Vielen Dank euch allen fuer die Tipps und Beitræge!
Und hier wieder ein kleines Update:
Heute war ein Folkemøte angesetzt. Die Avfallsenergi AS wollte auf diesem Møte der interessierten Bevølkerung die Konsequenzanalyse vorstellen, erzæhlen, wie toll das alles werden wird

- und Fragen beantworten...

Zunæchst sollte das Ganze im Samfunnshuset stattfinden (da passen max. 250 Leute rein). Das wurde heute noch kurzerhand umdisponiert - in die Turnhalle. Gut so! Denn ca. 500 Einwohner waren da!
Als ich das gehørt hab, hat's mich erstmal hingesetzt. Damit hætte ich nicht gerechnet.
Irgendwie war alles so ruhig. Von nichts und niemandem hat man was gehørt. Es war auch im Betrieb kein Gespræchsthema. Und was man so auf Zeitungsartikeln im Internet teilweise fuer Kommentare gelesen hat, da hat's mir die Fussnægel hoch gerollt.
So zaghaft begann sich Widerstand zu ruehren. Ende Mærz wurde eine "Folkeaksjon" gegruendet - eine Vereinigung, die durch Informationen sammeln und Aufklærung dazu beitragen will, dass es gar nicht erst zu dieser Anlage kommt.
Mit 50 Leuten hat es angefangen. 50 NOK Mitgliedsbeitrag fuer jeden, einmalig. Dafuer sollen die Kosten fuers Kopieren von Infomaterial etc. finanziert werden. Was zum Schluss uebrig bleibt, wird ans Pflegeheim gespendet. Find ich toll. Unsere ganze Familie ist dabei - und ich hab auch gleich noch paar hundert Kronen extra ueberwiesen - es soll ja nicht am Papiermangel scheitern.

Nach 5 Tagen hatte sich die Zahl nahezu verdreifacht und nach dem heutigen Abend ist wohl mit einem weiteren Ansturm zu rechnen.
Am vergangenen Samstag gab es eine Werbekampagne im Supermarkt - in 3,5 Stunden kamen 69 neue Mitglieder dazu und noch mehr nahmen sich Informationsmaterial mit.
Natuerlich wurde im Vorfeld sehr akribisch recherchiert. Stunden-, tage- und næchtelang. Was (wie ich ja weiter oben schon schrieb) teilweise gar nicht so einfach war. Denn wie will man etwas recherchieren, was es gar nicht (oder kaum) gibt.
So nach und nach kamen - zumindest halbwegs annæhernd - vergleichbare Anlagen zu Tage. Aber was da abging mit Umweltsuenden - nicht einmal durchs Unternehmen selbst festgestellt, sondern durch zufællige staatliche Kontrollen....
Dann wollte sich diese Firma noch mit einer Referenzanlage in Deutschland bruesten - die Enviro Plasma in Friedland (Neubrandenburg), die mit dieser Technologie, die bei uns fuer Altøl, Lacke, Farben, Altbenzin, PCB, ölverunreinigte Masse und "andere gefæhrliche Abfælle" eingesetzt werden soll - dort in Friedland Elektronikschrott vergast - bzw. vergasen will....
Als ich das erfuhr, hab ich gleich alle møglichen Umweltschutzorganisationen angeschrieben und auch das entsprechende Ministerium in Mecklenburg-Vorpommern - ob es irgendwie møglich ist, Statistiken von Messwerten der Emissionen zu erhalten oder andere Infos. Greenpeace in Norwegen hat es nicht fuer nøtig gehalten, ueberhaupt auch nur eine Antwort zu geben. Und von Greenpeace in Deutschland kam nur eine automatisierte Mail zurueck - man hætte jetzt soviel mit Japan zu tun, da kønne man sich um die anderen Anfragen nicht kuemmern. Man solle doch die Suchmaschinen wie google benutzen. Ehrlich - da kam ich mir schon einigermassen verar... vor bei dem Hinweis mit Google. Aber nun gut.
Eine kleine lokale Umweltorganisation hatte sofort geantwortet - wusste allerdings nichts darueber, hatten mir aber auch noch die Kontaktdaten vom Umweltminiserium vermittelt. Auch der BUND hatte sich geruehrt, wusste allerdings auch nichts darueber.
Da kam ich schon ins Gruebeln - ist das vielleicht doch nicht so schlimm?
Aber ich sollte mich noch schwer wundern...
Nach ein paar Tagen kam aus dem Umweltamt von Mecklenburg-Vorpommern eine Antwort.
Diese Anlage wurde 2005 als Versuchsanlage genehmigt. 2008 hat man mit dem Bau begonnen. 2009 war die Anlage (baulich) fertig. Allerdings wurde es nie geschafft, einen kontinuierlichen Betrieb aufzunehmen, was Voraussetzung wære, um die Messinstrumente zu kalibrieren. Und demzufolge gab es auch noch nie eine Messung....
Jetzt Ende Januar wurde gegen diese Firma das Insolvenzverfahren erøffnet.
All das - die Antwort vom Ministerium samt Auszug aus den Insolvenzbekanntmachungen - hab ich mit allem, was ich sonst so in schlaflosen Næchten herausgefunden hab, an die "Macher" der Folkeaksjon weitergeleitet, damit dort alle Fæden zusammenfliessen.
Heute nun schlug die Stunde der Wahrheit. Was erst mit einer Mærchenstunde begann - endete in einem Desaster.... fuer die Veranstalter (und den Buergermeister).
Sie wussten auf nichts - aber auch auf gar nichts eine Antwort.
Sie wollten sich bruesten mit der ach-so-tollen Anlage in Deutschland. Na das war doch Wasser auf die Muehlen.
Ich kann mir die Gesichter leider nur vorstellen - als die vorgefuehrt wurden, dass sie nicht einmal wussten, dass diese Anlage nie in kontinuierlichem Betrieb war, es dadurch dort keinerlei Messwerte gibt und zu guter Letzt die Firma pleite ist.
Es war wohl auch von der Høhe des Schornsteins die Rede (was man ja auf der Fotomontage so eben verniedlicht hat - als das Bild ueber den Beamer an die Wand geworfen wurde, kam schallendes Gelæchter von 500 anwesenden Einwohnern...) - 40 bis 50 Meter hoch soll der Schornstein sein. Und das Gift, das dann da oben raus kommt, verteilt sich ja ganz schnell..... Man muss wissen, dass unser Ort in einem engen Tal liegt - und ein Wohngebiet befindet sich genau in dieser Høhe.... Na das war ein Eigentor!
Selbst einstige Befuerworter sind entsetzt - wie unprofessionell sich die "Macher" dort præsentiert haben. Die Konsequenzanalyse - 89 A4-Seiten voller Schreibfehler - nicht mal ordentlich korrekturgelesen. Teilweise stand noch der Name des Standorts drin, wo sie sich vorher ansiedeln wollten.
Und eine weitere wichtige Frage konnte nicht beantwortet werden: In der Analyse fuer den vorigen Standort 30 km weiter war eine Wahrscheinlichkeit von 1 "ungewuenschten Vorfall" in einem Jahr die Rede. Jetzt hat man mal eben 1 Vorfall in 10 Jahren prognostiziert. Allerdings ohne das in irgendeiner Weise begruenden zu kønnen.... Dilettantisch!
Und so ging das weiter - 3,5 Stunden lang.
Jetzt kommen immer mehr neue Mitglieder zur Folkeaksjon hinzu.
Und die Bevølkerung wird laut!
Auch auf Facebook steppt der Bær.....
Was bin ich froh!
(Sorry, dass das jetzt ein halber Roman wurde, aber das musste mal raus!)
Ich werde weiter berichten....