Gerhard1002 hat geschrieben:Ich habe vor, mir einen neuen Arbeitsplatz in Norwegen zu suchen... ob es dann auch zu einer kompletten Auswanderung führen wird, kann man wahrscheinlich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen. Ich werde nicht gleich blauäugig rein springen, dafür habe ich schon zu viel gelesen und gehört.
Das ist eine gute Voraussetzung. Insbesondere werden die erforderlichen Sprachkenntnisse meist unterschätzt. Norwegisch gilt zwar als für Deutsche leicht zu erlernen, aber es hat durchaus viele Tücken im Alltag, insbesondere Dialekt mit Vokabeln, die in keinem Wörterbuch zu finden sind. Das Norwegische funktioniert auch anders, der akkurate Ausdruck bei simpler Grammatik der Sprache wird durch viele Prä- und Pospositionen, Satzbau, Ausprache und Betonung erreicht und das sind viele Feinheiten, die örtlich stark abweichen.
Gerhard1002 hat geschrieben:Nun zu den eigentlichen Fragen:
1. Ich habe vor, mit meiner Lebenspartnerin nach Norwegen zu gehen. Sie hat einen knapp 4 jährigen Sohn und müsste sich dann die erste Zeit mal um Kind, Kita und ein paar andere Dinge kümmern. Da wir dann prinzipiell zwei Parteien sind, hätte sie dann Anspruch auf eine Grundsicherung, wie es bei uns in Deutschland auch der Fall wäre oder gilt man dann als Lebensgemeinschaft, wobei ich dann alleine für das Einkommen zuständig wäre?
Wie bereits gesagt, es gibt keinen Anspruch auf Grundsicherung in Norwegen, wenn man die erforderlichen Mitgliedszeiten im norwegischen Versicherungssystem noch nicht hat.
Ihr geltet nicht als zwei Parteien, wenn ihr ein gemeinsames Kind habt oder miteinander verheiratet wart. Ihr wärt in jedem Fall verpflichtet, die Partnerschaft anzugeben, auch wenn sich dadurch nichts in den Leistungsbezügen ändert, soweit ich weiß.
Ich habe selber keine Kinder, weiss aber, dass die Kosten für KiTas varieren. Hier gibt es dazu einen Beitrag
viewtopic.php?f=3&t=29441&start=15#p270219Gerhard1002 hat geschrieben:2. Hat Jemand Erfahrung mit privaten Arbeitsvermittlern und könnte mir vielleicht noch Jemanden empfehlen?
In Deutschland habe ich keine bzw. schlechte Erfahrungen mit Arbeitsvermittlern gemacht, meistens geht es denen nur darum, den "Vermittlungsgutschein" zu kassieren.
Es gibt einige deutsche Weiterbildungsgesellschaften, die norwegisch Kurse anbieten und anbieten, ein Bewerbungstraining und eine Reise zu Arbeitgebern zu machen. Ich halte davon nichts, aber dazu gibt es auch gegenteilige Meinungen.
Generell ist der Arbeitsmarkt im Moment in Norwegen sehr schlecht und setzt damit eine Tendenz fort, die sich bereits in den letzten 4, 5 Jahren abgezeichnet hat. Daher denke ich, dass zu große Versprechungen immer unseriös sind.
Von norwegischen Zeitarbeitsfirmen habe ich gehört, dass sie gute Möglichkeit bieten und nicht o lausig bezahlen wie in D, allerdings ist es auch hier möglich, dass sie in auftragsschwachen Zeiten Leute entlassen.
Gerhard1002 hat geschrieben:3. Bieten die Arbeitsvermittler dann auch aktive Unterstützung bei der Einreise und der Wohnungssuche an oder gibt es da öffentliche Stellen?
Soweit ich weiß, machen das Arbeitsvermittler leider nicht, vermutlich, weil der Wohnungsmarkt schwieriger ist ls in D. Manche Arbeitgeber mieten für ihre "Gastarbeiter" Wohnungen, in die man einziehen kann, aber zu welchen bedingungen weiß ich nicht.
Es gab mal einzelne Kommunen in Nord-Norwegen, die Programme hatten, um gezielt Ausländer zum Ansiedeln zu bewegen, aber ich denke, dass sie eingestellt sind.
Die öffentliche Anlaufstelle ist das NAV, die haben auch eine Stellenbörse. Sie ist aber nicht "erschöpfend", viele Stellen geraten gar nicht mehr in öffentliche Ausschreibungen, weil die Unternehmen manchmal schon genug Bewerbungen von Personen vor Ort haben
Gerhard1002 hat geschrieben:4. Wie lange vor Arbeitsantritt sollte man vor Ort sein, um ohne Zeitdruck die notwendigen Formalitäten zu erledigen?
Problematisch fand ich vor allem die Wohnungssuche über das Internet. Ohne eine D- oder P-Nummer bekommst du keinen Lohn, der müsste zurückbehalten werden und würde dann ausgezahlt, sobald die Nummer da ist. Das ist also die wichtigste Voraussetzung.
Ich hatte ca. drei Monate vorher einen Arbeitsvertrag (Bewerbungsgespräch war gut verlaufen, so dass ich in der selben Woche einen Vertrag bekam) und bin 3 Tage vorher da gewesen. Eine D-Nummer bekommt man "sofort" zugeteilt, die Bearbeitung dauert etwa 14 Tage, damit kannst du bereits ein Konto eröffnen und wirst steuerlich und versicherungstechnisch veranlagt. Du bekommst damit auch einen Handy-Vertrag (Reisepass nötig). Gleichzeitig kannst du eine P-Nummer beantragen, das dauerte bei mir ca. 3 Monate, glaube ich. Die Umstellung ist etwas kompliziert und die D-Nummer ist den meisten hier unbekannt, deswegen gibt es häufig Probleme damit, die aber alle lösbar sind, wenn man es erklären kann. Ich empfehle diesen Weg, damit du schnell anfangen kannst, wenn du einen Job hast und deine Familie dann nachzuholen, sobald ihr eine angemessene Wohnung habt.
2. Weg: Ansonsten müsstest du Mietvertrag und Arbeitsvertrag vorher haben, euch beim Skatteetaten anmelden, die P-Nummern beim UDI bestellen und einen Termin bei der zuständigen Polizei vereinbaren, um die Unterlagen und Pässe vorzulegen. Mit der P-Nummer gibt es dann die offizielle unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung und dann kannst du ein Konto eröffnen, ein Telefonanschluss bekommen und anfangen zu arbeiten.
Gerhard1002 hat geschrieben:5. Gibt es in Norwegen auch Kautionszahlungen für Wohnungen und falls ja, in welcher Höhe?
gewöhnlich sind zwei Monatsmieten. Dass sie verzinst werden müssen, war mir neu. Ich habe keine hinterlegen müssen.
Gerhard1002 hat geschrieben:Mal wieder vielen Dank im Voraus für eure Hilfe...
Gruß Gerhard
Bare hyggelig!