von Chris665 » Mo, 01. Feb 2010, 10:37
Hallo Mark,
von den Lofoten über Schweden nach Stavanger zu fahren, würde ich auch für abwegig halten, weil es doch ein Umweg wäre und landschaftlich eher eintönig.
Wer Zeit hat und die sechs bis sieben Fährüberfahrten nicht scheut, sollte unbedingt eine Strecke über den RV 17 fahren. Hier der bestreffende Auszug aus unserem Reisebericht:
... und dann geht´s endlich auf den lang ersehnten Riksveg 17. Von Trondheim fahren wir über Steinkjer nach Namsos und dann versehentlich ca.10 km auf der 17. Das kommt uns sehr langweilig vor und wir besinnen uns auf den Tipp, am Kreisel in Namsos auf die 769 Richtung Rörvik abzubiegen. Wir fahren zurück, und richtig, gleich hinter den letzten Häusern von Namsos beginnt eine Traumstrecke durch die vielgestaltige Küstenlandschaft - wie aus dem Bilderbuch! Kurz vor Rörvik trifft die 769 auf die 770, der wir nach rechts nach Kolvereid folgen. 8km hinter Kolvereid geht’s links auf die 771, später dann rechts nach Kjelda, wo uns die 17 wieder hat. Ein unvergessliches Erlebnis! Gegenüber der 17 beinhaltet diese Strecke zusätzlich die kurze Fährüberfahrt Lund-Hofles, aber was soll´s, wir sind zum Genießen hier!
Dann bleieben wir der 17 treu und bummeln in sechs Tagen gemütlich bis nach Bodö hoch, lassen uns von Fähre zu Fähre (weitere sechs) treiben. Mal gehen wir mit unserem 7,5-Meter-Womo für unter 6 Meter durch, mal zahlen wir den wesentlich teureren Bis-7-Meter-Preis, niemals aber den Bis-8-Meter-Preis. Wir sind bester Laune und zahlen gern, denn diese superschöne Küsten-Bummeltour ist es allemal wert. Jedes Mal kommen wir mit der nächsten Fähre mit, ohne reserviert zu haben. Alles ist sehr relaxt, und wir geraten völlig aus der Welt und aus der Zeit. Während der Überfahrt Kilbogham-Jektvik überqueren wir den Polarkreis, und alle knipsen die an Land aufgestellte Weltkugel.
Der Weg ist das Ziel, das gilt besonders für den RV 17. Eine Ecke ist schöner als die andere. Traumhafte Buchten, bizarre Inseln am Horizont, ein rollstuhlfahrergerechter Angelplatz am romantischen Seeufer (was Norwegen doch für ein zivilisiertes Land ist!), kurz darauf wild schäumende Katarakte, an manchen Stellen sieht es aus wie in Kanada und so weiter und so fort - Landschaftsgenuss pur! In Bronnoysund haben wir unsere erste Begegnung mit einem Hurtigruten – Schiff, der „Nordlys“, die um kurz nach 17 Uhr unter der elegant-fragilen Brücke hindurchgleitet, die offenbar so geplant wurde, dass das größte Hurtigruten-Schiff gerade so durchpasst. Dann schwingen wir uns auf die Fahrräder und radeln zum 12km entfernten Torghatten, dem Berg mit dem Loch, das man in einem kurzen Fußmarsch erreicht. Hinter Tjotta erleben wir eine amphibische Mondlandschaft, die in dem trüben Wetter völlig überirdisch erscheint. Eigentlich wollten wir auf zumindest eine der sieben Schwestern wandern, aber sie hüllen sich majestätisch in einen Mantel aus Nebel und niedrigen Wolken. So begnügen wir uns mit einem nächtlichen Foto und dem Peter-Dass-Museum. Die entgangene Wanderung machen wir ca. 15km hinter Nesna. Selbst wer das Sjonfjell nur eilig überquert, sollte unbedingt am Aussichtspunkt mit spektakulärem Blick über den Fjord bis hinüber zu den bizarren Inseln stoppen.
Bald darauf bietet sich an, nach Mo i Rana abzubiegen, um den Svartisen-Gletscher von der Ostseite zu besuchen, zum Marmorschloss und darüber hinaus, im Stormdalen oder im Rago-Nationalpark zu wandern. Wir haben uns aber diese Ziele für die Rückfahrt vorgenommen und bleiben auf der 17. Kurz vor der Fährstation Agskardet liegt in majestätischer Bergkulisse ein wunderschöner See, in den ein Bächlein einmündet. Dem Parkplatz gegenüber, auf der anderen Straßenseite, lassen wir uns durch ein Schild auf die herrliche Wandertour zum Rinsmalstinden locken. Ja, und dann, nach der nächsten Fährüberfahrt, kommt bald der Svartisen (Westseite) in Sicht. Zusammen mit einem gutgelaunten Harley-Davidson-Club aus Oslo, der auch die 17 abfährt und uns schon mal auf einer Fähre begegnet ist, setzen wir mit dem „Isprins“ über zur alten Endmörane, hinter der sich der Gletschersee staut. Drüben angekommen fahren wir mit dort ausgeliehenen Mountainbikes bis nahe an´s Eis (zu Fuß ist das auch gut zu schaffen). Über herrlich bunte Felsbänder, die der Gletscherschliff hinterlassen hat, geht es zu Fuß dann das letzte Stück hoch zur Gletscherzunge, wo uns ein eisiger Fallwind in Empfang nimmt. Wie die Kühe und Schafe, die die Szenerie wundervoll beleben, lassen wir uns dadurch aber nicht stören, sondern kosten unsere kompakte Superzoom aus, mit der wir gefahrlos in die Gletschertore und -spalten hinein fotografieren können. Auch das herrlich am Gletscherfluss gelegene Pfadfinderlager besuchen wir. Die Tipis liegen indes verlassen da, nur die Schlafunterlagen aus Rentierfell hängen zum Lüften im Wind.
In Storvika (Entsorgungsstation am Supermarkt an der Abzweigung), heißt uns ein herrlicher Sandstrand mit Picknickbänken willkommen, und am kleinen Hafen lockt uns ein Wegweiser auf einen „Tursti“, den wir uns nicht entgehen lassen. So trödeln wir weiter an der Küste längs, lassen uns gelegentlich auf Nebenstrecken wie die 838 ein, entdecken dort z.B. per Zufall das Heimatmuseum bei der alten Kirche von Gildeskal. Irgendwie passt es uns gar nicht so recht, dass wir uns Bodö nähern. Wir haben das Gefühl, hier unser Leben verbringen zu können (zumindest im Sommer)! Irgendwie hat sich unser Denken wunderbar entschleunigt. Klar, wir wollen zu den Lofoten, das wissen wir schon noch, aber das Getriebensein ist verschwunden.
Der Saltstraumen, hm, nach allem, was wir bisher gesehen haben, weiß ich nicht recht, was die Leute daran finden. Eher begeistern wir uns für den fetten Otter, der uns am Abend mitten im Hafen von Bodö über den Weg läuft. Wir informieren uns über die Fährmodalitäten, suchen ein ruhiges Plätzchen für die Nacht und stehen am nächsten Morgen zwei Stunden vor Abfahrt in der Wartespur. So kommen wir ohne Reservierung mit.
Ich glaube, auch nach Eröffnung der Lofast-Strecke würde ich zu den Lofoten wieder so anreisen.
Grüße, Chris