Olaf 88 hat geschrieben:Die Ostsee ist damit gestraft, dass eben frisches salzhaltiges Wasser aus der Nordsee NUR über die Belte und Sunde bis in den bottnischen Meerbusen kann. Durch die Brücken (-pfeiler) wird nun zu bestimmten Zeiten und Wetterlagen die Geschwindigkeit des Wasseraustausches reduziert und damit verringert sich der gesamte Salzhaushalt und damit Sauerstoff-Versorgung und Schichtung und Verwirbelung der Ostsee. Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass damit die Ostsee langfristig umgebracht wird...
Hei Olaf,
vom Grundsatz her gebe ich Dir Recht - entscheidend dürfte aber sein, in welchem Grad durch die Brückenpfeiler, mehr noch durch Anschüttungen für deren Unterbau eine Querschnittsverengung eintritt. Du weißt bestimmt, dass das primäre Problem der Ostsee erstmal die Geologie ist: Zwischen Schweden und den baltischen Staaten beträgt die Wassertiefe mehr als 80 m, aber im Bereich der dänischen Inseln gibt es eine regelrechte Schwelle mit nur etwa 25 m Tiefe. Die Zuflüsse der Ostsee liefern ja reichlich Süßwasser, das über das schwerere Salzwasser geschichtet wird und es praktisch zudeckelt. Also sammelt sich unten im Ostseebecken altes Salzwasser an, das nur schwach ausgetauscht wird. Wer sich näher dafür interessiert, findet
z. B. hier eine recht anschauliche Grafik, weitere Informationen und Links. Dort steht auch der kernige Satz: "Die Ostsee ist das größte Brackwasserbecken der Welt." Weitere interessante Links auch
hier,
hier und
hier.
Dass
durch den Brückenbau "die Ostsee langfristig umgebracht wird", ist kühn behauptet, aber eher als Anheizer für Diskussionen geeignet denn als sachliches Argument. Es sind viele Faktoren, von den ganz natürlichen (Geologie, Süßwassereintrag, Wetter...) bis zu den menschlich verursachten. Ich würde aber nicht soweit gehen zu behaupten, der starke Schiffsverkehr im Belt sei eine Wohltat für die Ostsee, weil durch die Schiffspropeller eine stärkere Durchmischung des Wassers erreicht wird...
Es hat andererseits auch Umweltvorteile, wenn die Straßenfahrzeuge in Puttgarden und Rødby nicht in der Schlange stehen und beim Laden der Fähren immer wieder anfahren müssen, teilweise den Motor unnötig laufen lassen usw. Die Energieeffizienz beim Überqueren einer Brücke ist deutlich besser als bei der Fährüberfahrt. Wobei die für den Brückenbau aufzuwendende Energie noch ausgerechnet werden müsste...
Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass mit pseudoneutralen Gutachten die Umweltverträglichkeit eines solchen Projektes "nachgewiesen" wird oder aber es aus ökonomischen Gründen ins Wasser fällt
Schöne Grüße
Michael