Moin Moin liebe Fories,
jetzt hab ich mal wieder ein paar Minuten um hier vorbei zu schauen. Total toll, dass ihr alle so mitfiebert. Wenn ich euch die Berichte einstelle würde ich am aller liebsten gleich wieder los. Die Norwegenlandkarte mit der die Planung angefangen hat, hängt auch immernoch an der Wohnzimmerwand. Abnehmen wollen wir sie noch nicht...

(Vielleicht wenn wir die Bilder fertig haben, die wir aufhängen wollen...aber auch dann nur vielleicht

)
arippich hat geschrieben:P.S: Der "Bodendecker" sieht für mich wie Rentierflechte aus.
Hi arippich, von Rentierflechten hatte ich noch nie gehört. Danke für die Info!!

Dachte es wäre vielleicht Islandmoos...Aber ehrlich gesagt basiert mein Gedanke auch nur darauf, dass ich mich errinert habe, dass Oma und Opa früher in die Oster-Nester immer ganz helles Moos gemacht haben und das Islandmoos genannt haben. Vielleicht ist es aber auch ein Komplott und es war auch damals schon Rentierflechte, was in die Osternester kam
Nun aber zu Tag 6, an dem wir uns gerade wegs in die norwegische Mythologie gestürzt haben:
Tag 6 - 06. August 2013Hard Facts:Von/Bis: Vennesund - Sandnessjoen (RV17)
MINI-KM: 139 km (2042km gesamt seit DU)
Wetter: Bis 15 Uhr Sonne und Quellwölkchen, dann aufziehender Regen am Horizont
Da wir an Tag 5 ja ordentlich Strecke gemacht haben um noch an die Küste zu kommen, wollten wir es an Tag 6 mal ruhiger angehen lassen."Von Vennessund über den Torghatten zu den Sieben Schwestern". Das war der Plan.
Ab ins Reich der norwegischen Mythen und Sagen also. Ein super Tag welcher in der früh wie gewohnt mit Frühstücken, Wagen packen und Zelt zusammen räumen begann. Die Nacht war trocken und so musste das Zelt ausnahmsweise mal nicht trocknen, das war echt angenehm. Danach gings dann direkt los in Richtung Torghatten. Die Wanderung durch das Loch im Fels war in unseren Planungen fest verankert und sollte nun in die Tat umgesetzt werden, bevor das angekündigte Gewitter-Wetter unseren Küstenabschnitt erreichen sollte.

Von unserem Campingplatz in Vennesund aus ging es erst einmal über die wunderschöne Insel Somna, immer mit Blick auf die offene See und die immer wieder auftauchenden Felsformationen. Auf Somna gibt es richtig viel Landwirtschaft und wir haben erneut festgestellt: Bei Wiesen mit solchem Panorama kann Kuh sein gar nicht so übel sein

.

Als der Torghatten dann das erste Mal ins Bild kam waren wir uns erst gar nicht sicher, ob er es ist. Bei den ganzen Bergen kann man auch schon mal die Übersicht verlieren, aber als wir dann den Skillebotnfjorden vor Kopf „umkreist“ hatten und der Berg immer noch direkt vor uns am Horizont zu sehen war, war alles klar und Dennis gab noch ein bisschen mehr Gas um uns schnell dort hin zu bringen.

Vorab mussten wir allerdings noch durch das Örtchen Bronnnysund, was sich mit jede Menge Einkaufsmöglichkeiten und Tankstellen präsentierte. Beides wurde später auch noch in Beschlag genommen, aber erst mal weiter in Richtung Berg. Als wir aus dem Örtchen schon beinahe wieder raus waren kam auf einmal eine riiiiiesige Brücke ins Bild. Wir wussten wohl, dass die Hurtigrutenschiffe hier irgendwo durch fahren, aber dass wir über die Brücke fahren würden hatten wir nicht ganz auf dem Schirm. Die Aussicht war jedenfalls einfach nur spektakulär, auch wenn kein Hurtigrutenschiff in Sicht war – dazu waren wir einfach zu früh dran.

Von der Brücke aus waren es dann nur noch wenige Kilometer, bis wir Buddy unterhalb vom Berg auf dem Parkplatz abstellten und erst mal nen Blick riskierten. „Das ist schon ne ganz schöne Wand!“ Sprach Dennis und futterte erst Mal ein paar der guten Paprika-Chips zur Stärkung vor dem Aufstieg.

Nachdem der erste Eindruck verdaut war begannen wir optimistisch den Aufstieg. Das Wetter war noch super und soooo hoch kann das ja auch gar nicht sein. Ja ja… Die norwegische Vorstellung eines ausgeschilderten Wanderwegs sieht an dieser Stelle wie folgt aus: Ein steiles, ausgewaschenes Flussbett, welches alle paar hundert Meter mal mit einem roten Punkt an beliebigen Stellen gekennzeichnet ist. Könnte auch Blut sein, ist aber eine Wegmarkierung.

Von einem richtigen Weg kann man an dieser Stelle freilich gar nicht sprechen, denn man klettert über Felsen, Kies, Moor und Hinkelsteine (Oberlix hätte seine Freude daran) immer weiter in Richtung eines Lochs im Fels, was man allerdings nicht sehen kann. Ein witziger Kontrastpunkt zu der Streckenführung: An einigen Stellen stehen kleine Schilder mit QR Code zum einscannen. Hier bekommt man wohl Infos zu der Umgebung. Mein Handy hat den Code natürlich wieder nicht gelesen..aber für Leute mit funktionierender Technik sicher informativ

Der Aufstieg war zwar wie gesagt ein bisschen unwegsam, aber NICHTS gegen den Abstieg. Denn der war erst einmal Steil in Richtung Küste. Und an Stellen, die auf deutschen Wanderwegen bereits weitläufig wegen Absturzgefahr gesperrt wären, findet man in Norwegen noch nicht mal ein Seil. Wir hatten Spaß sag ich euch. Sowas finden wir einfach spitze und wollten gerne unbedingt mehr davon!! (Ohne allzuviel vorzugreifen: wir haben noch mehr davon bekommen ^^).
Das Loch selbst war natürlich, wie erwartet, GIGANTISCH. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. 35m hoch, bis zu 20m breit und knapp 170m tief/lang ist das „Loch“, welches Hestmannens Pfeil im Hut des Königs Somna hinterlassen hat.

Ihr hättet jetzt als Ursache wahrscheinlich irgendwas geologisch/tektonisches erwartet, gelle? Aber NEIN, nicht hier im Nordland – dem Reich der Mythen und Legenden

Hier läuft die Landschaftsgestaltung nämlich so ab (Kurzfassung): Vor laaaanger, laaanger Zeit, als Nordland noch ein Tummelplatz für übernatürliche Wesen war, begab es sich, dass die Kinder zweier benachbarter Riesen-Könige ziemliche Unruhestifter (Neudeutsch: "Rebellen") waren. Da war auf der einen Seite Hestmannen, der Sohn von Vagakallen und auf der anderen Seite die 7 Schwestern von König Sulitjelma. Die Schwestern wurden ins mystische Erziehungslager auf die Insel Landegode geschickt, wo bereits die schöne Lekamoya rum hockte. Auf Lekamoya hatte Hestmannen bereits lange ein Auge geworfen und beobachtete sie ständig. Dann kam es dann, dass die 7 Schwestern mit der schönen Lekamoya zusammen baden gingen und Hestmannen die Gunst der Stunde ergriff um Lekamoya zu erobern (aus moderner Sicht würde ich im davon abraten ein Mädchen beim Baden zu stören, aber damals….).

Die 8 prüden Damen flüchtete jedenfalls vor Hestemannen wie die Hasen entlang der Küste. Die 7 Schwestern waren etwas pummelig, weswegen sie sich auf der Insel Alsten zur Pause niederließen. Hestemannen interessierte das recht wenig, denn er war ja hinter Lekamoya her. Diese flüchtete bis in den Machtbereich des König Somna und drohte zu entkommen. Aus Frust legte Hestemann einen Pfeil an um Lekamoya nieder zu schießen, dies fand der König Somna gar nicht witzig und warf seinen Hut in die Flugbahn des Pfeils.

Dumm nur, dass alle beieinander vergessen hatten, dass die Sonne aufging und sie alle zu Stein werden ließ. So ragt der durchschossene Hut heute als Torghatten aus dem Meer, die schöne Lekamoya wurde zur Insel Leka, der böse Hestemann zur Insel Hestmannoy und die pummeligen 7 Schwestern bilden den berühmten, siebengipfeligen Gebirgszug „sieben Schwestern“ bei Sandnessjoen. Mit Blick auf Letzteren haben wir übrigens in einer netten kleinen Hütte den Abend verbracht und beobachtet, wie sich Gewitter und Wind über den Schwestern zusammen zog.
Tolle Geschichte oder? Ich bin fest davon überzeugt: So ist das gewesen und nicht anders. Dennis ist zwar anderer Meinung, aber Männer haben bekanntlich ja auch keinen Sinn für Mythen und Fabeln und so.
Zurück zum Tagesgeschehen:
Der Abstieg war wie gesagt kniffelig, vor allem weil wir ja noch keine neue "Zehenschlüpfer" hatten und mein linker Fuß noch von einem Treppensturz kurz vor dem Urlaub lediert war.
Als Einstimmung kamen wir ein paar Meter nach der Durchquerung des Lochs erst einmal an einem Hinweisschild vorbei, das ganz deutlich zeigte: Hier muss man mit Steinen von obene rechnen. Ach...das hätten wir jetzt nicht erwartet

Etwas weiter sahen wir dann auch die ganzen Steine, die hier wohl so ab und an herunter purzeln. Die Gelegenheit haben wir uns natürlich nicht nehmen lassen und haben erst einmal zwei Steinchen auf den großen Haufen gelegt. Man muss ja auch Zeichen setzten auf so einer Reise, oder?


Unten am Fuß des Bergs kam dann direkt wieder ein landschaftlicher Umschwung. Man würde denken man wäre auf irgendeiner ostfrisischen Insel. Binsen...Strand...Muscheln...Austernstecher.. Herrlich. Wenn man die Augen schließt könnte man denken, man stande im Wattenmeer *träum* Was noch auffällig war ist, dass wir entlang des Rückwegs unzählige leere Schneckenhäuser gefunden haben. Ein starker Tatverdacht ist dabei auf die Spatzen gefallen, die überall herumtrippelten. Weiß vielleicht jemand ob Spatzen Schnecken fressen? Oder warum die Schneckenhäuschen sonst alle verwaist waren?



Nach unserem knapp 4km langen Weg durch den Hut ging es für uns immer weiter entlang der RV17. Die Straße ist wirklich nur zu empfehlen, die ganzen Bergpanoramen ziehen einen unweigerlich in ihren Bann und bei den diversen Fährüberfahrten kann man richtig gut ausspannen.

Wir sind an diesem Tag von Horn nach Anndalsvag mit der Fähre übergesetzt (20 Min.) und dann mit Vollgas an der Küste entlang die 17km nach Forvik um dort die nächste Fähre zu bekommen.
Diese fuhr nämlich 1 Stunde quer über die Fjorde nach Tjotta und diese Überfahrt wollten wir unbedingt noch machen, da Sandnessjoen mit den 7 Schwestern ja unser Tagesziel war.

Die Stunde auf dem Oberdeck der Fähre war richtig toll, mit frischem Pfannekuchen aus der Bordküche lässt es sich richtig gut aushalten. Ich hatte mir schön dick Erdbeermarmelade oben drauf gestrichen und habe erst beim ersten Happen gemerkt, dass der Pfannekuchen innen mit dem guten Karamellkäse belegt war. Die Zusammenstellung war zwar eigenwillig, konnte aber gegessen werden. Nächstes Mal werde ich aber richtig hin gucken bevor ich zur Marmelade greife.

Dennis hatte zwischenzeitlich „erste Reihe Plätze“ auf dem Oberdeck reserviert und so konnten wir mit Büchern und Happa die Fahrt so richtig genießen, auch wenn am Horizont schon bedrohliche Wolken aufzogen.

Da der Wetterbericht ja eh Gewitter angesagt hatte, haben wir dann kurz vor Sandnessjoen auch den ersten Campingplatz angesteuert (direkt am kleinen Flughafen und DIREKT DIREKT an den 7 Schwestern) und uns zum ersten Mal seit Oslo wieder eine feste Unterkunft gebucht.

Eine Hütte mit Küchenzeile und eigenem Bad – Luxus. Aber so ließ sich das Wetter draußen herrlich entspannt beobachten und unsere Handtücher etc. können mal richtig durchtrocknen. Im Nachhinein betrachtet denken wir zwar, dass die Hütte total überteuert war, denn so viel haben wir den ganzen Urlaub nie wieder auch nur ansatzweise zahlen müssen, aber wir stempeln es einfach als Anfängerfehler ab. Haben schließlich daraus gelernt und danach immer fein nachverhandelt
Die Lage des Platzes muss ich aber trotz des Preises für die Hütte empfehlen. Die Stellplätze für Wohnmobile sind direkt an einer kleinen Steilküste zum Meer. Man hat einen super tollen Blick von dort und wir haben uns mit einem Paar unterhalten, welches dort auf jeder Reise Halt macht. Für uns nur verständlich, denn bei einem solchen Stellplatz ist sogar (oder erst recht) ein herannahendes Gewitter über dem Meer spektakulär anzusehen.

So, nun gehts wieder ans Bilder verkleinern und hoch laden. Ich schicke euch viele Grüße aus dem trüben Duisburg und beneide im Geheimen diejenigen unter euch, die demnächst in den hohen Norden aufbrechen dürfen
Gute Nacht,
Svenni