Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Heli » Fr, 01. Apr 2005, 11:21

Hei,
ich denke Norwegen ist ein Top-Beispiel dafür, daß eine restriktive Alkoholgesetztgebung ins leere läuft. Die Probleme sind trotz Verbot, Uhrzeitbeschränkung und Zoll die selben geblieben.
Wahr ist aber auch, daß ein sofortiges Aufheben dieser Begrenzungen die norwegische Volkswirtschaft in einen Vollrausch sinken ließen.
Ich denke, daß die Ursache für die weiterhin restriktive Haltung (und man sieht ja in Schweden, daß es auch langsam anders geht) die Zolleinnahmen sind. Analog zu den Autos und Zigaretten.
Das wirklich perverse daran ist, dadurch den Schmuggel am Leben zu halten und billigend in Kauf zu nehmen, daß sich Teenies mit Methanol vergiften. Offensichtlich sind Steuern wichtiger als die Gesundheit der Menschen (ist übrigens kein exkl. norwegisches Problem).
Man kann sich darüber unterhalten, ob dies analog bei Drogen (nach deutscher Definition) ebenfalls der Fall ist. Irgendwo muß ja die Grenze gezogen werden. Es ist aber für mich klar, daß Alkohol nie aus dem menschlichen Leben zu verbannen sein wird. Wozu auch?

Gruß aus der Hafenstadt Larvik (da wo der Zoll abgeschafft wurde)!

Heli
Heli
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 603
Registriert: Fr, 14. Jan 2005, 16:33
Wohnort: Bergen

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Alsterix » Fr, 01. Apr 2005, 12:40

Hei Heli - das mit dem "ins Leere laufen" sehe ich nun aber ganz anders.
Im grossen und ganzen denke ich funktionieren die Restriktionen in Norge sehr wohl
(wobei die Einnahmen die das ganze dem Staat beschert selbstverstændlich hoch willkommen sind :) ).
Ich habe persønlich den Eindruck gewonnen dass es gegenueber Deutschland an zwei Punkten grosse Unterschiede gibt :

1. (das hat trolljenta gerade sehr schøn rausgestellt) Es gibt - leider - bei vielen Norwegern ausgesprochen extreme Trinkgewohnheiten.
Im Unterschied zu D wird hier wæhrend der Woche wenig getrunken und bei Parties etc. am Wochenende ist Vollrausch erklærtes Ziel.
Irgendwo scheinen hier viele den norddeutschen Schnack gewissermassen voll verinnerlicht zu haben
"Halb besoffen ist rausgeschmissenes Geld..." :roll:

2. Es gibt - trotz dieser Trinkgewohnheiten - deutlich weniger Auswirkungen auf den Strassenverkehr, die Polizeistatistik, allgemein das Zusammenleben in der Gesellschaft.
Soweit ich es hier erlebe ist beispielsweise das Autofahren im Rausch nicht nur illegal sondern geradezu gesellschaftlich geæchtet.
Wæhrend man das in D doch oft genug als ein "Kavaliersdelikt" behandelt und den Tætern jede Einsicht fehlt scheint das hier anders zu sein.

Natuerlich gibts auch in Norge einen harten Kern - Alkoholiker ebenso wie andere (Mehrfach-)Drogenabhængige. Die gibts ueberall.
Aber das Saufen am Arbeitsplatz, beim Militær (BW=Saufschule der Nation), das alltægliche Feierabendbier (und damit meine ich natuerlich nicht nur eins) - das ist m.E. in Deutschland ein viel grøsseres Problem als in Norge. Untersuchungen in Deutschland behaupten dass nur etwa jede 400ste Autofahrt mit Trunkenheit (oder noch weniger) polizeilich auffællt mit den entsprechenden Folgen. Als entsprechend gering kønnen alkoholisierte Autofahrer in D ihr Risiko kalkulieren. Und dementsprechend hoch ist die Zahl der Fahrer im Vollausch, auch der Berufsfahrer.
In Norge gilt - anders als in D - zum Beispiel auch fuer jeden LKW-Fahrer eine 0,0-Promillegrenze. Das ist in D nur bei der Personenbeførderung so vorgeschrieben ! Sorry, aber das ist mein Fach und das sehe ich manchmal sehr verbissen.

Alle Norweger (99%) schimpfen ueber die hohen Preise fuer Alkohol ebenso wie ueber die hohen Steuern und die hohen Autopreise.
Und grob geschætzt 98% bezahlen die hohen Steuern, die hohen Autopreise und die Preise im Vinmonopolet.
Wobei die - erlaubten - Freimengen beim Kauf im Ausland oder Duty-Free selbstverstændlich mitgenommen und teilweise ueberschritten werden.

Die kommerziellen Schmuggler aber - so wie sie hier derzeit vor Gericht stehen - die rechne nicht nur ich zur organisierten Kriminalitæt.
Und ich habe absolut nicht den Eindruck dass hier jemand Methanolopfer billigend in Kauf nimmt, ich denke eher dass die illegalen Hændler hier vom besagten harten Kern einmal abgesehen auch gesellschaftlich als absolut geæchtet angesehen werden kønnen. Anders sind letztlich auch die Erfolge von Polizei und Zoll nicht zu erklæren, die offensichtlich in einem viel grøsseren Masse Unterstuetzung in der Bevølkerung bekommen als dass vergleichbar in D der Fall wære.


alsterix
Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht. (Erich Fried)

Kultur ist, wenn man aus dem Schädel seines Feindes eine hübsche Trinkschale anfertigt,
Zivilisation, wenn man dafür ins Gefängnis kommt.

Wo gibt`s Høgørøk-Øl ? - http://www.monochrome.com/hogorok

DAS! neue Norwegenforum : http://norwegenforum.foren-city.de email : alsterix@sarpsborg.net
Alsterix
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1741
Registriert: Di, 09. Sep 2003, 18:39
Wohnort: Hamburg/D und Østfold/N - aber meist auf Achse

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Heli » Fr, 01. Apr 2005, 13:13

Alsterix hat geschrieben:Im grossen und ganzen denke ich funktionieren die Restriktionen in Norge sehr wohl [...]


Ich meine wir sollten hier Ursache und Nebensache ein wenig auseinanderhalten. Natürlich sind die von Dir aufgezählten Unterschiede richtig.

Die norwegische Trinkgewohnheit ist meiner Ansicht nach aber auf die Restriktionen zurückzuführen, da Alkohol hier zu teuer für ein Genußmittel ist und daher überwiegend als Droge mißbraucht wird. Ein verantwortungsbewußter Umgang mit Alkohol kann daher von Kindern kaum erlernt werden.
Bezüglich Straßenverkehr: Da sind die Norweger uns Deutschen um einiges vorraus. Gesetzliche Regelungen, Handhabung durch die Menschen und der öffentl. Nahverkehr. Für letzteres gebe ich gerne ein Beispiel: In Tønsberg ist ab 3 Sperrstunde. Die Polizei sperrt die Hauptstaße und eine ganze Flotte von Nachtbussen fährt vor. Man kann Trunkenheit am Steuer auch als Problem begreifen und sich um einen Lösung bemühen. Dies hat aber nichts mit der restriktiven Besteuerung zu tun.

Doch Hand ausf Herz. Trinkt der durchschnittliche Deutsche in Norwegen weniger als in Deutschland? Traurig, daß in meinem Handgepäck gestern 52%iger mitgereist ist. Bin nämlich eher Weintrinker.

Gruß aus der sonnigen (zollfreien) Hafenstadt Larvik!

Heli
Heli
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 603
Registriert: Fr, 14. Jan 2005, 16:33
Wohnort: Bergen

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon snowstorm » Fr, 01. Apr 2005, 21:30

Ich kann nur sagen, dass selbst in einem so kleinen Städtchen wie Arendal unglaubliche Mengen an Drogen konsumiert werden. Es mag auch daran liegen, dass Dänemark schnell per Boot zu erreichen ist und daher fleissig geschmuggelt wird. Der Zugang ist mehr als leicht und auch reichlichhaltig. Ob Hasch, Amphetamin und was es da so alles gibt. Mich deprimiert jedenfalls, dass sich in diesem malerischen Ort so viele Jugendliche (in dem Alter fängt's ja meistens an) die Birne volldröhnen.

Ich finde auch, dass die Bevölkerung keinerlei normalen Umgang mit dem Genussmittel :!: Alkohol gelernt hat. Wie auch? Für ein gepflegtes Glas Wein am Abend macht man keine teure Flasche auf. Alkohol ist was Sauteures, man kommt schlecht dran, hat den Hauch des Verbotenen - wenn das mal für abenteuerlustige Jugendliche keine Versuchung ist. Dann wird am Wochenende gesoffen bis zum Umfallen (oder bis man pleite ist, je nachdem).

Ich trinke praktisch nichts, seit ich hier wohne bin ich aber dennoch brennend daran interessiert nach Auslandsbesuchen ja meine Quote mitzubringen. Die geht dann entweder in den mittlerweile gut gefüllten Schrank oder wird an äussert dankbare Mitmenschen abgegeben.

Gruss Patricia
Ich bin keine Signatur. Ich bin hier nur die Putzfrau!
snowstorm
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 465
Registriert: Fr, 23. Aug 2002, 11:59
Wohnort: Arendal

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Kerstin i Norge » Fr, 01. Apr 2005, 23:43

ich weiss nicht, ob ich ein "Durchschnittsdeutscher in Norwegen bin" *kopfkratz*...jedenfalls trinke ich hier so gut wie nie. Mein Mann ist Berufsfahrer, ich hab auch nen langen Arbeitsweg, da ist in der Woche Alkohol schonmal tabu. Und am WE.....wir schaffen es ja nicht mal an einem Wochenende ne Weinflasche zu leeren.

Aber wie gesagt...ich weiss nicht wie ein Durchschnittsdeutscher aussieht. Ich scheine es dann jedenfalls nicht zu sein. :wink:

lg

Kerstin
Kerstin i Norge
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1037
Registriert: Di, 02. Sep 2003, 13:26
Wohnort: Holum - Mandal

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Pilze-Börnie » Sa, 02. Apr 2005, 0:46

@ snowstorm

Hei Patricia, ich denke Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Prohibitionszeit in den Staaten, sauteurer Alkohol in Norwegen und die gleichen Effekte. Wir waren einmal mit norwegischen Freunden bei meinem Freund, einem Winzermeister, zur Weinprobe. Wie dabei üblich wurde der Wein probiert in winzigen Schlucken und der Rest aus dem Probierglas ging in der Mitte des Tisches in den Bottich und wurde nach Abschluß der Probe in den Ausguß entsorgt. Was sagte mir mein norwegischer Freund: "das nennen wir in Norwegen Alkoholmißbrauch".
Es ist doch klar dass jemand, der unglaublich viel Geld bezahlt um sich eine Flasche Schnaps zu kaufen, dann auch einen "Kick" daraus erwartet, damit sich der Kostenaufwand lohnt. Ich bin ganz und gar nicht für den leider auch in Deutschland wachsenden Alkoholkonsum, besonders nicht bei den Jugendlichen - und hier bei uns ist das genau anders herum als in Norwegen, denn solange Bier in der Disco billiger ist wie Cola, saufen die Kids Bier, ist ja klar, allerdings lernen die Jugendlichen auch früher mit der Droge Alkohol umzugehen. Nach einer sagen wir mal kritischen Phase von ca. 3 - 5 Jahren ist dann aber der Spaß vorbei, und wer dann übrig bleibt, das sind dann halt die Kampftrinker und echten Alkoholiker, aber die meisten kommen dann mit dem Alkohol klar und es kommt nicht mehr jedes Wochenende zu den aus Norwegen bekannten Auswüchsen. Bei solchen Betrachtungen dürfen wir natürlich auch nicht die Bevölkerungsdichte unseres Landes ausser Acht lassen, wenn jetzt gleich wieder die statistischen Zahlen ausgepackt und mir um die Ohren gehauen werden. Selbstverständlich sind die Zahlen der Alkoholkranken in Deutschland erschreckend hoch, aber dann packt bitte auch die Zahlen aus Norwegen aus und vergleicht diese miteinander. Beim Alkohol weiß ich die Zahlen nicht, bei den Verkehrstoten habe ich Zahlen aus 2002 im Kopf und da hatten wir in Deutschland rund 7000 Tote, die Norweger dagegen nur rund 800-900, ganz genau weiß ich das nicht mehr. Setzt man die Zahlen aber in Bezug zur Gesamtbevölkerung also rund 80 Mio zu rund 4,5 Mio so zeigt die Statistik dass die deutsche Bevölkerung rund 18 mal größer ist als die in Norwegen. Würde man also die 800 Verkehrstoten in Norwegen ins Verhältnis setzen heißt das 18x800=14400 und damit mehr als doppelt so viele Verkehrstote als in Deutschland, trotz dem berühmten Motto der BMW,Benz und sonstigen PS-Boliden: "Freie Fahrt für freie Bürger", im Gegensatz zur staatlich verordneten Schleichfahrt in Norwegen. Da gibt es eine E 18 zwischen Kristiansand und Oslo und so gut wie jedem Norweger ist bekannt, dass man auf den kleinen Seitenstraßen die paralell dazu verlaufen schneller voran kommt als auf der total überregelten E 18 auf der man mehr 60 km/t fährt als 80 oder gar 90. Mir ist klar, dass ich hier auf eine ganz andere Schiene aufgehopst bin, es geht ja um den Alkohol, ich meine aber, dass es hier einen Kausalzusammenhang gibt. Die meisten Norweger die sich am Wochenende die volle Dröhnung geben, haben einfach nicht gelernt Alkohol anders zu nutzen als als Rauschmittel , dass man Alkohol in kleinen wohldosierten Schlucken auch genießen kann, ohne sich einen Rausch anzutrinken ist diesen Leuten fremd. Mit dem Autofahren ist es das gleiche, ich behaupte mal ganz frech, die meisten Norweger können auch nicht Autofahren, woher den auch, Autofahren ist Luxus (Luxusartikeleinfuhrsteuer) und so drastisch reglementiert, dass die meisten Leute in irgendeiner Form hinter dem Steuer einschlafen. Man rumpelt so mit 60 / 70 vor sich hin und passt überhaupt nicht mehr auf was um einen herum geschieht, Reaktionszeit = Null und schon ist es passiert. Etwaswas mir in dem Zusammenhang sehr sehr stark aufgefallen ist, ist z.B. man hat eine km-lange Gerade, es kommt von vorne kein Auto, ich fahre mit meinem Womo so mit 80 dahin, die Karre gibt halt nicht mehr her, hintermir einige norwegische Autos, die könnten alle überholen, doch keiner tut es. Jetzt kommt eine Kurve in Sicht, die einsehbare Strecke wird immer kürzer, jetzt ist der Norweger hinter mir plötzlich aufgewacht und zieht mit rasanten 85 km/t an mir vorbei. Die Kurve ist inzwischen da und wie durch ein Wunder ist keiner um die Ecke entgegen gekommen. Sagt jetzt blos nicht das wäre übertrieben oder die Ausnahme, ich habe das Zählen inzwischen aufgehört, wie oft mir genau dieses Fahrverhalten schon aufgefallen ist und mache mir bereits einen Spaß daraus, das meinen Beifahrern bereits vorauszusagen. Aber woran liegt es, dieses rätselhafte Verhalten? Meines Erachtens genau in der Überreglementierung und natürlich im wesentlich geringeren Verkehrsaufkommen und damit also in dem Glück, dass halt keiner entgegen kommt, oder doch mindestens nicht so oft wie hier in D.
Der norwegische Gesetzgeber erreicht also genau das Gegenteil von dem was er mit all den gutgemeinten Gesetzen eigentlich erreichen will und das gilt gleichermaßen, für den Alkohol und für das Autofahren.
Ich bin mir überhaupt nicht sicher ob unser System mit meineserachtens viel zu billigem Alkohol und oftmals viel zu schnellen Autos besser ist, statistisch gesehen schneiden wir jedenfalls deutlich besser ab und das macht mich nachdenklich.

Gruß Pilze-Børnie

Ps: Zur Ehrenrettung aller Norweger die ich jetzt wegen des Themas vielleicht beleidigt habe möchte ich doch noch erwähnen, dass alle meine Freunde und Bekannten in Norwegen so gut wie überhaupt keinen Alkohol trinken, bzw. ihn als echtes Genußmittel sehen und wo dann nach einem Glas auch Schluss ist. Kampftrinker kenne ich persönlich in meinem gesamten norwegischen Bekanntenkreis eigentlich keine.
Pilze-Börnie
NF-Mitglied
NF-Mitglied
 
Beiträge: 458
Registriert: Mi, 04. Sep 2002, 21:39
Wohnort: 65611 Brechen

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Alsterix » Sa, 02. Apr 2005, 9:55

Der Vergleich D-N hinkt wegen total unterschiedlicher Voraussetzungen :
Norge hat nunmal eine total andere Topografie und Infrastruktur.
Bei wenig mehr als 300 km Autobahn und der viel høheren Bedeutung des Strassenverkehrs (mangels Bahn-Alternativen z.B.) ist das nicht Æpfel und Birnen sondern Rosinen und Melonen vergleichen... :lol:

Zunæchst mal find ich die E18 durchaus nicht ueberreguliert und die Abschnitte auf denen ich meist am langsamsten vorankomme sind die in Drammen sowie zwischen Sandvika und dem Festungstunnel in Oslo und da liegts in aller Regel am fehlenden Ausbau und am Stau und sonst an gar nix........
Auf jeden Fall finde ich es albern zu schreiben der Strassenverkehr sei "so drastisch reglementiert dass die Leute hinterm Steuer einschlafen".
Man mag zu Geschwindigkeitsbegrenzungen stehen wie man will - die hier in Norge sind (jedenfalls innerorts einerseits und auf den Hauptstrecken, also etwa E6 und E18 andererseits) weitgehend akzeptiert. Nebenbei dann im gleichen Beitrag noch der Hinweis dass das eigene WoMo ja gar nicht mehr hergibt als die 80 km/t - das wird ja dann schon lustig (fahren so viele Touri-WoMos deshalb so seltsam weil die gleich einpennen ?) :D .
Einzelne Raser (speziell Motorræder) gibts immer und ueberall. Aber die durchschnittliche Abweichung von den vorgeschriebenen Høchstgeschwindigkeiten ist klein. Auch polizeiliche Kontrollen ergeben oft nahezu null Verstøsse. Und in fast allen Fællen wo es auf den Landstrassen ørtliche Limits gibt haben die da auch ihre Berechtigung; nicht ohne Grund stehen die Fotoboxen z.B. sehr oft an Unfallschwerpunkten. Offenbar bin ich (lese ich da andere Forumsbeitræge) nicht der einzige Depp der insofern das Autofahren in Norge (und auch sonst Skandinavien) entspannter findet als auf dem Kontinent 8) . Die im prozentualen Vergleich høhere Zahl an Opfern im Strassenverkehr ist wohl eher auf total andere Wetter- und Umweltbedingungen und Strassenverhæltnisse zurueckzufuehren die den Vergleich eben relativieren. Wenn ich von einer durchschnittlichen deutschen Bundesstrasse abkomme lande ich meist in irgendeiner Leitplanke. Komme ich von irgendeinem norwegischen RV ab treffe ich mit hoher Sicherheit einen Baum oder lande im Fjell.
Den Behørden ist das im uebrigen natuerlich piepegal wie wir das finden - in den næchsten Jahren soll z.B. die Zahl der Fotoboxen fast ueberall noch enorm ansteigen. Bei uns im Østfold ist bis 2009 sogar mehr als die Verdoppelung der bisherigen Anzahl geplant, der Schwerpunkt wird allerdings auf den bislang weniger kontrollierten Strecken liegen wie z.B. dem RV 110, RV 111, RV 115. Nach Zeitungsberichten wird da teilweise in Zukunft alle 1000m eine Fotobox stehen (und das nicht wegen der Einnahmen an Bussgeldern sondern um auch auf diesen Strassen die Unfallzahlen zu senken).

Uebrigens ist man in Norwegen auch weitverbreitet der Meinung dass die Auslænder eigentlich allesamt nicht Autofahren kønnen :lol: . Das schlimme daran ist dass sich diese Ansicht jeden Winter ab Null Grad oder 0,5 mm Schnee leider auch immer wieder bestætigt.........


alsterix
Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht. (Erich Fried)

Kultur ist, wenn man aus dem Schädel seines Feindes eine hübsche Trinkschale anfertigt,
Zivilisation, wenn man dafür ins Gefängnis kommt.

Wo gibt`s Høgørøk-Øl ? - http://www.monochrome.com/hogorok

DAS! neue Norwegenforum : http://norwegenforum.foren-city.de email : alsterix@sarpsborg.net
Alsterix
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1741
Registriert: Di, 09. Sep 2003, 18:39
Wohnort: Hamburg/D und Østfold/N - aber meist auf Achse

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Alsterix » Sa, 02. Apr 2005, 10:27

Zurueck zu meinem eigentlichen Thema :

Alkohol ist in Norge ohne frage teuer, von mir aus auch "sauteuer".
Aber der Vergleich mit der fehlgeschlagenen amerikanischen Prohibition hinkt.
Alkohol in verschiedenster Form ist hier relativ leicht erreichbar, es gibt halt nur eine Reihe von Reglementierungen und fuer mich gehen die absolut in die richtige Richtung.

Und welchen Weg die Drogenbekæmpfung in Norge weiterverfolgen will haben die Behørden in Oslo erst gestern wieder klargemacht :
Um 10 Uhr vormittags beginnend haben Polizei und Zoll zusammen mit weiteren Behørden gestern in Oslo eine Grossrazzia in einer Schule durchgefuehrt. Das vorlæufige Resultat waren 11 Festnahmen und die Sicherstellung etlicher Drogen, in der Hauptsache angeblich mehr als ein Kilogramm Haschisch/Cannabis plus kleiner Mengen anderer Drogen.
Die Art der Razzia wird wohl noch politische Diskussionen nach sich ziehen (fast 1700 Schueler plus die Lehrer/Angestellten in der Schule festgehalten und praktisch alles durchsucht) aber der Erfolg gibt der Polizei dabei nunmal leider Recht. Zumindest scheint es so als hætten sie Hændler/Verteiler mit grøsserer Menge erwischt, wenn auch teilweise Jugendliche.

Berichte dazu gibts hier :
http://www.aftenposten.no/iriks/oslo/article1007111.ece
und
http://www.vg.no/pub/vgart.hbs?artid=272272



alsterix
Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht. (Erich Fried)

Kultur ist, wenn man aus dem Schädel seines Feindes eine hübsche Trinkschale anfertigt,
Zivilisation, wenn man dafür ins Gefängnis kommt.

Wo gibt`s Høgørøk-Øl ? - http://www.monochrome.com/hogorok

DAS! neue Norwegenforum : http://norwegenforum.foren-city.de email : alsterix@sarpsborg.net
Alsterix
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1741
Registriert: Di, 09. Sep 2003, 18:39
Wohnort: Hamburg/D und Østfold/N - aber meist auf Achse

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Alsterix » Sa, 02. Apr 2005, 10:30

Der Link bei aftenposten funktioniert nicht, null Peilung warum.
Aber ueber die HP http://www.aftenposten.no kann man sich unter "Oslo" noch bis zu dem Artikel durchklicken, ist nur umstændlicher.


alsterix
Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht. (Erich Fried)

Kultur ist, wenn man aus dem Schädel seines Feindes eine hübsche Trinkschale anfertigt,
Zivilisation, wenn man dafür ins Gefängnis kommt.

Wo gibt`s Høgørøk-Øl ? - http://www.monochrome.com/hogorok

DAS! neue Norwegenforum : http://norwegenforum.foren-city.de email : alsterix@sarpsborg.net
Alsterix
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1741
Registriert: Di, 09. Sep 2003, 18:39
Wohnort: Hamburg/D und Østfold/N - aber meist auf Achse

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Alsterix » Sa, 02. Apr 2005, 10:40

Fuer den Hauptbeschuldigten in den "Methanolsachen" hat die Anklage vor Oslo Tingrett inzwischen 16 Jahre Gefængnis gefordert und es soll eine Summe von 6 Millionen NOK von ihm eingetrieben werden die er angeblich mit dem Spritschmuggel verdient hat.

Bericht :
http://www.aftenposten.no/nyheter/iriks ... 006110.ece

Auch in dem anderen Verfahren sollen zum Ende der næchsten Woche die ersten Urteile fallen.


alsterix
Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht. (Erich Fried)

Kultur ist, wenn man aus dem Schädel seines Feindes eine hübsche Trinkschale anfertigt,
Zivilisation, wenn man dafür ins Gefängnis kommt.

Wo gibt`s Høgørøk-Øl ? - http://www.monochrome.com/hogorok

DAS! neue Norwegenforum : http://norwegenforum.foren-city.de email : alsterix@sarpsborg.net
Alsterix
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1741
Registriert: Di, 09. Sep 2003, 18:39
Wohnort: Hamburg/D und Østfold/N - aber meist auf Achse

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Heli » Sa, 02. Apr 2005, 11:19

Alsterix hat geschrieben: Nach Zeitungsberichten wird da teilweise in Zukunft alle 1000m eine Fotobox stehen (und das nicht wegen der Einnahmen an Bussgeldern sondern um auch auf diesen Strassen die Unfallzahlen zu senken).
Sehr interessanter Aspekt. Glaubst Du das wirklich :?:

Noch interessanter: Alle 1000 m, wieso eigentlich? Das würde doch im Umkehrschluß bedeuten, daß die bisherige Dichte nicht ausreichend ist, also daß in den "Zwischenräumen" gerast wird. Das hört sich doch eher nach Rasen-des-Rasens-willen an. Natürlich hinkt aber der Vergleich mit dem Starßenverkehr, wobei ich da wie Pilze-Börnie leichte Parallelitäten sehe.

@ Alsterix: Wenn man Drogenmißbrauch durch polizeiliche oder rechtliche Mittel in den Griff bekommen könnte, warum klappt es dann nicht?

Die vorher beschriebenen "Treffer" gegen Drogen/Alkohol sind doch nur Aktionismus. Klar, es liegt jede Menge Methanol für die nächste Schulfete bereit und die norwegische Polizei wird aktiv, damit niemand sagen kann, die tun nichts. Und wo? In Oslo. Medienwirksam. Wo Schweden doch so nahe ist. Sehr clever.

Ich denke die meisten beobachten doch ein Alkohol"problem" hier in Norwegen. (Und das Bierchen nach Feierabend halte ich nicht für das Problem, eher die jugentlichen Alkoholleichen, die morgens auf den Gehwegen rumliegen...). Mit einer Lockerung der Alkoholverzollung, wird man das auch nicht so schnell Verändern können, weil dazu ersteinmal der verantwortliche Umgang gelernt werden muß. Was man aber mit der Lockerung ganz schnell erreichen würde wäre, daß demnächst ein paar Kids auf ihrer Schulparty nicht blind werden...

Gruß aus dem sonnigen Larvik!
Heli
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 603
Registriert: Fr, 14. Jan 2005, 16:33
Wohnort: Bergen

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Alsterix » Sa, 02. Apr 2005, 11:41

Heli hat geschrieben:
Alsterix hat geschrieben: Nach Zeitungsberichten wird da teilweise in Zukunft alle 1000m eine Fotobox stehen (und das nicht wegen der Einnahmen an Bussgeldern sondern um auch auf diesen Strassen die Unfallzahlen zu senken).
Sehr interessanter Aspekt. Glaubst Du das wirklich :?:


Allerdings. Ich bin mitunter so blød :wink: .

Zumindest in meinen Papieren steht BLOND & Blauæugig... :lol:



alsterix
Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht. (Erich Fried)

Kultur ist, wenn man aus dem Schädel seines Feindes eine hübsche Trinkschale anfertigt,
Zivilisation, wenn man dafür ins Gefängnis kommt.

Wo gibt`s Høgørøk-Øl ? - http://www.monochrome.com/hogorok

DAS! neue Norwegenforum : http://norwegenforum.foren-city.de email : alsterix@sarpsborg.net
Alsterix
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 1741
Registriert: Di, 09. Sep 2003, 18:39
Wohnort: Hamburg/D und Østfold/N - aber meist auf Achse

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Susanne » Sa, 02. Apr 2005, 12:27

Alsterix hat geschrieben:Einzelne Raser (speziell Motorræder) gibts immer und ueberall. Aber die durchschnittliche Abweichung von den vorgeschriebenen Høchstgeschwindigkeiten ist klein. Auch polizeiliche Kontrollen ergeben oft nahezu null Verstøsse.

(Auch wenn es hier eigentlich um Alkoholmissbrauch geht, ein kleiner Kommentar!)
Das stimmt - zumindest hier in der Gegend - überhaupt nicht!
Letzte Woche wurde hier auf einer gut ausgebauten (aber trotzdem Tempo 80) Strasse abends eine 2-stündige Geschwindigkeitskontrolle durchgeführt... nicht gerade in der Hauptverkehrszeit hat man 5 Fahrer mit über 120 km/h (!!) gestoppt (da ist man den Führerschein für einige Monate los, ausserdem gibt's Punkte und kostet viele tausend Kronen, es kostet ja schon 7800 kr für 31-35 km zu schnell!)... der Schnellste war mit 158 km/h unterwegs :shock: und das bringt ihm zusätzlich zu oben Genanntem noch eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung ein! (Der Rekord auf dieser Strasse liegt übrigens bei über 200 km/h!!)
Tja, zu schnell fahren ist sehr teuer... aber es gibt doch sehr viele Autofahrer, denen das ziemlich egal ist! Ob das Punktesystem da die erhoffte Veränderung ergibt, kann man wohl noch nicht sagen!

Hilsen
Susanne
Susanne
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 775
Registriert: Fr, 23. Aug 2002, 11:50
Wohnort: 69*57'20" N, 23*17'14" O

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Jupp, der Wal » So, 03. Apr 2005, 16:53

hallo aus tromsø mit einem kurzen einwand:
der hier so oft zitierte exorbitant hohe alkoholpreis kommt mir in norge eigentlich gar nicht so extrem teuer vor, da ja auch von einem ganz anderen lohnniveau als in deutschland ausgegangen werden muss.
natürlich sind schüler, studenten und andere, die über kein regelmässiges, oder nur geringes einkommen verfügen nach einer zechtour durch norwegische kneipen pleite.
aber das sind sie in deutschland auch!
ich zumindest war dies sehr oft, und sptästens nach einführung des teuros müsste auch den letzten klar geworden sein, dass ein gediegener abend in der deutschen kneipen/disco/lclub-szene so einige finanzielle opfer fordert, oder etwa nicht?
das argument, das man in deutschland aber als "notlösung" immerhin noch eine palette hansa-pils vom aldi besorgen kann, um diese im eigenen kämmerlein niederzumachen, weil das relativ wenig kostet, stützt vielleicht die tatsache, dass man in deutschland nicht unbedingt auf schmugglalkohol zuückgreifen muss, um sich besaufen zu können aber keinesfalls die, das man es hier mit dem erlernen eines genussvollen trinkens zu tun hat.
verantwortungs- und /oder genussvoller (man geniesst auch den zustand des rausches !!!!!! wäre dieser nämlich ach so schrecklich, würds wohl keiner machen, gelle!!! ) alkohoholkonsum lernt man im übrigen nicht als nationalcharakteristische homogene verhaltensweise des landes, sondern in einem höchst individuellen prozess, indem sowohl das direkte umfeld (freunde, familie, verein) wie auch die eigene endogene neigung zum rauschmittelkonsum die wichtigste rolle spielt.
und als resultat gibt es in norwegen UND deutschland (genauso wie überall anders) neben den alkoholikern und kampftrinkern, halt nun mal auch die wenig-,nicht-,oder genusstrinker, wobei letztgenannte vielleicht in der öffentlichkeit nicht so auffallen, da sie sich meistens nicht bis nachts um drei in irgendwelchen kneipen rumdrücken.

jupp, der sich gleich einen norwegischen wodka genehmigende wal
Jupp, der Wal
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 267
Registriert: Mi, 07. Apr 2004, 1:40
Wohnort: Tromsø

Re: Alkohol-/Methanol und Drogenmissbrauch

Beitragvon Heli » Mo, 04. Apr 2005, 10:54

Jupp, der Wal hat geschrieben: der hier so oft zitierte exorbitant hohe alkoholpreis kommt mir in norge eigentlich gar nicht so extrem teuer vor, da ja auch von einem ganz anderen lohnniveau als in deutschland ausgegangen werden muss.

Ich habe es gewußt. Die benutzen die ganzen Alkoholsteuereinnahmen dazu um den Nordlichtern astronomische Gehälter zu zahlen...

Anmerkung 1: Wenn eine Flasche Hochprozentigen in Norwegen rund 500% teuerer ist als in Deutschland, wieviel verdienst Du denn da oben, daß Dir das nicht so teuer vorkommt ???

Anmerkung2: Preise spiegel den Marktwert einer Ware wieder. Unabhängig vom jeweiligen Budget. Daher kann man kaum hohes Lohnniveau als Begründung für Überteuerung anführen.

Gruß aus dem (vor lauter Arbeit heute nicht) sonnigen Larvik!
Heli
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 603
Registriert: Fr, 14. Jan 2005, 16:33
Wohnort: Bergen

VorherigeNächste

Zurück zu Sonstiges

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast