von Charly » So, 13. Apr 2003, 10:54
Hier ein weiterer Beleg (SZ online, 11,04,03), dass man den Anfaengen fruehzeitig wehren sollte und ein strenges staatliches Eingreifen im Prinzip nur befuerwortet werden kann. In Norwegen z.B. ist Tabakwerbung (in welcher Form auch immer) vollkommen untersagt und es gibt auch keine Zigarettenautomaten.
11.04.2003 16:11
Tabak
Zahl junger Raucher wächst „alarmierend“
Der Anteil der Tabakkonsumenten unter den 12- bis 15-Jährigen ist in Deutschland auf über 14 Prozent gestiegen. Forscher vermuten einen Zusammenhang mit der Tabakwerbung.
Tabak- und Werbeindustrie dürften sich über die Studienergebnissen deutscher Forscher freuen - deuten sie doch auf einen Erfolg der Tabakwerbung bei Jugendlichen hin.
Stephan Weiland von der Universität Ulm und sein Kollege Ulrich Keil von der Universität Münster sind über ihre eigenen Daten jedoch erschrocken: Der Anstieg der Raucher unter dem Nachwuchs ist „alarmierend“ – und die Werbung scheint dafür zumindest mitverantwortlich.
In ihren repräsentativen Umfragen aus den Jahren 1995 und 2000 sei der Anteil täglicher Raucher unter den 12- bis 15-Jährigen von 10 auf 14,2 Prozent geklettert, berichteten die Fachleute am Freitag bei der Vorstellung ihrer Studie in Ulm.
Immer mehr Mädchen rauchen
Der Anteil derjenigen, die mindestens eine Zigarette im Monat rauchten, sei von 21,3 auf 28,3 Prozent gestiegen. Besonders Mädchen griffen immer häufiger zum Glimmstängel.
Die Forscher hatten in Münster 4000 Jugendliche zum Rauchen befragt. Dabei stellten Weiland und Keil auch einen Zusammenhang mit der Tabakwerbung fest.
„Bei denjenigen, denen die Werbung nicht gefiel, betrug der Anteil der täglichen Raucher 3,2 Prozent“, sagte Weiland. Hingegen griffen 16,1 Prozent der Jugendlichen, denen die Werbung gefiel, täglich zur Zigarette.
Wie die Forscher im Fachblatt Preventive Medicine einräumen, kann die positive Resonanz auf die Werbung allerdings auch eine Folge des Rauchens sein. Weiland kritisierte jedoch, dass Tabakwerbung oft so gemacht sei, dass Jugendliche direkt angesprochen würden. Darüber hinaus verberge die Tatsache, dass geworben werden dürfe, den Jugendlichen die grausamen Folgen der Nikotinsucht, argumentierte der Mediziner.
Die Wissenschaftler forderten die Bundesregierung nun dazu auf, im Mai 2003 der weltweiten Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle bei der World Health Assembly beizutreten und die Tabakwerbung zu verbieten.
Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO koordinierte Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle werde weltweit von mehr als 170 Staaten akzeptiert, nicht jedoch von Deutschland.
Außer dem Werbeverbot sei vor allem die Erhöhung des Zigarettenpreises eine gute Möglichkeit, Jugendlichen den Spaß am Rauchen zu nehmen, sagte Weiland. Er wies darauf hin, dass Tabakkonsum nach Schätzungen der WHO pro Jahr für mindestens vier Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich sei. Allein in Deutschland stürben 140.000 Menschen jährlich an den Folgen ihrer Nikotinsucht.
(sueddeutsche.de/dpa)