Guten Abend ihr Lieben,
gerade sind wir aus dem Sauerland wiedergekommen und da mein Snowboard mich scheinbar loswerden wollte tut mir jetzt alles weh.

Naja, das Gute: Ich hab einen Grund auf dem Sofa zu sitzen und euch unseren vorletzten Urlaubstag in Norge zu schildern!
Julindi hat geschrieben:Danke für Dein fleißiges Weiterschreiben... Du wirst's nicht glauben... ich werde etwas wehmütig, wenn ich dran denke, dass Euer Urlaub bald zu Ende ist...

Ich werde die letzten Tage mit Euch genießen

Ja das geht mir genau so, aber irgendwann ist immer Ende - was ja auch gut ist, denn so ist Platz für Neues!!
syltetoy hat geschrieben:Du schreibst immer so voller Emotionen, man hat das Gefühl dabei zu sein.......
Die Reise war ja auch sehr emotional und ist es für uns immernoch, wenn wir daran zurück denken.
Nun zurück zu unserer Reise: Auch wenn ihr den Aufstieg auf den Preikestolen gerade erst in Akanis bericht gelesen habt möchte ich die Etappe doch nicht auslassen. Also los:
Tag 27: 27.08.2013 Sauda-Preikestolen
Hard Facts:Von/Bis: Sauda - Preikestolen
Wetter: Erst Sonne dann Puschelwolken

Dieser vorletzte Tag war ein echter Hammer-Tag. Auch wenn Morgens noch Wolken überm Fjord hingen zog es doch gegen Mittag auf und als wir um 12 Uhr vom Campingplatz gerollt sind war der Himmel wieder zu 85% blau. Super Timeing


Der Plan war ganz einfach: Zum Preikestolen!

Einfacher gesagt als getan, denn zwischen Sauda und dem Preikestolen lagen noch mal ein paar Kilometer Wegstrecke. Diese war aber mal wieder besonders schön und so haben wir jeden KM genossen.

Von Sauda aus ging es erst Mal über die 520 bis Ropeid, wo wir per Fähre nach Sand übergesetzt haben. Diese Fähre kennen wir noch gut aus 2007. Nach Vikedal sind wir dann aber nicht mehr gefahren, weil wir einfach nicht wussten wie lange wir zum Preikestolemn brauchen würden. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, denn auch so waren wir erst um kurz nach 20 Uhr wieder bei Buddy nachdem wir die Felskanzel besucht hatten.

Von Sand aus gings dann die 13 entlang zur nächsten Fähre in Nesvik. Der Streckenabschnitt hat uns mal wieder außerordentlich gut gefallen und wir haben den Bereich um den kleinen Erfjroden und den winzigen Tyssefjorden auf der Karte eingekringelt und ein “Tolle Idylle” dran geschrieben. Herrlich dort.

Besonders eine kleine Insel mitten im Tyssefjord fanden wir besonders süß, denn auf ihr steht ein einzelnen Haus (natürlich in skandinavischem Rot) und eine Fahnenmast und an den Steinen liegt ein kleines Ruderboot. Und damit ist die Insel dann auch quasi voll. Wer dort seine Wochenenden verbringt, der hat scheinbar wirklich die Nase gestrichen voll vom städtischen Leben

Super!

In Nesvik haben wir natürlich mal wieder zielstrebig die Mittagspause der Fährbesatzung getroffen, so dass es für uns hieß: 40 Minuten “Zwangspause” am Fähranleger. Naja, was macht man da? Genau: Eis kaufen und ab in die Sonne. War das schön. Kurz hatten wir überlegt ob wir uns da schon unser Mittagessen brutzeln sollten, haben aber dann entschlossen, dass ein Eis erst mal reicht! Gute Entscheidung.

Von Hjemelandsvagen aus, wo die Fähre ankam war es dann nicht mehr weit bis zur Küste und damit zum Preikestolen.

Wir wollten aber vor dem Aufstieg auf jeden Fall noch Mittag Essen. Mitlerweile war es auch schon um die 16 Uhr und ohne Futter hätten wir den Aufstieg sicher nicht geschafft.

So haben wir dann an der Küste hinter Tau einen kleinen Rastplatz mit Meerblick angesteuert und uns erst mal lecker Spaghetti auf dem Gaskocher gemacht.

Dennis mit Basilikumpesto, ich mit Tomatensauße. Da geht es einem doch gleich viel besser. Ein bisschen wehleidig waren wir an der Stelle dann schon, haben uns aber umsomehr auf den Preikestolen als letztes Mega-Hightlight gefreut.

Nach dem Mittagessen war es dann auch nur noch einen Kazensprung, bis wir auf die kleine Straße abbiegen konnten, die hoch zum Parkplatz geht. Erst Mal vorbei an “Preikestolen-Camping”. Hier waren bereits zu diesem Zeitpunkt mächtig was los und für uns stand fest, dass wir dort nicht übernachten würden. Viel zu voll für unsere letzte Nacht auf norwegischem Boden!
Also weiter die Straße hoch bis zum Preikestolencenter, mit weitläufigen Parkmöglichkeiten. Mir schauderte es schon ein bisschen, wenn die Parkplätze alle voll wären, dann wäre sicher auf der Kanzel und auf dem Weg dorthin die Hölle los.
Wir hatten aber ausgesprochenens Glück. Dadurch, dass wir erst um 17 Uhr an den Aufstieg gingen, waren die Meisten Leute schon wieder auf dem Rückweg. Der Parkplatz war so wie so nur mäßig belegt und so waren wir optimistisch.

Der Weg führte erst einmal ohne große Umschweife vom Parkplatz aus steil bergauf. Ich denke, dass das schon mal die Leute darauf einstimmen sollte, was später noch so kommen würde. Wem das schon zu viel wäre, der könnte direkt zum Auto umdrehen. Ich war schon nach 500m ordentlich am japsen sag ich euch, aber dann wurde es erst mal etwas flacher. Ich sag nur: 570 Höhenmeter auf 3,8km…. o.O

Das Gute ist, dass der Preikestolen ein ungemein beliebtest Touristenziel ist. Also wurde der Weg etwas entschärft indem an den richtig steilen Stellen aus den vorhandenen Steinen Treppen aufgeschichtet wurden. Das diese natürlich mehr als unregelmäßig ausgefallen sind und teils so hoch, dass man sich mit den Händen auf den Oberschenkeln abstützen muss ist wohl selbsterklärend….

An den moorigen Stellen wurden Stege angebracht und so war der Weg in einem richtig guten Zustand. Gut, dass wir die Tour als letztes angegangen sind, denn sonst hätten wir noch gedacht, dass das in Norge so überall ist…

Die Landschaft entlang des Wegs war eigentlich schon allein den Aufstieg wert muss ich sagen.

Moorlandschaften, Seen, Fjell, immer wieder tolle Aussichten zurück auf Stavanger und später dann auch übers Gebirge auf den Lysefjord. Herrlich.

Die Fotostopps gaben wir natürlich immer mal wieder Gelegenheit zu verschnaufen, während Dennis abschnittweise sogar gejoggt ist.

Ich muss sagen, dass ich den Weg auch gerne mit den 5Fingers gegangen wäre, die dicken Wanderstiefel sind schon echt schwer und man hat auf den glitschigen Steinen weniger Halt weil der Fuß sich nicht um den Stein herum legen kann sondern man nur eine winzige Auflagefläche hat....Aber ich hatte nunmal keine zur Hand, also musste ich da so durch...

Als wir schließlich immer höher kamen wurde es langsam immer kribbeliger. Gemein ist, dass man den Preikestolen eigentlich bis zum Schluss gar nicht sieht.

Man hat zwar einen tollen Ausblick überall, aber die “Kanzel” sieht man eigentlich erst wenn man über die letzte Felskante krakzelt. Aber dann verschlägt es einem schier die Sprache. DAS IST WIRKLICH TIEF!!!

Man steht da und denkt nur WOW…wie kann so was entstehen?

Die Menschen, die auf dem Plateau stehen sehen winzig klein aus und aus dem richtigen Winkel sieht man dann einfach die Felswand 600m senkrecht zum Fjord runter fällt. Oh mein Gott denkt man, während einem die Knie langsam weich werden.

Dennis und seine Höhenangst haben dann erst mal die Notbremse gezogen und sich auf einem Stein mit super Blick niedergelassen, ist dann aber später noch bis zum Plateau mitgekommen.

Zur Kante musste ich dann allerdings allein robben, da war dann mit der Höhenangst verständlicherweise irgendwann die Schmerzgrenze erreicht


Und was soll ich euch sagen? Es waren kaum noch Leute da. Mit uns vielleicht so 20 Menschen und wenn man die Bilder vom Preikestolen so kennt, dann kann man eigentlich froh sein, wenn man hier weniger als 200 Leute antrifft. Ich war ganz baff, denn es wurden auch immer weniger. Auf einigen Fotos könnte man denken, dass wir ganz allein waren.

Was für ein Erlebnis, was für ein Urlaubsabschluss. Wir saßen dort oben und haben so viele Bilder aus dem Urlaub wieder vor Augen gehabt und waren einfach nur baff.

Nach einer guten 3/4 Stunden sind wir dann leicht sentimental wieder den Abstieg angegangen weil wir den Weg auf keinem Fall im Dunkeln machen wollten.

Außerdem ist es da oben ziemlich kühl und wir hatten uns nicht zu dick angezogen um nicht nass oben anzukommen...

Der Weg hinunter war aber nochmal komplett anders als der Aufstieg. Das Licht war wahnsinn und alles sah aus wie im Märchen.

Besonders schön war, dass wir den Weg nahezu für uns allein hatten. Ein paar vereinzelte Ausflügler kamen noch daher, aber über die konnte man hinwegsehen und sich ganz einsam fühlen



Ach was soll ich sagen. Ein richtig toller Ausflug war das, auch wenn mein Fuß beim Abstieg wieder Anfing feste zu protestieren. (Hatte ich erwähnt, dass ich 2 Tage vor Abreise nach Norge im Büro ne Treppe runter gefallen war und mir ordentlich den Fuß verdreht hatte? Dann war ich natürlich auch nochmal im Urlaub in einer der Hütten mit dem Fuß gegen eine Schwelle auf dem Boden gedeppert...). Nach dem Abstieg war dann irgendwann Schicht im Schacht und meine Schmerzgrenze erreicht, aber nach der Tour durfte das auch sein!
Dennis und die 5Fingers haben die Tour übrigens gut überstanden, wenn auch mit einer Blase unterm dicken Zeh. Da müssen die neuen Schuhe noch ein bisschen eingelaufen werden.

Um kurz nach 8 haben wir dann Buddy wieder erreicht und eine Blick auf die Karte geworfen zwecks Campingplatz. Tja, nützt Nix, da mussten wir wohl noch mal Fähre fahren. Und zwar von Oanes nach Lauvik um zu einem Campingplatz in Algard zu kommen. Den haben wir dann auch im Dunkeln gerade so gefunden (Kongepark Camping) und unser Zelt aufgebaut. Außerdem haben wir noch unter die Dusche gesucht und gefunden, denn so schwitzig/stinkend wollten wir nun doch nicht in die Schlafsäcke krabbeln, das hatten wir ja schließlich nach dem Nordkapp schon


Übrigens hatten wir auf der Fahrt nach Algard noch einen wunderschönen Sonnenuntergang. Wir haben die Lichtstimmung dankbar angenommen, hat es doch perfekt unsere Stimmung wiedergespiegelt

Damit ist unser vorletzter Tag zur Neige gegangen und wir waren wirklich traurige Urlauber, die wir da an diesem Abend im Dunkeln vor unserem Zelt saßen. Aber wem erzähl ich das? Ihr wisst ja alle, wie es ist am Tag vor der Abreise da zu sitzen und den Urlaub noch mal auf Anfang drehen zu wollen, oder?
Damit mach ich jetzt erstmal wieder Schluss, melde mich aber spätestens nächste Woche mit den letzten paar Stunden unserer Reise.
Bis dahin habt eine wunderbare Woche und genießt eure Urlaubsplanung, wenn es denn eine gibt!
Liebe Grüße,
Svenni