Eiszeit in 20 Jahren?

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen

Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Julia » Fr, 05. Mär 2004, 17:09

Christian schrieb: "Erst wenn die Temperatur noch weiter steigt, so dass im Winter wieder weniger Schnee fällt und im Sommer das Eis noch stärker schmilzt, schwinden die Gletscher wieder. Das ist jedoch (auf Grund der ohnehin wärmeren Winter) der Fall in den Alpen im Gegensatz zu den norwegischen Gletschern. "

Ich weiss, deshalb erwähnt ich ja oben, dass der Josten ein Küstengletscher ist, der in erster Linie von den Niederschlagsmengen lebt.

Trotzdem darf es eben ja nicht zu warm werden, und wir wissen ja alle, dass die letzten beiden Sommer den norwegischen Gletscher (also nicht nur den Alpengeltschern) gar nicht gut getan haben. Ich bekam neulich den Rapport vom NVE über die Messungen in Jotunheimen, und das sieht grauselig aus. Wenn das so weitergeht, ist davon bald nichts mehr übrig. Hoffentlich kommt dann die Golfstrom-Auswirkung schnell :wink:
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Christian König » Fr, 05. Mär 2004, 17:18

Hi Julia!

Julia hat geschrieben:Trotzdem darf es eben ja nicht zu warm werden, und wir wissen ja alle, dass die letzten beiden Sommer den norwegischen Gletscher (also nicht nur den Alpengeltschern) gar nicht gut getan haben.

Ich weiß - mein obiges Posting war auch nur als Ergänzung/Zusatz zu diesem recht vielschichtigen, interessanten Thema gedacht.


Julia hat geschrieben:Ich bekam neulich den Rapport vom NVE über die Messungen in Jotunheimen, und das sieht grauselig aus.

Wo hast Du die Daten her bekommen - gibt es die irgendwo im Netz? Würde da gerne mal einen Blick drauf werfen. Hast Du sonst vielleicht ein paar Links zu aktuellen norwegischen Gletscherdaten?

Danke,
Chris
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Horst Gassner » Fr, 05. Mär 2004, 17:26

Servus Roger, Julia, Maxe!

Roger hat geschrieben:Vielen Dank Julia für deinen Beitrag! Finde den echt gut, obwohl er hart ist aber du hast schon recht.

@Maxe, sorry ich will dich nicht angreifen aber wenn ich dein Posting durchlese dann habe ich das Gefühl das du die vorhergehenden Postings nicht im geringsten verstanden hast :!: :!: :!:
:arrow: Es geht nicht darum das du kein Auto mehr verwenden sollst!! Es geht darum das man sich bewusst wird was man macht

Roger, Da hast Du mir jetzt aber die Worte aus dem Mund genommen ;-)

Auch ich finde Julias Beitrag für sehr gut, und sie hat vollkommen recht, wenn sie schreibt, dass die Natur / Erde schon ihre Wege findet, um weiterzubestehen. Und wenn es sein muss, eben durch eliminieren einiger Geschöpfe...

Und Maxe: es hat ja hier ja niemand (in einem Anfall von Scheinheiligkeit) geschrieben, dass er ab sofort wegen seines schlechten Gewissens nie mehr in den Urlaub oder zur Arbeit fährt. Du wirst auch mich - als Österreicher mit einer sehr langen Anreise - sicher wieder in Norwegen antreffen. Es geht einfach darum, sich zu überlegen, was man selber tun kann und sich wenigstens Gedanken zu machen, was man verbessern kann. Roger hat ja auch einige Beispiele gebracht.

Zwischen den 2 Extremen: auf alles verzichten (bis zum Kühlschrank ;-)) und einfach die Sau rauslassen (z.B. auch im Winter im T-Shirt in der Wohnung sitzen umd dafür mehr heizen) gibt es viele Zwischenwege, die man einschlagen kann.

@Martin: danke für den Link - ist sehr interessant!

Servus
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Julia » Fr, 05. Mär 2004, 17:27

http://www.nve.no (Norges vassdrags og energi direktorat)

Da steht schon einiges drin. Ich habe denen ein Mail geschrieben und gefragt, ob die den jährlichen Rapport, der in Englisch herausgegeben wird, zuschicken könnten, und das haben sie getan. Ich wollte die Daten für unser Projekt (Du weisst schon :wink: ) haben. Morten meinte, das kostet was, aber ich hab's kostenlos bekommen. Ins Ausland verschicken sie es aber wahrscheinlich nicht gebührenfrei.

Lieben Gruss
Julia
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon sgm » Fr, 05. Mär 2004, 18:40

Julia hat geschrieben:Hallo Christian, danke! Dann war es also vor 5000 Jahren, dass der Golfstrom zusammengebrochen ist :P , und so weit reicht natürlich die Temperatur- und Klimamessung nicht zurück. Schade eigentlich, weil megaspannend :P

Es gibt keine Hinweise darauf, dass vor 5000 Jahren oder um 1750 mit dem Golfstrom irgendwas anders war, als zum heutigen Zeitpunkt :!:
Gruss Stefan G. 8)
sgm
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Horst Gassner » Fr, 05. Mär 2004, 19:04

Servus Stefan!

sgm hat geschrieben:Es gibt keine Hinweise darauf, dass vor 5000 Jahren oder um 1750 mit dem Golfstrom irgendwas anders war, als zum heutigen Zeitpunkt :!:


Das ist richtig. Lt. den Ergebnissen der Bohrungen auf Grönland und der Untersuchungen der Sedimente auf dem Meeresboden sollte der Golfstrom zum letzten Mal vor etwa 11.000 Jahren zusammengebrochen sein. Habe im Web etwas danach gesucht, in verschiedenen Artikeln werden Zahlen zwischen 10.000 und 13.000 Jahren genannt.

Wer gerne selber etwas recherchieren will:

Vivisimo-Suche nach -Golfstrom Zusammenbruch-

@Julia: die Geschichte des Josten interessiert mich nun. Denkst Du, etwas über die Gründe der Schwankungen des Gletschers herausfinden zu können? Ich "kümmere" mich noch etwas um den Golfstrom...

Bis später
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Horst Gassner » Fr, 05. Mär 2004, 19:07

hier noch ein sehr interessanter Link zum Klima im allgemeinen:
http://www.hamburger-bildungsserver.de/klima/bilder/

Servus
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon uteligger » Fr, 05. Mär 2004, 22:10

Moin.

Auch ich betrachte seit langer Zeit diese Entwicklung mit Sorge. Das Kind muss wohl wirklich in den Brunnen gefallen sein, damit ein Umdenken und Handeln erzwungen wird.

Nur, was machen wir tatsächlich? Da werden ganze Lagerhäuser auf die Straße verlagert. Bahntrans nutzt fast nur die Straße zum Güterverkehr und der Schienennahverkehr verödet. Wenn man vom Tempolimit 130 nur spricht, geht ein Aufschrei durch die Nation.
Da werden Krabben aus der Nordsee von Büsum nach Marokko per LKW zum pulen gekarrt um wieder als frische Krabben in Deutschland in der Theke zu landen. Jedes Lebensmittel hat bis wir es verzehren etliche Hunderte Kilometer Transport zurück gelegt. Wenns dann noch ein Lebensmittel ist.

Nur das Planfeststellungsverfahren eines Windkraftwerkes hat die Gründung einer Bürgerinitiative zur Folge, selbst wenn die Dinger Offshore in der Nordsee stehen sollen.

Norwegen verballert seinen Wasserkraftstrom auf den europäischen Markt um Kohle zu machen und muss im Winter teuer im Ausland zukaufen, weil dummerweise der Regen nicht in die Stauseen niederging.

Hat sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten so verändert? Sind wir alle gleichgültig, bequem und zu Egoisten geworden?

Manchmal frage ich mich, warum habe ich mir im November 1976 in Brokdorf eigentlich was auf
die Fresse hauen lassen. Da gab es noch eine Massenprotestbewegung. Und heute?
Wir sind glücklich weil es noch Aldi und Lidl gibt. Und kaufen mit nem Kasten Bier zur Beruhigung
als Zugabe einen Quadratmeter Regenwald.


Vielleicht sollte jeder selbst mal in sich gehen und sich befragen, was wir Mittlerweise machen und zulassen.

Hilsen
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Martin » Sa, 06. Mär 2004, 0:45

Hei,

@ uteligger

genau !!! :super:

Gruss, Martin
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Julia » Sa, 06. Mär 2004, 18:19

Stefan und Horst:

Euch ist die Ironie bzw. der Spass in meinem Ton entgangen (hätte vielleicht diesen Smiley nehmen sollen: :wink: ). Selbstverständlich gibt es keine Hinweise darauf, dass vor 5000 Jahren der Golfstrom zusammenbrach. Ich habe das ja in meinem ersten Posting sowieso in Frage gestellt. Aber irgendwas muss ja die Wärmeperiode nach der letzten grossen Eiszeit (wo der Jostedalsbreen wegwar) und die Kälte- bzw. niederschlagsreiche Periode danach (vor 5000 Jahren), als er wieder zunahm (mit grösster Ausdehnung in neuerer Zeit um 1750) ausgelöst haben. Nach den Golftromerkenntnissen, die Horst gepostet hat, fragte ich mich nun (halb spasses- und halb ernsteshalber), ob dies vielleicht der Grund gewesen sein könnte :?:
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Julia » Sa, 06. Mär 2004, 18:22

Horst: ein wenig zum Jostedalsbreen steht auf http://www.etojm.com unter Breheimen und dann Jostedalsbreen. Mir sind selber keine Infos im web bekannt, alles Recherchematerial haben wir aus der Bibliothek (norwegisch). Aber NVE http://www.nve.no kann hier vielleicht weiterhelfen?
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Horst Gassner » Sa, 06. Mär 2004, 20:20

Servus Julia!

Euer Server war leider gerade nicht erreichbar. Habe dann aber hier etwas gefunden:
http://www.jostedal.com/jostedalen.htm

Dort ist zu lesen, dass vor etwa 250 Jahren eine "kleine Eiszeit" ihren Höhepunkt erreicht hatte ("Ergebnis" daraus ist die sogenannte 1750 Möräne - wohl darum, weil sich ab diesem Jahr der Gletscher wieder zurückzog und eben genau diese Möräne zurückließ). Über diese maximale Ausdehnung um 1750 hast Du ja auch schon geschrieben...

Über jene Zeit, als der Jostedalsbreen komplett verschwunden war, steht dort aber leider nichts.

Ich habe aber über Email angefragt - evtl. kommt ja eine Antwort darauf.

Schöne Grüße
Horst
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Jürgen Wulf » Sa, 06. Mär 2004, 20:25

Hier ein kleines Foto, vom Mai 2003.
In den letzten zehn Jahren ist der Nigardsbreen kräftig gewachsen, und zwar so viel, dass er in einigen Jahren das Seeufer erreicht, wenn die Entwicklung so weitergeht.

Viele Grüße aus Bremen

Jürgen

Bild
Zuletzt geändert von Jürgen Wulf am Sa, 06. Mär 2004, 20:59, insgesamt 2-mal geändert.
heerrsteitdedejimmerheersteit!
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Christian König » Sa, 06. Mär 2004, 20:49

Hi Horst!

Horst Gassner hat geschrieben:"Ergebnis" daraus ist die sogenannte 1750 Möräne - wohl darum, weil sich ab diesem Jahr der Gletscher wieder zurückzog und eben genau diese Möräne zurückließ


Auch wenn ich vom eigentlichen Thema recht weit abschweife: Diese Moräne liegt direkt am RV604 und dem Parkplatz des Gletschermuseums.

Kleine Korrektur: Eine Endmoräne bildet sich normalerweise dann aus, wenn der Gletscher still "steht". Das mitgeführte Gestein, wird so eben genau an einer Stelle abgelagert. Beim Rückzug werden die Ablagerungen über eine große Fläche verteilt - beim vorwärts Schieben begräbt der Gletscher ohnehin alles unter sich, so dass es kaum zu Moränenbildung kommt.

Sehr schön Beobachten lässt sich übrigens die Moränenlandschaft der "kleinen Eiszeit" nicht nur am Nirgardsbreen sondern (nach meiner Meinung noch viel besser) auch am Bergsetsbreen. Man erreicht den Bergsetsbreen in dem man dem RV604 nicht bis zum Gletschermuseum folgt sondern ca. 3 Kilomter zuvor nach Bergset abbiegt.

Ab dem Parkplatz eine angenehme, kurze Wanderung bis zum Gletscher: http://norwegen-freunde.com/chris/Wande ... breen.html. Man erlebt dort die Gletschergeschichte hautnah von zunächst bereits wieder recht dicht bewachsenen Moränen bis hin zur Steinwüste direkt vor der Gletscherzunge. Kann ich jedem Gletscherinteressierten nur empfehlen.

Schöne Grüße,
Christian
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Re: Eiszeit in 20 Jahren?

Beitragvon Horst Gassner » Sa, 06. Mär 2004, 21:00

Servus Chris!

Christian König hat geschrieben:Kleine Korrektur: Eine Endmoräne bildet sich normalerweise dann aus, wenn der Gletscher still "steht". Das mitgeführte Gestein, wird so eben genau an einer Stelle abgelagert..

Das heißt also, dass der Gletscher um 1750 einige Zeit stillgestanden sein muss, nachdem man auf der Webseite http://www.jostedal.com/jostedalen.htm von einer "1750 Möräne" spricht.

Danke!

Ich habe übrigens auch an das "Norsk Bremuseum" ein Mail mit der Bitte um Infos geschrieben.

Schöne Grüße
Horst
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