Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen

Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon sunnebo » Fr, 23. Jul 2010, 11:15

Die norwegische Regierung hat am 2. Juli bekannt gegeben, dass Statnett im Hardanger (von Sima bis Kvamskogen) eine neue Hochspannungslinie bauen darf. Alternativen (z. B. ein Seekabel) wurden aus Kostengründen (Bau und Erhalt) verworfen. Aus Sicht der Regierung / Statnett ist der Raum Bergen von Stromausfällen bedroht (zuletzt im vergangenen Winter, als es zu Engpässen kam aufgrund eingeschränkter Versorgung mit Strom aus Wasserkraft). Die Gegner der Kraftlinie behaupten allerdings, die neue Linie solle in erster Linie die Stromversorgung der Öl- und Gasindustrie westlich / nördlich von Bergen (Mongstad, etc.) sichern. Hier zwei Links der Projektgegner (die auch inhaltlich über die Entwicklung und Planung aufklären):

http://www.bevarhardanger.no/

http://www.stoppkraftlinja.no/index.jsp

Etwas ungewöhnlich fand ich das Verhalten der norwegischen Regierung in dieser Sache, das so gar nicht zu meinem Bild skandinavischer Politik und der (zumindest in Schweden und Dänemark) gewöhnlich ehrlicheren Art der Willensbildung passt. Allein der Zeitpunkt der Entscheidungsbekanntgabe hat mich doch stark an das erinnert, was man in Deutschland so gewohnt ist: Versteckt am letzten Freitag vor den Ferien am 2. Juli, wohl in der Hoffnung, dass es keiner so richtig mitbekommt und sich weiterer Protest erst Wochen später formieren kann.

Vielleicht hat ja die oder der eine oder andere diese Geschichte schon in den Medien verfolgt.

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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon Karsten » Fr, 23. Jul 2010, 11:37

Es wäre sehr schön, wenn du auch Links der Befürworter gepostet hättest, damit sich der geneigte Leser seine Meinung bilden kann.

Selbstverständlich ist ein modernes Stromnetz dringend nötig. Und natürlich ist dabei der Kostenfaktor zu beachten.
Wenn die Hochspannungsleitung über Land wesentlich günstiger und gleichzeitig einfacher instand zu halten ist, ist es doch nur logisch, diese Lösung zu wählen.

Die Befürchtung der Leute ist lediglich, von ihren drei Bergen keinen ungetrübten Blick mehr ohne Strommasten zu haben... - welch ein Drama.
Von meiner Seite aus keinerlei Verständnis für die Unterstützer derartiger Anti-Initiativen.

Denjenigen, die hier protestieren, würde ich bei Stromknappheit als erstes den Saft abdrehen. Und dann möchte ich das Gejammere hören!
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon Ulrike44 » Fr, 23. Jul 2010, 12:05

Für mich ist Naturschutz auch eines der wichtigsten Ziele, die wir derzeit haben - aber was in aller Welt ist denn an einer oberirdischen Stromtrasse so schrecklich im Gegensatz einer unterirdischen, die noch wesentlich mehr nachhaltigen Aufwand zur Instandhaltung fordert? Auch wenn damit die Industrie versorgt wird - ja sollen sie ohne Strom arbeiten?

Mit solchen Aktionen wie dieser hier werden m. E. wirklich existenziell wichtige Einsätze für den Schutz der Natur ad absurdum geführt. So nach dem Motto: "Hauptsache wir sind dagegen!"
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon Karsten » Fr, 23. Jul 2010, 13:01

Ulrike44 hat geschrieben:"Hauptsache wir sind dagegen!"

Genau das ist heutzutage das größte Problem, insbesondere das des "Proletariats"...

Statt sinnvolle Errungenschaften und Maßnahmen zu unterstützen, sucht man lieber fieberhaft nach Kontrapunkten. Denn es kann ja nicht angehen, dass auch nur irgendetwas von den Oberen unwidersprochen bleibt...
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon sunnebo » Fr, 23. Jul 2010, 13:27

@Karsten, Ulrike

Hier ein Link zur Position der Befürworter:

http://www.regjeringen.no/nb/dep/oed/pr ... ?id=610924

Im übrigen mag der "geneigte Leser" auf bevarhardanger.no diesen recht prominent platzierten Link finden:

http://www.statnett.no/Prosjekter/Sima- ... okumenter/

Das Projekt ist auch im NVE nicht ganz unumstritten, siehe diesen Link:

http://www.bt.no/nyheter/lokalt/Kraftli ... 87024.html

Die Position der Projektgegner auf bevarhardanger.no sehr substansiiert vorgetragen. Es geht auch nicht um irgendeine einfache Stromleitung, sondern schon um ein gigantisches Bauwerk in einer Umgebung, die als zukünftige Ressource für die Wirtschaft Norwegens gilt, im post-Öl-Zeitalter (also in 10-20 Jahren), wenn es darum gehen wird, Branchen wie den Tourismus auszubauen.

Man erwartet von der Industrie nicht, dass sie ohne Strom arbeiten soll. Es geht ganz klar darum, wie teuer der Strom für die Industrie sein darf; es steht die Vermutung im Raum, dass die Entscheidung gegen die angeblich zu teure Alternative wesentlich durch Lobbying der Industrie mit beeinflusst wurde. Und hier geht es um die Frage, wer eigentlich entscheidet - die Volksverteter (die übrigens auch auf Seiten der Regierungsparteien im Fylke und in den Kommunen gegen die aktuelle Lösung sind) oder die Industrie? Die nächste, ähnlich gelagerte Entscheidungssituation liegt im Kontext neuer Ölbohrungen im Bereich der Lofoten. Das alles treibt die Projektgegner, eben nicht nur eine verbaute Landschaft.

Ich gebe zu, die Fragestellungen sind auch auf dieser Metaebene komplex; und ja, der Strom kommt bei den meisten aus der Steckdose - und das Gejammere (edit: der "Proletarier"!? - Niveau ist in der Tat keine Hautcreme), herrje. Why care? Eben weil viele Norwegen den Anspruch haben, eine "andere" Gesellschaft, ein "anderes" Land zu sein.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon Karsten » Fr, 23. Jul 2010, 16:52

Danke für die Links. Ich hatte gar nicht erst danach gesucht, da ich mir schon vor längerer Zeit meine Meinung dazu gebildet hatte.

sunnebo hat geschrieben:[...] und das Gejammere (edit: der "Proletarier"!? - Niveau ist in der Tat keine Hautcreme), herrje.

Ich hätte auch "der kleine Mann ohne Einfluss", "Bürger ohne Lobby" oder "diejenigen, die nicht nachdenken, bevor sie sich für die falsche Sache stark machen" schreiben können, stimmt.

Why care? Eben weil viele Norwegen den Anspruch haben, eine "andere" Gesellschaft, ein "anderes" Land zu sein.

"Anders" muss ja nicht immer falsch sein, hier ist es das aber sehrwohl.
Ich für meinen Teil möchte in einem zukunftsfähigen Land leben. Dazu gehört industrieller Fortschritt. Dieser wiederum verlangt moderne Infrastruktur zu angemessenen Preisen. Da kann man keine Rücksicht darauf nehmen, dass durch die deutlich günstigere Lösung vielleicht ein paar Touristen abgeschreckt werden.

Tourismus ist nicht alles, vielleicht hat er in 30 Jahren (nach dem Öl) eine deutlich höhere Bedeutung. Das rechtfertigt jedoch zum heutigen Datum noch keine Lösung, die der Industrie und dem Fortschritt nicht zuträglich ist. Insofern ist es gut und richtig, dass die Industrielobby hier einen starken Einfluss hat.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon Gudrun » Fr, 23. Jul 2010, 17:34

Wenn ich über die Hardangervidda gehe (oder eine andere Gegend mit karger Vegetation), überlege ich manchmal, in wievielen Jahren das nachgewachsen sein wird, was ich hier zertrete. Wir mit unseren Möglichkeiten sollten einen Teil unserer Kraft darauf wenden, mit den natürlichen Ressourcen schonender umzugehen. Im Golf von Mexiko hat man hoffentlich alles getan, so ein Unglück zu verhindern. Nun ist es trotzdem da. Konzepte zur Schadensbehebung waren offensichtlich nicht genügend ausgereift.

Ich bin nicht gegen den Fortschritt, nur nicht fortschrittsgläubig.

Grüße Gudrun
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon LOKO » Sa, 24. Jul 2010, 5:57

Ganz deiner Meinung Gudrun. Die sogenannten Lobbyisten der Wirtschaft haben schon genug Unheil auf der Welt angerichtet.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon LOKO » Sa, 24. Jul 2010, 6:00

Im übrigen solllte mal jeder darüber nachdenken, was Lobbyismus bedeutet. Ist nichts anderes als legale Bestechung nett umschrieben.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon sunnebo » Sa, 24. Jul 2010, 12:45

Karsten hat geschrieben:Ich hätte auch "der kleine Mann ohne Einfluss", "Bürger ohne Lobby" oder "diejenigen, die nicht nachdenken, bevor sie sich für die falsche Sache stark machen" schreiben können, stimmt.


Naja, die Gegner sind z. B. die Kommunen Granvin und Ulvik, die gerade mit dem Norwegischen Tourismusverband Klage gegen die derzeitige "Lösung" eingereicht haben.

"Anders" muss ja nicht immer falsch sein, hier ist es das aber sehrwohl.
Ich für meinen Teil möchte in einem zukunftsfähigen Land leben. Dazu gehört industrieller Fortschritt. Dieser wiederum verlangt moderne Infrastruktur zu angemessenen Preisen. Da kann man keine Rücksicht darauf nehmen, dass durch die deutlich günstigere Lösung vielleicht ein paar Touristen abgeschreckt werden.

Tourismus ist nicht alles, vielleicht hat er in 30 Jahren (nach dem Öl) eine deutlich höhere Bedeutung. Das rechtfertigt jedoch zum heutigen Datum noch keine Lösung, die der Industrie und dem Fortschritt nicht zuträglich ist. Insofern ist es gut und richtig, dass die Industrielobby hier einen starken Einfluss hat.


Vielleicht um es hier noch einmal deutlich zu machen: es geht nicht darum, keine Stromversorgung zu bauen, sondern eine, die Natur verträglicher ist. Das ist machbar, auch wenn die Investitions- und Erhaltungskosten höher liegen mögen. Volkswirtschaftlich gesehen ist das Gesamtergebnis einer teureren Lösung im Ergebnis positiver, da eben der Wirtschaftszweig Tourismus nicht leidet. Dass er leiden würde, legen verschiedene Gutachten nahe, eben auch solche vom NVE (Norges vassdrags- og energiedirekorat). Deshalb will die norwegische Regierung der Hardangerregion (den Kommunen) nun 100 Mio. NOK überweisen - als Ausgleich quasi.

Es geht nicht um "gegen etwas sein" oder Fortschrittsfeindlichkeit, sondern - eben ganz im Gegenteil - für einen modernen Fortschritt, der eben zu allererst die Natur schützen muss, wenn er wirklich modern sein will.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon Ulrike44 » Sa, 24. Jul 2010, 12:58

sunnebo hat geschrieben:Es geht nicht um "gegen etwas sein" oder Fortschrittsfeindlichkeit, sondern - eben ganz im Gegenteil - für einen modernen Fortschritt, der eben zu allererst die Natur schützen muss, wenn er wirklich modern sein will.

Nein, genau darum geht es nicht: Es geht hier - und deshalb bin ich auch so empört darüber, dass dies unter dem Feigenblatt "Naturschutz" geschieht - ausschließlich um das Abwägen verschiedener kommerzieller Interessen. Dem Naturschutz wird weder durch das Errichten von Überlandtrassen noch unterirdischen Röhren Rechnung getragen. Das sollte man doch fein unterscheiden.

Nichts gegen kommerzielle Interessen, nur sollte man dann nicht so scheinheilig tun, als verträte man die Interessen der Natur. Natürlich sieht eine unsichtbare Stromleitung schöner aus als eine sichtbare, und die Touris werden das, wenn sie es überhaupt wissen, für gut halten. Aber es ist einfach eine andere Diskussion.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon sunnebo » Sa, 24. Jul 2010, 13:16

@Ulrike

Nun, dass die Region Bergen eine sichere Stromversorgung braucht, ist unstrittig. Die Frage ist, ob man dafür eine über 80km lange, 40m breite Schneise durch Naturlandschaft hauen muss, oder ein Seekabel legen kann - eine hinsichtlich Versorgungssicherheit und Technik ähnlich tragfähige, wenn auch teurere Lösung. Letztere Lösung ist weniger Natur schädlich. Dass wir hier und die verschiedenen Alternativ-Aktionen auch über das Thema Tourismus sprechen kommt vor allem daher, dass die Entscheidung für die Trasse eine wirtschaftliche, von Kostenerwägungen getragene Entscheidung war. Die gäbe es im Falle der aktuell geplanten Lösung aber auch im negativen Sinne - durch weniger Tourismus. Jegliche Naturschutzdiskussion hat eine kommerzielle Kompenente - vom Gorillaschutz im Kongo (auch: Tourismus) über die Windkraft in Deutschland (hier: Unendlichkeit der Ressource) bis zur Stromversorgung Bergens durch den Hardanger. So gesehen könnte sich deine "Empörung" legen.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass es hier doch die eine mehr oder weniger ausgeprägte emotionale Reaktion auf dieses Thema gibt. Das Starten dieses Threads war keine böse Absicht, sondern eigentlich nur ein Hinweis auf ein Thema, das aktuell in ganz Norwegen diskutiert wird. Man kann sich dazu eine Meinung bilden, muss es aber nicht. Ansonsten bin vielleicht ich es, der dieses Forum missversteht.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon gugo » Do, 29. Jul 2010, 8:16

sunnebo hat geschrieben:Die Position der Projektgegner auf bevarhardanger.no sehr substansiiert vorgetragen. Es geht auch nicht um irgendeine einfache Stromleitung, sondern schon um ein gigantisches Bauwerk in einer Umgebung, die als zukünftige Ressource für die Wirtschaft Norwegens gilt, im post-Öl-Zeitalter (also in 10-20 Jahren), wenn es darum gehen wird, Branchen wie den Tourismus auszubauen.


Schon mal darüber nachgedacht, wie sich der geneigte Tourist im post-Öl-Zeitalter - Deiner Meinung nach in ca. 15 Jahren - durch Norwegen bewegen soll?
Und wie soll er überhaupt nach Norwegen kommen? Also in 15 Jahren werden Flugzeuge definitv immer noch mit Kerosin fliegen - ohne Öl nicht möglich.
Und die Autos werden auch in 15 Jahren noch zu einer hohen Prozentzahl mit Gas, Benzin oder Diesel fahren.
Davon abgesehen glaube ich kaum, dass man in 15 Jahren von dem post-Öl-Zeitalter sprechen kann.

Ohne mich jetzt genau in das Thema eingelesen zu haben.....
Ein modernes und funktionierendes Stromnetz ist - auch für die Zukunft - zwingend notwendig. Und dem Stromnetz ist es egal, ob dadurch
regnerativ erzeugter Strom oder Strom aus fossilen Brennstoffen fließt. Soll heissen: Auch wenn durch ein jetzt erbautes Stromnetz evtl.Strom
aus Öl und Gas fließt kann das in Zukunft ja durchaus anders sein.
Trotzdem sollte man bei Investitionen natürlich auf die Umweltverträglichkeit achten - auch wenn es ein bischen mehr kostet.

Generell glaube ich aber kaum, dass auch nur ein Tourist weniger kommt, wenn diese 80km lange Trasse gebaut wird - wer lässt sich denn seinen
Urlaub durch Stromtrassen vermiesen? Natürlich sind unterirdische Stromleitungen was feines und auch schöner - aber bestimmt kein Grund einen Urlaub
zu machen oder nicht.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon sunnebo » Do, 29. Jul 2010, 17:17

gugo hat geschrieben:Schon mal darüber nachgedacht, wie sich der geneigte Tourist im post-Öl-Zeitalter - Deiner Meinung nach in ca. 15 Jahren - durch Norwegen bewegen soll?
Und wie soll er überhaupt nach Norwegen kommen? Also in 15 Jahren werden Flugzeuge definitv immer noch mit Kerosin fliegen - ohne Öl nicht möglich.
Und die Autos werden auch in 15 Jahren noch zu einer hohen Prozentzahl mit Gas, Benzin oder Diesel fahren.
Davon abgesehen glaube ich kaum, dass man in 15 Jahren von dem post-Öl-Zeitalter sprechen kann.


Das "post-Öl-Zeitalter" bezieht sich auf die norwegischen Reserven; die Förderung wird (so norwegische Quellen) in ca. 10 Jahren rasant zurückgehen (wenn nicht neue Felder erschlossen werden - die einzig derzeit bekannten neuen Felder liegen im Bereich der Lofoten). Völlig richtig: Öl wird als Energiequelle weiterhin eine große Rolle spielen. Aber eben nicht Norwegen als Förderland. Ähnliches gilt für die norwegischen Erdgasreserven (hier geht man von ca. 20 Jahren aus, bevor die Förderung zurückgehen wird).

gugo hat geschrieben:Ohne mich jetzt genau in das Thema eingelesen zu haben.....


Keine allzu gute Voraussetzung für diese recht komplexe Thematik...

gugo hat geschrieben:Ein modernes und funktionierendes Stromnetz ist - auch für die Zukunft - zwingend notwendig. Und dem Stromnetz ist es egal, ob dadurch
regnerativ erzeugter Strom oder Strom aus fossilen Brennstoffen fließt. Soll heissen: Auch wenn durch ein jetzt erbautes Stromnetz evtl.Strom
aus Öl und Gas fließt kann das in Zukunft ja durchaus anders sein.
Trotzdem sollte man bei Investitionen natürlich auf die Umweltverträglichkeit achten - auch wenn es ein bischen mehr kostet.


Es geht bei dieser Debatte nicht darum, wie der Strom produziert wird, sondern darum, wie man die Stromversorgung umsetzt - oberirdische Trasse oder Seekabel. Ein modernes und funktionierendes Stromnetz ist unstrittig.

gugo hat geschrieben:Generell glaube ich aber kaum, dass auch nur ein Tourist weniger kommt, wenn diese 80km lange Trasse gebaut wird - wer lässt sich denn seinen
Urlaub durch Stromtrassen vermiesen? Natürlich sind unterirdische Stromleitungen was feines und auch schöner - aber bestimmt kein Grund einen Urlaub
zu machen oder nicht.


Nun, es gibt mehrere Untersuchungen zu negativen Folgen für den Tourismus - und die kommen zum Schluss, dass es negative Auswirkungen geben wird. Die Regierung beziffert die Auswirkungen auf Ausfälle von 10 Mio. NOK pro Jahr. Daher ist sie auch bereit, für die Hardangerregion 100 Mio. NOK für die Tourismusentwicklung bereit zu stellen.

Den Initiativen geht es aber darum: warum überhaupt Natur "zerstören", wenn es auch eine praktikable Alternative gibt? Auch wenn diese Alternative deutlich teurer ist, sie wäre (für Norwegen) finanzierbar.
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Re: Bau einer neuen Stromversorgungstrasse im Hardanger

Beitragvon gugo » Fr, 30. Jul 2010, 15:43

sunnebo hat geschrieben:Nun, es gibt mehrere Untersuchungen zu negativen Folgen für den Tourismus - und die kommen zum Schluss, dass es negative Auswirkungen geben wird. Die Regierung beziffert die Auswirkungen auf Ausfälle von 10 Mio. NOK pro Jahr. Daher ist sie auch bereit, für die Hardangerregion 100 Mio. NOK für die Tourismusentwicklung bereit zu stellen..


Es gibt mehrere Untersuchungen zu negativen Folgen.....ach so, na dann ist ja alles klar.......Dazu lässt sich nur sagen, traue keiner Statistik/Untersuchung, die Du nicht selber gefälscht hast. Üblicherweise sagen diese Untersuchungen genau das aus, was der Auftraggeber möchte. Also solche Untersuchungen sind immer mit Vorsicht zu genießen.

Ich bezweifel einfach, dass wegen einer 80 km langen Trasse ein Tourist weniger kommt. Ich möchte jetzt mal die größe Norwegens gar nicht als Wert nehmen um das ins Verhältnis zu setzen. In Neuseeland beispielsweise sind kaum unterirdische Leitungen gelegt, bzw. sehr viele oberirdische Leitungen quer durchs Land, über dieverse Gebirge etc. Die Leitungen werden eher mehr als weniger.....und der Tourismus boomt.
Ganz ehrlich, welcher Tourist fragt denn vorher nach, ob da jetzt eine Leitung über 80 km oberirdirsch verlegt wurde?? Und wem das Land gefällt kommt wieder - egal ob er jetzt in seinen drei-vier Wochen Urlaub an den 80 km oberirdischer Leitung vorbeigefahren ist.
Das Argument halte ich doch für vorgeschoben......

sunnebo hat geschrieben:Den Initiativen geht es aber darum: warum überhaupt Natur "zerstören", wenn es auch eine praktikable Alternative gibt? Auch wenn diese Alternative deutlich teurer ist, sie wäre (für Norwegen) finanzierbar.

Dann dürfen die Initiatoren oder auch Du nicht mit der Gefahr ausbleibender Touristen argumentieren. Denn welcher Umweltschützer möchte schon haufenweise Touristen haben, die alle mit Campern oder PKW tausende Kilometer durch Norwegen fahren?
Generell ist das aber das einzige Argument, was ich zählen lassen würde. Wenn es eine finanzierbare bessere Möglichkeit gibt, sollte man die auch nutzen.
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