solche wetter sind auf allen Touren möglich, meine Schilderung einer Überfahrt mit color line ist in einer Anthologie erschienen"Nachtfahrt"
ich stell sie hier mal rein, obwohl ich glaub das hab ich schon mal....
Orkan-Die Nacht der Nächte
Zwei Wochen Ferien in Norwegen am Ende der Welt,
einsam abgelegen unsere Hütte, wir haben uns wohlgefühlt
in diesem 170 Seelen Dorf Aakra
So viele freundliche Menschen auf einem Haufen habe ich selten erlebt
Wir freuten uns über Einladungen zu netten Kaffeerunden und abendlichen
Zusammenkünften
Jede Absage einer Einladung hätte uns leid getan.
Wir haben viele nette Menschen kennen gelernt, neue Freunde gefunden.
Schnell werden die letzten Sachen verstaut
ein letztes Frühstück bei unserem Sohn
gespielte Fröhlichkeit, wir sind traurig
die schönen Tage sind vorbei.
Winkend und hupend verlassen wir Aakra, den Ort an dem wir unser Herz
verloren haben und an dem wir unseren Sohn zurücklassen müssen.
Die erste halbe Stunde sehe ich nichts , mit Tränen in den Augen ist man blind...... man kann die Schönheit des Landes nicht sehen.
Nach einigen Stunden quer durch Norwegen erreichen wir den Hafen, an dem uns am Abend eine große Fähre über das Skagerrak nach Dänemark bringen soll. Seit Stunden herrscht Sauwetter, der Regen peitscht ums Auto, Sturm ist angesagt. Na ja, denken wir Sturm, was ist das schon. Auf meine Anfrage am Terminal lächeln die Mädchen "Lit storm" - "kleiner Sturm" sagen sie " Das Schiff hat gute Stabilisatoren." Eine Nacht auf einem schwankenden Schiff steht uns bevor. Die ersten Stunden verlaufen zwar schwankend, aber es hält sich in Grenzen, man amüsiert sich, für Ablenkung ist gesorgt. In der Pianobar spielt und singt ein Pianist alte und neue Schlager. Man sitzt auf Barhockern um das Piano, wird mitgerissen, ein Gitarrensolist aus einer anderen Bar an Deck gesellt sich dazu, singt, spielt alle Schlager unserer Jugendzeit er reicht mir die Gitarre und...... ich spiele
”Blowing in the Wind” und ”die Lady in Black”------ bei ”I m sailing” laufen mir die Tränen.......... es ist spät nicht mehr viele haben es am schwankenden Klavier ausgehalten.
Wir merken gar nicht, dass wir uns nur noch mit beiden Händen festhalten müssen. Der Sturm hat zugenommen, das Schiff schwankt in alle Richtungen. Immer mehr Mitfahrer verschwinden - allen ist schlecht. Die wenigen, die ausharren, denen nicht schlecht ist, werden euphorisch, singen mit - Seemannslieder - Truckerlieder- von "Deine Heimat ist das Meer - bis "What shell we do with the drunken Sailer", es ist Galgenhumor.
Als wir uns kaum noch auf den Beinen halten können, das Schiff scheint nun auf hoher See zu sein, hangeln wir uns zu unserer Kabine, um uns hinzulegen, vielleicht ist es leichter zu ertragen. Das Schiff bäumt sich auf, legt sich schief, rüttelt und stampft, an Schlaf ist nicht zu denken. Um nicht aus dem Bett zu fallen halten wir uns mit beiden Händen an Tischbein und Lehne fest. Das Licht bleibt an, es ist unheimlich, die Schaniere knatschen, sämtliche Behältnisse fliegen durch die Gegend. Wir denken an den Untergang der Estonia, auch wir hätten keine Chance. Gegen Morgen ziehe ich mich an, mir geht es sehr gut, und versuche die Information zu erreichen. Unterwegs sehe ich die seekranken Leichen liegen. Alle Kabinentüren stehen auf, man hat Angst, man braucht die Kommunikation mit dem Nachbarn. Ich frage wie es geht, ich tröste junge Leute, verbreite Optimismus, einer alten Dame, einer Dänin geht es sehr schlecht. Wir unterhalten uns mit Händen und Füßen - Ich kann zwar Norwegisch, Englisch und Deutsch, aber bei Dänisch streike ich. Meine Sprachkenntnisse kommen mir trotzdem zu Gute. Als ich die Information erreiche sehe ich, wie die Dame sich abmüht Informationen die über Bordlautsprecher gegeben werden sollen, ins Deutsche zu übersetzen.
Kein Problem, ich spreche norwegisch, kann übersetzen. So erhalten nun die deutschen Mitreisenden schneller Nachricht, was los ist. Um kurz vor 9.00 Uhr tönt es durch den Lautsprecher - " Meine Damen und Herren, hier spricht der Kapitän. Wir erreichen in Kürze Hanstholm in Dänemark, leider muss ich ihnen mitteilen, dass wir zur Zeit nicht in den Hafen einlaufen können. Die Wellen sind zu hoch, wir könnten die Kaimauer rammen. Wir drehen eine Runde, versuchen es kann noch mal." Überall wird die Nachricht ruhig aufgenommen. Für die Seekranken ist die Tortour noch nicht zu Ende. Da ich eine der wenigen bin, der nicht schlecht ist, sehe ich wo ich helfen kann. Hier muss dringend jemand getröstet werden, dort ein Kind über die Toilette gehalten werden. Ich bin so beschäftigt, dass ich keine Zeit habe Angst zu haben. Meinem Mann geht es am Morgen wieder besser, seine Seekrankheit war von kurzer Dauer. Wir verlassen also unsere Kabine und hangeln uns zu den feststehenden Sesseln am Panoramafenster. Dort lassen wir das Schauspiel Meer an uns vorüberziehen. Die Gewalt des Wasser ist gigantisch. Wellenberge und Wellentäler wechseln sich ab. Das Schiff schlingert wie ein Spielball auf den Wellen. Fasziniert halte ich die Kamera immer wieder in die Wellen. Da startet der Kapitän einen neuen Versuch den Hafen in Dänemark anzulaufen. Der Bordlautsprecher schnarrt. " Alle sitzen und liegen bleiben" Wir starren gebannt auf die haushohen Wellen und die Gischt , die über die Kaimauern spritzt. Ist der Kapitän verrückt geworden, ist er lebensmüde? Kann der Kapitän überhaupt den Mut haben und versuchen in die Hafeneinfahrt reinzurutschen? Lassen die hohen Wellen das zu? Schaukeln und schwankend ächtsend und knatschend torkelt unsere 10 Stockwerke hohe Fähre mit 500 Menschen 300 Autos und Lkws an Bork wieder auf die Hafeneinfahrt von Hanstholm zu "Festhalten, sitzen und liegen bleiben" Wir schauen bangend aus dem Fenster - Wieder dreht der Kapitän in letzter Sekund ab, Nein, es geht nicht die Wellen sind zu hoch " In dreißig Minuten versuchen wir ers erneut " schnarrt es durch den Bordlautsprecher
Wieder eine große Runde, wieder in die Wellenberge und Täler. Es gib kaum noch Leute die nicht seekrank sind. Wir sind müde. die ganze Nacht nicht geschlafen, kaum einer auf dem Schiff ist ansprechbar. Komischerweise verspüre ich keine Angst , ich kann ja eh nicht gut schwimmen, mutmachend helfe ich anderen, übersetze die Durchsagen. Da sehen wir die Seenotrettungskreuzer aus Dänemark sind ausgelaufen und gruppieren sich um unser Schiff. Wie tröstlich denke ich, als ob überhaupt einer eine Chance hätte bei der aufgewühlten See. - Der nächste Versuch, es ist inzwischen der Siebte, - festhalten sitzen und liegen bleiben ich halte meine Videokamera aufs Meer filme die Hafeneinfahrt links das grüne Licht, rechts das rote Licht, oder war es umgekehrt?-alles kommt bedenklich nahe, in unwahrscheinlicher Schräglage schlenzen wir an der Kaimauer vorbei. Ob der Kapitän es schafft auch das Heck unbeschadet in den Hafen zu bekommen? Ob das Schiff umkippt? Die Wellen peitschen noch ein letztes Mal, lassen den Rumpf des Schiffes noch einmal erzittern, dann ist alles plötzlich vorbei. Wir stehen und applaudieren. Wir freuen uns über den guten Verlauf. Jeder geht schnell seine Reiseutensilien aus der Kabine holen. Seekranke tauchen plötzlich wieder auf, ein bisschen blass um die Nase wagen sie ein erstes Lächeln. Viele kommen auf mich zu umarmen mich still....... in mancherlei Sprachen höre ich ein ”danke schön” Wir nicken uns zu jeder sucht sein Auto, ist etwas kaputt? Nein, Glück gehabe, und jetzt nicht wie runter vom Schiff - ein Alptraum geht zu Ende. Eins ist sicher, ich schaue mir den Film Titanic nicht wieder an......
Hella