von Julia » Fr, 05. Mär 2004, 15:17
Da wirft sich mir doch aber eine Frage auf.
Wir passt das - zumindest in Skandinavien - mit der Gletschergeschichte zusammen? Hier gab es um 1750 die "kleine Eiszeit", in der z.B. der Jostedalsbreen (der nach der letzten grossen Eiszeit komplett abgeschmolzen war) wieder entstand. Das ist weniger als 500 Jahre her. Nun ist der Jostedalsbreen ein Küstengletscher, dessen Eis vorrangig aus den Niederschlagsmengen und nicht den Temperaturen resultiert. Trotzdem finde ich es vielsagend, dass ein solch grosser Gletscher erst völlig verschwindet (da muss es also nach der letzten grossen Eiszeit und vor der kleinen Eiszeit mal niederschlagsärmer und wärmer gewesen sein als jetzt, da er ja jetzt noch existiert) und dann in einer angeblich normalen Zeit, die noch viel weniger lange her ist, so mir nichts dir nichts wieder entsteht. Was war denn mit dem Golfstrom als der Jostedalsbreen weg war und statt dessen dort Edellaubwald wuchs? Muss ich daraus jetzt folgern, dass diese Wärmeperiode den Golfstrom zum stoppen gebracht hat, worauf die Kleine Eiszeit kam, worauf der Josten und die anderen norwegischen Gletscher wieder entstanden und ordentlich gross wurden, worauf der Golfstrom wieder in Gang kam? Wenn ja, dann kann ja das angekündigte Szenario so neu und zerstörerisch nicht sein, sondern es gab es früher schon mal und die Menschen in Skandinavien haben es überlebt (die meisten zumindest, denn der Josten hat während seiner Glanzeit schon ein paar Menschenleben gefordert). Wenn nein, würde mich das Warum trotzdem interessieren. Mir ist klar, dass dieses norwegische Beispiel nicht die Überschwemmungen in Asien und andere Phänomene erklärt, die wohl vorher in dieser Art und Häufigkeit noch nicht nachgewiesen wurden.
Die Erde hat seit ihrer Entstehung schon sehr viele extreme Veränderungen ertragen müssen (Kontinente driften und landen wie die Antarktis in unwirtlichen Gegenden, was katastrophale Folgen für die Lebewesen auf ihnen hat(te) (gut, das ging etwas langsamer als der momentane Klimawandel), die USA war ein Binnenmeer (ist auch schon etwas länger her), Meteoriteneinschläge löschen alles höhe Leben aus (vor 65.000 Mio Jahren?), nur um ein paar Beispiele zu bringen) und bisher immer überlebt. Anders sieht es mit ihren Geschöpfen aus. Da ist im Laufe der Jahrmillionen aus verschiedenen Gründen so einiges über den Jordan gegangen. Noch nie aber hat es ein Lebewesen geschafft, sich selbst durch eigene Wirksamkeit in einem solchen Masse die zukünftige Lebensgrundlage zu entziehen und abzugraben wie der Mensch. Das nenne ich eine erstaunliche evolutionäre Leistung. Wirklich die Krönung der Schöpfung. Wenn also jetzt eine Klimaveränderung - welcher Art auch immer - darin resultieren sollte, dass es auf der Erde ein paar Millionen Menschen weniger gibt, hat die Natur vielleicht langsichtig sogar eine Chance zum Überleben. Für die Erde wäre das ein Gewinn. Es ist begrenzt und ausgerechnet worden, wie viele Menschen die Erde ernähren kann (ca. 12 Mia), und auch wenn keine Klimakatastrophen dafür sorgen würden, würde es bei der Wachstumsrate in absehbarer Zeit Kriege um Lebensmittel und Wasser geben (ich frage jetzt gar nicht, was dann aus den anderen Lebewesen auf der Erde wird, wenn die Menschheit mal 12 Mia zählt und noch mehr Natur in Asphalt und Beton verwandelt wurde). Das ist doch eigentlich keine neue Erkenntnis. Willkommen im echten Leben, USA. Wo wart ihr eigentlich so lange? China hat das doch schon lange gewusst und versucht, Massnahmen zu ergreifen (über deren Wirksamkeit und Popularität natürlich auch diskutiert werden kann).
Ich habe noch nie verstanden, wie man sich so besitzergreifend und egoistisch aufführen kann wie der Mensch es mit der Erde/Natur macht. Und auch wenn ich weiterhin mit dem Auto zur Arbeit fahren werde (weil ich gar nicht anders kann), so würde ich, wenn die Hälfte der Menschheit mit mir springen würde, von einem Berg springen, damit die Erde wieder eine Chance hat. Aber es sieht zum Glück so aus, als hätte die Menschheit von selber dafür gesorgt, dass dies bald passiert.
Das war jetzt bewusst sarkastisch und provozierend, ich habe aber hoffentlich niemanden direkt angegriffen. Die Natur ist gnadenlos und hart, hier hat Gefühl und Mitleid (menschliche Züge) nichts zu suchen. So lange die Menschheit keinen humanen Weg zu ihrer eigenen zahlenmässigen Begrenzung, einem ökonomischen Umgang mit den naturgegebenen Ressourcen der Erde oder einen Weg zum Auswandern ins Weltall findet (USA's angestrebte Methode), muss das Überleben doch durch Kriege und Naturkatastrophen geregelt werden (das Naturgesetz des Stärkeren, der über den Schwächeren gewinnt). Klingt für mich sehr logisch. (Ich meine auch, irgendwo mal gehört zu haben, dass AIDS auch ein Versuch der Natur war, die Herrschaft über die Menscheit wiederzuerlangen und dass die Natur sicher noch weitere und grausamere Waffen dieser Art auf Lager hat). Und zeigt für mich eigentlich die Nichtigkeit und Unfähigkeit der Menschheit auf, die mich schon manchmal im stillen Kämmerlein zum Verzweifeln bringt. Aber es ist richtig, was Horst sagt: es muss erst mal ins Bewusstsein der Menschheit gebracht werden, damit vielleicht etwas geschehen kann. Und jede Anstrengung und jeder Schritt in die richtige Richtung, so klein und hoffnungslos sie sein und erscheinen mögen, sind ein Anfang und besser als nichts. Es darf gehofft werden, dass sie weitere (und grössere) Schritte auslösen.