von Fjellwanderer » Sa, 17. Dez 2005, 10:45
Hallo,
auch für mich ist Nordnorwegen, ganz speziell die Region an der Barentsee, ein faszinierender Fleck Erde. Seit 1993 war ich sehr oft, aber leider immer nur kurz hier oben. Im März 2004 hatte ich die Gelegenheit "etwas" länger verweilen zukönnen, soweit man bei einer Woche davon sprechen kann.
Im Anschluß ein kleiner Ausschnitt aus meinem damaligen Tagebuch. Auch mit dem Hintergrund Batsfjord.
Thomas
... der Vorraum bietet Platz für die Garderobe der Gäste. Wissenswertes zum Bau und zur Kirche selbst vermittelt eine Wandtafel. Hier steht folgendes zum Ort und zur Kirche:
Seit 1961 ist Båtsfjord eine eigene Gemeinde. Die Kirche wurde am 20. Mai 1971 geweiht und entworfen vom Architekten Hans Magnus. Die Baukosten belaufen sich auf 2,2 Millionen Kronen. Die Orgel hat 13 Stimmen, gebaut von der Vestlandske Orgelverksted. Bestimmendes Element im Inneren der Kirche ist die Glasmalerei von Jardar Lunde, eine der größten in Nordnorwegen. Allein diese Mosaikwand kostete 220.000 Kronen. Die Wand trägt den Namen „Die siebenfaltige Gnade – die herrliche Majestät Gottes“.
Die Tür zum Hauptsaal steht offen. Der Pfarrer geschäftig beim Vorbereiten der Sonntagsmesse. Ich frage, ob ich die Kirche besichtigen kann. Er hat nichts dagegen und so kann ich die große Mosaikmalerei in Echtzeit sehen. Die Stimmung im Raum ist der volle Kontrast zur Außenfassade. Alles wirkt hell und farbenfroh. Außen überwiegen nur die roten verschmutzten Klinker. Der Pfarrer bringt mir das Gästebuch. Ich schreibe den ersten Eintrag in diesem Jahr. Es folgen einige Fotos vom Innenraum, anschließend möchte ich die Vorbereitungen nicht weiter stören.
Der Schneefall hat an Intensität zugenommen. Im Flockenwirbel folge ich der Straße und erreiche bald darauf die Schule. Das Gelände interessiert mich. Im Sommer können hier die Rucksacktouristen und andere Gäste das Zelt aufstellen und die sanitären Einrichtung nutzen, nachzulesen im Finnmarkführer 2004. Ein Stück nach der Schule zweigt von der Hauptstraße ein Nebenweg nach rechts ab. Meiner Schlussfolgerung nach muss der Weg zum Hafen und zum Hurtigrutekai führen. Ein interessantes Design bietet der Eingang zum Hotel, das sich unweit vom Abzweig befindet. Ein alter Führerstand eines Fischerbootes wird als Vorraum genutzt. Hinter einer Tankstelle, die ich gegenüber vom Hotel befindet wird der Blick auf das Industriegelände von Båtsfjord frei. Der innere Fjord ist zugefroren. Scharen vom Möwen sitzen auf dem Eis. An dieser Stelle breche ich den ersten Rundgang ab und gehe zurück zum Zentrum. Der Tageshöhepunkt in greibarer Nähe.
Ich habe sehr oft vom „Kolonekjøring“ gehört und gelesen. Im Winter sind die Orte in Nordnorwegen nur durch diese Art des regulierten Verkehrs offen und erreichbar für alle Fahrzeuge. Zu festen Zeiten übernimmt bei schlechten Wetterlagen ein Räumfahrzeug die Führung der Kolonne und macht die Straßen passierbar. Für die beiden Orte Båtsfjord und Berlevåg führt die Straße über einen Pass zu den Hauptverbindungswegen der Fylke Finnmark, hier speziell nach Tana bru. Der Lage und Höhe entsprechend hat der Schnee im baumlosen Gelände der Tundra leichtes Spiel. Der allgegenwärtige Wind sorgt für ständigen Nachwuchs und schon nach Minuten ist diese Stelle wieder zugeweht. Die Baumgrenze bei der Höhenlage von 70 Grad Nord, wenn man davon hier oben überhaupt sprechen kann, liegt auf Meereshöhe. Bäume selbst gibt es dann auch nur in sehr geschützten Lagen. Meist handelt es dabei um Krüppelbirken. Im Innland der Finnmark gibt es einige Bestände an Kiefernwäldern, die unter Naturschutz stehen und als Nationalpark (Stabursdalen NP) ausgewiesen sind.
Der Knotenpunkt der beiden Ort auf der Varangerhalbinsel ist Gednje. Hier treffen sich die beiden Straßen von Berlevåg und Båtsfjord, mit der Straße die von Tana bru hierher führt. Einen großen Park- und Busplatz sowie ein Serviceplatz mit touristischen Einrichtungen zeichnen den Treffpunkt aus.
Die Zentralhaltestelle der Busse in Båtsfjord befindet sich direkt gegenüber dem Havly Fiskarheimen. Der Bus steht bei meiner Ankunft schon da. Ich frage den Fahrer nach den Reglungen beim Umstieg, denn ich möchte nur zum Pass (Gednje) und anschließend wieder zurück fahren. Der Fahrer erklärt mir, das dieser Bus nach Tana bru fährt und der Bus von Tana bru nach Båtsfjord. Die Fahrer der beiden Busse wechseln in Gednje ihr Fahrzeug. Berlevåg bedient mit einem Kleinbus diese Verbindung. Fahrgäste von dort steigen in Gednje in den richtigen Bus.
Wie im Fahrplan beschrieben beginnt die Fahrt einige Minuten früher. Der Bus folgt der Hauptstraße. Nach 7 Minuten errechen wir die Schranke, am Abzweig nach Syltefjord und zum Flughafen der Region. Die Schranke ist noch geschlossen. Einige Fahrzeuge warten schon. Trotz seiner Größe drängelt sich der Bus an die zweite Position hinter dem Räumfahrzeug. 12.30 Uhr beginnt die Fahrt. Die Schranke öffnet sich und bereits wenige Meter danach wird sichtbar, warum diese Maßnahme im Winter erforderlich ist. Der böige Wind treibt der lockeren Schnee über die Straße. Eine Stellen sind komplett zugeweht. Das Räumfahrzeug fährt mit voller Fahrt in die Wehe. Der Schnee wirbelt. Eine weiße Wand macht für Sekunden fast alles unsichtbar. Ein Schimmer der Randbegrenzung ist nur noch erkennbar, das Räumfahrzeug selbst nicht mehr. Mit der Zeit verbessern sich die Kontoren der Straße und des Frontfahrzeuges wieder. Stetig aufwärts führt die Straße zum Båtsfjordfjell (Pass 358 Meter). Entlang der Straße stehen viele Fahrzeuge. Viele davon mit Anhänger und Skooter daneben bzw. oben drauf. Der Konvoi fährt so von Wehe zu Wehe, bis nach 26 Kilometern die Knotenpunkt Gednje erreicht ist. Der Treff- und Wartepunkt der Fahrzeuge.
Wir erreichen als zweite den Busplatz. Das Zubringerfahrzeug aus Berlevåg ist bereits da. Die anderen Fahrzeuge unserer Kolonne stellen sich in die Fahrtrichtung ihres Reisezieles. Unser Bus wartet nun auf den Bus aus Tana bru. Das Wetter draußen erreicht Wohlfühlcharakter für mich, es tobt der schönste Schneesturm. Am Rande des Wirtschaftsgebäudes türmen sich hohe Schneeberge. Ein Argument für mich den Bus zu verlassen. Ich muss eh umsteigen, da kann ich auch jetzt schon den Bus verlassen. Ich möchte das Wetter hautnah erleben und nicht hinter einer Scheibe. Bereits der erste Schritt verdeutlicht die Wucht des Sturmes. Ich muss Meter für Meter erkämpfen. Das Fotografieren wird zur Geduldsprobe. Der Bus aus Tana kommt kurz darauf in Sichtweite und erreicht den Warteplatz. Alle weiteren Fahrzeuge formieren sich.
og sa videre ...
Ein Tag Urlaub, der nicht in Skandinavien verbracht wird, ist ein verlorener Tag. Das Fjell, die Menschen sowie allgemein das Leben in Norwegen und Schweden verzaubern meine Sinne immer wieder. Bitte erlöst mich nicht!