Hallöchen Zusammen,
die Woche ist rum und ein bisschen Zeit auf dem Sofa wird direkt wieder für Urlaubsbericht genutzt
syltetoy hat geschrieben:Ich hoffe das du noch gaaaaaanz viele Tage für uns hast.
Oh ja, da kommen noch ein paar. Wir haben haben noch nicht mal ganz Halbzeit
Pfalzcamper hat geschrieben:Man hat "ein wenig" das Gefuehl, dass Euch der Urlaub tierisch viel Spass gemacht hat
Jaaaaa, wir hatten total Spaß. Der Urlaub war für uns einfach der pure Wahnsinn in allen Belangen und aktuell wissen wir auch noch nicht, welches Reiseziel als nächstes kommen soll und ob Norge überhaupt noch zu toppen ist *verliebt ist*
titho hat geschrieben:Hallo Svenni,
was für ein toller Bericht, ich lechze schon nach der Fortsetzung. Tolle Bilder, wann gibts endlich mehr??????
Gruß Bettina
Klare Frage, klare Antwort: jetzt gehts weiter
Tag 12: 12.08.2013 Alta-Knivskjellodden-Olderfjord
Hard Facts:Von/Bis: Alta-Olderfjord
MINI-KM:ca. 353 km (Gesamt seit DU 3781km)
per Pedes: gut 18 km
Wetter: wolkig aber hin und wieder "blaue Löcher"
Tag 12 war der titelgebende Tag für diesen Reisebericht, denn heute hieß es für uns "Auf auf zum Nordkap!!", auch wenn wir den Globus nur aus der Ferne sehen würden. Aber dazu mehr

Der Morgen startete super in unserer kuscheligen Hütte in Alta. Nach der Wanderung zum Canyon haben wir wunderbar geschlafen und dann ganz ausgiebig gefrühstückt und laaaangsam den Wagen gepackt.

Die Fahrt von Alta gen Norden war ziemlich ereignislos, die Straße schlängelte sich zusehends durch das bereits bekannte "Nichts" und man konnte kilometerweit gucken, weil es nur kleine Bäume/Büsche gab, die dies verhinden würden.

Wir trafen auf etliche Vertreter der hiesigen Rentier-Population und waren immer wieder begeistert mit welcher Gelassenheit diese Kollegen direkt am Seitenstreifen auf Beutezug waren. Mampf, Mapf sag ich nur. Wir stellten aber fest: das sind soooo gutmütige Tiere, die gucken einen auch richtig knuffig immer gern an, sodass man tolle Fotos machen konnte

In Olderfjord hieß es dann Abschiednehmen von der E6, denn ab hier gings auf die E69. Der Plan war: erst Hütte beziehen, dann Mittagesssen und dann gestärkt auf zum Nordkap.

Der Campingplatz, auf dem wir dann in Olderfjord waren (Olderfjord Russens Camping) war ehrlich gesagt ein ziemlicher Reinfall. Die Gebäude sahen ziemlich runtergekommen aus und die Rezeption war direkt in einem Touristen-Souvenir-Shop. Auf die Frage ob die Hütte auch Dusche und Küche hätte kam nur ein müdes Lächeln. Wir ahnten Schlimmes. Als wir dann um das Hotelgebäude herum gekurvt waren fanden wir auf der Rückseite einige winzige Hütten. Ich sag mal so: wäre es eine Garage gewesen hätte Buddy nicht rein gepasst. -.- Die Sanitäranlagen waren auch unter aller Kanone und der ganze Platz sah irgendwie schmuddelig aus. Aber egal, wir waren im Nordkapfieber und haben uns dann mit unseren Klappstühlen mitten auf den Platz in die Sonne gesetzt. Ich habe Ravioli gefuttert und Dennis Nudeln mit Dosen-Thunfisch. Stärkung musste ja schließlich sein, zu diesem Zeitpunkt ahnten wir aber noch nicht wie viel Kraft wir wirklich noch brauchen würden

Gestärkt sind wir dann gegen halb 3 in Richtung Nordkap aufgebrochen. Über 100 km waren es noch zu fahren. Aber ich sag euch: Jeder KM war ein Erlebnis. Ich würde einfach mal stark anzweifeln, dass ein vergleichbar motorisierter MINI auf einer vergleichbar nördlich gelegen Küstenstraße schon mal ähnlich viel Spaß bei seinen Insassen fabriziert hat wie Buddy auf dieser Strecke bei uns. DER Wahnsinn.

Ich muss natürlich zugeben, dass wir die Geschwindigkeitsbegrenzungen an dieser Stelle eher als Empfehlungen interpretiert haben, aber die Versuchung war einfach zu groß.

Nach über 3000km mit dem vollgepackten Auto war er ja jetzt leer geräumt und die Straßen inkl. Kurven einfach ein Traum. Wir haben auch ein Video gemacht, das ist aber zu groß um es hier hochzuladen. Einfach herrlich.

Die Fahrt durch den Nordkaptunnel war dann ein Erlebnis für sich, es ging kräftig runter und steil wieder hoch und irgendwo dazwischen stand so viel Nebel im Tunnel, dass die Nebelscheinwerfer angeschmissen werden mussten. Und bibber kalt wurde es da unten auch. So muss es sich anfühlen als Pilot Nachts durch Wolken zu fliegen... Irgendwie ganz seltsam, aber auch unglaublich beeindruckend - vor allem wenn man noch die Wassermassen bedenkt, die sich zu dem Zeitpunkt über einem befunden haben.


In Honnigsvag haben wir dann noch 2 Kreuzfahrtschiffe gesehen. Die im Vergleich winzig kleine Vesteralen von Hurtigruten und daneben ein riiiiiessssen Kreuzfahrtschiff ohne für uns erkennbare Kennzeichnung. Wir waren an dieser Stelle schon sehr froh, dass wir nicht zum "Touri-Nordkap" fahren wollten, sondern die Wanderung zum Knivskjellodden unternehmen wollten. Am Globus wäre es an diesem Tag sicher voll geworden.

Wenig später, nachdem sich das Wetter drastisch verschlechtert hatte und sich die Straße enorm nach oben gewunden hatte, fanden wir den Parkplatz, der für die Wanderung ausgeschildert war. Drum herum einfach NICHTS. (Dagegen war bisher überall, wo ich bisher von "Nichts" geschrieben habe noch jede menge los.)

Ein windiges, eisiges Hochplateau ohne nennenswerte Merkmale. Flechten deckten den Boden zwischen den Steinen aus und der Pfad war nur durch die obligatorischen Steinhaufen als solcher zu erkennen. Also gut, dann wollen wir mal: 9km eine Strecke - auf auf und davoooon.

Zu Beginn waren wir noch sehr motiviert. Der Boden war übersäht mit Steinen und Findlingen und dazwischen viel Matsch von eher Gummiartiger Konsistenz. Der Weg war aber eben und ging allenfalls mal etwas bergab oder seicht bergauf. Wir haben ordentlich km gemacht und einige andere Wandersleute überholt.

Die Menschen die uns entgegen kamen sahen allerdings teils doch schon sehr ermattet aus...Naja, so sollten wir später auch aussehen, an dieser Stelle wussten wir ja immernoch nicht was auf uns zu kommen sollte


Nach ungefährt 4km konnten wir den ersten Blick auf das berühmte Nordkapplateau erhaschen. Das hat uns noch mehr motiviert und weiter gings mit großen Schritten.

Nach gut 6,5km kam auf einmal ein Tal in Sicht mit einem Strand und davor in Großaufnahme quasi das Nordkapplateau. Jetzt konnte es ja eigentlich nicht mehr weit sein.

Allerdings galt es vorher noch gut 100m Höhenunterschied zum Strand zu überwinden. Der Pfad war quasi nicht mehr vorhanden und der Weg bergab war nur daran zu erkennen, dass die Gräser und Flechten an den Stellen platt getreten waren.

Außerdem Steine über Steine, die mehr oder weniger hilfreiche natürliche Stufen bildeten. Bergab ging das ganze noch ganz gut, aber vor dem Rückweg graute es uns schon sehr.

Unten am Strand angekommen machten wir eingie Fotos, verschnauften und beobachteten eine Herde Rentiere auf dem Weg in Richtung Aufstieg.

Die folgenden noch gut 2km waren gekrackzel über glatt geschliffene Brandungsfelsen. Immer wieder musste man tiefe Einschnitte überwinden, was noch ordentlich an die Höhenmeterstatistik ging.

Als wir dann endlich auf der Spitze der Landzunge ankamen waren wir ganz schön am keuchen sag ich euch. Wir waren auch echt nicht in Form. Puuuuh. Aber der Blick. Nicht nur auf das Nordkappplateau und den darauf stehenden Globus, sonder vor allem auf die absolute Weite es Meeres gen Norden. Ein wahrer Augenöffner. Wir haben uns vor Ort brav in das Gästebuch des Wandervereins eingetragen (in einer Metallbox auf den Felsen geschraubt), haben mit unseren Mamas telefoniert, mit meiner Mama versucht ein Webcambild zu fabrizieren und einfach nur genossen.

Wir müssen sagen, die Tatsache, dass wir die fast 9km bis zur Spitze auf unseren eigenen Füßen zurück gelegt habe, lässt einen ein wahnsinnig erhabenes Gefühl verspüren, wenn man dann angekommen ist. Das muss man sich mal vorstellen, wir sind auf unseren eigenen 4 Füßen zum nördlichen Ende des europäischen Festlands marschiert!! Nicht mit dem Reisebus zum Plateau gefahren worden, nein wir haben es uns erlaufen. Ein herrliches Gefühl!! (Noch besser müssen sich die Leute fühlen, die mit dem Fahrrad ganz bis hier hoch fahren. Davor haben wir echten Respekt, wir hatten ja schließlich noch Buddy bis 9km vor Ende...)

Nachdem wir uns dann satt gesehen hatten und es langsam spät und kühl wurde machten wir uns schweren Herzens auf den Rückweg.

Nochmal die Wasservorräte an einem Gebirgsfluss auffüllen, ein paar Kekse futtern und dann los. Das war ein ganz schöner Gewaltmarsch.

Mit den ersten 9km in den Füßen, dann dem Wind und den enormen Steigungen die nun vor uns lagen war es echt gemein.

Schritt für Schritt ging es aber weiter. Wir haben noch etliche Rentiere gesehen, fotografiert und ich habe überlegt ihnen Schokokeks anzubieten...


Leider fing es auf Mitte des Weges an zu regnen, das machte den Boden natürlich gemein glitschig, weil alle Steine nun rutschig waren und der Matsch, der vorher Gummimäßig trittfest war wurde jetzt zu Morast, wo man schon mal bis zum Knöchel rein rutschen konnte (*hüstel*).


Ich mach jetzt mal einen Hehl daraus: wir waren fix und alle, durchgefroren und total kaputt, als wir am Auto ankamen. Wir waren sooo froh, dass Buddy noch da war als wir über die letzte Bergkuppe waren und als wir dann die obersten Klamottenschichten los waren hieß es Sitzheizung an und aufwärmen. Was für ein Tag, was für ein Tripp. Wehmütig machten wir noch ein Foto von der Schautafel und dann ging es ganz langsam wieder zurück. Ab da fuhren wir einen südgehenden MINI


Von der Fahrt zurück habe ich nicht mehr sooo viel mitbekommen, weil ich bald ziemlich eingedöst war. Allerdings hatten wir noch einen tollen Sonnenuntergang, der uns schon oben im Fjell tolle Fotos beschehrt hatte.

Wir sahen wieder viele Rentiere, eine ganze Herde im Vorgarten eines blauen Hauses. Die Leute freuen sich sicher auch über den guten Dünger


Um 23.30 Uhr waren wir dann wieder an unseren "Betten mit Dach" und sind nur noch hinein gefallen. Die Duschen waren so unansehnlich, dass wir ehrlich gesagt lieber gemüffelt haben als dort zu duschen.
Ja, so endete unser letzter Tag gen norden und damit ist tatsächlich Halbzeit. Wir waren an dieser Stelle so voller Eindrücke, dass wir gar nicht wussten, wie wir Fjordnorwegen noch aufnehmen sollten. Als erstes Resume kann man sagen, dass die Tour bisdahin anstrengend war, aber auch unsagbar schön, aufregend und eigentlich unbegreiflich.
Ich wünsche euch allen nun eine schöne, zweite Wochenendhälfte und eine gute Nacht mit einer Stunde mehr
Liebe Grüße,
Svenni