aus allen Ländern Skandinaviens:

http://www.krisesenter.org/DOCS/2av3barn.htm
http://www.krisesenter.org/
http://www.ksnettavis.no/cgi-bin/npubli ... 1108117955
http://www.moss-dagblad.no/lokalnytt/article920611.ece
http://www.rettsnorge.no/artikler/17100 ... tsstat.htm
http://www.sfm.no/Arkiv-2005/Art-Jan-05 ... ritikk.htm

Ich danke dir für deinen interessanten Beitrag und hoffe, dass ich deine Sorge um deine Kinder etwas relativieren konnte.

Liebe Grüße

Jürgen
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Trishi » So, 27. Feb 2005, 20:06

Vielen Dank, Jürgen. So ganz beruhigt bin ich noch nicht, denn das ist mein Alptraum-Thema. Aber du hast natürlich recht. Ich mach mir hier in Deutschland genauso große Sorgen, da man ja immer wieder von solchen Fällen hört. Ich werde mir die Links in Ruhe anschauen. Ganz liebe Grüße Trishi.
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Hjelleflat » So, 27. Feb 2005, 21:38

Hei,

habe den link gerade gelesen.
Kann das kaum glauben. Liest sich wie ein Horrorszenario.Den Schluss habe ich nur noch überflogen.
Habe mit sowas überhaupt keine Erfahrungen und möchte mir desshalb kein Urteil erlauben, allerdings ist der Bericht auch fast 10 Jahre! alt.

Dirk
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Jürgen Becker » So, 27. Feb 2005, 22:13

Trishi hat geschrieben: Ich mach mir hier in Deutschland genauso große Sorgen, da man ja immer wieder von solchen Fällen hört.


Hei Trishi,

immer dort, wo Menschen tätig werden, sind Fehlleistungen nicht ausgeschlossen, und so ist es auch in Norwegen zu diesem Thema.
Wenn dich dieses Thema so sehr interessiert bzw. du so verunsichert bist, dann diskutiere deine Fragen direkt mit Marianne Skånland in diesem Forum:

Hier schrieb Marianne u. a. über die personellen. Missstände im Sozialwesen etc.:
http://forum.aisab.se/nkmr/viewtopic.ph ... sc&start=5

Ich bin mir sicher, dass Marianne, aber auch Schweden und Dänen deine Sorgen in diesem Forum und zu diesem Thema auf ein erträgliches/übliches Maß reduzieren können.
Ihre Kritik ließe sich m. E. auch sofort auf Deutschland und viele andere Länder übertragen, aber wer soll/will all’ diese erforderliche Detailarbeit leisten/organisieren – auch, wenn ihre Kritik völlig nachvollziehbar ist……….

Abschließend möchte ich auch dir für dein Engagement auf deiner HP
http://www.xn--pltzlicherkindstod-e3b.de/
danken, denn jedes Engagement in der Freizeit zu solchen o.ä.Themen empfinde ich als außerordentlich wertvoll für jede Gesellschaft!

Liebe Grüße

Jürgen
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Trishi » Mo, 28. Feb 2005, 7:31

Hallo Jürgen, vielen Dank für deine Antwort und dein Lob an meiner Seite. Etwas beruhigter bin ich schon. Der Text war vielleicht ein bißchen krass geschrieben. Liebe Grüße Trishi.
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Linda » Mo, 28. Feb 2005, 12:41

Also ich kenne bislang keine Familie oder habe gar von einer Familie gehoert die mit dem Jugendamt in Norwegen probleme hatte. Und ich bin norwegerin.
Denke ehrlich gesagt nicht, dass du dir da sorgen machen musst.
Grüsse,
Linda
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Trishi » Mo, 28. Feb 2005, 12:57

Danke, Linda. Vermutlich ist es überall auf der Welt das Gleiche.
Viele Grüße Trishi.
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Thies » Mo, 28. Feb 2005, 15:13

Im Jahr 1995 habe ich einen entsprechenden Artikel in der FAZ über Schweden gelesen.

Das Interessante dabei ist, dass die Rechtssysteme anderer Länder im Regelfall eine Instanz, wie das deutsche Bundesverfassungsgericht nicht vorsehen. Die Bürger sind daher nicht in der Lage, die Übereinstimmung einzelner Gesetze mit der Verfassung überprüfen zu lassen.

Nun mag man den in letzter Zeit recht häufig vorkommenden Gang zum Verfassungsgericht als lästig oder unbequem ansehen. M.E. ist es aber nichts anderes als gelebte Rechtsstaatlichkeit. Auch die gesetzgebenden Organe, sofern sie ihre Tätigkeit als solche tatsächlich noch ausüben (im Steuerrecht ist dies schon sehr lange nicht mehr der Fall) haben sich innerhalb der Schranken der ihnen von der Verfassung gegebenen Räume zu bewegen. Tun sie dies nicht, schreitet der oberste Wächter der Verfassung ein.

In dem Artikel über die Zustände in SChweden ist mir sehr eindringlich in Erinnerung geblieben, dass es dort eine nicht mit unerheblichen Einfluss ausgestattete Lobby der Pflegepersonen gibt, die sich um die den Eltern entzogenen Kinder kümmern und dies für sie recht einträglich ist.

Die Verfassungsmäßigkeit der gesetzlichen Grundlagen für die Entziehung der Kinder lässt sich aber dort schlicht nicht prüfen.

Ein nicht sehr angenehmer Gedanke. Nötigt dies doch dazu, jeden EInzelfall im Zweifel bis vor die obersten Gerichte zu führen.

Manchmal ist das deutsche Rechtssystem gar nicht mal so schlecht.

Gruß

Thies
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Pilze-Börnie » Mo, 28. Feb 2005, 15:47

Manchmal ist das deutsche Rechtssystem gar nicht mal so schlecht.
Gruß
Thies

Hei,

@Thies
Fast einig -> wenn es
1) nur nicht so unerträglich langsam wäre und
2) zum anderen sich auf Dauer nur der durch alle Instanzen kämpfen kann, der auch das Geld dazu hat.
Als Armer Schlucker kriegst Du nie Dein Recht in unserem Rechtssystem wenn Riesen wie z.B. die Energiekonzerne/Banken usw. auf der anderen Seite stehen und diese einfach die Zeit und ihr Geld für sich spielen lassen können und abwarten bis du pleite, oder wie das ja heute neudeutsch heißt , insolvent bist, womit wir dann wieder bei Punkt eins wären.

Gruß Börnie
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Marianne HS » Mo, 13. Mär 2006, 22:33

  
Bergen, Norwegen
13 März 2006

Mehr als 1 Jahr später habe ich zufällig Forum Norwegen-Freunde gefunden!

Für Trishi und Jürgen!
Leider ist das Thema gar nicht komplex und die Übergriffe gegen Familien - die Kinder so wie die Eltern - sind schrecklich und klar.
Wer Norwegisch beherrscht, besuchen sie gern http://www.barnasrett.no !

Beste hilsner fra
Marianne Haslev Skånland
  
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Grønn Demon » Di, 14. Mär 2006, 2:36

Ist auch nichts Neues.

Ich erinnere mich auch an einen Fall aus Deutschland, wo einer Mutter einer Freundin ihrer Tochter eingeredet hat, sie sei von ihrem Vater missbraucht worden. Obwohl die Geschichte völlig widersprüchlich war, hat man den Eltern ihre Tochter weggenommen. Als dann mehrere Jahre später jemand sich den Fall mal objektiv angeguckt hat, wollte die Tochter nicht mehr zu ihren "bösen" Eltern zurück.

Wie es den Eltern geht, kann man sich vorstellen.

Meine persönliche Meinung zu der Art von Feminismus, wie sie insbesondere vom Jugendamt vertreten wird, verkneife ich mir an dieser Stelle mal.
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon snøfille » Di, 14. Mär 2006, 12:03

Eines verstehe ich nicht so ganz:

Wer keinen Dreck am Stecken hat (bei wem folglich alles in Ordnung ist und es mit rechten Dingen zugeht), der braucht sich doch keine Sorgen machen!

Wer sich also Sorgen macht, hat doch dann schon mal Probleme mit dem Jugendamt gehabt, WEIL etwas nicht gestimmt hat.

Und diese Horrorgeschichten über die Willkür der Ämter würde ich mit Vorsicht genießen. Da wird vieles so hingedreht, wie es gerade passt. Denn auf der anderen Seite (bei Missbrauch oder Misshandlungen) wird wieder laut geschrien, warum das Jugendamt NICHT eingegriffen hat.

Oder sehe ich da was falsch?
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Brandi » Di, 14. Mär 2006, 13:57

snøfille hat geschrieben:Eines verstehe ich nicht so ganz:

Wer keinen Dreck am Stecken hat (bei wem folglich alles in Ordnung ist und es mit rechten Dingen zugeht), der braucht sich doch keine Sorgen machen!

Wer sich also Sorgen macht, hat doch dann schon mal Probleme mit dem Jugendamt gehabt, WEIL etwas nicht gestimmt hat.

Und diese Horrorgeschichten über die Willkür der Ämter würde ich mit Vorsicht genießen. Da wird vieles so hingedreht, wie es gerade passt. Denn auf der anderen Seite (bei Missbrauch oder Misshandlungen) wird wieder laut geschrien, warum das Jugendamt NICHT eingegriffen hat.

Oder sehe ich da was falsch?



Nein! Absolut richtig! Ganz Deiner Meinung!
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Re: Jugendamt in Norwegen

Beitragvon Grønn Demon » Di, 14. Mär 2006, 17:11

snøfille hat geschrieben:Wer keinen Dreck am Stecken hat (bei wem folglich alles in Ordnung ist und es mit rechten Dingen zugeht), der braucht sich doch keine Sorgen machen!


Prinzipiell ja. Und es gibt Ausnahmen, wo die Leute im Glauben, sie retten jemanden, Familien zerstören.
Wem wird man eher glauben, einem Mädchen, das meint, ihr Vater hat sie missbraucht, oder dem Vater selbst?
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