Wir waren letzte Woche für zwei Tage in Lübeck. Unser Ziel war das 2015 eröffnete Europäische Hansemuseum und die dortige Sonderausstellung „Silberglanz & Silbergier“ mit zahlreichen Exponaten der Bergener Gold- und Silberschmiedezunft aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Diese werden zum ersten Mal außerhalb Norwegens gezeigt und stammen aus den KODE Kunstmuseen in Bergen.
Es stand uns ein langer Aufenthalt bevor, denn normalerweise halten wir es in Museen nicht sehr lange aus; meistens sind wir bereits nach 1 bis 2 Stunden wieder draußen, abhängig von der Größe des Museums.
Zuerst ging es aber in das Hansemuseum, in dem zum Abschluss im Burgkloster auch ein Replikat des letzten Hansekontors in Bergen zu sehen ist.
Vorweg sei gesagt, dass wir noch sehr viel mehr Neues erfahren haben, ungeachtet unserer „Hanse- und Norwegenbibliotheken“ zuhause.
An der Kasse erhält man ein Ticket, auf dessen Rückseite sich ein „Schlüssel“ befindet, mit dem man an Monitoren und anderen Stationen Informationen abrufen kann. Zuvor muss die Sprache gewählt werden (Deutsch – Englisch – Schwedisch – Russisch), dann eine von 50 europäischen Städten sowie eines von vier Interessengebieten ausgewählt werden, z.B. Leben und Arbeiten, Handel, Schöne Dinge und Kunst etc. .
Man wird von einem Museumsführer zu einem Fahrstuhl geführt, der in die archäologische Grabung zu den Ursprüngen Lübecks und die historischen Schichten des Burghügels führt. Allerdings kann man nicht einfach den Fahrstuhl anfordern und loslegen. Zwischen den einzelnen Zugängen der Besucher liegen etwa drei Minuten. Dieses Intervall bezweckt, dass sich die Besucher nicht um denselben Monitor scharen, sondern man in Ruhe von Schaustück zu Schaustück gehen kann, ohne gestört zu werden oder selbst zu stören. Ein Nachbau eines Teils einer Kogge mit Waren zeigt einen Zusammenschluss an der Newa um 1193. Der Weg im Museum, 2,30 m unter Normal-Null, führt dann an die Anfänge und nach Lübeck um 1226 zum „Städteboom“ und dem gesellschaftlichen Wandel. Er führt dann weiter zum Aufstieg der Hanse, nach Brügge um 1361, zu den Pestjahren um 1367, die dadurch bedingten gesellschaftlichen Umbrüche, nach London um 1500, zum Thema Prestige und zum Hansetag 1518 mit den seinerzeit herrschenden Konflikten und der Diplomatie und wird abgeschlossen mit dem Thema der Wirtschaftsethik: Handel und Glaube.
Hier ist der Link zu dem Museum mit einem kleinen YouTube-Film, der eine gute Übersicht gibt:
http://www.hansemuseum.eu/museum/
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Dann meldeten sich nicht nur der Durst, sondern auch der Magen. Passend zur Silberausstellung war die Speisekarte mit u.a. norwegischen Gerichten „bestückt“. So haben wir uns für den norwegischen Eintopf: fårikål – Schaf im Kohl entschieden. Er schmeckte zwar nicht so „hausgemacht“ wie bei unseren norwegischen Freunden, aber es war mal eine Abwechslung.

fårikål
Nach der Pause ging es in die Ausstellung „Silberglanz & Silbergier“.
http://www.hansemuseum.eu/museum/sonderausstellung/
Wir waren mehr als nur sehr beeindruckt von den vielen Silberhumpen, Aufsätzen, Schalen, Bechern, Gürteln – allerdings auch von den Begleittexten, wie das Silber doch ganze Reichtümer vernichtete und Menschen ausbeutete.
Hier einige Exponate, denn in der Ausstellung durfte fotografiert werden:





Zunftpokal

Detail Zunftpokal

Brautkronen – links 1550-1600, rechts 1590-1610 – unbekannte Meister

Brautkrone 1590-1610 – unbekannter Meister

Löffelsammlung
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Das war ein kurzer Überblick. Ein Besuch ist wirklich empfehlenswert. Und wer es noch diese Woche schafft, der sollte den Besuch der Weihnachtsmärkte, die zum Teil bis Ende Dezember geöffnet sind, nicht versäumen.
Eine schöne Weihnachtszeit wünscht
Ronald