Norwegen baut seine Börsenmacht aus

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Norwegen baut seine Börsenmacht aus

Beitragvon Bernd » Di, 23. Aug 2005, 23:47

Hei,

habe gerade einen sehr aufschlußreichen Artikel in den Börsen-News aus der Financial Times Deutschland gefunden.
Für alle, die es eventuell auch interessiert :

Norwegen baut seine Börsenmacht aus

Norwegen hat seinen Einfluss an den internationalen Finanzmärkten im zweiten Quartal ausgebaut. Das Volumen des staatlichen Petroleumfonds, in den das Land den Großteil der Gelder aus dem Ölgeschäft anlegt, stieg von März bis Juni 2005 um 8,6 Prozent auf 1184 Mrd. Norwegische Kronen (149,81 Mrd. Euro).

Damit gehört der Fonds zu den größten Anlegern der Welt und kann es mittlerweile sogar mit dem größten US-Investor Calpers, dem Pensionsfonds der amerikanischen Lehrer, aufnehmen.

Im zweiten Quartal wurde mit dem Fondsvermögen an den internationalen Aktien- und Anleihemärkten eine Rendite von 3,8 Prozent erzielt, 7 Mrd. Euro des Wertzuwachses stammten aus Zuflüssen aus dem Ölgeschäft. "Wir sind damit zufrieden, wollen aber daran erinnern, dass die Rendite schwanken kann", sagte Knut Kjaer, Direktor des Ölfonds. Mit dem Aktienvermögen erzielte der Fonds eine Rendite von 4,9 Prozent, die anderen Wertpapiere brachten 3,1 Prozent. Extern beauftragte Verwalter zeigten dabei eine bessere Performance als das eigene Investmentmanagement des Fonds, verursachten aber auch höhere Kosten. Im zweiten Quartal vergab die norwegische Zentralbank weitere Mandate, ein Teil des Aktienvermögens wird zukünftig auch durch Fidelity, Schroder und APS angelegt.

Die Summe des vom norwegischen Staat im Ausland angelegten Geldes ist mittlerweile höher als die Marktkapitalisierung aller an der Osloer Börse notierten Unternehmen. Deren Wert betrug am 30. Juni 140 Mrd. Euro. Rein rechnerisch steht jedem der rund 4,5 Millionen Norweger ein zusätzliches Auslandsvermögen von umgerechnet rund 33.000 Euro zur Verfügung - in etwa das jährliche Pro-Kopf-Einkommen. Doch laut den derzeit gültigen Regeln darf die Substanz des Fonds nicht angetastet werden. Lediglich vier Prozent des Fondsvolumens - die angenommene durchschnittliche jährliche Rendite - darf für den Staatshaushalt entnommen werden. Zwar ist kein expliziter Zweck für die langfristige Verwendung des Fondsgeldes festgelegt, doch er gilt als Pensionsfonds und soll dazu dienen, den zukünftigen Generationen ebenfalls ein Stück vom norwegischen Reichtum zu sichern - auch dann, wenn die Öleinnahmen längst nicht mehr so sprudeln wie bisher.

Sollte der Ölpreis auf dem derzeitigen Niveau bleiben oder gar noch weiter zulegen, wächst das Fondsvolumen erheblich stärker als angenommen und der Staat kann - sollte er bei der Vier-Prozent-Regelung bleiben - absolut gesehen deutlich mehr Geld für die Teilfinanzierung des Staatshaushalts entnehmen. Bisher geht Norwegen bei seinen Berechnungen für die Jahre bis 2009 von einem Ölpreis zwischen 34 und 45 $ aus.



Norwegen ist nach Saudi-Arabien und Russland drittgrößter Ölexporteur der Welt und legt seit 1996 den größten Teil seiner Einnahmen aus dem Ölgeschäft im Ausland an, anfangs nur in Anleihen, seit 1998 auch in Aktien. Damit soll eine Überhitzung der heimischen Wirtschaft verhindert und für spätere, ölärmere Zeiten vorgesorgt werden.

Der Fonds hat sich in den vergangenen Jahren zu einem aktiven Investor gewandelt, der auf Hauptversammlungen auch gegen die Aufsichtsratsempfehlungen stimmt. Die derzeitig gültigen Regelungen erlauben ihm jedoch nicht, bestimmenden Einfluss auszuüben, da eine Übernahme der Aktienmehrheit an einem Unternehmen ausgeschlossen ist. So überschreiten die Anteile an den Unternehmen selten die Zwei-Prozent-Marke.

Es gibt immer wieder Vorstöße aus Politik und Wirtschaft, die Regularien des Fonds zu ändern. In Norwegen wird am 12. September ein neues Parlament gewählt. Während sich die regierenden Konservativen und die oppositionellen Sozialdemokraten weitgehend darüber einig sind, dass das Ölvermögen nicht zu stark konsumiert werden soll, geht die rechtspopulistische Fortschrittspartei mit Forderungen nach einer mit Ölgeldern finanzierten Ausweitung des Gesundheitssektors auf Stimmenfang. Sie hat derzeit gute Aussichten, zweitstärkste Kraft zu werden.

Auch aus dem Unternehmerlager werden Forderungen laut, zumindest einen Teil des Geldes lieber im Land anzulegen, statt - so heißt es - die ausländische Konkurrenz zu fördern. Führende Ökonomen wie der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz aber loben, dass Norwegen das Geld nicht in der Heimat anlegt. Nur so werde das Risiko vermindert, dass die Norwegische Krone zu stark wird und die Konkurrenzkraft der Branchen, die nicht zum Ölsektor zählen, leidet. "Außerdem funktioniert der Kapitalmarkt gut genug, um Finanzierung für gute Projekte zu finden", so Jarle Bergo, Vizechef der norwegischen Zentralbank, der der Fonds anvertraut worden ist.


Quelle: Financial Times Deutschland


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Re: Norwegen baut seine Börsenmacht aus

Beitragvon Grønn Demon » Mi, 24. Aug 2005, 2:36

Moin Mit-Berliner,

schöne Signatur, die du da hast :).

Gruß
Marvin
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Re: Norwegen baut seine Börsenmacht aus

Beitragvon Bernd » Mi, 24. Aug 2005, 23:48

Hei Grønn Demon,

ja, der gute alte Schopenhauer wußte wohl wovon er spricht,
da sollten heute einige Leute mehr drüber nachdenken, würde ich mir wünschen, letztlich für uns alle, die da soetwas wie Norge zu schätzen wissen.
In diesem Sinne auch an Dich Mit-Berliner beste Grüße innerhalb der Stadt :wink:

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Re: Norwegen baut seine Börsenmacht aus

Beitragvon Troll » Do, 25. Aug 2005, 19:52

Wie jetzt,
ist das hier ein rein Berliner Threat. Dann muß ich auch einen Gruß loswerden. Ja der Schoppenhauer wußte wirklich was erschreibt. Da können sich heute einige Schreiberlinge eine Scheibe von abschneiden.

Viele Grüße innerhalb der Hauptstadt!
Troll,
der eigentlich Norbert heißt

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Re: Norwegen baut seine Börsenmacht aus

Beitragvon Bernd » Fr, 26. Aug 2005, 0:29

Hei Troll,

ein rein Berliner Thread war nicht angedacht, eine große Diskussion auch nicht erwartet, wollte nur den besagten Artiken allen als Info präsentieren.

Ist aber schön, mal von andern Berlinern zu hören :D

Also herzliche Grüße an alle Berliner Norge-Fans

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